Was ist neu

Ein paar Sekunden Ruhe

Wartet auf Freischaltung
Beitritt
12.09.2004
Beiträge
6
Zuletzt bearbeitet:

Ein paar Sekunden Ruhe

Die Sonne hatte in den Mittagsstunden ihren höchsten Punkt erreicht. Im Hochsommer stiegen die Temperaturen in Piedras Negras an der Amerikanisch – Mexikanischen Grenze oft ins Unerträgliche. Es geschah an einem solchen Hochsommertag, ein paar Minuten nach Mittag, dass ein Fremder die Bar „Tabasco“ betrat.
Er trug einen vor Hitze schützenden Cowboyhut und einen langen Mantel. Sein Gesicht lag gut verborgen im Schatten seines Hutes. Nur einige schwarze Locken verrieten, dass es sich bei dem Mann um einen dunklen Typen handeln musste, was in diesem Teil der Erde nichts Außergewöhnliches war. Sonderbar war jedoch die Desert Eagle 5.0, die er offen bei sich trug.
Außer dem Barkeeper, der gerade dabei war, Gläser abzutrocknen, waren noch etwa fünf andere Gringos dort und pokerten. Aus der Jukebox ertönte leise Musik.
Keiner der Männern bemerkte den Fremden, der die Türe hinter sich schloss, sich an die Theke auf einen Hocker setzte, die Waffe vor sich auf den Tresen legte, sich in die Manteltasche griff und eine Zigarette, sowie ein Päckchen Streichhölzer herausnahm.
Nachdem er ein Streichholz entfachte, um sich eine Zigarette anzustecken inhalierte er tief und stieß den Rauch aus, ohne seinen Kopf zu bewegen.
„Was darf’s sein?“ hörte er den Barkeeper fragen, immer noch mit den Gläsern beschäftigt.
„Corona,“ zischte der Fremde zurück, gerade so laut, dass der Barkeeper es hören konnte.
Dieser legte das Handtuch bei Seite und holte unter der Theke eine Flasche Bier hervor, die er mit einer schnellen Bewegung öffnete. Er hielt das Glas aus seiner anderen Hand an den Flaschenhals.
„Nicht“, unterbrach ihn der Fremde plötzlich.
Der Barkeeper zuckte zusammen. Er drehte seinen Kopf und nahm den Fremden in Augenschein. Sein Gesicht war noch immer nicht zu erkennen.
„Aus der Flasche.“
Er stellte das Glas zurück zu den anderen Gläsern in das Regal und stellte die Flasche Bier vor den Fremden auf die Theke. Erst jetzt bemerkte er die chromfarben schimmernde Waffe genau daneben.
„Du willst mir doch keinen Ärger machen, oder Bürschchen?“
Der Barkeeper hatte eine Schrotflinte unter der Theke versteckt, durchgeladen. In maximal zwei Sekunden könnte er sie feuerbereit im Anschlag haben.
„Nein, ich bin bloß müde und brauche ein Bier. Nichts weiter.“
„Dann nimm das Ding vom Tisch, bevor die Typen da hinten Wind davon kriegen. Die verstehen keinen Spaß bei solchen Dingen, musst du wissen.“
Der Barkeeper schielte zu den Gringos rüber.
Sie spielten noch immer, lachten und tranken. Waren beschäftigt.
Der Fremde erhob seine Hand um nach der Waffe zu greifen. Dies tat er sehr langsam. Der Barkeeper bemerkte das Blut auf seiner Hand. Es schien noch ziemlich frisch zu sein.
Der Fremde legte seine Finger um den Griff der Waffe und lies sie in seiner Jacke verschwinden.
„Hey.“ rief einer der Spieler, „bring uns noch jedem ein Bier bitte und für mich noch einen Tequila dazu, ich bin auf der Gewinnerstraße.“
Der Barkeeper nickte kurz, holte fünf Flaschen aus dem Kühlschrank unter der Theke, öffnete sie und stellte sie auf ein Tablett. Anschließend öffnete er eine Flasche Tequila und füllte mit ihrem Inhalt ein Schnapsglas, welches er zu den Bierflaschen auf das Tablett stellte.
Er nahm es und ging zu dem Tisch herüber an dem die fünf Männer ihr Spiel spielten.
Der Barkeeper leerte das Tablett, seine Gäste bedankten sich und er ging an seinen Platz hinter den Tresen zurück, wo er sich erneut dem Fremden zuwand, der unverändert auf seinem Hocker saß.
„Harter Tag?“ fragte er seinen mysteriösen Gegenüber. Das Blut an der Hand machte ihn neugierig.
„Guter Tag.“ erwiderte der Fremde, nahm mit seiner blutigen Hand den Flaschenhals mit Daumen, Zeige und Mittelfinger setzte ihn an seinen Mund und nahm mit einem Ruck einen Schluck Bier, so schnell, dass sein Gesicht weiter verborgen blieb. Er schien jeden Tropfen des Getränks zu genießen.
„Soll ich was für deine Hand holen? Muss doch weh tun.“
„Nein, tut nicht weh.“ antwortete der Fremde.
„Dann putz das Blut ab, bevor du es hier überall dran schmierst.“
Der Fremde nahm die Zigarette vom Aschenbecher und führte sie zum Mund. Wieder inhalierte er tief. Als er sie halb aufgeraucht hatte, drückte er sie aus.
Als der Barkeeper sich wieder seinem Handtuch und seinen Gläsern widmen wollte, begann der Fremde plötzlich zu sprechen.
„Weißt du Fernando“, begann er, „du bist ein guter Mann. Hast dir diese Bar ehrlich aufgebaut und führst sie ohne Schmiergelder. Vielleicht war das dein Fehler. Wegen dem Blut brauchst du dir keine Sorgen zu machen, generell brauchst du dir keine Sorgen mehr zu machen. Wenn du jeden Tag das tun musst, was ich tun muss, soviel Blut sehen musst wie ich sehen muss, dann weißt du, dass ein paar Sekunden Ruhe das Beste sind, was man an manchen Tagen bekommen kann. Für deine Gastfreundlichkeit gebührt dir mein Dank. Doch ich muss deine Bar jetzt leider verlassen.“ Er machte eine kurze Pause.
„Und du kommst mit mir.“
Der Barkeeper stand starr hinter der Theke und sah zu, wie der Fremde sich von seinem Hocker erhob.
In diesem Moment stand einer der Spieler auf, zog einen Revolver und schoss ihm eine Kugel in die Brust.
Der Barkeeper spürte wie er gegen sein Regal geschleudert wurde und hinter seiner Theke zu Boden sank. Die fünf Männer standen auf und gingen hinüber zu ihm. Den Fremden schienen sie noch immer nicht wahrzunehmen.
„Mach schnell! Krall dir die Kohle, bevor jemand kommt und uns sieht“ sagte der eine.
Der Mann mit der Pistole sprang über den Tresen und verpasste dem Barkeeper einen Kopfschuss.
Schnell räumte er die Kasse leer, nahm sich eine Flasche Tequila aus der Bar und verschwand mit den anderen, den Barkeeper auf dem Boden liegen lassend.
Einige Minuten war es ruhig in der kleinen Bar. Der Fremde stand still vor der Theke, der Barkeeper lag starr auf dem Boden.
Plötzlich stand er auf und sah sich um. Er sah das zerstörte Regal, sah einen Mann, der einen Mantel und einen Cowboyhut trug und sah sich selbst, auf dem Boden, tot.
Die Jukebox lief noch immer.
„Komm Fernando.“ sprach der Fremde fast freundlich.
Fernando kam hinter seiner Theke hervor und trat neben ihn.
„Woher kennst du meinen Namen?“ wollte der Barkeeper wissen.
„Ich weis mehr als du in tausend Leben lernen könntest.“ antwortete der Fremde
„Und nun beeil dich, wir haben eine lange Reise vor uns.“
„Was soll das? Ich versteh nicht, wie kann ich hier stehen und gleichzeitig...“
„Du wirst schon bald verstehen.“
Er fasste Fernando an der Hand, welche von den großen Einschusslöchern in Brust und Kopf Blutspritzer abbekommen hatte und führte ihn zur Tür hinaus.
„Wieso hast du die Waffe bei dir?“ fragte der Barkeeper auf dem Weg nach draußen.
„Nun ja,“ sagte der Fremde, „manchmal wollen sie nicht mitgehen.“

 

War mir nicht sicher in welche Rubrik ich sie posten sollte, deswegen steht sie jetzt hier :D
Hoffe sie gefällt wenigstens ein paar Lesern, also have fun.
MfG Domi

P.S.: Eure ehrliche Meinung ist mir wichtig da ich mich verbessern will, also feuer frei :thumbsup:

 

Hi

Moin Dominik, Hallo Angua!

Seit langem mal wieder online... ;)
Also die Geschichte finde ich von der Idee sehr gut. Einb moderner cooler Tod. Die Amerikanische Ableitung von Tod aus der Scheibenwelt. Aber von Stil her muß Du noch feilen, Dominik. Beim genießen z.B. keine Millimeter, auch keine ml Angua, sondern vielleicht Tropfen, Schluck oder sowas schreiben.
Und wenn es meiner Meinung nach einen Holperer gibt, dann fehlt die Überleitung vom Spiel der Leute am Tisch zum Überfall. Auch wenn er plötzlich kommt, könntest Du einen Satz hier verschwenden.
Ansonsten - wie ich immer finde - kurz ist gut. Wenn Du noch so kleine Schmakerl auf Lager hast, dann laß lesen. :D

Bis denne

shade :cool:

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom