Ein Kind
Ein Vater.
Ein Leben,
für immer zerstört
Die Dunkelheit wird stärker. Nur der schwache Schein der spärlichen Strassenlampen fallen durch den herunter gelassenen Rollladen. Sie schläft. Oder sie versucht es zumindest. Sie rollt sich unruhig in ihrem Bett hin und her. Ihr Schlafanzug, rosa, mit Einhörnern, wirkt zerknittert. Ihre Decke eng um sich geschlungen versucht sie die Augen zu schliessen. Sich zu beruhigen. Aber wie? Wie soll sie sich beruhigen? Wenn sie doch weiss, dass er kommen wird. Bald. Sobald Mama schläft. Sobald Mama versucht zu ignorieren was ihr Mann tut. Sobald Mama die Augen verschliesst. Zu viel Angst ist in ihr, um einzuschreiten, ihrer Tochter zu helfen. Zu viel Angst ist in ihr, um nicht einfach ruhig liegen zu bleiben, leise und gleichmässig zu Atmen. Zu hören wie ihr Mann aufsteht und langsam zum Zimmer ihrer Tochter geht. Zu viel Angst um ihrer EIGENEN Tochter zu helfen. Nicht nur Mama hat Angst. Auch sie. Todesangst. Sie hört ihre Türe knarren, ein Schatten kommt in ihr Zimmer. Ihm hinterher ihr Vater. Durch das geöffnete Fenster hört sie ihr Glockenspiel. Der Wind spielt mit ihm. Spielt eine wunderschöne Melodie. Nun hört sie das Knarren ihres Bettes. Sie liegt nicht mehr alleine darin. Er ist da.
Sie spürt ihn hinter sich. Seinen Atem. Seine Lust. Seinen Schweiss. Seine Haut. Er ist unter ihrer Decke. Streichelt ihr Haar, während er ihr langsam den Anzug auszieht. Sie hört ihr Glockenspiel, unfähig sich zu bewegen, sich zu wehren. Sie ist schwach. SCHWACH.
Er streichelt ihr über ihren, von Schweiss bedeckten Körper. Jeder seiner Streicheleinheiten sind wie spitze Messer auf ihrer Haut. Jeder seiner Berührungen lässt einen Stromstoss der Angst durch ihre Adern pulsieren. Sie ist Starr. Ihr Schlafanzug, mit den Einhörnern liegt zerknittert auf dem Boden. Sie kann die Einhörner sehen. Wie sie spielen. Auf einer Wiese. Endloses Grün. Ihre glänzend weissen Körper. Jeder Muskel am richtigen Ort, jede Faser perfekt. Sie galoppieren. Nehmt mich mit! Bitte! Sie Galoppieren davon. Sie konnte nichts tun.
Er wird schneller mit seinen Bewegungen. Streichelt sie fester. Kneift sie. Tut ihr weh. Nein! Daddy, Nein! Sie bleibt stumm, unfähig zu sprechen. Er zieht seine Unterhose aus. Presst seine Hand auf ihren Mund. Sie bekommt fast keine Luft mehr. Er tut ihr weh. So unendlich weh. Sie kann nicht mehr denken, nicht mehr Atmen. Sie spürt nur noch den unendlichen Schmerz, als er in sie eindringt. Gierig. Immer weiter.
Sie will schreien. Verzweifelt. Sie kann nicht. Es tut unmenschlich Weh. Seine Hand. Seine von Schweiss bedeckte Haut. Seinen Penis, ihre blutende Scheide. Sie krampft sich zusammen, probiert sich zu wehren. Probiert zu kämpfen. Es nützt nichts. Er packt sie noch fester, keucht, speit seinen widerlichen Atem über ihr Gesicht. Sie schreit. Innerlich. Versucht ihr inneres Ich frei zu lassen. Aus dem Gefängniss ihres Körpers gleiten zu lassen. Fort von all dem Schmerz. Fort von ihr. Fort von Ihm. Sie schafft es nicht.
Sie versucht eine Mauert aufzubauen, zwischen sich und ihrem Äusseren. Versucht sich einzuschliessen. Ihn und die Welt, die so voller Schmerzen ist, auszuschliessen. Sie schafft es nicht.
Sie schafft es nie.
Er kommt. Der Letzte Stoss fährt in sie hinein wie eine Rasierklinge. Durchstösst sie förmlich. Reisst ihre Haut auseinander. Wie ein spitzes Schwert, fühlt es sich an. Der Schmerz ist unbeschreiblich. Lässt sie fast in Ohnmacht fallen. Sie hätte die Ohnmacht dankbar angenommen. Aber sie schafft es nicht, hinabzufallen. Schafft es nie. Sie ist eine Versagerin. Kann sich nicht wehren. Sie ist zu schwach. Zu SCHWACH. Er zieht sich aus ihr raus. Der Schmerz bleibt. Wie immer. Er ging. Sie auch. Glitt weg, von dieser Welt. Zerfressen von Schmerz und Schuldgefühlen. Was hat sie falsch gemacht? Was hat sie getan, dass Gott sie so Bestrafen muss! Was hat sie FALSCH gemacht? Sie verschliesst sich. Sie schläft. Sie betet darum nicht mehr zu erwachen. Nie mehr. „Bitte lass mich Sterben!“