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Ein ganz besonderes Weihnachten

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09.06.2012
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Ein ganz besonderes Weihnachten

Als ich mich heute auf den Weg in die Schule mache, habe ich so ein Kribbeln im Bauch. Ich weiß, dass heute ein ganz besonderer Tag ist. Wir bekommen eine neue Schülerin. Wir haben noch nie eine neue Schülerin bekommen! „Hallo Lizzy“, ruft eine Stimme. Ich drehe mich, ganz aus meinen Gedanken gerissen, um und sehe meine Freundin Kati. Sie geht in die Selbe Klasse wie ich. „Hi“, sage ich aufgeregt. Sie merkt gleich, dass etwas an mir anders ist als sonst. „Was ist denn los?“, fragt sie deshalb. „Weißt du es denn nicht mehr?“, meine ich und starre sie nur ungläubig an. „Was soll denn sein?“, antwortet sie verwirrt. „Na, wir bekommen doch eine Neue“. „Freust du dich denn gar nicht und bist du nicht aufgeregt?“, wundere ich mich. „Ach was. So toll ist das nun auch mal wieder nicht!“ Ich bin enttäuscht. Bin ich etwa die einzige, die aufgeregt ist? Schweigend laufen wir weiter, hängen beide unseren Gedanken nach. An der Schule angekommen, werden wir schon von unserer Lehrerin erwartet. „Hallo ihr beiden“, sagt sie lächelnd, „geht schon mal vor in die Klasse, ich komme dann nach, wenn eure neue Klassenkameradin da ist“. Wir gehen ins Klassenzimmer. Wie ich feststelle, bin ich doch nicht die einzige, die sich über eine neue Schülerin Gedanken macht. Meine ganze Klasse überlegt, wie sie aussieht oder wie sie heißt. Wir wissen noch nichts über sie, außer, dass sie aus Israel kommt. Während ich noch gespannt den Gesprächen meiner Freunde zuhöre, kommt meine Lehrerin mit einem sehr hübschen jungen Mädchen herein. Die Jungen starren sie fassungslos an, damit haben sie wohl nicht gerechnet! „Hallo“, sagt sie unsicher, „ich heiße Rachel und komme aus Tel Aviv. Vielleicht kennen manche diese Stadt. Sie ist sehr groß“. Ich bemerke den leichten Akzent den sie in der Stimme hat. Er ist fast nicht zu hören, aber manche Worte spricht sie ein wenig anders aus. „Mein Vater arbeitet wieder in Deutschland, deshalb sind wir hierhergezogen. Meine Mutter kommt aus Israel, mein Vater ist Deutscher. Einige Zeit vor meiner Geburt sind sie zusammen nach Tel Aviv gezogen. Ich freue mich, dass ich jetzt hier bin und eure Kultur sehen kann. Wenn ihr möchtet kann ich euch meine zeigen.“ „Sie ist nämlich Jüdin!“, ergänzt unsere Lehrerin stolz. Unbeholfen steht Rachel vorne. „Hey, Rachel, setz dich doch zu mir. Hier ist noch Platz!“, rufe ich ihr lächelnd zu. „Ja gerne“, antwortet sie erleichtert. Der restliche Schultag verläuft ereignislos. Nach der Schule frage ich sie wo sie hin muss. Sie wohnt ganz in meiner Nähe, stellt sich heraus. Deshalb laufen wir zusammen zurück. Wir unterhalten uns über das verschiedene Leben in Israel und in Deutschland. Ich erfahre einiges über den Krieg dort, den sie hautnah miterlebt hat, während ich manchmal was darüber in den Nachrichten aufgeschnappt habe. Als wir vor ihrer Haustür angekommen sind verabschieden wir uns. Wir machen noch eine Uhrzeit aus, wann wir uns am nächsten Morgen treffen um in die Schule zu gehen. Dann gehe auch ich nach Hause. Ich mache mir viele Gedanken darüber, was sie erzählt hat. Es macht mich neugierig. Sobald ich Zuhause bin, fahre ich meinen Computer hoch und lese einiges über Israel. Dann fällt mir ein, dass jemand etwas darüber gesagt hatte, dass Rachel Jüdin sei. Ich weiß sehr wenig über diese Religion, fällt mir da auf. Ich mache mich also auch darüber schlau. Ich lerne, dass ihr Kalender nach dem Mond geht, die Religion schon viel älter ist als das Christentum und vor allem merke ich, dass sie ganz andere Feste haben als wir. Sie feiern kein Weihnachten? Das kann ich mir gar nicht vorstellen! Was wäre das Jahr ohne Weihnachten? Ich beschließe sie am nächsten Tag darüber zu fragen und mehr von ihr zu erfahren. Am Abend liege ich im Bett und denke über den Tag nach. Da fasse ich einen Entschluss: Ich will, dass Rachel einmal sieht, wie Weihnachten ist und wie es gefeiert wird! Am nächsten Morgen treffe ich Rachel wie verabredet und frage sie, ob sie schon mal Weihnachten gefeiert hätte. „Nein“, sagt sie, „aber das ist nicht schlimm. Wir haben andere Feiertage.“ „Weißt du denn etwas über Weihnachten?“ frage ich neugierig. „Nein, nicht wirklich“, gibt sie zu. Ich frage sie, ob sie Lust hätte, wo sie doch jetzt in Deutschland wohne, einmal Weihnachten zu feiern und einmal die Sitten und Bräuche dieses Festes kennen zu lernen. Sie ist ein wissbegieriges und aufgeschlossenes Mädchen. Außerdem kommt ihr Vater ja aus Deutschland. Sie sagt sofort zu. Jetzt muss ich nur noch meine Eltern davon überzeugen, dass sie kommen kann. Das dürfte aber kein großes Problem werden, schließlich ist Weihnachten ja das Fest der Liebe und irgendwo auch das Fest der Großzügigkeit und Freundlichkeit. So sehe ich das jedenfalls… Als ich am Mittag nach der Schule nach Hause komme, riecht es köstlich nach Plätzchen. Meine Mutter hat gebacken. Klar, es ist ja auch schon der 22. Dezember. Zwei Tage vor Heiligabend! Ich laufe in die Küche und umarme meine Mutter. „Hallo Lizzy mein Schatz. Und wie war die Schule? Alles in Ordnung?“ fragt sie und lächelt mich liebevoll an. „Ja Mama, alles prima. Darf ich dir was sagen, was mir ganz wichtig ist?“ „Aber natürlich Liebling“ „Ich habe doch eine neue Schülerin in meine Klasse bekommen. Sie ist aus Israel und hat noch nie in ihrem Leben Weihnachten gefeiert. Darf sie bei uns sein, wenn wir feiern? Es wäre mir sehr wichtig und sie würde sich auch sehr freuen, hat sie gesagt.“ Meine Mutter schaut mich kurz etwas unschlüssig an, doch dann stimmt sie zu und verspricht mir, dass Rachel kommen darf. „Wenn du magst, kannst du sie schon morgen mitbringen. Der Weihnachtsbaum muss noch dekoriert werden. Das kannst du doch so gut“ „Au ja. Das ist toll. Morgen nach der Schule kommt sie dann mit mir.“ Am nächsten Morgen bin ich schon ganz aufgeregt, Rachel von allem zu erzählen. Sie freut sich sehr und stimmt gleich zu, mit mir den Baum zu schmücken. Also gehen wir nach der Schule zu mir. Den Weihnachtsbaum zu schmücken macht uns total Spaß! Wir hängen Unmengen von Lametta und Christbaumkugeln an den armen Baum, der unter seiner Last beinahe zusammenbricht. Nach zwei Stunden sind wir mit unserem Werk zufrieden. Meine Mutter kommt mit einem Teller voller Kekse zu uns und sagt, dass sie zur Stärkung seien, wo wir doch so fleißig wären. Wir essen alle Plätzchen auf, nur die mit Marmelade gefüllten rührt Rachel nicht an. „Magst du keine Marmelade?“, frage ich sie verständnisvoll. „Doch, schon aber nur wenn meine Mutter sie macht kann ich sie essen. Marmelade ist nicht kosher.“ „Was ist denn kosher“, frage ich sie. „Das bedeutet, dass etwas den Reinheitsgeboten entspricht. Das bezieht sich auf das Essen. Manche Dinge sind „unrein“, wie zum Beispiel Schweine. Deswegen dürfen wir kein Schweinefleisch essen. In Marmelade ist Gelatine und da wiederum ist Schwein enthalten.“ Ich bin überrascht, sage aber nichts mehr dazu. Sie lächelt mich an und sagt, dass sie dann auch gehen müsse. Am nächsten Tag seien ja Ferien. Sie würde dann um 16 Uhr kommen. „Ok, bis dann“, rufe ich ihr noch hinterher. Den restlichen Abend mache ich viel mit meinem Bruder und helfe meiner Mutter bei den Vorbereitungen für das große Fest am nächsten Tag. Ich bin sehr aufgeregt, auch wegen den Geschenken. Ich wünsche mir schon seit langem silberne Ohrringe. Bis jetzt habe ich sie noch nicht bekommen. Vielleicht ändert sich das ja jetzt. Am nächsten Morgen treffen wir noch die letzten Vorbereitungen für den Abend. Dann gehe ich duschen, ziehe mich an und mache mir die Haare. Ehe ich mich versehe, klingelt es schon an der Tür. Ich renne die Treppe runter und öffne die Tür. Vor mir steht Rachel. Sie sieht noch hübscher aus als sonst in ihrem Hellblauen Kleidchen. Fast wäre ich neidisch geworden, aber das wäre der falsche Zeitpunkt. „Komm rein“, sage ich zu ihr. Sie überreicht mir ein kleines Päckchen. „Für dich“, sagt sie lächelnd. Für meine Eltern und meinen Bruder hat sie als kleines Dankeschön auch etwas dabei. Wir legen alles unter den Weihnachtsbaum. Meine Eltern und mein Bruder kommen und begrüßen Rachel. Als wir alle zusammen sind, gibt es als erstes das Krippenspiel. Mein Bruder und ich erzählen die Weihnachtsgeschichte anhand der kleinen Figuren. Meine Eltern und Rachel sind unsere Zuschauer. Rachel ist begeistert von den kleinen geschnitzten Figürchen. Das erinnere sie an Israel, dort gäbe es auch viele Handarbeiten erzählt sie uns. Danach sitzen wir alle zusammen und singen Weihnachtslieder. Am meisten gefällt Rachel „Stille Nacht“. „So jetzt ist es aber Zeit zu essen“, sagt meine Mutter mit einem Blick auf die Uhr. „Sonst verbrennt uns noch die Weihnachtsgans im Ofen“, scherzt mein Vater. Natürlich passiert nichts dergleichen und wir sitzen alle zusammen am Tisch und genießen das Essen. Meine Eltern erzählen noch einige Dinge über die Weihnachtstradition und Rachel erklärt uns ausführlich alles über ein Fest, das fast zeitgleich zu Weihnachten stattfindet, nur ein wenig früher. Es heißt „Chanukka“. Wir hören alle gespannt zu, wie sie uns die Geschichte des Festes erzählt. Als sie fertig ist, ruft mein Bruder gleich: „Bescherung, Bescherung“. Rachel lacht leise. Wir begeben uns alle zum Weihnachtsbaum, der im Licht funkelt und glänzt. Als erstes gibt uns Rachel ihre Geschenke. Für mich hat sie einen Schal, der selbstgemacht ist. Für meinen Bruder einen Fußball und meine Eltern bekommen eine selbstgetöpferte Keramikschale. Alle freuen sich über die Geschenke. Dann dürfen wir Kinder noch unsere Geschenke auspacken. Meine Eltern haben für Rachel ein Buch. Ich habe ihr einen Schlüsselanhänger mit ihrem Namen geschenkt. Mein Bruder und ich bekommen natürlich noch mehr und als ich schließlich das lang ersehnte paar silberner Ohrringe auspacke, freut sich Rachel fast genauso stark wie ich. Sie ist echt ein tolles und sehr nettes Mädchen. Ich bin mir sicher, meine Familie denkt das Selbe, denn sie schauen Rachel immer wieder bewundernd an. Dann sitzen wir noch lange zusammen. Meine Eltern unterhalten sich, mein Bruder spielt glücklich mit seinen neuen Spielsachen und Rachel und ich reden noch bis tief in die Nacht hinein. Irgendwann hat aber auch das Schönste mal ein Ende und so kommt es, dass wir uns alle von Rachel verabschieden. Rachel bedankt sich für das schöne Fest. Sie scheint sehr glücklich. So wie ich, denn das war das interessanteste und schönste Weihnachtsfest in meinem ganzen Leben und ich bin mir ganz sicher, dass Rachel und ich einmal beste Freundinnen werden!!!

 

Hey Schreiberlein,

nur für den Fall, dass Du Dir die Frage stellst, warum niemand etwas zu dem Text sagt, hier die Antwort:

Du hast hier 5 Texte eingestellt. Bei dreien haben sich Leute die Zeit genommen sie zu lesen und zu kommentieren. Von Deiner Seite null Reaktion. Nicht mal ein Danke, was nicht gerade höflich ist. Aber es zeigt auch, dass Du nicht daran interessiert bist, an Deinen Texten zu arbeiten. Dafür ist dieses Forum aber gedacht, und da stellt sich doch die Frage, warum sich wer Zeit ans Bein binden soll, wenn es die Autorin doch nicht interessiert.
Dazu kommt, dass Du Dich deinerseits so gar nicht für andere Geschichten zu interessieren scheinst. Das ist eine sehr einseitige Beziehung, die eben irgendwann keinen Spaß mehr bringt.

Falls Dich auch das nicht interessiert, dann weiß ich auch nicht :).

Beste Grüße Fliege

 

Hallo Fliege,
es tut mir leid, dass ich so lange nicht geantwortet habe, aber ich hatte private Probleme. Daher habe ich keine Zeit gefunden, mich mal wieder blicken zu lassen ;).
Ich hoffe, ihr verzeiht mir! Bis bald wieder, Schreiberlein:)

 

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