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Ein guter Plan

btc

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23.03.2007
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Ein guter Plan

Ein guter Plan

Perfekt!
Tony würde erst morgen wieder in Frankfurt landen, er selbst würde in einer Stunde in seiner Stamm-Nische im Blue Motion Club sitzen und sich bis zur ‚Chill Out Time’ um fünf Uhr früh immer unter genug Zeugen befinden. Karl kontrollierte nochmals die simple, aber hochwirksame Vorrichtung. Er hatte ein einfaches Frotteehandtuch an die Tür gelegt, das zusammen mit dem Teppich beim Öffnen der Tür für eine statische Entladung sorgte. Solch ein Funke langte für eine Gasexplosion. Mit Genugtuung beobachtete Karl den kleinen Funken am unteren Ende der Tür beim Öffnen. Selbst wenn nach der Explosion noch verwertbare Spuren übrig blieben würde man unmöglich feststellen können, warum dort ein Handtuch auf dem Boden lag. Wahrscheinlich waren weder das Handtuch noch der Flur nachher noch da. Überall im Haus waren Gasleitungen und im Keller unter der Garage war ein grosser Reservetank für Engpässe. Alle von Karls Problemen würden mit einem Knall erledigt sein. Zufrieden mit sich und seinem Plan drehte er den Gashahn auf und verliess das Haus durch die Garage, vor dessen Tür er ebenfalls ein Handtuch platzierte. Sicher ist Sicher. Jessica war so freundlich, ihren Zweitwagen mit Zündschlüssel stets startklar in der Garage zu haben. Auf dem Weg zum Club dachte er noch einmal an die turbulenten Wochen zurück, die mit einer Silvesterfeier begannen.

Karl langweilte sich. Seit diese Jessica die Firma von ihrem verstorbenen Vater übernommen hatte mussten auf einmal Betriebsfeiern stattfinden. Ausgerechnet mit seinen spiessigen Kollegen musste er Silvester verbringen. Und Frau Pfeiffer, die fette Alte von der Poststelle, würde wieder versuchen, ihre hässliche Tochter an ihn zu verkuppeln. Wie gern würde er ihr und den anderen ins Gesicht schreien, dass er schwul war. Die ganze Welt war inzwischen tolerant in dieser Beziehung und es war sogar ‚in’, einen Schwulen zu kennen. Aber diese Leute hier waren geistig alle von der Sorte, die Karl ‚Musikantenstadl-Schauer’ nannte. Also Augen zu und durch. Doch dann war plötzlich Tony wie ein Engel auf der Feier erschienen. Gross, muskulös und braungebrannt, wie aus einer Anzugwerbung. Er war der Vize-Direktor einer anderen Filiale und nun im Hauptsitz und Jessica direkt unterstellt. Als Karl ihn sich zwei Wochen später endlich wegen einer Unstimmigkeit in den Akten anzusprechen traute, war es um ihn geschehen. Nach all diesen Tucken und Zicken, mit denen Karl seine letzten Beziehungsdramen erlebt hatte war dieser männlich markante Zuchtbulle genau das, was er brauchte. Bereits drei Tage später konnte Karl erneut zu seinem Traummann ins Büro. Er hatte festgestellt, dass Jessica bereits seit mehreren Jahren Unsummen an Geld abzweigte. Mit einem Netzwerk aus Scheinfirmen und Pseudolieferungen hatte sie inzwischen etwa 13 Millionen Euro Schwarzgeld erbeutet. In einer Firma, die riesige Mengen Material an Ämter und andere staatliche Einrichtungen lieferte, hatte Jessica problemlos die Firma und die Kunden abzocken können, auch weil sie als Tochter des Chefs natürlich freie Hand hatte. Als Karl Tony die Unterlagen präsentierte war dieser sprachlos. Bei diesem Zusammentreffen im Büro waren Tony aber auch Karls Blicke aufgefallen. Nie würde Karl diesen Satz vergessen:
„Entschuldigen Sie, dass ich darüber jetzt nicht nachdenken kann, aber Ihre Anwesenheit lenkt mich ab.“
Zwei Stunden sprachen sie über Gott und die Welt, dann verabschiedeten sie sich mit einem Kuss.
Oh, dieses berauschende Gefühl! Die Schmetterlinge!
Das war nun zwei Wochen her. An diesem Wochenende wollten sie zum ersten Mal weitergehen. Diese Zeit hatte Tony sich ausgebeten. Wegen einer gerade erlittenen schmerzhaften Trennung, wie er sagte. Inzwischen hatten sie auch beschlossen, das ergaunerte Geld irgendwie selbst in die Finger zu bekommen. Doch dazu mussten sie erst noch Jessica loswerden oder erpressen. Mit der Gasexplosion in ihrer Wohnung wäre nicht nur seine verhasste Chefin aus dem Weg, ausserdem könnten er und Tony mit dem Geld ein neues, unbeschwertes Leben in der Karibik verbringen. Das war Karls Geschenk an Tony.


Karl riss sich aus seinen Gedanken. Vor ihm lag der Club. Er sah auf die Uhr. Bereits jetzt müsste die Gasmenge für ein schönes Feuerwerk ausreichen. Irgendwann demnächst würde Jessica Feierabend machen. Gerade wollte er aussteigen, als vor ihm Tony vorbei lief. Karl dachte erst an eine Halluzination, aber es war ganz klar Tony. Karl sprang aus Wagen und rief ihm nach.
„Tony, mein Schatz, was machst du denn hier?“
Wie angewurzelt blieb Tony stehen. Dann drehte er sich langsam um und grinste Karl an.
„Liebling! Ich habe dich gesucht. Mein Meeting war früher zu Ende und ich wollte dich überraschen. Komm ins Auto, und muss dir etwas Tolles zeigen!“
Karl war ganz aufgeregt. Er stieg zurück in seinen Wagen und entriegelte die Beifahrertür.
„Was ist es? Ich bin schon ganz aufgeregt!“
Dann spürte er einen Stich im Oberschenkel. Verdutzt blickte er nach unten und sah die Spritze, die Tony in der Hand hielt. Tony lächelte ihn mitleidig an.
„Und ich dachte, ich müsste dich erst aus diesem Schwuchtel-Schuppen rauslocken. Tut mir leid, Karl, aber du hättest es fast versaut. Warum musstest du auch unbedingt diese Bücher kontrollieren? Gute Nacht!“
Noch bevor Karl irgendwie reagieren konnte wurden seine Glieder schwer und er konnte die Augen nicht offen halten. Seitlich kippte er vom Fahrersitz. Tony stieg aus und ging ums Auto. Niemand sonst war auf dem dunklen Parkplatz. Tony schob Karl auf den Beifahrersitz, schnallte ihn an und nahm selbst hinter dem Steuer Platz. In ein paar Stunden würde der Versager wieder zu sich kommen, aber dann waren Geld und Tony schon auf Nimmerwiedersehen verschwunden. Ein letztes Mal fuhr Tony auf den Parkplatz seiner Firma. Jessica kam gerade aus dem Haus und sah den Wagen. Sie stutzte. Dann kam sie ihm Stechschritt auf das Auto zu. Tony liess das Fenster herunter. Sie schrie ihn an:
„Wie kommt mein Auto hier her?“
Tony stieg aus und sah sich den Wagen genauer an.
„Scheisse, du hast Recht! Dieser Trottel muss ihn dir geklaut haben. Ich wusste, dass er dich nicht leiden kann, aber das geht fast zu weit.“
Jessica lief um den Wagen und stieg hinten ein. Genervt schaute sie auf den schlafenden Karl.
„Jetzt müssen wir den auch noch rumkutschieren. Naja, wir lassen ihn halt im Wagen, wenn wir zu unserem Flugzeug gehen. Dann kann es uns ja egal sein. Und jetzt fahr schnell noch bei mir vorbei, das kleine Büchlein mit den Daten aller Nummernkonten liegt noch in der Küchenschublade. Du kannst ja dort schnell mit dem Wagen in der Garage warten.“

 

hi btc


Leider hat mir deine neue Geschichte nicht sonderlich gefallen.
Das liegt vorrangig an zwei Dingen.

1. Du schreibst vollkommen emotionslos. Nicht nur die Dialoge lesen sich unglaublich zäh. Du schaffst es nicht, den Leser auch nur ansatzweise in den Bann zu ziehen. Spannung ist somit natürlich nicht gegeben.

Er hatte festgestellt, dass Jessica bereits seit mehreren Jahren Unsummen an Geld abzweigte. Mit einem Netzwerk aus Scheinfirmen und Pseudolieferungen hatte sie inzwischen etwa 13 Millionen Euro Schwarzgeld erbeutet.
Emotionen! Du erzählst davon, dass jemand 13 Millionen (!) Euro Schwarzgeld zur Seite schafft in demselben Ton wie vom Einkaufen.
Da stimmt was nicht.
Ebenso hier:
Inzwischen hatten sie auch beschlossen, das ergaunerte Geld irgendwie selbst in die Finger zu bekommen.

Wobei wir gleich beim zweiten Punkt wären: Die Geschichte ist so, wie sie da steht, unnachvollziehbar und unrealistisch.
1. Klischees noch und nöcher. Karls Denkweise entspricht nicht unbedingt der eines realen Menschens. Allein das hier:

Nach all diesen Tucken und Zicken, mit denen Karl seine letzten Beziehungsdramen erlebt hatte war dieser männlich markante Zuchtbulle genau das, was er brauchte.
Ist schon wirklich schlimm. So denkt niemand.
2. Finde ich es leicht übertrieben, dass jemand, der erst noch in einem Büro arbeitet, innerhalb weniger Sekunden auf die Idee kommt, jemanden wegen Geldes aus dem Weg zu räumen.
3. Verstehe ich das Ende nicht. Weiß Jessica davon, dass Karl von dem Geldklau wusste? Haben sie und Tony etwas miteinander? Möchte Tony Jessica umbringen und das Geld für sich allein haben? Oder wollten Jessica und Tony zusammen durchbrennen und gehen jetzt bei der Explosion drauf?
Sorry ich bin nicht drauf gekommen.


Also: Setz dich nochmal hin, mach aus dem Text eine Geschichte (!) und das Ende klarer/deutlicher.


Liebe Grüße
Tamira


Desweiteren:

Er hatte ein einfaches Frotteehandtuch an die Tür gelegt, das zusammen mit dem Teppich beim Öffnen der Tür für eine statische Entladung sorgte. Solch ein Funke langte für eine Gasexplosion.
Ernst jetzt? Von sowas hätte ich noch nie gehört.

Doch dazu mussten sie erst noch Jessica loswerden oder erpressen.
der korrekten Reihenfolge halber: erpressen oder loswerden.
Erpressen ist wohl weniger schlimm als jemanden zu beseitigen.

 
Zuletzt bearbeitet:

Tach BTC!

Das ist nun die zweite Deiner Geschichten, die ich lese, und ich kann mich Tamira da nur anschließen. Ich weiß nie so recht, was ich sagen soll. Du hast da immer ganz nette Ideen mit ein paar überraschenden Wendungen; die Bösewichter kriegen einen drauf; alles prima ... aber es lässt mich völlig kalt.

Keine der Figuren erwacht zum Leben. Da gibt's überhaupt keinen Konflikt. Du musst viel tiefer in Deine Geschöpfe eindringen, und uns ihre Gedankenwelt näherbringen. Und vor allem musst Du drauf achten, die Handlungen nachvollziehbar zu halten! Die Chefin zweigt sich mal eben dreizehn Millionen ab. Nu ja, bring ich sie halt um. Hm, hab ich das Bügeleisen ausgeschaltet? So denkt doch niemand - nicht einmal der abgebrühteste Räuber. Konflikt! Der gehört da hin.

... war dieser männlich markante Zuchtbulle genau das, was er brauchte.
Hehe ... das ist das homosexuelle Gegenstück zu einem Ballermann-Touristen auf Schnittenschau. Ob das so gut passt? :)

Noch bevor Karl irgendwie reagieren konnte wurden seine Glieder schwer und er konnte die Augen nicht offen halten. Seitlich kippte er vom Fahrersitz. Tony stieg aus und ging ums Auto. Niemand sonst war auf dem dunklen Parkplatz. Tony schob Karl auf den Beifahrersitz, schnallte ihn an und nahm selbst hinter dem Steuer Platz.
Nach "Fahrersitz" würde ich einen Absatz einfügen. Musst Du nicht, aber da Du an der Stelle den Erzähler wechselst, fände ich das überschaubarer.

Du verwendest kein einziges mal den schönen Buchstaben "ß" - das darfst Du ruhig. Und zwar nach langen Vokalen (groß) und zwei aufeinanderfolgenden (außer).

Tja, schade, dass ich nichts besseres sagen kann. Hat mir leider nicht gefallen. Viel Erfolg beim weiteren Werkeln!

Bis denne,
Fisch

 

Danke für die Antworten und die Analyse. Immerhin weiss ich jetzt, an welchem Punkt ich ansetzen kann. Die Emotionalität. Zwei Punkte muss ich aber verteidigen.

1. Die Denkweise meines schwulen Protagonisten. Ich hatte da einen genau so denkenden Bekannten von mir im Hinterkopf.

2. Explosion durch statische Entladung ist möglich und auch vielerorts gefürchtet.


Der Hintergedanke der Story war, dass Jessica und Tony gemeinsame Sache machen und Karl nur wegen dessen Entdeckung 'verführt' wird. Und dass zum Schluss Karl und Tony im Wagen in der Garage sind und Jessica an der Garagentür, die beim Öffnen alle drei und die Aufzeichnungen über das Geld ins Jenseits befördert.

 

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