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Ein nächtlicher Spaziergang

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21.08.2005
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Ein nächtlicher Spaziergang

Vielleicht war mal wieder Vollmond und ich konnte deshalb nicht schlafen. Leider bin ich einer der vielen Menschen, die auf diese vermaledeite Phase einmal im Monat sehr anfällig reagieren. Stundenlang wälzte ich mich ruhelos in meinem Bett hin und her. Schließlich stand ich auf, ging in die Küche und trank einen Tee. Dabei schaute ich raus auf die Straße, die leer im spärlichen Licht der Laternen da lag. Frustriert fragte ich mich, warum diese friedliche Stille nicht auch in mir sein konnte.
Ich beschloss, Spazieren zu gehen. Manchmal half es, ein wenig in dieser Ruhe zu baden und sich dabei zu bewegen. Ich zog mich an und verließ die Wohnung.
Kälte empfing mich und drückte angenehm auf meine wunden Augen. Es ist Januar, doch momentan liegt kein Schnee. Ich schritt rasch aus und wandte mich zum Park, in dessen Mitte ein kleiner See lag. Auf meinen nächtlichen Ausflügen hatte ich mir angewöhnt, diesen so oft zu umrunden, bis ich meine Beine deutlich spürte, und mich dann noch etwas auf eine der Bänke zu setzen und auf das Wasser – oder jetzt die Eisfläche – zu schauen.
Nachdem ich mich also noch müder gelaufen hatte, bog ich auf einen kleinen Pfad ab und näherte mich meiner Lieblingsbank – die mit dem schönsten Blick auf den See. Als ich fast da war, sah ich, dass bereits jemand auf ihr saß. Ich überlegte kurz, ob ich umkehren und eine andere nehmen sollte, doch die Abstände zwischen den Bänken waren recht weit, von der nächsten hatte man nur einen Blick auf Gesträuch, und in die andere Richtung wollte ich nicht gehen, weil ich die Strecke dann auf dem Nachhauseweg wieder zurück müsste. Also legte ich den Rest des Weges zu meiner Stammbank zurück, die im äußersten Lichtschein einer Laterne stand, warf der Person auf ihr einen flüchtigen Blick zu - es handelte sich um einen älteren Mann; graue Haare lugten unter der Mütze hervor, er schaute aufs Eis - und ließ mich neben ihm nieder. Ich grüßte nicht, das erschien mir irgendwie unangebracht, und außerdem wollte der Mann wahrscheinlich nur genau wie ich die nächtliche Stille genießen und sich nicht unterhalten.
Ich saß eine Weile nur da, ließ meinen Atem sich beruhigen und nahm die frische, kalte Luft, den Blick auf das Eis und natürlich die Ruhe in mich auf.

Der Mann neben mir rührt sich nicht. Ich selbst habe mich ein paar Mal bequemer hingesetzt, die Beine ausgestreckt und wieder angezogen, mein Notizbuch herausgeholt, doch er sitzt nur ganz still da, schaut nicht einmal kurz, was ich da schreibe. Ich muss an meine Grundschulzeit denken, in der ich während des langweiligen Unterrichts oft ausprobiert hatte, wie lange ich absolut still sitzen konnte, und ob mich meine Mitschüler und die Lehrerin vorne vielleicht irgendwann nicht mehr wahrnehmen könnten und ich verschwinden würde. Tut das der Mann? Versuchen zu verschwinden? Oder schwebt sein Geist vielleicht gerade in so hohen gedanklichen Sphären, dass er sich ein Stück weit vom Körper gelöst hat, wie beim Meditieren?

Ich beobachte den Mann aus dem Augenwinkel. Ich warte auf Wasserdampf, der aus seiner Nase kommt.
Vielleicht ist er Schwimmer und hält so lange es geht die Luft an, um seine Lunge zu trainieren? Wie lange kann ein normaler Mensch die Luft anhalten - ein bis zwei Minuten?
Ich bemerke, dass er auch nicht zwinkert.
Verschwinden, Meditieren, Tauchen. Und was trainiert er damit? Vielleicht seine Nachtsicht?, fragt eine ironische Stimme mit leichtem Unbehagen in meinem Kopf.

Was für ein Schreck!
Während ich so dasaß und wartete, atmete ich sechzigmal aus und zwinkerte zwölfmal. Der Mann bewegte sich nicht, atmete nicht aus, zwinkerte nicht. Das ließ nur einen Schluss zu: Der Mann neben mir ist tot!
Mein erster Impuls war, aufzuspringen und wegzulaufen, doch ich war wie erstarrt.
Moment, dachte ich dann, keine voreiligen Schlüsse ziehen.
Voreilig?, warf die ironische Stimme von eben ein und klang dabei panisch.
„Äh…, geht’s Ihnen gut? Hallo?“, hörte ich eine krächzende Stimme fragen, die, wie ich kurz darauf bemerkte, aus meinem Mund kam.
Keine Reaktion.
Ich sah, wie eine Hand sich in Zeitlupe der Schulter des Mannes näherte, sie fasste und ein wenig rüttelte. Ich brauchte einen Augenblick, um zu begreifen, dass es meine Hand war.
„En… Entschuldigung?“
Keine Reaktion; keine Muskeln, die sich anspannten, um die Bewegung auszugleichen, nur ein regloser Körper.
Daraufhin bewegte sich meine Hand vor dem Gesicht des Mannes auf und ab.
„Sehen Sie das?“
Keine Reaktion.
Vielleicht, meldete sich eine ängstliche Stimme zu Wort, sich schnell einem anderen Aspekt zuwendend und etwaigen Erklärungen gegenüber ziemlich anspruchslos: Vielleicht hat er nur so ruhig geatmet, dass du es nicht gesehen hast! Also verharrten zwei meiner Finger artig unter der Nase des Mannes, warteten, dass ruhiger Atem über sie strich, um diese These zu bestätigen.
Aber: nichts.
Nach kurzer Überwindung legte sich meine Hand noch an die Wange des Mannes.
Kalt (und stoppelig). Zu kalt! Eine Art Schauder durchfuhr mich bei der Berührung, und ich zuckte zurück und rutschte so weit wie möglich weg von ihm.
Jetzt gab es keinen Zweifel mehr: Der Mann neben mir ist tot.

Nachdem ich mich wieder etwas beruhigt habe, kommt mir ein erschreckender Gedanke: War der Mann schon tot, als ich mich neben ihn gesetzt habe, oder ist er gestorben, während ich neben ihm saß? Es wäre möglich, ich kann es nicht sagen.
Ich betrachte den Mann genauer. Sein Gesicht ist fast ausdruckslos, aber ich glaube, eine Spur von Zufriedenheit zu erkennen.
Wer war der Mann wohl gewesen? War er vielleicht hier im Ort geboren und aufgewachsen? Hatte er auf diesem Weg am See Laufen gelernt? Hatte er in diesem Park mit anderen Jungen gespielt und unter einer der Buchen zum ersten Mal ein Mädchen geküsst? Hatte er hier zum ersten Mal seine zukünftige Frau getroffen, vielleicht bei einem Picknick mit ihren Freundinnen? Hatte er ihr hier den Antrag gemacht? Hatte er hier seinem Sohn oder seiner Tochter das Fahrradfahren beigebracht? Hatte er manchmal, wenn er nicht schlafen konnte, auf einer der Bänke gesessen und darüber gegrübelt, wie er auf einmal so alt hatte werden können, dass die Kinder schon aus dem Haus waren?
Was der Mann wohl jetzt ist?

Das Ereignis Tod gehört zum Leben.
Eine einfach zu verstehende, aber schwer zu akzeptierende Tatsache; es wird gestorben, wo immer auch gelebt wird.
Aber ich interpretiere Beruhigung und Hoffnung in diese Phrase: Der Tod gehört zum Leben. Nicht: Der Tod beendet das Leben.
Was passiert also mit uns nach dem Tod? Und was war mit uns vor unserer Zeit hier auf der Erde?
Alles im Universum verändert gelegentlich seine Form oder wechselt den Ort. Aber wirklich verloren geht nichts. Warum sollte es mit uns so sein? Sollen wir wirklich aus dem Nichts entstanden sein und wieder zu Nichts werden, wie die Atheisten behaupten? Einfach so soll Nichtdenkendes Denkendes erzeugen, also Unbewusstes Bewusstes? Ich weigere mich, diesen Unsinn zu glauben! Vielmehr glaube ich, dass unser Dasein hier nur ein kleiner Ausschnitt unserer gesamten Existenz ist, vielleicht so wie ein einzelner Tag im Jahreszeitengefüge. Dann wäre der Tod nur die Nacht, der Übergang zum nächsten …

Wir wissen, es gibt den Tod, wir wissen, er ist unvermeidlich, aber viel mehr wissen wir nicht. Durch das Sammeln und Vergleichen von Nahtoderlebnisberichten haben wir eine vage Ahnung, was mit uns nach dem (Beinahe-)Tod passiert; wiederkehrende Elemente wie ein dunkler Tunnel, das Verlassen des Leibes, Begegnung mit anderen, ein lichtes Wesen, die Rückschau auf das eigene Leben u.a. verschaffen uns einen undeutlichen Blick, der jedoch nicht weit in den Nebel hineinreicht.
Wir haben keine Chance, den Tod zu erkunden, ihn zu sezieren, wie wir es sonst immer mit Dingen tun, um sie zu verstehen. Trotz unserer Intelligenz. Der Tod erledigt seine Aufgabe, benimmt sich dabei wie ein Elefant im Porzellanladen - aber keiner tut etwas dagegen, kann etwas dagegen tun! Und plötzlich merken wir: Wir sind ja gar nicht frei, da ist etwas, was uns fremdbestimmt, etwas nicht Greifbares, was sich unseren Begriffen, Regeln und Gesetzen einfach entzieht! Etwas, dem wir schutzlos ausgeliefert sind. Das ist unheimlich und verstörend, und deswegen fürchten wir uns vor dem Tod.

Es gibt zwei, zugegeben etwas plakative, grundlegende Taktiken, mit dem Tod umzugehen: 1.) man versucht, ihn zu ignorieren, indem man ihn verschweigt (für ängstliche und bornierte Leute), oder 2.) man versucht, ihn so gut es geht zu akzeptieren und ihn als ein Bestandteil des Lebens in dieses zu integrieren (für kluge Leute).
Wir tun beides; einerseits ist das Sterben heutzutage in unserer Gesellschaft so tabuisiert wie Sex in den 50ern, andererseits ist der Tod das Thema schlechthin in unseren stilisierten Nachrichten und im Unterhaltungsbereich. Es gibt beispielsweise kaum ein Buch oder Film ohne ihn, seien die Intentionen und Tötungsdelikte auch noch so unterschiedlich (wie z.B. Mord aus Geldgier im klassischen Krimi gegenüber Selbstmord aus Liebe in Romeo und Julia).
Paradox.
Und an vorderster Front wird natürlich im Horrorgenre mit dem Tod gespielt und genüsslich das Tabu der eigenen Vergänglichkeit gebrochen. Aber wird dabei im Grunde nicht auch versucht, daran zu gewöhnen? So wie das Personifizieren des Todes (z.B. als Sensenmann) eine Bemühung ist, das Phantom greifbarer zu machen und in die kleine Passform unseres Verständnisses und unserer Wahrnehmung zu zwängen?

Eigentlich wissen wir das alles. Und trotzdem haben wir Angst vor dem Tod. Ich bin selbst das beste Beispiel, wie ich eben panisch von dem Mann neben mir weggerückt bin und am liebsten weggelaufen wäre, so als wäre der Tod ansteckend.
Wenn wir direkt mit ihm konfrontiert werden, dann ist da, abgesehen von der symbolischen Bedeutung – Das wird eines Tages auch mit mir passieren … – so eine vage Angst in unseren Köpfen, dass, wenn wir den Tod in dem leblosen Körper vor uns betrachten, der Tod vielleicht auch aus diesem heraus uns betrachtet.
Außerdem fühlt es sich so an, als wäre das Reden und Nachdenken über den Tod, die Beschäftigung mit ihm eine geistige Heraufbeschwörung, die ihm die Möglichkeit gibt, näher heranzukommen und realer zu werden. Wie ein Hai, der von einem Blutstropfen im Wasser angelockt wird.
Ist das Aberglaube, Okkultismus, ein Produkt des Nicht-Verstehens, der Tabuisierung, der Fantasie?
Manchmal denke ich, wie lächerlich das ist: Der Tod umgibt uns wie die Luft, die wir atmen, ist uns ständig näher als unsere Kleidung, kann jederzeit auf mannigfaltigste Art und Weise zuschlagen, und wir tun so, als gäbe es ihn nicht und versuchen, unsere kleinen Leben so mit Belanglosigkeiten vollzustopfen und auszufüllen, bis wir das tatsächlich glauben ... Ein Gedanke mit der Macht, in den Wahnsinn zu treiben.
Vielleicht umschleicht mich der Tod genau in diesem Moment, in dem ich dies schreibe, wie ein überheblicher Kater seinen Menschen, in dem Wissen, dass dieser ihm gehört, lacht über meine kümmerlichen Versuche, ihn zu analysieren oder schüttelt seufzend den Kopf.

Noch so ein Schreck!
Meine Güte, langsam ist es genug mit den Schrecken für eine Nacht! Ich war in meinem Kopf gerade noch mit dem Bild des Katers beschäftigt, als ich plötzlich aus dem Augenwinkel ein felliges Tier mit langem Schwanz wahrnahm, das sich schnell näherte. Ich erschrak heftig und mein Herz setzte aus. Mein erster Gedanke war, dass der Tod meine Versuche, in seine Privatsphäre einzudringen, satt hatte und mich jetzt holen kam, ironischerweise in der Form, in der ich ihn mir gerade vorgestellt hatte. Würde der Kater zum Sprung in mein Gesicht ansetzen und es mit seinen scharfen Krallen und den spitzen Zähnen bearbeiten? Würde er versuchen mich töten oder als Lektion in Ehrfurcht und Respekt geblendet und vernarbt weiterleben lassen?
Doch es war gar kein Kater, sondern ein Eichhörnchen, und mein Herz setzte wieder ein. Da ich noch wie erstarrt war, kam es ganz dicht heran, schnupperte kurz an einem Schuh des Mannes neben mir, lief aber sogleich weiter, als hätte es festgestellt: „Mh, tot.“ Es blieb ein Stück vor mir stehen und schaute mich mit seinen schwarzen Knopfaugen bestimmt zehn Sekunden lang einfach nur an, so als wollte es sagen: „Er ist tot. Aber du …?“ Dann tippelte es weiter, den buschigen Schwanz gerade hinter sich herziehend, und verschwand im Gesträuch.

Das Eichhörnchen hat recht! Der Mann sitzt neben mir auf der Bank und ist tot. Ich sitze neben dem Mann auf der Bank und lebe. Ich sollte nach Hause gehen und weiter versuchen zu schlafen, um morgen fit zu sein. Wahrscheinlich steckt auch etwas Weisheit in dem Verhalten der Menschen, den Tod zu ignorieren. Es ist nicht gesund, sich übermäßig mit diesem Thema zu beschäftigen. Es schafft kein froheres Gemüt und lohnt sich letztendlich nicht. Genau wie alle anderen komme auch ich irgendwann nicht weiter und muss spekulieren, vermuten und annehmen. Aber was bringt das? Letzten Endes muss ich mich wie alle, Denker und Nichtdenker, dem Tod beugen und einsehen, dass das Leben nicht dessen Zeit ist. Ich frage mich, ob die Denker es früher tun und irgendwann bereuen, überhaupt mit dem Nachdenken über den Tod angefangen zu haben, und ob die Nichtdenker glücklicher und unbeschwerter leben. Ich glaube, ja.

Jeder hat oder macht sich irgendein Bild vom Tod. Und diese Bilder sind zwar alle verschieden, dienen aber letztendlich nur dem einzigen, immer wiederkehrendem Zweck; den Tod einzuordnen, ihn zu akzeptieren und sich mit ihm zu arrangieren, sodass man mit ihm leben kann. Es wird dabei viel Schindluder getrieben: Oft wird der Tod von Menschen als Schreckgespenst dargestellt, vor dem es sich zu Fürchten gilt, um andere Menschen in ihren fragwürdigen Gedankengebäuden, Theorien und Ideologien zu fangen. Davon sollte man sich nicht beeindrucken lassen, denn auch die wissen nicht mehr als jeder andere, verstehen sich nur meist besser auf Manipulation.
Hier ist mein Bild: In meiner Vorstellung ist der Tod kein amoklaufender Soziopath, sondern ein alter, einsamer Mann, der nur seine Arbeit macht, ein Werkzeug seines Zecks, und uns vielleicht sogar ab und zu in einem ruhigen Moment etwas neidisch betrachtet. Ich weiß, dass er irgendwann kommen wird, um mich abzuholen, und ich stelle mir vor, dass er ein bisschen wie ein Großvater ist; gemütlich, mit Geist, Humor, wachen Augen mit Lachfalten und großen, warmen Händen, und dass er angenehm riecht, vielleicht nach Wolle und Pfeifentabak. Er wird sagen: „Michael, es ist Zeit“, so wie ein gütiger Großvater seinen Neffen wecken würde, um ihn in die Schule zu schicken, oder eine liebevolle Mutter ihr Kind, wenn das Taxi vorfährt. Und ich werde mich freuen, ihn zu sehen und sagen: „Dann lass uns aufbrechen.“ Er wird lächeln, nicken und mir seine große, warme Hand hinhalten, die ich nehmen werde, und dieser Griff – warm, trocken, nicht zu fest und nicht zu weich, sondern einfach genau richtig – wird mir den Abschied erleichtert. Und dann werden wir gehen.
Mit diesem Bild kann ich leben.

Und vielleicht war er es, der das Eichhörnchen geschickt hat.
Er ist tot. Aber du …?

Wie lange sitze ich schon hier und grübele? Gut zwei Stunden? Ich betrachte den toten Mann neben mir. Es kommt mir vor, als hätten wir beide eine weite Reise hinter uns, und irgendwie empfinde ich Dank ihm gegenüber. Dank dafür, dass er heute Nacht hergekommen ist und dafür, dass ich vielleicht dabei sein durfte, als er abgeholt wurde.
Was er wohl für ein Bild vom Tod hatte? Vielleicht ein ähnliches wie ich, seinem leicht zufriedenem Ausdruck nach zu urteilen.

Ich packe nun meine ganzen Erkenntnisse in eine Schatulle in meinem Herzen, drehe den Schlüssel zweimal herum und schiebe sie ganz nach hinten ins Regal.

Gleich werde ich nach Hause gehen; mir ist eiskalt und ich fühle mich geschafft wie lange nicht mehr. Vielleicht kann ich jetzt endlich schlafen.
Sollte ich jemandem wegen des Mannes Bescheid sagen? Wem? Dank Tabuisierung habe ich keine Ahnung, was man in so einem Fall tut. Aber eigentlich will ich es auch gar nicht; es käme mir wie Verrat vor und würde die Sache irgendwie zerstören. Aber was, wenn er morgen von Kindern gefunden würde, wenn ich jetzt einfach gehe? Das würde sie gewiss traumatisieren. Kann ich das verantworten?
Mensch, Michael, hast du die Schatulle zu weit ins Regal geschoben, deine gewonnenen Erkenntnisse schon wieder vergessen? Ich fühle mich ja fast ketzerisch, aber: Der Tod gehört nun einmal zum Leben! Alte Menschen (und nicht nur die) sterben! Warum sollen sie das nicht auf einer Parkbank tun? Natürlich würden die Kinder daran zu knusen haben, aber es ist normal!
Es wäre eine Lektion, die sie früher oder später sowieso lernen müssen.
Ich werfe dem Mann einen fragenden Blick zu – und er scheint einverstanden zu sein.

Ich werde noch einen Moment lang die stille, kalte Nacht und den Blick auf das Eis genießen. Und mein leichtes Inneres, das sich wie von einer Last befreit anfühlt, so als hätte ich endlich etwas erledigt, was mir schon lange auf der Seele lag.
Und dann werde ich aufstehen, dem Mann noch einmal zunicken und gehen.

 

Hallo Maeuser!

Ich gebe zu, es ist mein vierter Versuch, deine Geschichte bis zum Ende durchzuhalten. Ich war versucht, um es mit deinen Worten auszudrücken, einer Tabuisierung nachzukommen.

Schon der erste Satz ist mehr eine Phrase als ein interessanter Einstieg. Die vielen "zu" in der Exposition retten nichts, im Gegenteil, der Leser fühlt sich selbst ruhelos und hin und her geworfen. Mich hätte mehr interessiert, was genau es für eine Decke war, vllt auch wie warm es im Zimmer. Die abschließende Erklärung ist für den Leser hilfreich, nun weiß er, was du eigentlich ausdrücken wolltest. Dennoch schließt sich hier die nächste Frage an: Wieso ist es wieder eine weitere Nacht, in der er nicht schlafen kann? Beschrieben hast du bisher nur die Umwelteinflüsse oder das pulsierende Blut in den Ohren. Sind das wirklich allein die Gründe für die Schlaflosigkeit deines Prots? Wie wärs mit neuen Vorhängen, Fenster schließen, Schlaftabletten.

Das anschließende frustriete Stöhnen konnte ich gut nachvollziehen, zumal der Gute einen Kessel Wasser aufsetzte. Während der und das Wasser darin sich langsam erhitzte (bei mir erhitzen sich die nicht von selbst sondern werden erhitzt, aber ich habe auch keinen Kessel), veränderte sich das Licht der Straßenlaterne, die im ersten Abschnitt so grell durch die Vorhänge schien zu einem spärlichen Lichtlein. Später fuhr auch kein Auto mehr, mir kam der Gedanke, ob sich der Prot die ganzen Schlafstörungen nur eingebildet hatte um nachts endlich einmal Tee schlürfen zu dürfen.

Maeuser, ich hoffe, ich verletze dich nicht zu sehr, wenn ich sage, so und so ähnlich zieht es sich durch deinen Text. Er macht den Anschein, als hättest du ihn gerade niedergeschrieben und nicht noch mehrmals gegengelesen, korrigiert und dir vllt laut vorgelesen. Ich bin sicher, dann wäre dir das eine oder andere nicht stimmige aufgefallen.

Dennoch oder gerade deshalb: Wir lernen alle und ich hoffe, du nimmst dir meine Kritik nicht zu sehr zu Herzen. Ich wurde und werde auch oft kritisiert und betrachte es immer als einen erforderlichen Schritt auf dem langen Weg ein Schriftsteller zu werden.

Liebe Grüße

Adem

 

Hallo Adem!

Schon der erste Satz ist mehr eine Phrase als ein interessanter Einstieg. Die vielen "zu" in der Exposition retten nichts, im Gegenteil, der Leser fühlt sich selbst ruhelos und hin und her geworfen.
Das kann man doch auch positiv werten? Identifikation und so...

Mich hätte mehr interessiert, was genau es für eine Decke war, vllt auch wie warm es im Zimmer. Die abschließende Erklärung ist für den Leser hilfreich, nun weiß er, was du eigentlich ausdrücken wolltest. Dennoch schließt sich hier die nächste Frage an: Wieso ist es wieder eine weitere Nacht, in der er nicht schlafen kann? Beschrieben hast du bisher nur die Umwelteinflüsse oder das pulsierende Blut in den Ohren. Sind das wirklich allein die Gründe für die Schlaflosigkeit deines Prots? Wie wärs mit neuen Vorhängen, Fenster schließen, Schlaftabletten.
Natürlich hätte ich hier mehr ins Detail gehen können, doch ich denke, dass wohl so gut wie jeder eine solche Situation kennt (nicht einschlafen zu können, weil...), und das daher wahrscheinlich nur gelangweilt hätte.
Warum er nicht schlafen kann, ist für die Story irrelevant; es ist einfach so.
Dieser ganze Einstieg stellt ja nicht den Mittelpunkt der Geschichte dar, sondern "nur" den Rahmen.

Das anschließende frustriete Stöhnen konnte ich gut nachvollziehen, zumal der Gute einen Kessel Wasser aufsetzte. Während der und das Wasser darin sich langsam erhitzte (bei mir erhitzen sich die nicht von selbst sondern werden erhitzt, aber ich habe auch keinen Kessel), veränderte sich das Licht der Straßenlaterne, die im ersten Abschnitt so grell durch die Vorhänge schien zu einem spärlichen Lichtlein. Später fuhr auch kein Auto mehr, mir kam der Gedanke, ob sich der Prot die ganzen Schlafstörungen nur eingebildet hatte um nachts endlich einmal Tee schlürfen zu dürfen.
Gut, im physikalisch korrekten Sinne wird das Wasser erhitzt, aber das wäre nur eine umständliche Formulierung, die m.E. keinen angemessenen Gewinn brächte. Dass das Licht, wo er jetzt richtig wach ist und so, gar nicht mehr so hell und nervig wirkt, kann doch sein. Interessanter Gedanke, dass er sich das alles nur eingebildet haben könnte, war aber nicht beabsichtigt. ;) (Werde ich ändern; dann fahren später noch Autos.)

Leider bist du gar nicht auf den eigentlichen Inhalt der Geschichte eingegangen - schade.
Ich verstehe jedoch deine Kritik und danke dir dafür! Ich werde sie auf jeden Fall im Hinterkopf behalten und ich hoffe, hier sagen noch ein paar mehr Leute was dazu.

Ich wurde und werde auch oft kritisiert und betrachte es immer als einen erforderlichen Schritt auf dem langen Weg ein Schriftsteller zu werden.
So ist es!

Vielen Dank & viele Grüße,
Maeuser

 

Hallo Maeuser!

Das ist eine Geschichte. Soviel ist sicher. Und bei der Aussage fühle ich mich auch noch wohl.

In die inhaltlichen und formalen Details zu gehen fällt mir hier schwer. Ich könnte sagen, der Einstieg ist viel zu lang. Dieses ganze Rumwälzen und Teekochen bis er endlich im Park sitz, kann 90% gekürzt werden. Das Geschwurbel auf der Bank beinhaltet viel zu viele Aspekte des Themas, da kommt man ins Schleudern. Das Ende ist toll gelungen, ein schöner, besinnlicher Ausklang.

Und eben dieses Ende hält mich zurück, hier eine Kritik über formale Dinge vom Stapel zu lassen. Denn irgendwie ist die Sache doch rund, alles ist gut aufeinander abgestimmt, der Ton, der Stil und selbst die romanhafte Textgestaltung passt dazu.

Über die Ansichten des Protagonisten möchte ich nichts sagen. Ich bin zwar anderer Meinung, aber wir sind hier nicht in der Philosophie-Ecke, äh … tschuldigung KASIMIR, in der guten Philosophie-Stube, wollte ich sagen. Wir sind hier in der Abteilung Gesellschaft und damit ist das, was der Protagonist über Leben, Tod und Bewusstsein sinniert, nicht angreifbar. Es entspricht eben weitgehend der allgemeinen Meinung.

Falls du dennoch gerne darüber diskutieren möchtest, werde ich mich nicht sträuben, dann aber nur etappenweise, sonst wird mir das zu viel. Ist ja ne Menge Zeug, was deinem Prot da durch die Birne geht.

Gruß

Asterix

 

@Asterix

Etappenweise find ich gut.

Hallo Maeuser!

Ja, hast recht, ich bin gar nicht auf den Inhalt eingegangen. Muss auch gestehen, dass ich bei den formalen Sachen hängengeblieben bin. Die müssen zuallerst für mich stimmen und nur dann kann ich mich inhaltlich konzentrieren. Asterix z.B. kann das anders.

Zum Anfang noch mal.

Die "zu" + Adjektiv sind letztlich nichts anderes als Behauptungen des Autors/Prot. Damit wird dem Leser etwas aufgedrängt, ohne das es bewiesen wird. Außerdem, was in meinen Augen schwerer wiegt, jeder von uns versteht etwas anderes unter heiß/kalt/laut/leise und so wurde es für mich schwierig, mir vorzustellen, was für ein Typ dein Prot ist, ihn zu verstehen, dass er nicht schlafen kann. In dieser Situation würde ich schon sagen: so konkret wie möglich und vom Detail aufs Ganze schließen. Alles, was du geschrieben hast, sollte der Leser selbst beurteilen. Anders: Der Leser soll am Ende denken, es war zu kalt, zu heiß, zu laut, zu leise, weil du es ihm gezeigt hast.

Abschließend schreibst du: es war eine "weitere" Nacht, ... Das bedeutet, wieder eine Nacht und das lässt darauf schließen, dass hier eine chronische Schlaflosigkeit vorherrscht und dann will ich als Leser schon wissen, warum. Wenn es nicht so ist, also keine Bedeutung hat, dann müsste das "weitere" weg.

Den Inhalt deiner Geschichte finde ich interessant mit vielen guten Gedanken.

Letztlich handelt es sich nur um meine Meinung, daraus lässt sich nichts allgemeingültiges ableiten.

Herzliche Grüße

Adem

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Asterix!

Ich könnte sagen, der Einstieg ist viel zu lang. Dieses ganze Rumwälzen und Teekochen bis er endlich im Park sitz, kann 90% gekürzt werden.
Echt? Oha, dabei ist das schon gekürzt... :hmm:

Das Geschwurbel auf der Bank beinhaltet viel zu viele Aspekte des Themas, da kommt man ins Schleudern.
Das Ganze ist schon ziemlich konzentriert, stimmt. Was würdest du denn vernachlässigen (streichen)?

Das Ende ist toll gelungen, ein schöner, besinnlicher Ausklang.

Und eben dieses Ende hält mich zurück, hier eine Kritik über formale Dinge vom Stapel zu lassen. Denn irgendwie ist die Sache doch rund, alles ist gut aufeinander abgestimmt, der Ton, der Stil und selbst die romanhafte Textgestaltung passt dazu.

Danke. :)

Über die Ansichten des Protagonisten möchte ich nichts sagen. Ich bin zwar anderer Meinung
[...]
Falls du dennoch gerne darüber diskutieren möchtest, werde ich mich nicht sträuben, dann aber nur etappenweise
Also ich würde mich freuen, wenn du deine abweichenden Standpunkte darlegen würdest, wenn du magst, wär bestimmt interessant...

Vielen Dank für dein Feedback, über den Kürzungsvorschlag am Anfang denke ich nach!


Hallo Adem!

Also ich hab jetzt am Anfang ein paar Kleinigkeiten geändert: Das Wasser wird erhitzt, das Licht der Laternen scheint spärlich zu sein, ein Auto fährt vorbei, während er Tee trinkt.
Zur Sache mit den "zu"s; ich kann verstehen, wenn man das nicht mag und es nervig findet. Die Essenz deiner Aussage war ja; show, don't tell. Aber ich finde, in gewissem Sinne mache ich das:

Mein Herz pochte zu stark, das Blut pulste mir in den Ohren, dann zu schwach, sodass ich mich mit plötzlichem Grausen fragte, ob ich vielleicht gestorben war, ohne es zu merken.

Es war zu hell, gelbes Licht der Straßenlaterne stahl sich durch die Vorhänge, zu laut, Autos fuhren vorüber, in der Wohnung unter mir schrie ein Kind „Mama! Mama!“, dann zu leise
Das ist doch alles recht bildlich. Und zu zeigen, dass es mit Decke zu warm und ohne zu kalt ist, kommt mir recht schwierig vor. Aber wie gesagt, ich kann verstehen, dass einem die Sache mit den "zu"s aufstößt und ich überlege, wie ich das umgehen könnte, aber bis jetzt hatte ich noch keinen rechten Geistesblitz...

Ich könnte den ganzen Anfang natürlich drastisch kürzen, indem ich einfach sage:
Der Prot wälzte sich nachts ruhelos in seinem Bett herum (hier könnte ich einen Grund einbauen), stand schließlich auf, trank einen Tee und beschloss, etwas spazierenzugehen...
(Aber es ist doch mein Baby... )
Ich denk drüber nach.

Vielen Dank für deine Erläuterungen! Wenn du noch andere Kleinigkeiten hast, immer her damit... ;)


Viele Grüße an euch beide,
Maeuser

 

Hallo Maeuser!

Hier Teil 2

Der Tod gehört zum Leben.
In seiner Bedeutung anscheinend beliebig wechselnd wird hier und im weiteren Text das Wort „Tod“ verwendet. Mal als biologischer Zustand und mal personifiziert, wobei mir nicht immer klar ist, was gerade gemeint ist.

Mit dem obigen Zitat entsteht folgende Verwirrung:
Das Leben ist aktiv, es assimiliert und reproduziert sich und betreibt Stoffwechsel. Der Tod ist passiv, da tut sich gar nichts. Leben und Tod haben also keine Gemeinsamkeiten und erst recht keine gleichzeitige Existenz (-möglichkeit) am selben Ort, nur nacheinander geht’s. Ein Vergleich: Entweder schwanger oder nicht, beides zugleich geht nicht.

Demnach kann hier (im Zitat) nur der Tod als Person gemeint sein, wird aber einer Sache, dem Leben, untergeordnet. Sehr verwirrend.
Das Leben ist endlich. Das ist eine klare Aussage. Alternativ: Der Gedanke an das Sterben gehört zum Leben. Diese Alternative kommt dem, was du wahrscheinlich sagen wolltest, am nächsten.

Was passiert also mit uns nach dem Tod? Und was war mit uns vor unserer Zeit hier auf der Erde?
Und „nach dem Tod“ ist dann die dritte Variante, nun ist „der Tod“, neben Zustand und Überwesen, auch noch ein Zeitpunkt. Das ist alles sehr verwirrend.

Alles im Universum verändert gelegentlich seine Form oder wechselt den Ort. Aber wirklich verloren geht nichts.
Hier ein Wechsel aufs Gebiet der Naturwissenschaft. Die würd ich beiseite lassen. Zudem ist die Aussage sehr unpräzise, sehr missverständlich, genau genommen falsch.

Nichtdenkendes soll Denkendes erzeugen, also Unbewusstes Bewusstes? Ich weigere mich, diesen Unsinn zu glauben!
Äh, normal, oder? Aber bevor ich hier ins Frivole abrutsche, zum nächsten Punkt:

Wir wissen, es gibt den Tod, wir wissen, er ist unvermeidlich, aber viel mehr wissen wir nicht
Macht nichts. Es wird für jeden so kommen, wie er es sich vorstellt, oder ganz anders. Egal, wichtig ist nur zu wissen, dass unser Totenkult unsere Lebensart beeinflusst.

Eine ähnliche Einsicht ereilt ja etwas später im Text auch deinen Prot. Aber der bringt das zu langatmig und schwammig hervor.

Durch das Sammeln und Vergleichen von Nahtoderlebnisberichten haben wir eine vage Ahnung, was mit uns nach dem (Beinahe-)Tod passiert; wiederkehrende Elemente wie ein dunkler Tunnel, das Verlassen des Leibes,
Das zeigt nur, wie wenig Phantasie die meisten Menschen haben. Sie erzählen das nach, was sie schon mal gehört und faszinierend gefunden haben. (Ich hab auch mein Leben als Film gesehen! Ui! Das war toll! Ich gehöre jetzt dazu!) Reine Gruppendynamik, die eher belegt dass nichts passiert.
Aber, ich will diesen Absatz nicht wegdiskutieren. Dein Prot hat ein Recht auf seine Ansicht.

Und plötzlich merken wir: Wir sind ja gar nicht frei, da ist etwas, was uns fremdbestimmt, etwas nicht Greifbares, was sich unseren Begriffen, Regeln und Gesetzen einfach entzieht! Etwas, dem wir schutzlos ausgeliefert sind. Das ist unheimlich und verstörend, und deswegen fürchten wir uns vor dem Tod.
Für mich ist die Tatsache, das das Leben endlich ist, ein (oder sogar der) Anreiz etwas aus meinem Leben zu machen. Der „Tod“ als Chance, sozusagen.
Stell dir mal ein unendliches Leben vor (und passe die Rahmenbedingungen entsprechend an), das wäre dann paradiesisch und somit sinnlos.
Dein Prot ist mir (später) zu sehr auf ein „akzeptieren und sich den Umständen beugen“ aus. Da hätt ich nach all den Gedanken, die ihm durch den Kopf gegangen sind, etwas Konkreteres oder etwas Außergewöhnliches erwartet. Wie z.B. die Endlichkeit des Lebens als Anreiz für ein sinnvolles Gestalten des selbigen zu nehmen.

Ja, wie bereits gezeigt, man kann anderer Meinung sein, muss man aber nicht. Insofern würde ich nur die verschiedenen Sichtweisen des Protagonisten reduzieren, also entweder die naturwissenschaftliche, die theologische oder philosophische Sichtweise anbieten. Alles zusammen verwirrt (überfordert) und ermuntert nicht zum weiterdenken.

Die drei Deutungen des Todes (Zustand, Person, Zeitpunkt) jeweils zutreffender bezeichnen. Es ergibt sich manchmal zwar aus dem Kontext, aber oft zu spät. Wie hier:

Wir wissen, es gibt den Tod, wir wissen, er ist unvermeidlich, aber viel mehr wissen wir nicht. Durch das Sammeln und Vergleichen von Nahtoderlebnisberichten haben wir eine vage Ahnung, was mit uns nach dem (Beinahe-)Tod passiert; wiederkehrende Elemente wie ein dunkler Tunnel, das Verlassen des Leibes, Begegnung mit anderen, ein lichtes Wesen, die Rückschau auf das eigene Leben u.a. verschaffen uns einen undeutlichen Blick, der jedoch nicht weit in den Nebel hineinreicht.
Wir wissen, es gibt den Tod … Da denke ich zunächst an den Tod als Person. Zu spät wird klar, dass hier der Todeszeitpunkt gemeint ist, den wir alle irgendwann erreichen werden. Ich muss dann wieder umdenken und das bringt mich aus dem Takt.

Ferner hätte ich neben den bekannten Klischees zumindest einen weniger bekannten oder gar einen neuen Gedanken (-ansatz) zum Thema erwartet.
Ich meine, da hast du es dir inhaltlich etwas zu einfach gemacht.

Beste Grüße

Asterix

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Asterix!

Vielen Dank für Deine Anmerkungen, ich habe den Text gerade überarbeitet.

Mit der Ambivalenz des Begriffs "Tod" hast du recht. Mir ist das gar nicht so aufgefallen, aber ich wusste ja auch immer, was ich meine. ;) Ich hab versucht, im Text eindeutiger zu machen, auf welche Form ich mich gerade beziehe (gab aber auch nur 1-2 Stellen, wo das echt nicht herzuleiten war).

Der Tod gehört zum Leben.
Hiermit meine ich das Ereignis (und später auch den Zustand). Und hier bin ich anderer Meinung als du. Wenn das Ereignis Tod nicht wäre, würde das Leben ewig weitergehen. Der Tod beendet es aber. Also ist er Bestandteil des Lebens, nämlich der Schluss. Gehört also zusammen. Wie du schon sagst, die beiden sind natürlich nicht auf einer Ebene; Leben = Stoffwechsel usw., Tod = nichts, aber wer sagt, dass das so sein muss? Ich versuche in dem Text, Leben (Zustand) und Tod (Zustand) nicht getrennt voneinander zu sehen, sondern (mit erweiterten Regeln) als eins. Denn:

Alles im Universum verändert gelegentlich seine Form oder wechselt den Ort. Aber wirklich verloren geht nichts.
Ja, plötzliches Auftauchen der Naturwissenschaft. Ich würd's auch lieber rauslassen, weil es wieder ein Thema mehr ist, andererseits ist es zu wichtig, weil es ein Argument für's Folgende ist.
Warum soll das falsch sein? Ich hab's im Physikunterricht so gelernt... ;)

Gut, an die Nahtoderlebnis-Sache glaubst du nicht - dein gutes Recht.

Für mich ist die Tatsache, das das Leben endlich ist, ein (oder sogar der) Anreiz etwas aus meinem Leben zu machen.
Das Gegenteil wäre zu sagen: Alles was ich im Leben mache/erreiche, ist sinnlos, weil ich (und alle anderen) sowieso sterben werde(n).

Ferner hätte ich neben den bekannten Klischees zumindest einen weniger bekannten oder gar einen neuen Gedanken (-ansatz) zum Thema erwartet.
Ich meine, da hast du es dir inhaltlich etwas zu einfach gemacht.
Das Problem ist halt, wie der Prot auch im Text denkt, dass man irgendwann nicht weiterkommt und anfangen muss, zu spekulieren. Und das hieße dann nicht mehr wissen.
Das Thema, mit der sich mein Prot quält, ist eigentlich nur, dass auch er unweigerlich sterben wird. Und das akzeptiert er schließlich durch sein ganzes Nachdenken.
Daraus jetzt eine ansprechende Attitüde zu entwickeln, wäre der nächste Schritt, doch darum ging es mir gar nicht. Mein Thema war der Prozess der Akzeptanz, denn es ist leicht zu sagen: "Ich werde eines Tages sterben", aber schwer, es wirklich zu begreifen/akzeptieren, damit zu leben. (Die logische Fortführung daraus wäre dann, was du angesprochen hast: Deshalb mache ich etwas aus meinem Leben / Deshalb ist es egal, was ich aus meinem Leben mache...)

Hab nochmal vielen Dank für deine Anmerkungen! :)

Viele Grüße,
Maeuser

P.S.: Ach ja; den Anfang hab ich gekürzt.
Und damit sind auch die ganzen "zu"s sind weg, das wird Adem sicher gefallen... ;)

 

P.S.: Ach ja; den Anfang hab ich gekürzt.
Und damit sind auch die ganzen "zu"s sind weg, das wird Adem sicher gefallen...

Ja, gefällt mir besser. Wobei ich nicht so wichtig bin - ich hoffe, es gefällt dir.

Gruß

Adem

 

Also ich muss sagen mir hat die Geschichte wirklich gut gefallen sie regt zum grübeln an und ich habe es genossen sie zu lesen:)

 

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