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Ein Klavier mit nackter Begleitung
Auf einem weißen Laken liegen weitgespreizte, schlanke Beine. Die oberen Enden werden durch ein kantiges Gesicht nur halb verdeckt. Die Stellen, auf die es ankommt sind aber gut zu sehen. Ein leises Klavier klimpert mit Orchesterbegleitung im Hintergrund. Manchmal unterbricht ein leichtes Seufzen die Musik.
„Ein Mix aus den Chopinsonaten." Nickend bestätigteThomas sich selbst: „Sauber gespielt und in Harmonik und Diktion absolut bildpassend.“
Er hatte die Szenen neu zusammengeschnitten und gebrannt. Keine Endlosschleife mit Perspektivenwechsel, die teuere Pornos billig macht.
Die Lippen auf dem Bildschirm sind immer noch langsam, von oben nach unten und seitwärts gleitend aktiv. Wieder der kleine Knubbel am Ende der Hautfalten zwischen den haarlos glatten welligen Erhebungen, der sanft durch eine Zunge umkreist wird. Ein bizarres Fingerspiel beginnt. Finger der einen Hand scheren sacht die rosa Innenseiten weiter. Ein Mittelfinger schiebt sich sanft dazwischen, drückt, reibt und zieht sich wieder zurück. Die Wiederholungen dauern nicht lange, bis nur noch Enge ihn umschließt.
Das Seufzen wird ein klein wenig lauter.
Thomas glaubte zwischen der Musik Worte wie: „Warte..., gleich..., du bist lieb...“, zu verstehen.
Der Rhythmus der Körperschwingungen wird merklich schneller. Genau an der Stelle unterhalb der Scham beginnend zieht der bewegte Leib die Gefühle in sich ein. Auf dem Bauch und die Brust hinauf wird daraus eine Welle. Von der Zunge, über die Lippen hinweg rollt sie dann, sich überschlagend, als Flut geräuschvoll aus.
Ein Kopf gleitet nach oben. Der Mund berührt flüchtig den Bauchnabel. Etwas intensiver wird die linke Brustwarze bedacht.
Ein langer, zärtlicher Kuss findet ein glückliches Gesicht. Eine Hand streichelt dort, wo eben noch die Lippen waren.
Der Körper ist jugendlich glatt und schön. Makellos durchgebräunte Bronzehaut im Kontrast zum lakenweiß.
Nicht die rasierte fremde Haut oder die sexuellen Handlungen machten Thomas so an. Erregender war für ihn deren sichtbares Resultat.
„Leider nur virtuell“, setzte ihm sein Grübeln zu und verdrängte das Gefühl.
„Was war passiert, dass Siggy unterhalb ihres Bauchnabels für seine Lippen Stacheldrahtverhaue zog? Natürlich habe ich bemerkt, dass sie seit geraumer Zeit mit ihrem Körper nicht nur wegen der Pfunde kämpft. Sie fand sich oben zu faltig, unten zu dick und was sonst noch für Makel.“
Nur, dass er das ganz anders sah: „Wir sind älter geworden, na und?!
Ich will sie so wie sie jetzt ist...mit ihren etwas breiteren Hüften, den Besenreißern an den Schenkeln oder ihren Falten auf der Stirn, die heute nicht nur bei Unwohlsein zu Tage treten!“
Ein wackliger Nachsatz bleibt da aber noch in seinem Hinterkopf: „… das was im Bett mit ihr passiert will ich wieder in den neuen Tag nehmen können!“
„Ich werde mit ihr reden müssen. Reden, über das, was mich so bei den Bildern am Computer nicht nur im Kopf bewegt.
"Reden?", bildete die Fortsetzung der Überlegungen.
"Nein... Schreiben ist besser! Da gibt es kein Beruhigen oder Ausweichen. Mit eigener Hand einen Liebesbrief schreiben. Geschriebenes Wort lässt sich besser zwischen Ehrlichkeit, Unsicherheit und Verletzlichkeit auswiegen. Ich werde von mir erzählen... das ich sie riechen, schmecken und sehen muss, damit der Sex nicht nur organisch bleibt.“
Neben diesen Eindeutigkeiten waren da noch seine Gefühle. Ob er hier die richtigen Worte finden wird, ist er sich nicht sicher.
„... so wie vor Jahren vielleicht… als durch Elton aus dem Autoradio die glücklichen Momente wieder so gegenwärtig wurden, dass an der Ampel erst ein Hupkonzert den ersten Gang einlegen ließ“, ist fast sein Schlussstrich unter die Gedanken.
„Nächste Woche, nach der Dienstreise, habe ich Zeit.“
„Liebling, Bad ist frei!“
Siggys Worte ganz nah hinter sich ließen Thomas so erschrecken, dass er den Computer einfach ausdrückte.
* * *
Ein kurzes Flimmern, dann nur die wackelnde Schrift „UNKNOWN ERROR “...
Ihren Lippen entfuhr ein kräftiges Sch... und Unruhe stieg in ihr auf.
"Ich will nur schnell noch eine Überweisung...und nun das!" Sie kann ihn in den wichtigen Besprechungen nicht stören. Jedenfalls nicht schon wieder und nicht jetzt.
Sein mitleidiges Grinsen und gereizten Gesten, die sie sonst in solchen Situationen vom Stuhl am Computer aufstehen ließen, spürte sie förmlich hinter sich.
"Aber tatsächlich sitzt er doch Hunderte Kilometer entfernt in dieser blöden Besprechung!"
Schnell den Knopf oben rechts... aus, obwohl er ihr doch eingeschärft hatte sein Heiligtum immer schön herunterzufahren und auch sonst vorsichtig zu behandeln.
Es flimmerte immer noch. Die CD -Lade öffnete sich.
Ihr eigenes Lächeln, das Thomas als Desktophintergrund geladen hatte, zeigte, dass die Welt wieder in Ordnung war.
„Von wegen anrufen... wegen so einer Bagatelle. Und überhaupt, er ist doch schuld, lässt seinen Vortrag im PC“, erklärte sich Siggy den Fehlstart.
„Hatte Thomas einen wichtigen Teil für die Besprechung vergessen?“
Lade zu...
Und es läuft ein Film... und was für einer...
Auf einem weißen Laken liegen weitgespreizte, schlanke Beine. Ein leises Klavier überzieht das Bett mit Klassikhintergrund…
Ihr Blick wandte sich abrupt vom Bildschirm ab und glitt nach unten. Sie hatte das Gefühl, dass ihre Hand gleich nachfolgen würde. Musste sie nachspüren, ob sich dort die gleiche Stelle befand, die mit zärtlichen Bewegungen von Zunge und Mund vor ihren Augen gekost wurde?
Siggy wusste genau, dass Thomas Sonnabendhand nach seiner Erfüllung genau dort in ihr ähnliche Erregungen hervorbrechen ließ. Oder war es die Mittwochhand von vor vierzehn Tagen? Aber länger war es auf keinen Fall her!
Ihr Unterbewusstsein schenkte sich die Analyse der Aussage „ähnlich“. Ihr Kopf war mit ganz anderem Frust beschäftigt!
Ihr Blick war ein Reflex. Ihre Finger waren ja nicht unten angekommen.
Nichts passiert - oder doch?
„Dieser Mistkerl schaut abends stundenlang Pornos… nennt das: - ich muss noch an dem Vortrag für morgen... - und ich ziehe mir zum x-ten Mal allein die langweilige Traumschiffserie rein!"
Die Lippen auf dem Bildschirm sind immer noch langsam, von oben nach unten und seitwärts gleitend aktiv. Das Sichtfeld ist starr auf den einen Punkt ausgerichtet und gerät durch langsam wachsende Größe in Bewegung. Wieder der kleine Knubbel am Ende der Hautfalten zwischen den haarlos glatten welligen Erhebungen, der sanft umkreist wird. Zwei schlanke Finger drängen dazu und spreizen der Zunge mehr inneren Raum. Genau an der Stelle unterhalb der Scham beginnend zieht der bewegte Leib die Gefühle in sich ein. Auf dem Bauch und die Brust hinauf wird daraus eine Woge. Sie bricht sich am anderen Mund und rollt dann als sprudelnde Flut aus.
„Das macht ihn also an...!“, erfüllte den Raum.
Siggys weitere Überlegungen waren weitaus versöhnlicher als noch vor einer Viertelstunde. Das war nicht so, wie vor Jahren mit dem alten Videorecorder, dessen Bilder eher Urologen oder Akrobaten zum Entzücken gebracht hätten. Diese Stöhndialoge, die in den Urwald gehörten, weil sie vermutlich mehr aus Brutalität entsprangen.
Auch hier sind die Worte knapp und die Sprache dünn, denn zumindest ein Paar Lippen von den Dreien haben etwas besseres zu tun als zu reden.
„Das lässt nicht die Neugier in Unbehagen umschlagen... das hier ist richtig schön!"
Jetzt glaubte sie auch das Stück erkannt zu haben. Es war sicher irgendetwas von Chopin.
„Warum redet Thomas nicht mit mir, was ihn zu so etwas bewegt?“
„Ich werde ihm morgen abend, die CD einfach aufs Kopfkissen legen und sehen was passiert“, entschloss sie sich vom Grübeln zum Handeln.
„Typisch Thomasmann, wenn’s heikel wird muss Siggy...!“, bildete vorläufigen Abschluss ihrer Erkenntnis. Meistens war es ja so.
Nachdem sie den Computer sorgsam heruntergefahren hatte, kam ihr eine noch viel bessere Idee. Die würde den notwendigen mündlichen Dialog zum Thema nicht ersetzen, aber im sprichwörtlichen Sinn als Wink mit dem Pfahl anregen. Indem sie sich der Doppeldeutigkeit ihrer Gedanken bewusst wurde, musste sie sogar schallend lachen und ging ins Bad.
Sein sündhaft teueres Rasiergel war angenehm kühl auf der empfindlichen Haut. Ein Gemisch von Sandelholz mit Ambra erfüllte den Raum. Es duftete fast so, als stünde Thomas neben ihr. Nur ihre fettige Nachtcreme mit beruhigender Aloe Vera passte so gar nicht zu seiner Rasur. Fast zwanghaft und besonders intensiv fiel die cremige Nachbehandlung genau im Mittelpunkt des jetzt glatten Dreiecks aus.
Ihre Erregung über Thomas war ungewollt auf sie übergesprungen, hatte sich verwandelt und blieb nicht nur im Kopf. Immer wieder strichen ihre Hände abwechselnd die Scham hinab. Ihre Finger drückten, rieben und tauchten schließlich sanft ein. Etwas später wurden die Bewegungen schneller und der Druck ein wenig heftiger. Wohlige Wärme stieg aus dem Unterleib nach oben. Als Siggy ihre Augen einen Spalt breit öffnete sah sie im Spiegel, dass die Hitze in den Wangen rot angekommen war. Mit einem Zittern der Oberschenkel und unbeeinflussbarem Zucken und Ziehen im Inneren darüber entlud sich der gestraffte Körper.
Die fortschreitende Entspannung war ein wunderbares Gefühl und steigerte sich fast in Schwerelosigkeit. Als sie ihr Bild wieder deutlich sah, spiegelte sich kein Erschrecken, über das, was mit ihr abgelaufen war. Es war mehr Überraschung.
„...und das in meinem Alter“, entfuhr es ihr.
Das Gefühl der Leere danach, das sie in pubertärer Vorzeit so hasste, stellte sich nicht ein. Mit einem zufriedenen Schmunzeln verwarf sie die Absicht, die Klingen zu wechseln.
Sie begann sich die neue glatte Konstellation auszumalen.
„Thomas ist so süß, wenn ihm die Gesichtszüge entgleisen!“
Die erahnte Komik der kommenden Szenen mit ihm und vermischte sich mit Vorfreude, die sie immer fröhlicher werden ließ.
Sie nahm sich fest vor am Nachmittag die Klavierkonzerte herauszusuchen.
"Soll ich die CD einfach, als Deckel, auf das Glas mit seinem Lieblingsrotwein legen?"
Das würde ihr ersparen, die kompakte Videoanlage, neben die Palme ins Schlafzimmer zu verpflanzen.