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Ein Hilfeschrei den niemand hörte
Sie konnte nicht mehr… sie hatte alles satt. Ein Blick rüber zur Schublade. Eine Träne, die über ihre Wange rollte. Sie KONNTE nicht weiterleben. Ihr Leben war kein Leben, so kam es ihr zumindest vor. Sie hatte niemanden, der sie verstand. Sie stand auf… Mit trübem Blick ging sie hinüber zu ihrer Schublade und zog sie auf. Sie nahm das Messer heraus, dass immer noch versteckt unter ihren Geschichten und Bildern lag. Nun war sie entschlossen… Ihre Tränen wurden immer mehr… nun schluchzte sie ununterbrochen und brach richtig in Tränen aus. Wie gerne würde sie weiter hier bleiben. Wenn sie Freunde hätte und beliebt wäre. Aber so nicht…
Sie hatte von speziellen Selbstmordritualen gehört. Sie beschloss ihr eigenes, kleines Ritual zu machen. Sie stellte 2 Kerzen auf. Eine weiße und eine schwarze. Dann setzte sie sich vor den Kerzen auf die Knie. Die weiße Kerze betete sie an all ihren “Freunden“ zu vergeben., dass sie so schlecht zu ihr gewesen waren. Zur schwarzen sprach sie all die schlimmen Dinge, die ihr einfielen, als sie ihr Leben überdachte. Sie hatte nicht viel schlimmes getan. Aber vielleicht war es schlimm genug, dass sie, falls es einen Himmel und eine Hölle gab, in die Hölle kam. Als sie zu ende gesprochen hatte nahm sie das Messer in die rechte Hand. Sie weinte immer noch. Keiner war zu Hause. Warum konnte nicht jemand kommen und sie abhalten? Sie setzte an, kniff die Augen zusammen und schnitt. Das Messer grub sich tief in ihr Fleisch und sie spürte, wie etwas warmes und nasses sofort ihren Arm herunter lief. Es tat nicht so sehr weh, wie sie glaubte. Und als sie hinsah, sah es nicht mal so schlimm aus… außer dem vielen Blut, dass aus ihrem Handgelenk floss. Sie saß eine Weile da. Nichts geschah, außer, dass ihr Blut floss. Sie hatte angst. Vielleicht hatte sie nicht richtig getroffen und nun blutete sie. Sie griff blindlings noch einmal nach dem Messer, setzte erneut an, diesmal jedoch viel fester und schnitt sich immer wieder ins Handgelenk. Sie lies das Messer fallen. Sie zitterte. Nun sah es schlimm aus, doch davon bekam sie nicht mehr so viel mit. Sie sah eine kleine Weile zu, wie das Blut in strömen aus den Schnitten lief. Auf dem Boden hatte sich ein kleiner See gebildet und ihr ganzer Arm und die rechte Hand waren ebenfalls voller Blut. Ihr wurde langsam schwarz vor Augen. Im nächsten Moment spürte sie, wie sie zur Seite fiel. Ihr Blut floss immer noch Warm über ihr Handgelenk und sie hatte plötzlich endlose schmerzen. Ihr Handgelenk brannte und ihre Hand wurde taub. Warum konnte sie nicht einfach tot sein? Es dauerte so unendlich lange… und die schmerzen wurden auch nicht weniger.
Im Gegenteil. Ihr Kopf fing an weh zu tun und ihre Halsschlagader pochte so arg, dass Liara dachte, sie müsste jeden Augenblick platzen. Das wäre aber auch egal gewesen, denn sie würde ja eh sterben. Es kam ihr wie eine Ewigkeit vor, dass sie so dalag und schmerzen hatte. Ihr Kopf dröhnte als wäre sie in einer zu lauten Disco und ihren linken Arm spürte sie nicht mehr… nur noch den Schmerz im Handgelenk. Der ewig andauernde Schmerz. Das Brennen und nun fingen die Schnitte auch noch an zu ziehen. Liara weinte immer noch… Sie wollte doch nicht sterben. Hatte sie vielleicht noch eine Chance? Sie wollte die Augen öffnen, doch sie waren so verdammt schwer. Ihren linken Arm konnte sie nicht mehr bewegen. Es dauerte so lange. „Kein zurück…!“ Waren ihre Gedanken, bevor sie endlich endgültig das Bewusstsein verlor. Sekunden später hörte ihr Herz auf zu schlagen und sie starb. So lange hatte sie sich gequält um nun nichts mehr zu fühlen, keinen mehr zu treffen, der sie mögen könnte, niemandem die Chance zu lassen sich zu entschuldigen oder gar einen neu Anfang zu wagen.
Stunden später… Liara lag immer noch auf dem Boden ihres Zimmers… die Tür angelehnt. Das Messer neben ihr und alles voll Blut. Die Kerzen waren beide weit herunter gebrannt.
Ein Kratzen an der Eingangstür, ein weiteres Geräusch und die Tür ging auf. „Liara? Ich bin wieder da.“ Ein rascheln. Hellen hatte eingekauft. Die Schlüssel rasselten, als die Frau sie auf den Küchentisch legte. „Liara?“ Sie stellte die Tüte ab. Dann ging sie durch die Wohnung. Sie kam an Liara’s Zimmer an. Stille. Langsam stieß sie die Tür auf. Im nächsten Moment schrie sie. Lauter, als sie jemals zuvor geschrieen hatte. Ihr Tochter, ihr eigen Fleisch und Blut, das einzige, was sie hatte, lag auf dem Boden. Ein Messer neben sich. Die Augen geschlossen. Den Mund einen spalt weit offen und zuletzt das Blut… die Luft roch nach Blut. Auf dem Boden war Blut und Liara war voller Blut.
Die Frau bekam Tränen in die Auge, fing an zu weinen und heftig zu zittern. Eine Welt brach zusammen. Eine Welt, die gestern Abend noch in Ordnung war. Sie machte sich schreckliche Vorwürfe, als sie an den Streit vom Morgen dachte. Sie hatten sich nicht einmal versöhnt. „Liebes Fräulein! Ich habe die Schnauze voll. Ich will dich heute nicht mehr sehen!“, hatte sie gesagt und war zur arbeit gegangen. Sie hatte es nicht ernst gemeint. Es nur aus Trotz gesagt. Und trotzdem musste es Liara so getroffen haben, dass sie keine andere Lösung mehr sah! Ohne nachzudenken griff Hellen zum Telefon und rief Liara’s Vater an. Sie hatten noch ein gutes Verhältnis zueinander, obwohl sie geschieden waren. Er brauchte ziemlich lange, um ans Telefon zu gehen. Es klingelte 6 oder 7 mal bis er abnahm. „Ja?“, erklang eine Stimme an der anderen Leitung. „Mike?“ Hellen keuchte ins Telefon. Sie weinte noch immer… „Hellen?“ Mike klang verschlafen. „Was hast du?“, fragte er verdattert, als Hellen schluchzte. „Es… es ist Liara-“ Sie konnte nicht weiter sprechen. Es tat ihr so weh. Sie brach wieder vollkommen in Tränen aus. „Moment… in 15 Minuten bin ich da!“ Im nächsten Moment hörte Hellen das Belegtzeichen. 15 Minuten waren zu lange. Was sollte sie tun? Sie ging zurück… langsam… an die Tür zu Liara’s Zimmer. Es war kein Traum… sie lag da. Hellen wagte es nicht näher an ihre Tochter heran zu treten, geschweige denn, sie zu berühren. Sie setzte sich auf den Boden vor der Tür. Streckte die Hände aus. Wollte ihre Tochter berühren aber ihr Geist lies es nicht zu. Sie hatte Schmerzen. Sie konnte es nicht begreifen. Ihre Tochter… Tot. Warum? Die 15 Minuten kamen ihr vor wie eine Ewigkeit. Als es klingelte registrierte sie es nicht einmal richtig. Sie starrte ihre Tochter an. Immer noch liefen ihr Tränen über die Wangen. Erst nach dem 2. oder 3. mal Klingeln erwachte sie aus ihrer Erstarrung und stand auf. Sie öffnete die Tür und Mike kam herein gerannt. „Hellen? Was ist los? Warum weinst du?“ Mike schloss die Tür und nahm seine Ex-Frau in den Arm. Sie brach erneut völlig in Tränen aus. Mike schaute sich um und als sein Blick nach rechts fiel erstarrte er. Dann lies er Hellen los und ging 2 Schritte auf das Zimmer Liaras zu. Nun fing auch er an zu weinen. Leise… er schluchzte leise. „Hast… hast du… schon einen Arzt angerufen?“, fragte er schließlich. Hellen schüttelte stumm den Kopf und obwohl Mike nicht hinsah schien er ihre Bewegung genau gesehen zu haben. Er wandte sich ab, ging ins Wohnzimmer und nahm das Telefon. „Ja hallo! Es geht… um meine Tochter. Sie… hat sich umgebracht!“ Hellen hörte nicht weiter zu… sie fing erneut an zu weinen und brach diesmal zusammen.
„Okay dann… tschüss!“ Hellen vernahm Mike’s Stimme. Dann das Schließen der Tür. Sie öffnete die Augen. Hellen lag auf der Couch im Wohnzimmer.
Ihr ging es nicht gut. Ihr war schwindelig. Sie wollte sich aufsetzen, doch ehe sie sich versah, war sie schon wieder ohnmächtig geworden.
Eine Woche später fand Liara’s Beerdigung statt. Weiße Lilien, ihre Lieblingsblumen, lagen auf ihrem Sarg und ein Pfarrer sprach ihren Lieblingsvers aus der Bibel :
Denn ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben,
weder Engel noch Mächte noch Gewalten,
weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges,
weder Hohes noch Tiefes noch eine andere Kreatur
uns scheiden kann von der Liebe Gottes,
die in Jesus Christus ist, unserem Herrn.
Eine Gruppe von Menschen stand an Liara’s Grab und weinte. Schulkameraden, Freunde, Bekannte, Familie. Alle waren da. Auch diejenigen, die Liara zu Lebzeiten verspottet hatten. Es regnete in strömen. Genau, wie es an einer Beerdigung sein musste. Alle trugen schwarz. Regenschirme waren aufgespannt und der Pfarrer endete mit: „Asche zu Asche, Staub zu Staub“
………….
Warum hat diese Geschichte keinen richtigen Anfang? Keine Vorgeschichte? WAS hat Liara so weit getrieben?
Ganz einfach… Egal aus welchem Grund…. Völlig egal… man sollte NIEMALS Selbstmord begehn! Egal was vorher war… egal was danach kommen mag!!! Wirklich bedeutungslos… niemals ist Selbstmord eine Lösung… nicht, wenn jemand anderes gestorben ist, den man geliebt hat, nicht, wenn man verlassen wird, nicht, wenn man einsam ist…. Für einen Selbstmord… gibt es keine Entschuldigung… wirklich… gar keine… egal aus welchem grund… vollkommen egal………
Deswegen ist es vollkommen belanglos aus welchem Grund Liara sich umgebracht hat… die Geschichte soll zeigen, dass ein Selbstmord schmerzhaft ist… und ewig lange dauert… schmerzhaft für alle…. Erst für einen selbst… bis man endlich tot ist… und danach für die Freunde (und ihr werdet es nicht glauben… Leute, die dich anscheinend gehasst haben, werden um dich weinen), Verwandte, Bekannte… wirklich… für jeden mit dem du je in Kontakt getreten bist ob persönlich oder per E-Mail, SMS, Chat, oder sonstiges… für jeden wird es schmerzhaft… aber sie müssen die schmerzen ewig tragen…. Keiner wird jemals richtig darüber hinweg kommen… ich hoffe, dass das JEDEM klar ist… JEDEM!!!!! Wer einmal tot is, der kann nicht sagen „och mir gefällt es nicht mehr, ich will wieder leben!“ So geht das nicht… wer tot ist, ist TOT und bleibt TOT!!!
….