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Ein Erwachen
Ein Erwachen
Ein Schlag
Ein "Nein"
Ein "Tut mir leid"
Ein Satz, der alle Hoffnungen verschlingt
Der gnadenlos mich in die Kniehe zwingt
Die Wunde blutet, der Süße Traum zerplatzt.
Mein Herz zerschellt an harten Klippen ihrer Worte.
Nun bin ich wach. Und doch verschlafen. Die Luft ist so stickig und die trübe Atmosphäre in dem Zimmer droht mich zu erdrücken. Ich muss hier raus. Aber erst brauche ich einen Kaffe. Ich weiß nicht mal wie spät es ist. Während ich die Landschaft im Fenster betrachte verliert sich mein Blick im Horizont, der noch so schwarz ist, wie die heiße bittere Substanz die mir langsam die Kehle runterrinnt. Die ganze Nacht nicht geschlafen. Nur nachgedacht. Im Bett hin und her gewälzt. Das Kissen durchnässt. Ferngeschaut. Wieder im Bett gelegen. Nun ziehe ich die Jacke an und gehe los. Die kühle Frische der Herbstluft macht mich sofort wach. Leere Straßen. Verlassene Gärten. Einsamkeit. Die kleinen Gartenzwerge stehen auf ihren Grundstücken, arbeiten scheinbar und lächeln. Alle Jahreszeiten hindurch, Tag für Tag, Nacht für Nacht stehen sie da und grinsen fröhlich vor sich hin, als wäre alles in Ordnung. Ich gehe weiter und betrete nun den Wald wo ich von entblößten Bäumen umgeben bin, deren trockenes Kleid unter meinen Füßen raschelt. Schritt für Schritt tauche ich immer tiefer in den dunklen Wald ein. Nur der Mondschein leuchtet mir den Weg. Fragen kreisen in meinem Kopf auf der Suche nach Antworten. Sie suchen vergebens. Sie werden keine Antworten finden. War's das etwa? Es muss doch irgendwie weiter gehen.
Vor mir erscheint eine kleine Lichtung. Als ich sie betrete, fällt mir auf einmal auf, wie wunderschön der Wald ist, von hier betrachtet. Wenn man mittendrin steht. Das silberne Licht des Mondes kühlt die warme Farbe des Laubes ab und wie in einem süßen Schlaf stehen die Bäume da und träumen vor sich hin. Ein sanfter Windhauch streichelt über mein Gesicht, krabbelt unter die Kleidung, kitzelt sanft meinen Nacken und treibt mir einen Schauer über den Rücken. Die Bäume tuscheln untereinander ganz leise und die kleinen Blätter flüstern mit dem Wind. Als ob der Augenblick mir sagen möchte: Entspann dich... hör mir zu... Ich entspanne mich und lausche. Die Erde, das Laub, die Bäume, ja sogar der Himmel, wir alle genießen diesen Augenblick. Mit geschlossenen Augen, verharre ich an dieser Stelle. Zeit spielt keine Rolle mehr. Ich sehe nichts mehr, aber es ist noch alles da. Ich weiß es. Ich spüre es. Der Wind streichelt uns. Ich lausche noch etwas den Bäumen und dem Laub. Plötzlich spür' ich den Wind nicht mehr. Und die Blätter haben auch aufgehört zu reden. Stille. Der Wind möchte auch mal stehen bleiben. Er möchte auch mal genießen. In diesem Bruchteil von Nichts bewege ich mein Fuß leicht nach Vorne und höre die Blätter. Sie sprechen nun zu mir. Jetzt lauscht der Wind. Ich verlagere mein Gewicht auf den Fuß und höre wie ein kleiner Ast mit einem Knacks nachgibt und bricht. Der andere Fuß holt auf. Ich gehe langsam weiter, wobei der Laub jeden Schritt flüsternd kommentiert. Irgendwann öffne ich die Augen, als würde ich aufwachen, und merke den hellblauen Horizont. Es ist noch keine Sonne zu sehen, aber sie macht jetzt schon die Welt etwas heller. Ich bleibe noch mal kurz stehen, hole tief Luft, halte inne und atme aus, völlig losgelöst von allem.
Ich gehe nach Hause und schlafe auf der Couch ein.
SoulSubmarine
Februar 2005