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Ein rotes Kleid
Er ging durch eine graue Stadt.
Seine Schritte führten ihn die grauen Straßen entlang. Vor bei an grauen Häusern. An grauen Menschen. An grauen Computern.
Überall waren sie – die modernen PCs der heutigen Zeit.
Wohin sein Blick auf fiel, sie waren überall.
Rote. Grüne. Blaue. Graue.
Er sah nur graue Computer, und hier und da blinkten monoton die kleinen Lichter der grauen Laptops.
Alles war Grau. Keine Farben. Nur Grau. Überall.
Graue Fenster starrten ihn an. Dunkel und ohne Licht. Leblos. Abstoßend.
In manchen Fenstern brannten Halogenlampen – ein kalter Schein in der Dunkelheit. Ohne Wärme.
Und er starrte zurück in die dutzend, grauen Augen.
Fern klingelte eine NET.
Sie raste an ihm vorbei.
Das Cockpit – verlassen – blinkte. Wieder ein Computer.
Heute ging ohne sie gar nichts mehr.
Der Mensch war auf sie angewiesen – auf die künstliche Intelligenz.
Wie erbärmlich, dachte er. Erbärmlich. Schwach.
Etwas kaltes, metallisches rempelte ihn an.
Er drehte sich zwischen den Menschen um.
Ein Roboter verschwand in der Menge. Ein Android – künstliche Intelligenz.
Niemand sagte etwas. Kein Singen. Kein Glück. Kein Lachen.
Ein Vogel zwitscherte in einem der grauen, dürren Bäume. Klein. Grau.
Er sah gleichgültig zur Seite.
Es war nur ein Vogel. Nur ein Vogel. Unbedeutend. Unwichtig. Wertlos.
Die Menschen zogen träge an ihm vorbei.
Er blieb stehen und sah die graue Häuserfront entlang, als suche er etwas in der Ferne. Grau.
Seine Hand drückte sacht die Knöpfe neben der Glaswand.
Ein kleiner, grauer Laden mit grauen Regalen. Kisten. Truhen. Ein PC an der Kasse.
Schon wieder, seufzte er innerlich.
Er tauschte ein PC-Spiel gegen Geld. Grau gegen Grau.
Die vielen Lichter auf der Straße blendeten ihn, als er den Laden verließ.
Gelangweilt begab er sich auf den Weg heim.
Ein graues Stofftier kullerte vor seine Füße – ein Teddybär. Grau, mit nur einem Ohr. Ein Flicken auf dem Bauch.
Er starrte den grauen Bär an. Das es so was noch gab?
Ein Stofffetzen zusammengenäht. Wertlos. Langweilig. Nichts Besonderes.
Er hob den Bär auf.
Wie langweilig, dachte er.
Achtlos warf er den Bären wieder in den Dreck.
„Du hast Teddy wehgetan!“, sagte eine Stimme neben ihm.
Er fuhr zusammen und drehte sich um.
Ein kleines Mädchen stand vor ihm. 9 Jahre alt. Ein Mädchen in einem roten Kleid.
Ein rotes Kleid in einer grauen, trostlosen Stadt.
„Du hast meinem Teddy wehgetan!“
„Deinem Teddy?“
„Ja!“, sagte das Mädchen vorwurfsvoll.
Es hob den Bären hoch und strich sanft über sein Ohr.
„Wie heißt du?“, fragte es.
„Hmm?“
Er sah das Kind staunend an.
„Wie heißt du?“
„G18A21“
„Das ist aber ein komischer Name.“
Das Mädchen lachte. Das rote Kleid flatterte im Wind.