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- 10.08.2001
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Ein Katzenleben oder, Wenn meine Katze Besuch bekommen würde
Gestatten, mein Name ist Morkie. Oma Morkie, um genau zu sein, obwohl ich mir nicht erklären kann, wieso ich diesen Namen trage. Ehrlich gesagt, für uns Katzen sind Namen eigentlich auch unwichtig. Wir hören nur drauf, weil wir unseren Menschen ab und zu auch mal einen Gefallen tun wollen.
Seit fast zwei Jahren habe ich einen eigenen Menschen. Ich habe ihn fürsorglich in meine Wohnung aufgenommen, wo sollte er denn auch sonst hin. Im übrigen glaube ich, mein Mensch ist weiblich, aber so genau läßt sich das nicht sagen, Menschen tragen viel zu oft viel zu viele Stoffetzen mit sich rum.
Meine Menschendame hat ab und zu sehr sonderliche Ansichten und vertritt, wie ich vermute, die Meinung, sie sei der Chef im Hause. Aber glauben Sie ihr nicht, sie hat ja keine Ahnung, was hier los wäre, wenn sie mich nicht hätte. Achso, ich bin übrigens nicht die einzige Katze hier in der Wohnung. Kurz, nachdem ich meine Menschendame zu mir genommen habe, kam sie doch tatsächlich mit einer anderen Katze nach Hause. Stellen sie sich das mal vor! Das ist, als wenn ihr Kind einfach noch eins mitbringen würde, das dann für immer bleibt. Aber da meine Menschendame so unglücklich aussah, als ich ihr verbieten wollte, diese andere Katze zu behalten, nunja, da haben wir einen Kompromiss geschlossen.
Leider bin ich nicht in der Lage, mich selber um mein Futter zu kümmern, von gelegentlichen leckeren Fliegen oder Mücken abgesehen. Wenn ich mir meinen Mensch so angucke, frage ich mich auch immer, wie sie überlebt. Sowas von tolpatschig und hat trotzdem immer was zum fressen. Würden wir uns das erlauben, wir würden nie auch nur eine Fliege erlegen. Die Welt ist eben ungerecht. Dafür hat sie die Gabe (also meine Menschendame) leckeres Futter (zugegebenermaßen sieht es zwar aus, als hätte es schon mal jemand gegessen, aber es schmeckt trotzdem!) zu erjagen, das nur leider in merkwürdigen Verpackungen geliefert wird. Also habe ich meiner Menschendame in mühevoller Kleinarbeit beigebracht, diese Dinger (ich nenne sie Dosen) kunstvoll zu öffnen, und mir den Inhalt in einem Napf feilzubieten. Sie kann das mittlerweile recht gut, macht es nur leider viel zu selten. Stellen sie sich vor, nur zweimal am Tage! Ich muß eben ein bisschen strenger mit ihr sein.
Das da ist übrigens die Küche. Einer der schönsten Abenteuerspielplätze, die ich mir hab bauen lassen. Vor allem kann man von dieser Schräge da über dem warmen Ding (meine Menschendame nennt das Herd, aber sie hat mir ja auch so einen komischen, nichtssagenden Namen gegeben) genau beobachten, was sich die Menschen erjagt haben und wie sie es essen wollen. Ja, sie machen es wirklich warm, eklig, nicht wahr?
Unsere Näpfe hat sie hinter diesen Vorhang da geschoben. Ja ich weiß, mein Mensch nimmt sich eine ganze Menge Frechheiten heraus, aber glauben Sie bitte nicht, wir würden das anstandslos mit uns machen lassen. Oh nein, wir verbringen einen Teil des Tages damit, die Wohnung nach unseren Wünschen wieder um zu dekorieren. Dazu gehört nunmal auch, daß der Napf mitten im Flur steht, vorzugsweise so, daß meine Menschendame hineintritt, nur so kann sie schließlich lernen, daß wir öfter was zu fressen haben wollen. Urmel (die mitgebrachte Katze) hat leider die Angewohnheit, ab und zu mal ihr bereits gefressenes Fressen ebenfalls nicht ohne eine gewissen Dekorationslust im Flur zu verteilen. Daß das nicht grade dazu beiträgt, uns mehr Futter zu verschaffen, brauche ich wohl nicht extra zu erwähnen.
Was ich auch sehr unverschämt finde und grade mit allmorgendlichem Gemauze und Sprüngen versuche, meiner Menschendame auszutreiben ist die Unverschämtheit, Die Tür zum Menschenschlafkorb abzuschließen! Als ob die Wohnung ihr gehören würde! Nur, weil ich keine Daumen habe und keinen Schlüssel umdrehen kann, denkt sie, sie kann mit mir machen, was SIE will! Aber nicht mit mir. Wenn alles nichts hilft, werde ich wohl strengere Maßnamen ergreifen müssen.
Aber am allerbesten ist es, wenn diese netten Menschen kommen. Vorzugsweise kommen die nur vorbei, wenn meine Menschendame mal wieder nicht nach Hause gekommen ist. Ich weiß zwar nicht, wo diese anderen Menschen herkommen, aber ich denke, ich habe sie besser im Griff, als meinen eigenen Menschen. Sie lassen sich wunderbar durch die Wohnung dirigieren, geben uns nur das beste Fressen und verlangen (im Gegensatz zu meiner Menschendame) keine Gegenleistung. (Nagut, ich habe ich neulich dann doch dazu herabgelassen, mich dieser fremden Dame an den Hals zu werfen, aber ehrlich, das war nicht, um mich zu vergnügen, sondern nur, um ihr einen Gefallen zu tun. Wirklich!!)
So, jetzt denke ich aber, Sie haben genug gesehen, ich muß mich darum kümmern, ob meine Menschendame ihr Klo sauber verlassen hat und nicht wieder mit ihrem Futter Fußball gespielt hat.
Besuchen Sie mich doch mal wieder! Ich würde mich freuen, Ihnen meine Erziehungsfortschritte zu zeigen!