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Ein längerer Augenblick

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11.08.2005
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Ein längerer Augenblick

Es regnet.
Wie früher.
Warum hat man dann so eine melancholische Stimmung?
Es ist doch nur Wasser, das auf dem Boden prasselt, mal stärker, mal weniger.
Es ist komisch.
Ihr macht der Regen nichts aus. Sie nimmt nur den Kopf ein wenig tiefer und geht gelassen weiter.
Was sie wohl denkt?
Wie oft ich mich das selbst am Anfang schon gefragt habe.
Ich kann es natürlich nicht wissen, aber erahnen.
Ich liebe sie.
Oder nein, ich habe sie lieb. Was ist der Unterschied?
Viele Leute sagen, dass sie jemanden oder etwas besonders lieben.
Stimmt das?
Wer weiß es schon.
Ich nehme an, das weniger als ein Drittel der Leute, die so etwas sagen, es nicht so meinen. Man sagt es einfach nur, um die Bindung zwischen zwei Dingen zu unterstreichen.
Aber lieben sie wirklich?
Oder mögen sie nur?
Wie weit kann Liebe sich steigern?
Kann sie sich überhaupt steigern, oder hat man nur das Gefühl, dass sie es tut?
Kann sie wirklich von Tag zu Tag, oder von Jahr zu Jahr mehr werden? Wenn sie nach zehn Jahren immer noch wächst, wie groß kann sie am Anfang dann schon gewesen sein?
In ihrem Fall scheint es bei jedem Ritt eine Steigerung zu geben.
Der Regen wird ein wenig stärker, aber er prasselt nicht, es ist eher ein angenehmes Tröpfeln.
Ich beobachte sie. Nicht zum ersten Mal, nicht zum Letzten.
Wie gut es tut, endlich Gewissheit zu haben, dass es nicht das letzte Mal sein wird, dass ich sie sehe.
Sie ist aufmerksam; und zufrieden. Ich sehe es an ihrem Gesichtsausdruck.
Ich weiß, das es nichts gibt, das ich mehr liebe.
Ich wusste es schon ,als ich sie gesehen habe. Es hat sich mehr als gelohnt, um sie zu kämpfen.
Für einen Moment überlege ich.
Liebt sie mich genauso?
Kann sie das überhaupt. Ich denke schon, aber sie wird es vermutlich anders empfinden. Wenn sie mich sieht, weiß ich, dass sie sich freut.
Vielleicht, ja vielleicht ist ihre Liebe eine Art gesteigerter Freude.
Sie freut sich auch jetzt, obwohl es regnet.
Es ist schwer zu beschreiben.
Wenn man zuviel darüber redet, macht man es kaputt.
Aber wenn man nur denkt, geht nichts verloren. Deshalb denken wir beide lieber, als zu reden.
Eigentlich bin ich diejenige von uns beiden, die redet. Sie kann es nicht. Darüber bin ich irgendwie froh, so machen wir nichts kaputt.
Ihr Schritt wird schneller.
Ich lasse ihr ihren Willen. Ihre Ohren spielen und sie scheint zu fragen, ob sie schneller laufen darf. Einzig mit meiner Körperhaltung stimme ich zu.
Ich kann selber bestimmen, wann wir beide wo sind,muss niemand anderen mehr danach fragen. Sie gehört mir.
Sie nimmt den Kopf ein Stück höher, trotz des Regens.
Dann galoppiert sie an, aus dem Wald heraus, auf das offene Feld. Ich sitze ruhig auf ihrem Rücken, bewegungslos.
Über ihrem Kopf nur der Horizont,sonst nichts.
Wir bewegen uns darauf zu, ohne Worte und ich weiß, dass sie einzigartig ist.

 

Hallo just read,

herzlich willkommen hier auf kg.de :).

Dein Text ist in meinen Augen keine Kurzgeschichte, sondern Gedanken einer Reiterin auf ihrem Pferd, dass sie sehr gerne mag. Dazu paßt Romantik/Erotik auch nicht so genau. Du läßt den Leser erst im Glauben, es ginge um eine Frau und dann zum Ende kommt die Pointe mit dem Pferd. Ich kam mir da eher verschaukelt vor, als dass ich dachte: Hoppla, was für eine Wendung!

Bei aller Liebe: Ein Pferd hat kein Gesicht.

Die Großschreibungen von SIE und IHR stören mich auch sehr. Ich kann leider mit deiner Geschichte nichts anfangen, sorry.

Lieber Gruß
bernadette

 

Hallo,
danke für die Kritik.
Allerdings wollte ich nicht von anfang an sagen bzw. schreiben, dass es sich um ein Tier handelt.
Die Großschreibung von IHR / SIE habe ich verwendet, um deutlich zu machen, dass SIE etwas ganz besonderes ist.
Mir ist keine bessere Lösung eingefallen.
Trotzdem danke für dein Statement.

 

Moin!
Nun ja, ich würde auch nicht so weit gehen und sagen, dass Pferde einen Gesichtsausdruck haben. Zumindest im Vergleich zum Menschen. Und der Mensch neigt dazu, alles zu vermenschlichen ;)

Der Text an sich ... ist, wie bernadette schon sagte, keine Geschichte. Nur die Gedanken einer Reiterin/eines Reiters. Genau genommen werden hauptsächlich Fragen gestellt und keine Antworten geliefert. Ein Vorangehen des Geschehens ist auch nicht erkennbar.
R/E ist mMn ungeeignet als Rubrik. Sonstige vielleicht. Hier fragt man sich am Ende, ob der Autor den Leser vera*** will ;)

Mach eine richtige Geschichte draus. Erzähl was und beschreibe nicht nur die Gedankn der Prot., erzähl dem Leser eine Geschichte, die ihm die Liebe des Prot.s zum Pferd zeigt.
Vor allem für die Leser, die nichts mit Pferden zu tun haben, schwer, das, was du da geschrieben hast, ein Stück weit nachzuempfinden.

Lieben Gruß
moon

 

So, habe endlich meine Gedanken darüber beendet,bin aber immer noch nicht mit dem ,was ich geschrieben habe, zufrieden.
Hilfe!?

 

Hey just read,

So, habe endlich meine Gedanken darüber beendet, bin aber immer noch nicht mit dem ,was ich geschrieben habe, zufrieden.
Hilfe!?
Hm, keine Ahnung, Hilfe? Wobei denn? Worauf willst du mit dem Text hinaus? Diese Frage, ob Liebe absolut oder steigerbar ist, stellst du ja sehr geschickt. Das ist eigentlich der zentrale Gedanke des Textes, die Frage des Textes. Und diese Frage formulierst du mit der Geschichte (okay, ich les das so, weil ich kein wahnsinniger Tierfreund bin und mir die Frage, ob Liebe steigerbar ist, viel interessanter erscheint als die, ob ein Tier zu Liebe fähig ist).
Wenn du mehr willst, also unterhalten oder so was, brauchst du wahrscheinlich einen ganz anderen Ansatz. Das hier ist einfache eine Reflexion, so etwas kann Bestandteil von längeren Texten sein –und dient dann oft dazu, die Motivation einer Figur zu erklären, usw. - aber wenn sich eine Geschichte nur darum dreht und auf die „Einbettung“ dieser Reflexion in eine konkrete Handlung verzichtet, wird es schwierig. Gut, du hast hier eine … na ja, „Rahmenhandlung“ für diese Reflexion, aber die ist sehr dünn.

Ich fand übrigens den Stil ziemlich angenehm, ein wenig verträumt, ein wenig verklärt. Die Pointe mit dem Pferd hat mir –im Gegensatz zu den Kritikern vor einem Jahr- ganz gut gefallen. Vor allem da ich durch meine verpfuschte Jugend zuerst annahm, dass der Ich-Erzähler ein Mann ist und mit „Ritt“ nicht der wortwörtliche Ritt gemeint ist. Und wenn man erst mal einen Eindruck hat, dann lässt man davon nicht so schnell ab: Was die kann nicht sprechen? Also stumm, usw. Erst bei Ohren hatte ich dann so einen „Aha“-Effekt. Schön gemacht.

Stilistisch nur eine Sache:

Ich nehme an, das weniger als ein Drittel der Leute, die so etwas sagen, es nicht so meinen.
Über den Satz bin ich gestolpert (dass im Übrigen) und auch beim zweiten und dritten Mal lesen, fand ich ihn unglücklich. Es soll ja ausgedrückt werden, dass ziemlich viele Menschen sagen sie „lieben“, wenn sie „mögen“ meinen. Aber bei „weniger als ein Drittel der Leute“ denke ich nicht, dass es viele tun, sondern wenige, auch zwei Prozent sind noch weniger als ein Drittel der Leute. Wenn du dich hier auf konkrete Zahlen beziehst –auf irgendeine Umfrage- könntest du entweder die genaue Zahl liefern oder sie mit einem „mehr als“ umschreiben. Mehr als „ein Viertel“ oder so was.

Gruß
Quinn

 

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