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Ein fast perfekter One-Night-Stand

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11.08.2003
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Ein fast perfekter One-Night-Stand

Es wurde bereits dunkel und ich beschloss, mir ein Hotel für die Nacht zu suchen. Die nächste Autobahnausfahrt war Brandenburg, eine Kleinstadt von der ich zwar schon gehört hatte, aber wo ich noch nie durchgekommen war. Ich entschied mich für ein kleines Hotel im Zentrum, das von außen einen gepflegten Eindruck machte. Ich sprang kurz unter die Dusche und begab mich nach unten an die Bar, um noch etwas zu trinken.
Als ich eintrat, drehte sie mir den Rücken zu und war damit beschäftigt Cocktail-Gläser in ein Rückbuffet zu stellen. Sie trug eine bordeaurote Bistroschürze, eine schwarze Weste und eine weiße Bluse. Ihr hellbraunes Haar hatte sie zu einem Zopf zusammengebunden. Als sie sich umdrehte, sah ich, dass eine gleichfalls bordeaurote Krawatte ihr Outfit vervollständigte.
Sie wirkte sehr zart und da sie eher kleingewachsen war, brachte sie wahrscheinlich kaum mehr als fünfzig Kilo auf die Waage.
„Guten Abend“, sagte sie und zauberte dabei ein Kunden-Begrüßungslächeln auf ihr Gesicht.
„Hallo“, antwortete ich und setzte mich auf einen Hocker an die Bar.
„Sie wünschen?“
„Ein Bier bitte.“
„Beck’s oder Berliner?“
„Berliner!“
Außer mir war nur noch ein Gast anwesend, der sichtlich zuviel getrunken hatte und der wahrscheinlich schon seit geraume Zeit versuchte sie anzubaggern.
„So ein hübsches Ding wie dich würde ich gern mal wieder vernaschen“, lallte er.
„Ich bin aber keine zum vernaschen“, sagte sie bestimmt aber freundlich.
Der Gast nippte an seinem Bier, schien verzweifelt zu überlegen wie er das Gespräch mit ihr ankurbeln konnte, doch sein Alkoholpegel liess dies offensichtlich nicht mehr zu.
Nach zwei drei weiteren kläglichen Versuchen, die sie gekonnt abwürgte, gab der Gast schließlich auf, zahlte und schwankte zur Tür hinaus.
„Sie machen das gut“, sagte ich, als er weg war, „es ist bestimmt nicht einfach mit Männern klarzukommen, die angetrunken sind.“
Sie sah mich an und grinste.
„Es ist auch nicht einfach mit Männern klar zu kommen wenn sie nüchtern sind.“
Ich musste lachen.
„Vielleicht kann ich ja das Image der Männer ein wenig aufpolieren.“
„Da haben Sie sich aber viel vorgenommen, wie lange bleiben Sie denn in der Stadt?“
„Nur eine Nacht.“
„Sie sind der Gast, ich die Bedienung, ich muss nett zu Ihnen sein“, entgegnete sie.
„Vergessen Sie einfach, dass ich ein Gast bin und sagen Sie was Sie denken!“
„Sie haben es ja eben miterlebt, ich könnte mich hier jeden Abend von einem anderen abschleppen lassen, aber one-night-stands sind nicht mein Ding?“
„Sie tun dem one-night-stand unrecht!“
„Ach, warum?“
„Die meisten Menschen verstehen unter einem one-night-stand etwas billiges, verwerfliches.“
„Und Sie wollen mir jetzt erzählen, dass es eher etwas romantisches ist?“
„Das habe ich nicht gesagt, ich meinte nur, dass ein one-night-stand nicht zwingend bedeutet jede Nacht mit einem anderen ins Bett zu gehen.“
„Aha.“
„Ein one-night-stand sollte keine Nacht sein, die man schon am nächsten morgen bedauert, weil man weiss, dass es ein Ausrutscher war, der nichts bringt.“
„Ach, und was ist in ihren Augen ein one-night-stand?“
„Eine Nacht mit einem völlig Fremden, Sie wissen nichts über ihn, keinen Namen, keine Adresse, einfach nichts. Sie verbringen die Nacht mit ihm, haben wenn möglich richtig guten Sex und am morgen trennen sie sich ohne sich je wieder zu sehen. Ohne die Möglichkeit zu haben noch einmal mit ihm in Kontakt zu treten.“
„Und was ist daran so besonders?“
„Es gibt kein danach. Wenn der Sex gut war hat man nur eine einzige Erinnerung und zwar eine Positive. Niemand wird versuchen Sie anschließend in eine Beziehung zu zwingen oder über Sie richten, weil Sie sich ein kleines Abenteuer gegönnt haben.
„Und Sie wären dann dieser Fremder? Netter Versuch,“ sagte sie.
Ich musste mir zwar eingestehen, dass sie mir gefiel, aber ich hatte eigentlich nicht vorgehabt sie anzubaggern. Dass sie es jetzt so aufnahm war mir nun doch ein wenig peinlich.
„Keine Angst, sie eignen sich nicht zum one-night-stand,“ sagte ich deshalb in einem leicht scherzhaften Ton.
„Ach so,“ antwortete sie, stemmte die Hände in die Hüften und bemühte sich eine beleidigte Miene aufzusetzen.
„Warum nicht,“ fragte sie dann nach einer kurzen Pause.
Ich beugte mich etwas über den Tresen und zeigte auf ihr Namensschild mit der Aufschrift Emilia.
„Sie erfüllen die Bedingung nicht eine Fremde zu sein, ich weiss nicht nur wo sie arbeiten sondern auch wie sie heißen, wenn ich wollte, könnte ich jetzt alles herausfinden was es über Sie zu wissen gibt.“
Augenblicklich kehrte das Lächeln wieder auf ihre Lippen zurück. Ein Lächeln, das mich ermunterte sie nun doch ein wenig anzubaggern.
„Ich wäre hingegen ein perfektes one-night-stand für Sie!“
Sie unterbrach das Abtrocknen der Gläser und lehnte sich jetzt ihrerseits etwas über den Tresen, diesmal bemüht sehr ernst zu wirken. Erst jetzt fiel mir auf, dass ihr Gesicht mit kleinen Sommersprossen übersät war, die ich unter der sonnengebräunte Haut bislang nicht wahrgenommen hatte.
„Sehen sie die junge Dame dahinten“, fragte sie und deutete Richtung Rezeption.
Ich wusste augenblicklich was jetzt kommen würde aber sie machte sich einen Spaß daraus es mir haargenau zu erklären. Sie lächelte während sie sprach und ihre grau-grünen Augen schienen noch einen Tick heller zu strahlen.
„Als Sie vorhin eingecheckt haben, haben Sie Name und Adresse angegeben. Ich kann also ohne größere Umstände in Erfahrung bringen wer Sie sind und woher Sie kommen. Daher erfüllen Sie leider nicht die Bedingung ein Fremder zu sein.“
Sie widmete sich wieder dem Abtrocknen der Gläser, lächelte mir dabei verschmitzt zu und zuckte entschuldigend mit den Schultern.
Ich sah sie wortlos an, sie gefiel mir, Frauen die mir keine Antwort schuldig blieben und meine Art von Humor so clever auskonterten wie sie, haben schon immer anziehend auf mich gewirkt.
„Sie dürfen das nicht so eng sehen“, sagte ich schließlich, „vergessen Sie einfach das Wenige das Sie über mich wissen.“
„Sie brechen Ihre eigenen Spielregeln?“
Das verschmitze Lächeln das ihre Lippen immer noch umspielte verriet mir, dass sie es genoss mich aufzuziehen und ich genoss die Unterhaltung mit ihr.
Kurz nach Mitternacht verabschiedete ich mich.
„War nett sich mit ihnen zu unterhalten“, sagte ich.
„Danke, war mir auch ein Vergnügen.“
Ich zahlte und ging. An der Tür drehte ich mich noch einmal um.
„Wenn Sie ihre Meinung ändern“, sagte ich und deutete Richtung Rezeption, „die Dame hat meine Zimmernummer.“
„Ich weiss,“ sagte sie nur und lächelte.


Ich war schon fast eingeschlafen, als ich hörte wie die Zimmertür mit einem leisen Klick aufsprang. Sie hatte nicht nur meine Zimmernummer in Erfahrung gebracht, sondern auch gleich den Zweitschlüssel an sich genommen. Sie machte kein Licht und tastete sich im Dunkeln durchs Zimmer. Durch die zugezogenen Vorhänge fiel ein Hauch von Mondschein, der mir erlaubte ihre Umrisse im Zimmer auszumachen. Langsam schälte sie sich aus ihren Kleidern und legte sie sorgfältig über einen Stuhl. Als sie nackt war kroch sie zu mir unter die Bettdecke. Ihre Haut fühlte sich zart und warm an. Ich zog sie an mich und küsste sie. Langsam ließ ich meine Lippen über ihren Hals gleiten und entlockte ihr dabei einen kleinen Seufzer. Meine Hände ertasteten ihre kleinen festen Brüste und begannen sie zu streicheln bis ihrer Brustwarzen hart wurden und sich aufrichteten. Ich beugte mich über Sie und umspielte eine der Brustwarzen sanft mit der Zungenspitze, dabei entlockte ich ihr weitere Seufzer, diesmal länger und tiefer. Meine Lippen glitten weiter an ihrem Körper herab, umspielten den Bauchnabel. Sie spreizte die Beine etwas, um mir zu verstehen zu geben wo ich hinmusste. Ich begann mit der Zunge kleine Striche auf ihren Bauch zu malen. Ich wollte sie hinhalten, ihr Verlangen steigern, ihr weitere kleine Seufzer entlocken. Mit den Handrücken strich ich über die Innenseite ihrer Schenkel und ließ meine Lippen wieder ein Stück weiter abwärts gleiten. Meine Zunge strich ganz zart über ihre Klitoris und diesmal beließ sie es nicht bei einem Seufzer sondern stöhnte leise auf. Ich hätte noch länger so weitergemacht, hätte es noch länger genossen sie unter meinen Berührungen dahin schmelzen zu lassen, aber sie griff mit beiden Händen nach meinem Kopf und zog mich wieder hoch. Während sie mich küsste drehte sie mich herum und drückte mich in die Kissen. Ich sah wie sie etwas ertastete, das sie zuvor auf dem Nachttisch abgelegt hatte, hörte das Zerreißen von Papier und dann zog sie mir das Kondom über. Als sie sich auf mich setzte und ich in sie eindrang, hatte ich endgültig die Kontrolle verloren. Sie war es jetzt die den Rhythmus vorgab, die bestimmte was passierte und die kleinen Laute von Erregung und Genugtuung, stammen jetzt nicht mehr ausschließlich von ihr. Als sie erschöpft über mir zusammensackte hielt ich sie noch eine Zeit lang im Arm, streichelt ihren Rücken, ihren Po und küsste von Zeit zu Zeit ihre Schultern, ihr Haar und genoss die kleinen zufriedenen Seufzer die sie immer noch von sich gab.
Sie ging wie sie gekommen war, leise und ohne Licht zu machen. Manchmal bin ich noch auf dieser Strecke unterwegs und immer wenn ich die Ausfahrt Brandenburg sehe denke ich an sie, sehe vor meinem geistigen Auge wie sie lächelt, aber ich bin nie mehr nach Brandenburg zurückgekehrt.

 

Hallo Ernzberger,

Deine Geschichte ist gut geschrieben, und erotisch ist sie allemal.

Der einzige Negativpunkt aus meiner Sicht ist, dass nichts anderes passiert als dass die Hauptfigur (gleichzeitig der Ich-Erzaehler) eine Frau aufreisst und Erfolg damit hat. Irgendeine ueberaschende Wendung in der Handlung haette der Geschichte gut getan - sie ist fuer meinen Geschmack ein wenig zu linear, deshalb kommt nicht wirklich Spannung rueber. Auch der Titel klingt leider ein wenig banal. Uebrigens wuerde es nach meinem Sprachgefuehl "Ein fast perfekter One-Night-Stand" heissen. "Der" ist als Artikel hier gebrauechlicher als "das" und den "One-Night-Stand" wuerde ich gross schreiben (auch wenn der Begriff aus dem Englischen uebernommen wurde).

Die Geschichte ist gut geschrieben, und die Erotik "kommt auch rueber"... So gesehen habe ich sie gerne gelesen.

Noch ein paar Kleinigkeiten, ueber die man sich streiten kann:

aber wo ich noch nie durchgekommen war.
Umgangssprache. Richtig muesste es heissen "durch die ich noch nie gefahren war" oder "an der ich noch nie vorbeigefahren war"...


An einigen Stellen wuerde ich ein zusaetzliches Komma setzen, aber die meisten sind wohl nicht zwingend erforderlich:

und ich beschloss mir ein Hotel für die Nacht zu suchen.
Komma nach "beschloss"

Als ich eintrat drehte (...)
Komma nach "eintrat"

Als sie sich umdrehte sah ich,(...)
Komma nach "umdrehte"

(...) da sie eher kleingewachsen war brachte sie (...)
Komma nach "war"...

(...) der wahrscheinlich schon seit geraume Zeit versuchte sie anzubaggern.
Komma nach "versuchte"...

usw. usf.

Oliver

 

Hallo Ernzberger,

bei mir bleibt die Frage, warum beinahe ein perfektes one-night-stand. Bezieht sich das nur darauf, weil es nicht den perfekten Regeln (anonymität)des Prots entsprach?
Ansonsten ist doch alles perfekt gelaufen, oder?

Pluspunkt an der Geshcichte ist auf jeden Fall deine Erzählkraft. Du schreibst gut, obwohl es sich anfangs wie eine Tagebucheintragung anhört. Den Dialog an der Bar finde ich gut in Szene gesetzt, man hört es knistern.

Allerdings erschöpft sich die Kg dann auch rasch.
Klar, es sollte ja auch nur ein one-night-stand. sein, aber das will mir nicht so recht reichen. Meiner Meinung nach solltest du den letzten Absatz noch etwas ausfeilen, mehr Emotionen hineinbringen. Vielleicht würde dein Prot ja eigentlich gerne noch einmal dort halten, aber er traut sich nicht/ vielleicht kommt am Ende raus, dass dies sein erster one-night-stand war/ vll, vll.
So finde ich das Ende etwas dünn. Und es tut der ansonsten gut geschriebenen Geshcichte unrecht...

grüßlichst
weltenläufer

 

Hi Ernzberger,

die Geschichte hat mir bis auf den Schluß auch sehr gut gefallen. Der Dialog ist einfach klasse. Aber das Ende nix Aha-mäßiges, ich dachte während ich die Bettszene las, jetzt stellt sich gleich raus, dass es die Frau von der Rezeption ist, die von der Barkeeperin einen Wink bekam, aber war nicht.
Schade, denn sprachlich ist die Story gut.
Wie wärs mit einfach nur "ONS" als Titel?
LG
Katinka

 

Hallo

Danke an alle fürs lesen und kommentieren meiner Geschichte. Es ist das erste Mal, dass ich mich an die Darstellen einer Bettszene herangetraut habe. Wahrscheinlich habe ich mich zu sehr darauf konzentriert ein wenig Erotik rüberzubringen und zu wenig darauf geachtet, dass die Geschichte richtig spannend wird.

@Oliver1982
Ich gestehe, die Kommaregeln sind nicht meine Stärke :)
Freut mich aber, dass die Erotik deiner Ansicht nach gut rüber kommt.

@weltenläufer
Ja, der Titel bezieht sich auf die nicht ganz eingehaltene Anonymität, sollte aber eher ein wenig ironisch rüberkommen.
Danke für deine Anmerkungen.

@KalinkaH
Freut mich, dass die Geschichte dir gefallen hat. Ich gebe zu, deine Idee die Dame aus der Rezeption statt der Bardame zum Prot zu schicken, hätte der Geschichte eine unerwartete Wende gegeben :)

LG
Ernzberger

 

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