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Ein Großstadtmonster

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09.08.2006
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Ein Großstadtmonster

Licht und Schatten jagten einander und doch spiegelte sich in ihrem wilden Hin- und Herhetzen die blanke Furcht vor dem jeweils Anderen.
Diesmal saß Fletcher in der U-Bahn. Er befand sich in der hintersten Ecke des Abteils und musste, zusammengesunken in seinem beigefarbenen Mantel, nach außen hin einen völlig erschöpften Eindruck machen. Sein Kopf lehnte an der zerkratzten Scheibe, seine Hände lagen untätig auf dem Sitzpolster mit der abstoßenden Musterung. Doch trotz dieser Haltung ging eine unangenehme Lebendigkeit von ihm aus, das wusste er selbst, denn unablässig glitten seine Blicke umher, verschossen von jenen an glühende Kohlen gemahnenden Augen.
In dem Abteil waren außer Fletcher noch drei andere Personen. Zum einen ein unappetitlicher Alter, der die ganze Zeit über auf eine Werbung an der Wand ihm gegenüber stierte. Sein Atem ging langsam und vernehmbar. Fletcher zugewandt saß eine junge Frau mit blonden Haaren und von zierlicher Statur, die insgesamt einen äußerst ängstlichen Eindruck machte – was in diesen Tagen nichts seltenes war. Und dann war da natürlich noch der Kerl, der in der Nähe der Tür stand. Er war von durchschnittlicher Größe und wirkte hager, sein dunkles Haar trug er kurz. Ihm galten die meisten von Fletchers Blicken, schon bald ließ er ihn nicht mehr aus den Augen und stellte zu seiner Befriedigung fest, dass der Fremde sich immer öfter nervös umwandte. Er ahnte offenbar etwas, denn Fletcher glaubte einen dünnen Schweißfilm auf der hohen Stirn erkennen zu können.
Gut, dachte Fletcher und schnalzte leise mit der Zunge, wahrscheinlich liest auch dieser selbstverliebte Bastard Zeitung.
Schon jetzt hasste Fletcher ihn, was den Rest einfacher machen würde. Heute wird er’s sein.
Als der Zug ratternd um eine Kurve fuhr, brachte Fletcher sich in eine aufrechtere Sitzhaltung. Dabei registrierte er, dass Joey – Fletcher hatte den Fremden an der Tür in Gedanken „Joey“ getauft – ihm fiel einfach kein dämlicherer Name ein, er verabscheute den Namen – einmal zusammenzuckte, als er ängstlich in Fletchers Richtung sah.
Auch die junge Frau versuchte gelegentlich Fletcher unauffällig zu mustern, was dieser aber im Augenwinkel wahrnahm. Nachdem er es einige Male zugelassen hatte, starrte er plötzlich zurück, sein eiskalter Blick bohrte sich in ihre Iris und dann flüsterte er, nein, eigentlich flüstere er gar nicht, sondern bewegte lediglich die Lippen, so dass sie seine simple Botschaft verstand: Buh!
Nun zuckte auch sie zusammen, rutschte unruhig hin und her und versuchte irgendwohin zu sehen, nur nicht in Fletchers Richtung. Der Zug wurde langsamer und Fletcher taxierte wieder Joey mit unverhohlenem Interesse. Der Dritte in der Woche und die Sache wird einfach.
Licht und Schatten beruhigten sich zusehends und kaum stand der Zug still öffneten sich seine Türen mit bedeutsamem Zischen. Mit einem großen Schritt trat Joey hinaus, während Fletcher sich mit einer geschmeidigen Bewegung von seinem Sitzplatz löste und schnell hinausglitt, dabei in den Blicken der jungen Frau badend, die ihm in unbestimmter Panik nachsah. Mit schnellen Schritten gelangte Fletcher auf die gegenüberliegende Seite des Bahnsteigs, sodass Joey ihn nicht sah, als er hektisch über seine Schulter schaute, Fletcher konnte das Aufatmen des Mistkerls beinahe hören. Unterdessen setzte die U-Bahn ihre Fahrt fort.
Ah, die U-Bahn! Fletcher liebte die U-Bahn, nicht unbedingt als Transportmittel, aber als ein unterirdisches Gewirr interessanter Eindrücke und vor allem verschiedenster Menschen. Von der breiten Schicht derer, die sich gemeinhin als „normale Leute“ bezeichneten, mit ihren alltäglichen, tragischen, komischen, irrelevanten, geschmacklosen Schicksalen, über leicht kriminelle Müßiggänger und Geheimniskrämer, bis hin zu einer kleinen aber stetig wachsenden Gruppe, aus Individuen, deren dauerhafter Fortgang in dieses sonnenlose Reich eine direkte Konsequenz aus ihrem Ausstieg aus der Gesellschaft zu seien schien.
Als Joey mit flinken kurzen Schritten die Treppe nach oben erklomm, räumte Fletcher ihm einen gewissen Vorsprung ein, schließlich spürte – oder vielmehr wusste er aus Erfahrung – dass Joey seine Anwesenheit schon jetzt wieder instinktiv wahrnahm.
… und auch die Gerüche sollte man nicht vergessen! Die U-Bahn (womit hier das Areal gemeint ist) hat ihren ganz eigenen Geruch, eine Mischung aus dem Geruch der Anlage selbst, den Ausdünstungen wartender oder geschäftiger Menschen, den diversen Waren, die man hier erwerben konnte und den Dingen, die die durchziehende Luft hierher trug. Eine völlig widernatürliche Komposition, die in Fletcher stets das abstrakte Bild eines riesigen schlafenden Organismus erzeugte, der ganz und gar metallisch war.
Nun ging es hinaus in den lauen Herbstabend. Die Luft war angereichert von dem Geruch beheizter Wohnungen und trug Fletcher das dumpfe Geräusch zu, dass Joey durch sein schnelles Gehen über den grauen Bürgersteig erzeugte. Auch Fletcher beschleunigte nun wieder seine Schritte und der Anblick der teilweise maroden Hochhäuser, die sich wie die Säulen eines zyklopischen Pantheons zivilisatorischer Dekadenz gen Himmel warfen, ließ ihn seinen Mund zu einem Lächeln verziehen. Dieser Himmel jedoch, mit seinen Wolkenfetzen und dem diffusen Licht der letzten Tagesstunde, wirkte wie zerrissen.
Als Joey sich von den großen Straßen entfernte und der Weg weiterging durch lichtlose Nebengassen, verkürzte Fletcher den Abstand sogar noch. Er war dabei aber stets darauf bedacht, seinem Opfer den kleinsten Zweifel daran zu lassen, dass es wirklich verfolgt wurde, um zu verhindern, dass Joey um Hilfe zu rufen begann oder wegrannte. Trotzdem wurde Joey zusehends panischer, seinen Blicken war zu entnehmen, dass er den Ernst der Lage langsam begriff und einmal, da war sich Fletcher sicher, wäre Joey beinah losgerannt.
Doch nun war es sowieso zu spät, die Gegend war wie ausgestorben und sollte Joey Fluchtversuche unternehmen, konnte Fletcher auch sofort zur Tat schreiten, ohne befürchten zu müssen, bemerkt zu werden, der einzige Zeuge wäre jener verwaiste Zigarettenautomat, dort an der beschmierten Wand. Einzig silbriges Mondlicht ließ nunmehr die unscharfen Konturen der verwahrlosten Mietshäuser hervortreten.
Fletcher sah, dass Joey, offenbar mit den Nerven am Ende, in seiner Jackentasche herumfummelte und er machte noch ein paar schnelle Schritte nach vorn, sodass Joey nur wenig mehr als fünf Meter entfernt war. So kam was kommen musste: Joey zog mit einer zitternden Hand einen Schlüsselbund hervor, rammte in einem halbherzigen Schlusssprint diesen in das Schloss eines der Häuser und stürzte ins Innere desselben. Er versuchte noch die Tür hinter sich zuzuwerfen, aber Fletcher war einfach zu schnell. Gewandt gelangte er mit wenigen langen Schritten noch hinein. Das Treppenhaus war nun erfüllt vom Klimpern der Schlüssel, den hastigen Schritten der beiden rennenden Männer und den verzweifelten Rufen Joeys – die keinerlei Reaktion hervorriefen, die wenigen Anwohner hatten selbst zu viele Sorgen, als dass sie sich um das Geschrei eines vermutlich Irren gekümmert hätten.
Joey gelangte noch bis zu seiner Wohnungstür, doch als er sie aufstieß, war Fletcher direkt hinter ihm. Er versetzte seinem völlig aufgelösten Opfer einen Stoß in den Rücken, sodass Joey flehentlich schreiend, vornüber stürzte und sich beim Fallen gerade noch so herumzudrehen vermochte, dass er hart auf dem Rücken aufschlug und ihm ein schmerzliches Keuchen entfuhr. In seinen Augen stand nun pures Entsetzen, er hob abwehrend eine Hand, doch Fletcher war schon über ihm, sein Jagdmesser in der Hand. Ein grausames Grinsen verunzierte seine Züge, als er jene Joeys, im matt durch das Fenster einfallenden Lichtgemisch des Mondes und einer Laterne, begutachtete. Er war zufrieden.
Da ging eine Veränderung im Gesicht Joeys vor, eine Art Verwunderung machte sich breit, die aber keineswegs von noch größerem Schrecken kündete.
„W… Wer sind sie denn?!“, brachte Joey dann hervor, so als sei er gänzlich überrascht, Fletcher zu sehen.
„Versuchen Sie es gar nicht erst“, erwiderte dieser kalt. „Es hat jetzt keinen Sinn mehr. Wir wissen woran wir miteinander sind.“ Er hob das Messer ein wenig und fuhr dann fort: „Ich habe sie schließlich nicht umsonst durch die halbe Stadt gehetzt.“
Joey zwinkerte völlig erstaunt, dann legte er den Kopf schief als müsse er nachdenken. Daraufhin setzte er sich halb auf und stieß ein furchtbares humorloses Lachen aus, das Fletcher gegen seinen Willen einen halben Schritt rückwärts machen ließ. Abrupt hörte er damit auf, als ein altes Grauen wieder von ihm Besitz ergriff.
„Sie glauben, ich sei vor Ihnen davon gerannt?!“ Während er sprach, glitten seine Blicke immer wieder zu der noch offenstehenden Tür hinter Fletcher und seine Augen weiteten sich, in ihnen spiegelte sich blanke Furcht und etwas Anderes von jenseits der Schwelle.
„Sie armer, armer… Narr.“
Das letzte Wort war fast nicht mehr zu hören, als die Tür mit einem kreischenden Quietschen und einem infernalischen Krachen zuschlug, während etwas wie ein kalter Luftzug ins Zimmer glitt. Etwas, das hier nicht näher beschrieben werden kann, etwas aus den Tiefen der U-Bahnschächte, etwas aus dem Labyrinth der Straßen der Großstadt und vielleicht auch aus den Seelen Joeys und Fletchers. Es erklangen die markerschütternden Schreie zweier Menschen und etwas, das bestimmte Wesen vielleicht ein Lachen nennen würden und augenscheinlich herrschten daraufhin Dunkelheit und Stille in der Wohnung, dessen, den Fletcher einst Joey nannte.
Vorbei aber war es noch nicht. Bis es vorbei war vergingen noch viele Stunden, bis die letzte morbide Imitation eines Kicherns durch die dunkle Tür gedrungen war und bis sich die Sonne hinter der finsteren zackigen Silhouette der Stadt emporhob, sich an ihr riss und alles in ihr Himmelsblut tauchte.

 

Hallo, AbdulAlhazred!

Deine Geschichte finde ich sehr gut. Sie ist in einem angenehm gehobenen Stil verfasst und steckt voller origineller Metaphern. Besonders gelungen ist dir jedoch die Schlusspointe. In diesem Sinne: Sorry für die unkonstruktive Kritik. :)

Liebe Grüße,
Iris

 

Gesegneten Abend Abdul!

Um ehrlich zu sein, wirklich begeistert hat mich deine Geschichte nicht. Positiv hervorzuheben ist in jedem Fall dein Stil, du beschreibst die Szenerie sehr ausführlich und deine Metaphern gleiten nicht ins Kitischige ab. Besonders gut fand ich folgende Formulierung:

Auch Fletcher beschleunigte nun wieder seine Schritte und der Anblick der teilweise maroden Hochhäuser, die sich wie die Säulen eines zyklopischen Pantheons zivilisatorischer Dekadenz gen Himmel warfen, ließ ihn seinen Mund zu einem Lächeln verziehen. Dieser Himmel jedoch, mit seinen Wolkenfetzen und dem diffusen Licht der letzten Tagesstunde, wirkte wie zerrissen.

Absolut abgefahren! :D

Eine Reihe von Sätzen kann man noch (leicht) optimieren, z.B. den Einstieg. Vorschlag:

"Licht und Schatten jagten einander und in ihrem wilden Hin- und Herhetzen spiegelte sich die kalte Furcht des jeweils Anderen."

Von deinem Stil mal ganz abgesehen hat mich die "Handlung" aber sehr enttäuscht. Im Grunde ist von Anfang an klar, wie der Hase läuft und Originallität sucht man bei deiner Killer verfolgt Opfer-Handlung vergebens.

Ich hätte es beispielsweise witzig gefunden, wenn sich ganz am Schluss herausstellt, das Fletscher ein Kontrolleur auf Schwarzfahrerjagd ist, obwohl dadurch natürlich der Horror komplett flöten gehen würde.

Fazit: Gut geschrieben, sehr atmosphärisch, aber leider eine 08/15-Handlung!

Ciao, Marvin

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo, Al.

08/15 hin oder her, sprachlich wage ich (fast) nichts an dieser Geschichte zu kritteln. Sehr schön gemacht. Das einzige, was mich stellenweise sprachlich irritiert hat, ist die direkte Rede, die für das Setting mitunter anachronistisch klingt.

„Sie armer, armer… Narr.“

An dieser Stelle klingt es tatsächlich so, als würde eine Figur von Poe oder Lovecraft sprechen. Die Dopplung des "armen", und dann auch noch der "Narr"? Ich weiß nicht. Aber ich habe mich andernorts auch schon belehren lassen, daß es Menschen gibt, die tatsächlich Sachen sagen wie "Tja". ;)

Ach ja, und noch was:

Die U-Bahn (womit hier das Areal gemeint ist) hat ihren ganz eigenen Geruch

Die Klammer geht gar nicht. Nicht in dem Stil, in dem Du schreibst. Das sieht irgendwie anfängerhaft an, und der Rest liest sich eben genau nicht so. Schreib doch vielleicht lieber "U-Bahnhöfe", da hast Du dann das Areal mit drin.

Ansonsten sprachlich wie gesagt ein Vergnügen. :thumbsup:

Am Handlungsverlauf möchte ich aber doch noch ein bißchen herumvorschlagen.

Der Einstieg in der U-Bahn ist für meine Begriffe ein bißchen zu panic-stricken seitens der Fahrgäste. Alle machen sich ja ins Hemd. Und der Grund, weshalb sich Fletcher ausgerechnet den Mann aussucht, wird mir deshalb nicht ganz klar. Ich fände es eigentlich besser, wenn der Kerl Fletcher lieber einen herausfordernden Blick zuwürfe, der Fletcher das Gefühl gibt, hier eine würdige Beute gefunden zu haben. Das würde auch erzählmechanisch zur Folge haben, daß er und der Leser seine Freude über die zunehmende Angst während der anschließenden Verfolgung noch mehr auf Fletchers vollendete Taktik des Furchteinflößens beziehen würde.

Ich weiß natürlich nicht, ob das Ding Joey bereits in der U-bahn auf den Fersen ist, oder ob es sich erst danach an selbige heftet, aber dramaturgisch fände ich o. g. Aufbau besser.

Daß er den Kerl Joey tauft, fand ich auch irgendwie banal. Warum Joey? Warum dann nicht Billy oder Benny? Weil Fletcher den Namen haßt? Dann nenn ihn doch lieber den Mickrigen, oder Hackfresse, oder Brötchen oder so. Da steckt die Verachtung schon drin. Jedenfalls kam es mir am Ende dann doch etwas komisch vor, daß Fletcher sein Opfer die ganze Zeit distanzlos Joey nennt, und es dann Siezt. das ist wie im Supermarkt: "Du, Frau Müller ...!", bloß andersrum. :)

Der letztliche doppelte Überfall an Joeys Wohnungstür müßte irgendwie auch noch ein wenig bedrohlicher aufgebaut werden. Hier fällst Du mit Deiner zweifellos vorhandenen Sprachgewalt stark ab und verlegst Dich zu sehr auf direkte Rede. Es wäre doch schön, wenn Fletcher innerhalb von Sekunden die gleiche Erfahrung macht, die er in Joey über den ganzen Nachhauseweg aufgebaut zu haben glaubt ... er bemerkt, daß da etwas ist, und dieses etwas will zunächst seine Angst riechen, bevor es zur Tat schreitet ... Außerdem ist der humorlose Humorausbruch eine Spannungsbremse - hier würde ein Gesichtsausdruck, der das Grauen mit dem nicht ganz zur Blüte kommenden Witz der Situation zu einer gräßlichen Grimasse vermählt vollkommen ausreichen. Und Du greifst ausgerechnet hier am Höhepunkt einmal so richtig in die falsche Vokabelkiste:

Joey zwinkerte völlig erstaunt

Du meinst blinzelte, oder? Zwinkerte ist eher so knick-knack, Du weißt schon. ;)

Der letzte Absatz schließlich ist meines Erachtens entbehrlich. Daß sie bis in den frühen Morgen gemartert werden, ist nach dem Ausspielen der Pointe eigentlich nicht mehr wirklich spannend. Tot ist tot, egal wie lange es bis dahin dauert. Ich würde den weglassen, oder dadurch ersetzen, daß die ängstlichen Hausbewohner auch für den Rest der Nacht nicht zur Hilfe eilen oder die Polizei benachrichtigen, obwohl schreckliche Schreie aus der Wohnung von Herrn Hackfresse kommen. Dann hast Du die Angst ganz am Schluß nochmal drin.

Insgesamt aber zweifellos lesenswert. Auch, wenn ich jetzt so viel Zeugs geschrieben habe. Ich meine es nur gut. :)

Beste Grüße
bvw

 

Hallo brudervomweber,
vielen Dank für deine Kritik, ich glaube, dass ich den größten Teil deiner Verbesserungsvorschläge übernehmen werde (vielleicht tue ich es auch aus purer Faulheit nicht, aber sie wären es sicherlich wert). Den letzten Absatz werde ich aber wohl doch drin behalten, ich hänge irgendwie an ihm.
Freut mich übrigens, dass dir die verwendete Sprache zusagte.

Hallo lea,
das mit dem sich uneinigen Erzählstil ist einwe interessante und zweifelsohne korrekte Beobachtung. Wie ich dem Herr werden soll ist aber eine andere Frage. :( Besonders mich von antiquierter Sprache fern zu halten wird schwer, dass ist bei mir alltags auch nicht anders.
Ein paar andere Kritikpunkte allerdings kann ich nicht ganz nachvollziehen:

Und was ist Bedeutsames im dem Geräusch?
Ähm... Fletchers Jagd beginnt? Vielleicht klingt das Geräusch ja auch nur bedeutungsvoll...
Wenn er in ihren Blicken badet, die ihm nachsieht, müsste er ihre Blicke sehen, läuft also rückwärts aus der Bahn?
Er spürt die Blicke.
"Dauernder Fortgang?"
Dauerhafter Fortgang. Und zwar nicht aus der U-Bahn, sondern aus der oberirdischen Welt.
Haben die alle ihre Fenster offen und heizen wie Bolle?
Der Geruch beheizter Wohnungen ist durchaus wahrzunehmen, wenn man an einem kalten Abend durch die Straßen geht.

Aber es ist natürlich auch möglich, dass mir diese Dinge nur nicht seltsam erscheinen, weil ich der Urheber dieser Geschichte bin...
Noch einmal vielen Dank für die Kritik.


Gruß,
Abdul

 

Hallo Achmed,

Dabei registrierte er, dass Joey – Fletcher hatte den Fremden an der Tür in Gedanken „Joey“ getauft – ihm fiel einfach kein dämlicherer Name ein, er verabscheute den Namen – einmal zusammenzuckte, als er ängstlich in Fletchers Richtung sah.

Zwei Einschübe hintereinander in einem Satz finde ich irgendwie ein bisschen unglücklich.

und sollte Joey Fluchtversuche unternehmen, konnte Fletcher auch sofort zur Tat schreiten, ohne befürchten zu müssen, bemerkt zu werden, der einzige Zeuge wäre jener verwaiste Zigarettenautomat, dort an der beschmierten Wand.

Ich plädiere auf Punkt statt Komma nach "werden".

Gute Pointen-Story. Gefallen hat mir, dass es weder auf eine "Psychopath macht Leute tot" -Banalität noch eine "Gejagter wird Jäger weil Opfer in Wirklichkeit ein Werwolf/Vampir/Whatever" -Auflösung hinausläuft. Ebenfalls toll fand ich, dass du nicht erklärst, was die Schatten sind.

Guter, aber teils etwas verkrampft eloquenter Stil.

Grüße

Jan-Christoph

 

Hallo Iris82,
Unkonstruktives Lob ist immer erwünscht.

Hallo Marvin,
Mit der 08/15-Story hast du wohl leider recht, aber ich kann ja nicht ständig den Horror neu erfinden, einmal pro Monat muss reichen! ;)
Wenn dir aber zumindest der Stil gefiel, bin ich zufrieden...

Hallo Proof,
Schön, dass du mit der Geschichte was anfangen konntest. Mit dem Satz mit den zwei Einschüben werde ich mir wohl noch mal was überlegen müssen.

Gefallen hat mir, dass es weder auf eine "Psychopath macht Leute tot" -Banalität noch eine "Gejagter wird Jäger weil Opfer in Wirklichkeit ein Werwolf/Vampir/Whatever" -Auflösung hinausläuft.
Ja, derlei Geschichten gehen mir mittlerweile auch gehörig auf den Senkel, man wird in letzter Zeit förmlich bombardiert mit denen...


Gruß,
Abdul

 

Hallo AbdulAlhazred

Der Plot ist schon etwas merkwürdig: Jäger lässt sich jagen um Jäger zu jagen, wenn ich alles richtig verstanden habe.

Am Anfang haben mir die teils übertriebenen und unbegründet erscheinen Gefühlswallungen nicht so richtig gefallen.

Was mir ganz gut gefallen hat, ist die Atmosphäre, die du zu 3/4 der kg aufgebaut hast. Allerdings auch nach meinem Geschmack mit teilweise übertriebenen Bilder.

Das Ende ist kaum der Rede wert. So insgesamt würde ich die kg als doch eher mäßig bezeichnen.

Texter

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo AbdulAlhazred,

die Geschichte fängt interessant und vielversprechend an. Du bemühst dich um sprachliche Sorgfalt, aber an manchen Stellen wirkt es dann etwas zu gedrechselt.

Beispiel: Ein grausames Grinsen verunzierte seine Züge

Auch finde ich dein Timing stellenweise unglücklich. Nachdem Fletcher seinem Opfer aus der U-Bahn folgt, nimmst du Tempo auf, das du dann aber sofort wieder durch einen lang(weilig)en Einschub zerstörst:

Zitat: Mit schnellen Schritten gelangte Fletcher auf die gegenüberliegende Seite des Bahnsteigs, sodass Joey ihn nicht sah, als er hektisch über seine Schulter schaute, Fletcher konnte das Aufatmen des Mistkerls beinahe hören. Unterdessen setzte die U-Bahn ihre Fahrt fort.
Ah, die U-Bahn! Fletcher liebte die U-Bahn, nicht unbedingt als Transportmittel, aber als ein unterirdisches Gewirr interessanter Eindrücke und vor allem verschiedenster Menschen. Von der breiten Schicht derer, die sich gemeinhin als „normale Leute“ bezeichneten, mit ihren alltäglichen, tragischen, komischen, irrelevanten, geschmacklosen Schicksalen, über leicht kriminelle Müßiggänger und Geheimniskrämer, bis hin zu einer kleinen aber stetig wachsenden Gruppe, aus Individuen, deren dauerhafter Fortgang in dieses sonnenlose Reich eine direkte Konsequenz aus ihrem Ausstieg aus der Gesellschaft zu seien schien.
Als Joey mit flinken kurzen Schritten die Treppe nach oben erklomm, räumte Fletcher ihm einen gewissen Vorsprung ein, schließlich spürte – oder vielmehr wusste er aus Erfahrung – dass Joey seine Anwesenheit schon jetzt wieder instinktiv wahrnahm.

Vielleicht willst du damit die Spannung erhöhen, zumal du es dann gleich noch einmal so machst, aber ich finde das eher unrhythmisch und störend.

Der Schluss, ja, der wirkt so bemüht und konstruiert, als hättest du eigentlich bis zuletzt nicht gewusst, in welche Richtung die Story am Ende gehen sollte, und mir kommt es vor, als hättest du zu zwei Lösungsmöglichkeiten (1. Fletcher ist und bleibt der böse - zu langweilig, 2. Joey entpuppt sich am Ende als noch böser als Fletcher - auch nicht gerade originell) einfach eine dritte und völlig haarsträubende Lösung aus dem Hut gezaubert. Die wirkt etwas aufgepropft. Und dann begehst du auch noch eine Todsünde der Schriftstellerei:

Etwas, das hier nicht näher beschrieben werden kann,

Jedes Lehrbuch wird dir von einer solchen Formulierung abraten. Es ist DEIN JOB, uns genau das zu beschreiben. Sonst erwähne es erst gar nicht.

Wie sagt man so schön: Deine Geschichte bleibt in vielversprechenden Ansätzen stecken.

Grüße von Rick

 

Hallo Texter,

Jäger lässt sich jagen um Jäger zu jagen, wenn ich alles richtig verstanden habe.
So war es eigentlich nicht gemeint.
Das Ende ist kaum der Rede wert.
Dabei gefiel mir meine Idee dazu ganz gut. Vielleicht habe ich es an der Stelle zu kurz gemacht, wie hier ja schon angemerkt wurde...
Danke fürs Lesen und Kritisieren!

Hallo Rick,

Du bemühst dich um sprachliche Sorgfalt, aber an manchen Stellen wirkt es dann etwas zu gedrechselt.
Das ist wohl richtig. Ich habe so meine Schwierigkeiten mal etwas recht einfach auf den Punkt zu bringen, was auch dies
Auch finde ich dein Timing stellenweise unglücklich. Nachdem Fletcher seinem Opfer aus der U-Bahn folgt, nimmst du Tempo auf, das du dann aber sofort wieder durch einen lang(weilig)en Einschub zerstörst:
teilweise erklären mag.
Jedes Lehrbuch wird dir von einer solchen Formulierung abraten. Es ist DEIN JOB, uns genau das zu beschreiben. Sonst erwähne es erst gar nicht.
Der arme Kerl ist wahrscheinlich schon fleißig am Im-Grabe-Rotieren, weil ich ihn hier ständig anführe, aber hast du schon einmal was von H.P. Lovecraft gehört? Falls ja, dann beschreibe mir mal anhand von "Berge des Wahnsinns" wie die bösen Viecher da denn nun aussehen, die zwei Forscher in Panik fliehen lassen...
Auch dir meinen Dank dafür, dass du dir meine Geschichte angetan hast.


Gruß,
Abdul

 

lea victoria schrieb:
Lovecraft war schriftstellerisch nicht gerade eine Leuchte, dass muss man bei aller Liebe zugestehen.

Einerseits möchte ich das nicht kommentarlos so stehen lassen, andererseits ist dies hier nicht die Plattform für eine Diskussion... Ich belasse es also bei einem einfachen: :dagegen:

 

Sie hat aber Recht. Vor allem H.Ps Dialoge sind ein Albtraum. Das macht ihn ja nicht weniger bedeutend. Johnny Cash ist auch kein großer Gitarren-Virtuose.

 

Hallo AbdulAlhazred,

lass uns mal jenseits der Verehrung für H. P. Lovecraft und den auch nicht immer stimmigen Regeln irgendwelcher Lehrbücher folgendes festhalten:

Eine Frau von "unbeschreiblicher" Schönheit, eine Situation, die sich "nicht mit Worten beschreiben lässt", das Grauen, das "unsere Vorstellungskraft übertrifft", die Angst, "für die sich keine Worte finden lässt" ist ein schriftstellerisches Armutszeugnis. Das wäre wie ein Maler, der für eine Stelle seines Bildes keine Farbe findet. Sorry, aber ich sehe gerade in solchen Momenten die größte Herausforderung der schriftstellerischen Arbeit. Für das, was mit Worten schwer zu beschreiben ist, die richtigen Worte zu finden.

Grüße von Rick

 

Hallo, Abdul.

Zum Thema "etwas nicht beschreiben können": Ich denke, es ist verzeihlich und sogar stilecht, wenn in einer Ich-Narration der Ich-Erzähler eingesteht, daß ihn für das, was er erblicken mußte, noch heute die Worte fliehen.

Allerdings ist es in einer third-person-narrative wie dieser hier (auch wenn sie sich - meistens zumindest - auf die Perspektive von Fletcher beschränkt) unpassend, plötzlich etwas nicht beschreiben zu können. Die Stelle mit dem "das hier nicht näher beschrieben werden kann" hat auch bei mir eine leichte Irritation ausgelöst. Der vermeintlich auktoriale Erzähler sollte das können.

Wenn Du Dich also ums Beschreiben der Kreatur "drücken" willst, dann beschreibe es doch aus der Wahrnehmung Fletchers heraus, so nach dem Motto "ein Wesen, das zu Begreifen Fletcher nicht geglückt wäre, hätte er eine Ewigkeit Zeit gehabt". Oder geh auf die "inneren Werte": "von dessen abgrundtiefer Bosheit Fletchers nur ein bemitleidenswerter Abglanz war". Damit drückst Du Dich vor dem Beschreiben und beschreibst es doch irgendwie. Einfach zu sagen: "Geht nicht, das zu beschreiben" ist aber vielleicht doch ein bißchen billig. Da pflichte ich Rick und lea bei.

Steht im übrigen auch im Kontrast zu der ansonsten ja sehr bildgewaltigen Sprache, die Du ansonsten verwendest. Auch wenn mir Deine Acheron-Geschichte dahingehend wirklich noch besser gefallen hat, weil Setting und Sprache eher ineinander griffen. Ist vermutlich aber ohnehin Geschmackssache.

Grüße
bvw

 

Tach Abdul.

Ich mag keine Geschichten, bei denen am Ende ein Mörder auftaucht, der zuvor mit keiner Silbe auch nur annähernd erwähnt wurde.
Auch auf eine Pointengeschichte muss hingearbeitet werden. Sorry, aber so wirkt die "Pointe" einfach wie: "Hehe, jetzt will ich den Leser doch mal richtig verarschen, denn der Mörder, den ich ihm die ganze Geschichte über schmackhaft gemacht habe, ist in Wirklichkeit gar nicht der Böse, sondern ein ... hehe ... und jetzt schreib ich einfach, dass ich ihn/es nicht beschreiben kann ..."

Du könntest doch bereits zu Beginn latente Hinweise streuen. Lass doch einige der Passagiere nervös werden, ohne Fletscher anzusehen. Fletscher wundert sich ein wenig, warum die Frau ihm gegenüber so nervös aus dem Fenster blickt, zusammenzuckt. Er folgt ihrem Blick, erkennt eine vage Unterbrechung des Licht- und Schattenspiels. War da etwas? Doch dann widmet er seine Aufmerksamkeit wieder Joey ...

Verstehst du? Nur klitzekleine Hinweise, die eigentlich nichts verraten, bei denen der Leser aber am Schluss sagt: Wow, war da im U-Bahn-Schacht am Anfang doch was.

An deinem Stil habe ich ebenfalls nichts auszusetzen, denn er weiß durchaus zu fesseln. Nicht aber diese Pointe ... aber das sagte ich ja bereits :D

Gruß! Salem

 

Die einhellige Meinung hier, es sei eine Kathastrophe, wenn ein Schriftsteller eine bestimmte Sache nicht beschreiben kann, verwundert mich doch arg. Wem nützt es denn etwas, wenn ich jetzt schreibe, dass das am Schluss ein Viech mit viel Fell, einem Pferdefuß und Hörnern war? Wenn es sich hier doch um irgendeine unbegreifliche Manifestation, um etwas

aus den Tiefen der U-Bahnschächte, etwas aus dem Labyrinth der Straßen der Großstadt und vielleicht auch aus den Seelen Joeys und Fletchers
handelt. Etwas nicht beschreiben zu können im entscheidenden Augenblick kann den Horror sogar noch verstärken.
Einzig den Einwand, ich solle die Perspektive dann näher an Fletcher heranrücken finde ich akzeptabel, das werde ich vielleicht noch ändern.
Hinweise auf das Ende werde ich ebenfalls nicht streuen, es geht ja auch darum, dass in Wirklichkeit niemand Angst vor Fletcher hatte, nicht Joey und auch nicht die Frau am Anfang, aber als egozentrischer Mörder und Großstädter bildet er sich das halt gern ein.
Trotzdem danke ich euch - und das meine ich ernst - dass ihr euch so hartnäckig darum bemüht, mein schriftstellerisches Weltbild zu korrigieren.
Noch mal zu HPL: Es gibt sicher größere Schriftsteller, aber über die Qualität von Kunst diskutiere ich eh ungern. Nur so viel: Bei ihm hatte das unbeschreibliche kosmische Grauen Methode...
Ich glaube mit meinem Nickname habe ich mir keinen gefallen getan!

 

Trotzdem danke ich euch - und das meine ich ernst - dass ihr euch so hartnäckig darum bemüht, mein schriftstellerisches Weltbild zu korrigieren.
Siehst du das so? Nunja, ich sag dann mal: Jedem seine Meinung ...

 

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