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Ein ganz normaler Tag?

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07.02.2007
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Ein ganz normaler Tag?

„Nein, nein, nein, NEIIIIN!!!“ Ich schreie dem dahinfahrenden Bus nach, das letzte Nein mit einem Fußtritt begleitend.
„Aaaaahhhhhh! Das GIBT’S doch nicht!!!“ Schimpfend und missmutig stampfe ich zur Station. Schon wieder habe ich den Bus verpasst. Ich will mir gar nicht ausmalen, was mein Chef über mein neuerliches zuspät kommen zu sagen hat. Nein wohl eher zu maulen hat.

Dabei bin ich heute extra früh aufgestanden, aber wer konnte schon ahnen, dass alles schief geht, was nur schief gehen kann?!

Zuerst die Kaffeemaschine. Sie hatte schon immer ein paar Macken, aber sie tat ihren Dienst, wenn man ihr gut zuredet. Heute nicht. Und dabei hab ich ihr SO gut zugeredet. Nein. Sie wollte nicht. Nun, nach einer kurzen Phase, des fast-in-Tränen-ausbrechens, habe ich mich damit abgefunden und mich damit getröstet, dass ich dafür in der Arbeit eine große Tasse bekomme.

Dann war da noch die Kleidungsfrage. Ich hatte mir gestern alles rausgelegt, was ich mir heute anziehen wollte, doch eigenartigerweise hat’s mir heute nicht mehr gefallen. Das zog ein 30-minütiges Schrankdurchwühlen nach sich, bei dem ich dann ähnliche Sachen, wie die bereits am Vortag rausgelegten, gewählt habe.

Doch das wäre alles nicht so schlimm gewesen, hätte da nicht das Telefon geläutet. Bevor ich noch nachdachte, hatte ich abgehoben und als ich das geschluchzte „Hallo“ meiner Schwester hörte, wollte ich am liebsten wieder auflegen. Nicht dass ich meine Schwester nicht lieben würde – versteht mich nicht falsch – aber sie macht momentan eine schwierige Phase durch. Sie vermutet, dass ihr Mann eine Affäre hat und meint mir jede Kleinigkeit - ob er komisch riecht oder eine Nummer auf seinem Handy aufscheint, die sie nicht kennt - erzählen zu müssen.
Ich habe normalerweise ja immer ein offenes Ohr für sie, doch ausgerechnet in der Früh – HEUTE Früh - braucht sie mich auch nicht anzurufen. Ich versuche ihren Redeschwall zu unterbrechen, aber zu mehr als einem gelegentlichen „Du … ähm …. ich muss…“ oder ein „Ich weiß, aber jetzt …..“ komme ich nicht.

45 Minuten. 45 MINUTEN!! Tja, da war sie dahin, die Zeit die ich früher aufgestanden bin.

Und jetzt warte ich auf den nächsten Bus. Ungeduldig auf meine Uhr blickend. Mit dem rechten Fuß auf den Asphalt tippend. Bitte, bitte, bitte, bitte, nun komm schon. Ich schaue angestrengt in die Richtung aus der er kommen soll. Ein paar Leute um mich herum blicken in dieselbe Richtung, aber deren Mienen drücken eher Langeweile aus.
Da! Endlich! Er biegt um die Ecke. Ich bin die Erste die einsteigt und lasse mich auch gleich auf den Platz hinter dem Fahrer fallen. Nach einem nochmaligen Blick auf die Uhr, stelle ich fest, dass ich es eventuell noch schaffen könnte. Mit den Gedanken den Bus antreibend, starre ich aus dem Fenster.

Nächste Station. Aahhh nun fahr schon, steigt eh niemand ein! Ein Knurren entringt sich meiner Kehle. Der Fahrgast neben mir, sieht mich mit hochgezogenen Brauen an.

Wir fahren wieder an. Nächste Station. Eine Menge Leute drängen sich in den Bus. Die meisten finden keinen Sitzplatz mehr. Neben mir bleibt ein junger Mann stehen. Dahinter sehe ich eine alte Frau. Sie stützt sich schwer auf ihren Stock. Ich seufze, stehe auf und biete ihr meinen Platz an. Mit einem „Oh, wie nett von ihnen junge Dame!“ setzt sie sich. Nun bin ich dem Typen, der neben meinem – nunmehr dem der alten Frau - Sitz steht, sehr nah. Ich blicke kurz hoch in sein überaus attraktives Gesicht und sehe dass er mich anlächelt. Ich grinse schnell zurück und richte meinen Blick gen Fenster.

Aus den Augenwinkeln merke ich, dass er mich unverwandt anschaut. Leicht nervös, huschen meine Augen zu ihm. „Ist was?“ flüstere ich, fragend lächelnd.
Er grinst und nickt. Mehr nicht. Nickt nur. Was soll das jetzt wieder bedeuten?? Kurz schießt mir durch den Kopf, ob ich vielleicht irgendwelche Essensreste auf dem Gesicht kleben habe, aber dann fällt mir ein, dass mein Frühstück – danke Schwesterherz – heute ausgefallen ist.
Ich beginne mit meinen Fingern gehen die Stange zu tippen, an der ich mich festhalte.

Nächste Station. Durch den Bremsvorgang des Busses und meinen nicht um die Anhaltestange geschlossenen Fingern, komme ich aus dem Gleichgewicht. Ich weiß, ihr erwartet jetzt, dass ich in seine Arme falle. Nein, ich kann mich noch mal festhalten und hätte mich auch wieder stabilisiert, doch trotzdem finde ich mich in seiner Umarmung wieder.

„Ich hab dich“, haucht er in mein rechtes Ohr. Ich bin viel zu überrascht um etwas zu erwidern oder um mich zu lösen. Im nächsten Moment schiebt er mich auf die sich öffnenden Bustüren zu. Mein Verstand schreit NEIN, mein Herz schreit OHHHH JAAAAA zurück. Unnötig zu sagen, dass mein Herz gewinnt. Draußen auf dem Bürgersteig – ich befinde mich noch immer in seinen Armen – schaue ich dem Bus nach. Kurz durchzuckt mich Schuldbewusstsein. Doch fast gleichzeitig wird es von Aufgeregtheit abgelöst. Wann war mir das das letzte Mal passiert? Nein falsch. Wann war JEMANDEN so etwas das letzte Mal passiert? Konnte das überhaupt wahr sein? Träume ich nur? Nun, das kann man ja überprüfen.
Ich zwicke ihn in den Rücken.
„Au!“ grinst er mich an und lässt mich los „Ich bin wirklich!“ liest er meine Gedanken. Ich grinse strahlend zurück. „Ja. Und was jetzt?“. Er nimmt meine linke Hand in seine rechte und meint „Alles!“.

Nachtrag: Mein Handy läutet. Nach kurzem Blick auf das Display, hebe ich ab. Sofort beginnt eine Stimme zu kreischen, doch ich unterbreche diesen Wutanfall einfach mit einem schwachen „Chef? Sorry, ich bin krank. Ich liege im Bett und kann mich kaum bewegen. Muss mir wohl diesen Virus eingefangen haben, der momentan in der Luft liegt. Hust, hust.“ Keine Ahnung, ob es besagten Virus wirklich gibt, aber ich denke mein Chef hat genauso wenig Ahnung. Mit einem mürrischen „Gute Besserung.“ beendet er das Gespräch.
Ich widme mich wieder meinem grinsenden Gegenüber, dessen Name übrigens Georg ist, und wir lachen.

Es wurde doch noch ein schöner Tag. Einer von vielen.

 

Da ich jemand bin, der Geschichten grundsätzlich ohne Erwartungshaltung angeht, fand ich deine Geschichte gut.
Ich kanns allerdings nicht so nachvollziehen, warum sie unter Humor steht, Alltag würde viel besser passen. Die Handlung ist nett, wobei mir das Zusammentreffen der Beiden allerdings etwas zu schnell geht und mir etwas surreal vorkommt.

Was den Stil angeht, du bist schon recht sicher, allerdings würde ich an deiner Stelle die -...- weglassen (z.B. "– überaus attraktives -"). Das sieht einfach nicht gut aus.

Bie dez

Freund Benutz

 

Danke für deine Kritik Benutzerfreund :)

Ich werd versuchen, diese - ... - wegzulassen, aber ich weiß nicht genau, was ich an der Stelle sonst nehmen sollte.

Ich war mir auch nicht sicher, in welche Rubrik ich es stellen soll. Aber ich hab natürlich nichts dagegen, wenns verschoben werden sollte.

Schönes Wochenende! ;)

 

Naja, beim "- überaus attraktivem Gesicht -" brauchst du nur die - wegmachen, sonst gar nix, und beim
"– dessen Name übrigens Georg ist –" machst du einfach ein Komma vor dem "dessen Name übrigens Georg ist"

Bie dez

Freund Benutz

PS: Auch schönes Wochenende!

 

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