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Ein neues Leben
I. die Flucht aus der Heimat
... laute, schmerzerfüllte Schreie, deren Grässlichkeit der tiefe Schauer von unbändiger Angst ausmachte, ... ruckartig schlug er die Augen auf und strampelte schweißgebadet die strohwattierte Decke von den Beinen. Seufzend entledigte er sich seines feuchten, rissigen Leinenhemdes ehe ein lautes Poltern zu hören war, das ihm zusicherte dass jener markerschütternde, schrille Schrei wohl nicht bloß schlecht dahingeträumt war. Das leise Wimmern das er erahnen konnte, ließ für ihn keinen Zweifel offen das sich sein alter Herr wohl an seiner nahezu gleichaltrigen Schwester verging. Behutsam, in der peinlichen Absicht unbemerkt zu bleiben öffnete er die alte, morsche Türe einen kleinen Spalt weit und erste Tränen sammelten sich vor Entsetzen und Erschrockenheit in seinen Augen. In jenem Moment griff der Bursche nach der rostigen Holzfälleraxt, die direkt ums Eck an der Wand lehnte.
< „Wir müssen weg!“ > entfuhr es dem Jungen panisch. < „wohin denn?!“ > erwiderte seine Schwester, die ziemlich lädiert von den Prügeln ihres Vaters aussah, irritiert. < „Pack das Nötigste!“> schaffte er ihr hektisch an und während sie aufgeregt durch die alte Holzhütte wuselte, warf er noch einen verachtenden Blick auf den blutdurchtränkten Leichnam des Mannes, der sich an seiner kleinen Schwester vergangen hatte. Dann ging er langsam auf die Knie, griff in die Hosentasche des Toten und zog einen klirrenden Beutel heraus. < „Wir nehmen das nächste Schiff nach Nirgendwo.“ > sagte er in einem ernstem Tonfall < „Wo liegt denn das?“ > sie sah ihn verdutzt an < „Na eben nirgends, denn dort kann uns auch keiner finden“ > zischte er nervös und nahm seine Schwester dann hilfestellend an der Hand.
II. immer gen Osten!
< „Werter Herr, wartet!“ > rief Caryon, der seine kleinere Schwester an der Hand haltend dazu nötigte hinter ihm herzuhetzen. Rasch wandte sich der blondgelockte, hünenhafte Mann um, der vollends von einer Lederrüstung gewandet war und in der einen Hand einen hochaufragenden Speer hielt, auf den er sich wie auf einen Stab stützte. Keuchend kamen die Beiden zum Stehen < „Habt ihr noch zwei Plätze an Deck, mein Herr?“ > entfuhr es dem Jungen ehe er wieder Zeit fand um Atem zu sammeln. < „Wir sind keine Wohlfahrt, sondern Jäger.“ entgegnete er ihm in einem schroffen, etwas belehrenden Ton. < „Bitte, erbarmt euch doch unser, wir werden euch keine Last sein, mein Wort darauf!“ > lenkte der Junge mit einem vertrauensvollen Lächeln ein. < „Und was wollt ihr dort, die Frage sei mir doch gestattet, wenn ich einen recht unerfahren aussehenden jungen Mann, von einer Dame an Bord dieses Schiffes ganz zu schweigen, mitnehmen soll?“ > < „Einfach nur weg, weit weg von hier.“ > < „Gut dann werdet ihr sobald wir anlegen euren Weg nach Skara Brae fortsetzen.“ > < „Danke! Danke, gütiger Herr. > entfuhr es den Beiden in beschämten, aber durchaus ehrlichen Worten.
III. neues Leben?
< „Darf ich dich mal etwas fragen, Schwesterchen?“ > erklang eine raue, durchaus aber angenehm wirkende Stimme, die auf einen fragenden Blick stieß. < „Denkst du es wäre für dich besser gewesen, hätte ich dich damals in Schattenwinkel zurückgelassen und wäre bloß alleine geflohen?“ > beide sahen sich einen Moment lang an, ehe sie dann ihr Kurzschwert in den zu Boden sinkenden Leib eines sich im Verwesungszustand befindlichen Wesens bohrte. < „Nein, und nun mach dir bitte keine Gedanken, und konzentriere dich darauf, das mich dein nächster Pfeil nicht durchbohrt.“ > seufzte sie etwas angestrengt.
Kaelyn hatte sich zu einer wunderschönen, anmutigen, jungen Dame entwickelt, deren Anblick so manche Männerblicke nach sich zog. Um ihre schlanke Taille schmiegt sich ein enger Waffengurt, an dem eine volle Schwertscheide hängt und auf ihrem Rücken trägt sie zumeist einen prunkvollverziertes Schild. Caryon hingegen wuchs zu einem stattlichen, trainierten, jungen Mann heran ... die Welt betrachtet er aus tiefsinnig wirkenden, treuselig blickenden tanngrünen Augen, die in einem passenden Kontrast zu seinem pechschwarzen, von obsidianfarbenen Bändern durchflochtenen Haar stehen. Seine Haut hat neben der auffälligen Bräune durch die stetige Begleitung der Sonne, einige Narben zu beherbergen, und der Bogen auf seinem Rücken, sowie der Köcher an seiner Schulterseite verrät seinen Status als Schütze.