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Ein Hauch von Krimi...
Ein Hauch von Krimi
Er wendete seinen Kopf nicht mehr. Er vernahm nicht mehr das kurze Straucheln. Ein dumpfes Poltern verkündete ihm, dass sein Opfer zurück zur Erde gefunden hatte. Er hatte den Kreislauf geschlossen, uninteressiert an dem Blut, das sich seinen Weg über den schmutzigen Asphalt bahnte, gleich einer roten Flut. Alles erträkend, sein Schicksal verschlingend. Er schaute auch nicht noch einmal in die Augen des Opfers; diese blau, leicht silbrigen Edelsteine, die sich jetzt zu fragen schienen, woher dieser leuchtende Strom der Nacht wohl kam. Die Quelle war zwei zentimeter höher als das rechte Auge; ein glatter Durchschuss.
Trotzdem sah er irgendwie zufrieden aus, wie er da lag. Beruhigt. Erlöst?
Er war inzwischen 3 Straßen weiter. Hatte das Café passiert, an dem abends die jungen Leute bis spät in die Nacht tanzten. Die Neonreklame über dem Eingang, deren grelles Aufblinken schon hätte Warnung genug sein müssen, war inzwischen erloschen. Überhaupt fiel ihm auf, dass es dunkel um ihn herum geworden war. Wäre es nicht schon Oktober, würden vielleicht noch das Getöse der Menschenmasse zu hören sein, denn zu Sommerzeiten waren die Straßen tags- und nachtsüber belebt. Ein Fakt, der ihn nie tröstete, denn immer fühlte er sich als Außenseiter und die Menge von Menschen konnte ihm das nur noch deutlicher machen. Jetzt aber, war es anders. Jetzt war er wirklich allein.
Die Mutter wartete jetzt nun schon drei Stunden. Normal kam er nie so spät, oder zumindest meldete er sich zwischendurch. Natürlich hätte sie sich dann beschwert, dass er sie geweckt habe und ein bisschen geschimpft, aber trotzdem hätte er sie glücklich gemacht. Sie saß in der Küche und fuchtelte die letzte zerknitterte Gitanes aus der Packung. Der Feuerschein ließ ihr Gesicht kurz aufleuchten. Brutal waren dort alle Spuren der Zeit dokumentiert. Jede verlorene Liebe, jeder Joint ihrer Jugend hing schwer an ihren Lidern, brannte sich ihr ins Gesicht. Mit 25 bemerkte sie es schon, jetzt zerstörte es sie. Ein Auto fuhr vorbei, aber hielt nicht an. Für sie - hielt nie etwas an.