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Ein Licht in tiefster Finsternis
Ein Licht in tiefster Finsternis
Es war dunkel, kalt und feucht. Der Lichtkegel der Taschenlampe flutete nur einen kleinen Teil der Höhle. Umgeben von beißenden Schatten wurde ich tiefer und tiefer in das schwarze Loch gesaugt. Ein warmer roter Bach bahnte sich seinen Weg über meinen Zeigefinger. Er entsprang einer Wunde, deren Ursprung ich nicht kannte. Ein angenehmes Gefühl der Wärme schwappte durch meinen Körper. Wärme in kalter Finsternis.
Als ich zu dem unterirdischen See kam, pausierte ich. Ich blickte in das Wasser und sah mein verzerrtes Gesicht. Es war geprägt von Trauer, Schmerz und Einsamkeit. Schnell wandte ich mich ihm ab. Der innere Dialog schrie nach Aufmerksamkeit und setzte sich spielend leicht gegen mein schutzloses Ich durch.
„Du hast es geschafft. Stolz kannst du sein. Stolz auf dich. Das erste Mal in deinem Leben hast du das Recht dazu, dich, aufgrund deiner Taten, gut zu fühlen.“
Die Wärme verwandelte sich nun in Hitze. Schweißperlen kullerten meine Stirn herab. Ein salziger Geschmack klebte in meinem Mund.
„Deine Eltern werden ebenfalls beeindruckt sein. Sie haben dir nie etwas zugetraut. Alles haben sie dir abgenommen. Erziehung nannten sie das. Das Wort Sklaverei wäre an dieser Stelle angebrachter gewesen. Hoffentlich empfinden sie nur ein wenig von dem, was du dein Leben lang durchmachen musstest, wenn sie sehen, dass sie ihren eigenen Sohn nicht kannten“.
Die türkisblaue Farbe wich langsam aus dem See und musste sich einem Rotton geschlagen geben. Ich verstand nicht, was um mich herum geschah. Was verstand ich auch schon. Es wurde immer heißer und heißer. Mein T-Shirt klebte an mir wie eine Klette. Ich wollt es ausziehen, aber die Kraft hatte meinen Körper verlassen.
„Mach dir keine Sorgen. Schon sehr bald wird es dir besser gehen. Das verspreche ich dir. Hör einfach auf mich. Tu was ich dir sage! Jetzt!“.
Leere
Leere
Leere
Als die Gedanken wieder kamen lag ich auf dem Boden. Es war dunkel. Erkennen konnte ich nichts. Ich versuchte mich zu bewegen, schaffte es aber nicht.
Leere
Leere
Leere
Ein Geräusch ließ die Leere noch mal verschwinden. Es hörte sich wie ein Klopfen an. Ich wußte nicht, wo ich mich befand. Die Dunkelheit füllte alles, was mich umgab. Plötzlich drang ein kleiner Lichtstrahl in die Schwärze, der breiter und breiter wurde. Eine Frau trat aus dem Licht in die Finsternis. Sie schaute mich mit leblosen Augen an. Langsam öffnete sie ihren Mund. Der Schrei der ihm entwich, klang wie Gesang in meinen Ohren. Sie bückte sich zu mir, berührte mich jedoch nicht. Dafür schaute sie mir tief in die Augen. Ihr Mund bewegte sich, doch ich verstand nichts von dem, was sie zu sagen schien. Alles Klang wie Musik. Harmonisch und schön. Als sie aufstand hielt sie etwas in der Hand, das sie wohl auf dem Boden gefunden hatte. Sie starrte es reglos an und ließ es singend fallen. Es landete direkt neben mir auf dem Boden. Nun erkannte ich den Gegenstand und schlief ruhig ein.