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Ein Gespräch im Bus

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23.10.2004
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Ein Gespräch im Bus

Ein Gespräch im Bus


Für einen jungen Menschen bedeutet der Besitz eines gültigen Führerscheins bekanntermaßen einige Vorteile, wie mehr Unabhängigkeit von den Eltern, oder eine höhere Mobilität. Doch es besteht durchaus auch ein ganz bestimmter Nachteil, jedenfalls für Diejenigen, die, als sie noch keine Fahrerlaubnis hatten, mit dem Bus gereist sind. Es sind nämlich immer wieder Unterhaltungen zwischen sehr interessanten, weil außergewöhnlichen Personen zu erleben. Denn mit Ausnahme von den täglich reisenden Schülern , sowie auch Angestellten, welche die ökologischen und ökonomischen Vorteile der öffentlichen Verkehrsmittel gegenüber dem Pkw erkannt haben, versammeln sich hier meistens Teile der niedrigsten Gesellschaftsschicht. Sehr häufig sind dieses Arbeitslose und auch Teilzeitarbeiter aus dem Niedriglohnbereich, denen die Mittel für die immer höher werdenden Kosten des Führerscheinerwerbs und erst recht für einen eigenen Wagen fehlen.
Wenn man solche Leute miteinander reden hört bleibt einem als Bildungsbürger nur noch ein Kopfschütteln, häufig über ihre Ausdrucksweise , allerdings auch über den Inhalt dieser Gespräche. Besonders pikant kann es werden , wenn sich die Angesprochenen mit allgemein als wichtig erachteten Themenkomplexen, wie Bereichen der Politik befassen. An Äußerungen wie „Die Wiedervereinigung war der größte Fehler in der Geschichte Deutschlands“ oder menschenverachtende Aussagen wie „Bei Adolf hätte es so etwas nicht gegeben“ lässt sich der jeweilige Bildungsgrad fast bereits ablesen.
Doch manchmal tun sich auch ernsthafte Probleme auf, zerrüttete Leben.
Sehr erstaunlich dabei ist, in welcher Offenheit einige Menschen über sich und ihre Probleme sprechen, obwohl jemand , der eine Reihe vor oder hinter ihnen sitzt, gar nicht die Möglichkeit besitzt, nicht mitzuhören. Derartige Geschichten bleiben dann namenlos , oft gesichtslos, weil man nur die Stimme der Redenden hört, doch in gewisser Weise sind sie auch zeitlos, da sie von einigen Grundfragen des Menschseins handeln.
So sprach eine, der Stimme nach zu urteilen junge Frau, mit ihrer , so stellte sich im Laufe des Gesprächs heraus, zweiundvierzigjährigen Bekannten. Sie erzählte, dass sie auf dem Weg zur Bücherei war, um neun Bücher für ein von ihr begonnenes Fernstudium , den genauen Studiengang verschwieg sie, auszuleihen. Aus beinahe jedem ihrer Worte war in einem gewissen Grad revolutionäres Gedankengut und ebenso eine emanzipatorische Denkweise herauszuhören.
Sie hatte sich von ihrem Mann getrennt, da er ihr das Studium, ihre einzige Möglichkeit zur Selbstverwirklichung , nicht gestatten wollte.
So einen männlichen Charakter kann man sich ja leicht vorstellen: Er wird wohl ein gewöhnlicher Arbeiter mit einer mäßigen Bildung sein, der noch stark von seiner Mutter beeinflusst wird, nachdem er sehr streng erzogen wurde. Er wollte seine Frau beherrschen, doch konnte es nicht ertragen, dass sie klüger ist als er.
Die Frau hingegen hat ein neues Leben begonnen, auch wenn sich ihr Mann einbildet , dass seine Angetraute völlig mittellos ohne ihn dasteht und jeden Tag arbeitet , nicht um das Studium zu finanzieren, sondern um ihre Schulden abzubezahlen.
Nach einiger Zeit stellte dann die Frau, deren einzige Gesprächsbeiträge sich bis dahin auf „Ja“ , „Nein“, und „Das gibt es doch nicht“ beschränkten, folgende Frage :“Kümmert er sich denn wenigstens um die Kinder?“
Mit dieser Frage und dem damit verbundenem Thema „Kindererziehung“ stieß sie eine Tür ihrer eigenen Seele auf, hinter der bis zu diesem Moment Dunkelheit herrschte, weil sie für eine lange Zeit nicht mehr durch sie eingetreten war.
Ihre Freundin machte, nachdem sie die Frage mit „Nein“ beantwortet hatte, den Missmut , den sie gegenüber ihrem Mann empfindet sehr deutlich.
Im Anschluss an eine Phase, in der sich beide über den Mann und dessen Nichtnachkommen seiner Pflichten als Vater beschwert haben , fragte die Jüngere der Beiden , ob ihre Bekannte, die sie bis zu diesem Tag viele Jahre nicht gesehen hatte, inzwischen Kinder bekommen hätte.
Nach langem Zögern bekam sie folgende Antwort:“ Ja, ich habe einen Sohn. Er ist vor zwei Wochen achtzehn geworden. Er lebt bei einer Pflegefamilie. Ich möchte eigentlich gar nicht darüber reden.“
In jedem Laut ihrer heiseren, zitternden Stimme klang die Trauer über den Verlust des Sohnes mit. Dieser schwerwiegende Fehler, als einen solchen sieht sie wohl das Weggeben ihres Kindes an , wird sie noch bis an ihr Lebensende verfolgen. Sie konnte nie die Freuden einer Mutter beim Aufwachsen ihres Kindes erfahren. Nie konnte sie ihrem Sohn helfen, als er sich unter vielen Problemen von einem Jugendlichen zum Mann entwickelte. Sie wird wahrscheinlich nicht bei seiner Hochzeit dabei sein und niemals wird sie erleben, wie ihr eigenes Fleisch und Blut selbst all diese Freuden und auch die Leiden eines Lebens mit Kindern erfährt.
Ich nehme an , um denen sich andeutenden Tränen aus dem Weg zu gehen, sprach sie auf einmal von ihrer Arbeit, doch gelangte sehr schnell wieder zum eigentlichen Thema, den Kindern .
Sie berichtete, dass sie noch vor ein paar Monaten für einen Stundenlohn von lediglich einem Euro gearbeitet hat, als Putzfrau, regelmäßig zusammen mit einer Kollegin. Von jener hatte sie erfahren, dass deren Sohn im Alter von acht Jahren begann zu rauchen.
Ausgelöst durch dieser , für sie schockierenden Tatsache breitete die Zweiundvierzigjährige ihre eigene Kindheit und Jugend aus.
Sie machte deutlich, dass sie, als sie acht Jahre alt war, an so etwas wie Rauchen noch gar nicht gedacht habe, sie hätte erst mit vierzehn mit dem Rauchen angefangen. Um dieses zu verheimlichen ging sie dafür immer in den Keller, wohin sich ebenfalls ihre Mutter zurückzog, um ihren nichtrauchenden Mann nicht zu stören. Natürlich geschah es niemals, dass beide zur selben Zeit ihrer von vielen verharmlosten Nikotinsucht nachgingen , denn so eng, dass sie sich ihrer Mutter in dieser Sache hätte anvertrauen können, war ihr Verhältnis nicht. Niemand schöpfte Verdacht, bis sie das sechzehnte Lebensjahr erreicht hatte und es eines Tages doch ans Licht kam. Während dieser Zeit , so gestand sie , bestand ihr Leben hauptsächlich aus vielen Partys, die sie feierte. Es gab wohl auch einige Nächte , die sie aufgrund der Alkoholwirkung völlig vergessen hat.
Dieses war , wie sie ja sagte, als sie acht Jahre alt war, noch in weiter Ferne. Dabei vergisst sie, dass es überhaupt keine Rolle spielt, zu welchem Zeitpunkt jemand mit dem Konsum von Drogen beginnt. Was mit ihrem Leben geschah ist schon schlimm genug. Durch die ständigen Feiern wurden, wegen fehlender Konzentrationsfähigkeit , ihre schulischen Leistungen naturgemäß immer schlechter. Dementsprechend war eine gute Schulausbildung für sie nicht möglich. Die Folge dessen war ein Geldmangel, und dieser führte schließlich dazu, und das ist die bittere Wahrheit, dass sie sich dazu gezwungen fühlte, ihren Sohn zur Adoption freizugeben. Hier zeigt sich deutlich, wohin so ein Lebensstil ohne einen Gedanken an die eigene Zukunft führt.
Zwischendurch hatte auch die Studentin einige Dinge aus ihrer Jugend erzählt. Im Vergleich zu ihren eigenen Kindern sei sie viel braver gewesen.
Bewegt durch ihre momentane familiäre Situation ließ sie sich letztlich zu der Aussage hinreißen:“ Wenn ich so etwas gewusst hätte , hätte ich keine.“
Leider hat sie es nun einmal nicht besser gewusst. Nun muss sie mit ihrer bisherigen Biografie weiterleben, ebenso ihre Bekannte. Doch ihre Situationen sind nicht schicksalsbedingt, sondern haben sich einzig und allein als Konsequenzen ihrer Handlungsweisen ergeben.

 

Hallo Mike,

also ganz ehrlich, diese Geschichte taugt als Beispiel dafür, wie man es möglichst nicht machen sollte.
Essayistische Wertungen der Protagonisten seitens des Betrachters nerven allenthalben und strecken die banale Idee unnötig in die Länge. Ein ähnlicher Plot wäre mit auch mit Kneipen-, Sauna- oder Strandgesprächen denkbar.

Dabei wären die erlauschten Gesprächen vielleicht interessant, wenn sie nicht so entsetzlich und spekulativ vorbewertet worden wären.
Aber so war es nur zum Gähnen langweilig.

Lieben Gruß, sim

 

Eigentlich hat Sim schon alles gesagt, aber in diesem Text wird eine derart unerträgliche Herablassung zum Ausdruck gebracht, er trieft geradezu davon - da verspürte ich das dringende Bedürfnis, meiner Abscheu noch mal selber Luft zu machen.

Ich bin ja nun selbst kein übertriebener Fan von Sozialromantik, aber dir sollte wirklich mal dringend klar gemacht werden, dass es in den oberen Einkommenschichten auch ganz schön grauslich zugeht. Und ich meine damit nicht diese verruchten, dekadenten, glamorösen, also doch irgendwie interessanten "Reich-und-Schön"-Laster, sondern die ganz gewöhnlichen, banalen, traurigen, primitiven Erbärmlichkeiten, die du so großzügig für die Arbeiterklasse reserviert hast. Frauenverachtung, Nazi-Geschwäsch, Alkoholismus, Brutalität, Kindesmissbrauch? - Kannst du vom Herrn Doktor genauso haben wie vom Bauarbeiter.

You give "Bildungsbürger" a bad name!

Lies doch mal "Ehen in Philippsburg" oder sowas.

Würde dich ernsthaft bitten,

die mög.

 

Mir geht es darum, dass Menschen ihr Potential für die Zukunft ,für 5 oder 10 Jahre Spaß, vergeuden. Ich glaube kaum, dass ein "Doktor", ob nun ein Arzt oder ein in einem anderen Bereich promovierter Mensch ,die gleiche Lebensweise an den Tag gelegt hat, wie von mir beschrieben, und wie es sich tausendfach findet in der jetzigen Jugend und Kleinarbeiterklasse. Ich bestreite, dass ein Mangel an Intelligenz zur Klassengesellschaft führt. Mich stört diese Jammermentalität dieser Leute. Sie bezahlen nun einfach die Rechnung für ihre Fehler in der Vergangenheit.
Es fehlt in Deutschland an Weitsichtigkeit.

 
Zuletzt bearbeitet:

Okay, ich entschuldige mich gleich mal im Vorhinein für den unsachlichen Tonfall des folgenden Postings, aber tut mir leid, mich regt das auf.

Glaubst du wirklich, diese Leute saufen nur zum Spaß? Du hast noch nie daran gedacht, dass all diese Jagd nach Entertainment nur eine Flucht vor der traurigen Realität, der eigenen Perspektivenlosigkeit sein könnte, nicht wahr? Mädels schmeißen sich mit 15 dem nächstbesten Trottel an den Hals und werden schwanger, einfach nur weil sie von zuhaus wegwollen, weil's sie's nicht mehr aushalten, weil's so schlimm ist - natürlich geht da nix mehr mit Studium. Und warum ist es daheim so schlimm? -Arbeitslosigkeit, Alkohol.. usw. Es ist alles eine Scheiß-Wechsel-Wirkung. Ja, stell dir vor, das gibt es nämlich auch. Nicht nur Ursache-Folge. Aber das ist wahrscheinlich zu kompliziert für dich.

Natürlich geht es diesen Leuten teilweise auch so schlecht, weil sie selbst Fehler gemacht haben. Nur müssen manche Leute ihre Fehler eben sehr viel bitterer büßen als andere. Wenn der Herr Akademikersohn in seinen wilden Jahren die Liebe zum Alkohol und zu den Frauen entdeckt und deswegen schulisch ein wenig runtersandelt - halb so wild, muss sich eben die Hörner abstoßen, wiederholt er halt das Jahr, zahlen wir ihm haufenweise Nachhilfestunden, setzen vielleicht ein eigenes Auto als Belohnung fürs Abi zur Motivation in Aussicht - und geht schon wieder. Wenn der Herr Hilfsarbeitersohn das Gleiche macht, heißt's, suchst da halt a Lehr, wozu brauchst du schon Mathe und Französisch, schau lieber, dass du endlich Geld heimbringst. Dämmerts jetzt?

Das Beispiel oben ist jetzt natürlich sehr extrem gewählt, mir ist schon klar, dass nicht alle besser gestellten Kinder dermaßen von ihren Eltern gefördert werden, aber ansatzweise kommts schon hin. Allein die Tatsache, dass die Eltern eher dafür sind, dass das Kind die Schule fertig macht, spielt eine entscheidende Rolle. Aber Kinder dermaßen lange daheim aushalten können, musst du dir auch leisten können. Höherer Schulabschluss ist jedenfalls nur sehr ansatzweise eine Frage von Intelligenz und Fleiß. Wenn man ausreichend Geld und Willen hat, kann man zum Beispiel dumme und faule Kinder so lange von einer Schule in eine bekanntermaßen leichtere wechseln lassen, bis schließlich auch sie es irgendwann mal schaffen. Du brauchst mir nicht erzählen, dass das nicht geht, ich kenne Fälle aus meinem Bekanntkreis. Klar, beim Studium funktioniert dann die Methode vielleicht nicht mehr so gut, aber das ist bei betreffenden Damen auch wurscht, die steigen nachher sowieso im Familienbetrieb ein.

Klar, wenn man nun einmal schlechte Startbedingungen hat, ist das kein Grund, sich hinzusetzen und nur mehr zu jammern, da hast du schon recht. Schlechte Startbedingungen sind keine Ausrede, es nicht zumindest zu versuchen. Aber wenn man gute Startbedingungen hat, und dann auch was schafft - natürlich nicht ohne eigenen Fleiß und eigene Intelligenz, ein bisschen was gehört immer dazu - dann ist das genau so wenig ein Grund, sich was darauf einzubilden.

Weißt du, möglicherweise hattest du selbst sogar gar keine so wahnsinnig guten Startbedingungen. Sonst dürftest du es wohl auch kaum wagen, dich derart weit aus dem Fenster zu lehnen. Wahrscheinlich wirst du mir jetzt im nächsten Reply eine Heldenbiographie präsentieren, wie du es vom armen, mittellosen Waisen zum Top-Konzern-Chef gebracht hast oder so was in der Richtung. Möglicherweise bist du wirklich das lebende Beispiel, dass man es eben trotzdem schaffen kann. Okay, toll, super bist. Aber auch wenn man auf sich selber stolz sein kann, rechtfertigt das nicht, dermaßen auf andere herabzuschauen.


Du überzeugst mich jedenfalls nicht mal ansatzweise, das ist alles was ich sagen will.

mfg
mög

 

Ich muss auch sagen, echt übel was Du da vom Stapel lässt.
Ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, dass Du irgendwelche tiefergehenden Bekanntschaften in einer "dir untergeordneten Schicht" hast, sondern wohl wirklich nur von Deinen Betrachtungen ausgehst und Dir das schon reicht, um die Menschen zu verurteilen. Aber sich über "Bei Adolf wars besser" aufregen...

Und Dein Schreibstil ist unter aller Sau. Kurzgeschichten.de ist kein allgemeines Forum zur Meinungsäußerung, sondern für Geschichten.

Im übrigen kann ich Leute nicht ab, die mit ihrem Intellekt rumprotzen müssen

 

Ich bitte darum, auf persönliche Angriffe zu verzichten und sich weniger auf die Meinungsauseinandersetzung als auf die Geschichte zu konzentrieren.

Das, was du vorhattest, Mike, das ist (so sehr wie ich persönlich diese elitäre Haltung auch ablehne) aus deiner Geschichte nicht zu entnehmen.
Und selbst, wenn dich diese Haltung nervt, wäre es doch schon für die Spannung beim Leser besser, wenn du ihm die Gedanken nicht schon alle vorkaust.
So sind es halt nur von oben herab kommentierte Gesprächsfetzen. Brocken aus ein paar Leben, die ein Urteil noch gar nicht zulassen.

Woraus schließt du in diesen Gesprächsfetzen, dass die Beteiligten zehn oder fünfzehn Jahre Spaß hatten?
Und was berechtigt dich, einen Mann, der nur erwähnt wird, gleich bis hin zu zur Beschreibung des Aussehens?
Das sind Wertungen innerhalb der Geschichte, die rein spekulativ sind und schon deshalb vermieden werden müssten.
Unabhängig von unserer Meinungsverschiedenheit bezüglich dieser Beobachtungen krankt deine Geschichte genau daran. Das hätte ich auch dann kritisiert, wenn sich meine Meinung mit deiner deckte.

Lieben Gruß, sim

 

hmm, stimmt. Gehörte wohl wirklich nicht hierher. Hätt ein Mail schreiben sollen.
Sorry.

lg
mög

 
Zuletzt bearbeitet:

Ich gebe ja zu, es ist nicht meine beste Geschichte.
Jemand sagte, ich würde jetzt eine tolle Biografie präsentieren, mit Konzernchef und so. Nebenbei: Ich hasse Konzernchefs, weil ich den Kapitalismus hasse.
Nun gut: Ich lebte bis in die neunte Klasse hinein wie alle meiner Altersgenossen auch, also Popmusik, weite Hosen ...
Im zehnten Schuljahr stand ich vor der Wahl: Lehre anfangen oder aufs Gymnasium?
Genau in dieser Zeit merkte ich, dass mit der Welt, mit der Gesellschaft etwas nicht stimmt.
Es begann eine Art Befreiungsprozess, der über drei Jahre dauerte.
Ich konnte mit der Chartsmusik nichts mehr anfangen, kaufte mir nur zum Spaß eine Beethoven-CD, jetzt habe ich 58.
Ich sah, wie die Mitschüler auf dem Gymnasium ein nahezu verabscheungswürdiges Verhalten an den Tag legten. Die Woche über das brave Fräulein, dass sich ja so sehr für Religion interessiert, und dann das gestylte Partygirl, dass versucht, ihr Image als Streberin abzulegen.
Ich verfiel in tiefe Depressionen , nur das Schreiben hielt mich am Leben.
Und , Ja! Jetzt sehe ich klarer als je zuvor. Ich erkenne die Struktur der Gesellschaft,ihre Irrwege, und ihr könnt euch drauf verlassen, ich werde für deren Beseitigung kämpfen.
Im April studiere ich übrigens Germanistik, Philosophie und Soziologie.
Vielleicht bin ich jetzt noch ein junger Mann, der überall nur provozieren will, aber glaubt mir, ich werde noch wundervolle Dinge tun.

 

Lieber Mike,
da Du ja offensichtlich noch sehr jung bist werde ich versuchen Dich mit meiner Kritik weitestgehend zu verschonen, auch allein schon deswegen, weil Du mir ja sooo leid tust mit Deinen tiefen Depresionen und Deinen Zweifeln an der sooo kalten, verabscheuungswürdigen Gesellschaft!

Als ich Deine Geschichte zu lesen begann dachte ich zuerst noch: "Ist dem Autor ganz gut gelungen einen altklugen, fast schon faschistoiden Idioten zu umschreiben der seine Erlebnisse im Bus schildert. So einer mit einer menschenverachtenden Empathie (was sich scheinbar nicht ausschließt, das weiss ich auch erst seit Deiner Geschichte)." Wie Du über "niedere Gesellschaftsschichten" (ich glaube so hast Du Dich ausgedrückt, ich will das jetzt garnichtmehr nachlesen) äußerst und ihnen in eben dieser allwissenden "Bildungsbürger"-Waisheit, die Du ja scheinbar besitzt, einfach irgendwelche Schicksale andichtest, dass grenzt schon, tut mir wirklich leid, an Faschismus. Natürlich ist mir jetzt klar, das Du Dich rechtfertigen wirst. "Ich bin alles andere als ein Faschist, ich hasse ja den Kapitalismus sooo, weil ich ja ein Rebell bin und bald wundervolle Dinge tun werde um die Struktur der Geselschaft, ihre Irrwege zu beseitigen. Außerdem höre ich Beethoven und studiere bald Germanistik, Philosophie und Soziologie!" Mal im Ernst, wen willst Du denn damit beeindrucken. Du bist nicht so interessant und anders wie Du Dich fühlst, du bist genauso wie alle Typen da draußen in diesen "proletarischen" Bussen und sonst wo auch nur ein Egotripper auf dem Weg zur Hölle. (Ich hoffe das ist keine Beleidigung, lieber Moderator).

Mit dem Ausdruck vorzüglichster Hochachtung,

Ihr Degenerierteshirnhäppchen

 

ob es eine Beleidigung ist, muss Mike für sich entscheiden.

Er trägt natürlich mit dazu bei, dass wir hier ihn und seinen Protagonisten gleichsetzen. Trotzdem sind alle Ausagen, die wir über seine Person trefen hier rein spekulativ.
Wir sollten bei der Geschichte bleiben.

Und die, wie gesagt, finde ich in ihrem elitärem (und kapitalistischen) Habitus misslungen.

Lieben Gruß, sim

 

@ sim

Trotzdem sind alle Ausagen, die wir über seine Person trefen hier rein spekulativ.
Das sehe ich anders. Natürlich sollte man bei fiktionaler Literatur nicht hingehen und Protagonist und Autor gleichsetzen, auch nicht, wenn die Geschichte in der ersten Person geschrieben ist.

Durch seine Kommentare hat Mike jedoch deutlich gemacht, dass er hier keine fiktive Geschichte geschrieben hat bzw. schreiben wollte. Ganz im Gegenteil scheint er nur seine Gedanken unters Volk bringen zu wollen und verklärt diese noch nicht einmal mit dem Ansatz einer fiktionalen Geschichte. Insofern wird es schwierig, zwischen "Geschichte" und Autor zu trennen, vor allen Dingen, weil dieses von ihm transportierte Gedankengut m.M.n. deutlich Menschen verachtende, fast schon faschistoide Züge trägt.

Zu der Geschichte kann man nicht viel mehr sagen, als das von Dir bereits erwähnte: Die vielen Wertungen, der fehlende Spannungsbogen, der berichtende Stil - all das könnte tatsächlich als Beispiel dafür dienen, wie man es nicht machen sollte.

 

Also, wenn der Typ echt ist, dann wird ihm das in ein paar Jahren verdammt peinlich sein. Die Geschichte ist übrigens; ich schließe mich den getätigten Äußerungen an; alles andere als lesenswert. Sprachlich ein Graus und inhaltlich versäumt der Erzähler irgendetwas vorzuweisen, dass ihm die Berechtigung gibt, so zu urteilen.
Die Leser-Sympathien liegen eindeutig bei den "Verurteilten", während man den Erzähler in die Tonne kloppen mag, weil er letztlich als "arme Sau" rüberkommt, der sich in eine Traumwelt geflüchtet hat, in der er auf reichlich absurde Weise den Aristokraten mimt und dabei lächerlichst einen Stil imitiert, den er in seiner eigenen begrenzten Erfahrungs- und Begriffswelt als den eines Aristokraten zusammen geschuster hat.

 

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