Hi Christoph!
Also, stürzen wir uns direkt hinein...
Kein schöner Titel. Irgendwie zu plakativ und darüberhinaus auch missverständlich, denn es geht hier ja nicht um einen ganzen Tag, sondern höchstens um ein paar Minuten.
Es ist einer jener Tage, in der die Welt tief Luft zu holen scheint, einer der Tage an denen alles still steht.
Passabler Einstieg. Allerdings rate ich dir dringend, nach "steht" einen Absatz einzufügen.
Schon den ganzen Tag brannte die Sonne vom Himmel, die Straßen und die Felder flimmern in der sengenden Hitze des Tages.
Hier eine allgemeine Kritik. Ist es nicht klar, dass die Sonne vom Himmel scheint? Wie wäre es mit folgendem Satz:
Straßen und Felder flimmern in der sengenden Hitze des Tages.
Um die Soldaten herum brummt das Leben der Stadt, das stille aber beständige Brummen des Lebens. Man hört das Hupen von Autos, das Aufheulen von Motoren, das Dröhnen von Baumaschinen, das Kratzen von Metall auf Asphalt.
Substantivierte Verben werden, der Artikel lässt's erahnen, groß geschrieben.
Es wird gelebt, gearbeitet, geliebt aber auch gehasst, [geflaulenzt, gestorben.] Es geht voran und doch steht alles still.
Es geht voran und alles steht still? Klingt poetisch, ist es aber nicht. Es ist unlogisch. "Geschichten schreiben heißt Entscheidungen fällen."
Die Infanteriesoldaten sind auf einer Fußpatrouille, es ist das erste Mal, dass sie in dieser Stadt sind.
Once again: Infanteriesoldaten sind selten anders als zu Fuß unterwegs. Außer natürlich sie werden irgendwohin gekarrt, dann sitzen sie in LKWs. Das erschließt sich einem im Übrigen, wenn man weiß, dass sie im 16. Jahrhundert "Fußvolck" genannt wurden.
Ein Sprachmittler ist bei ihnen, um bei der Verständigung mit Einheimischen zu helfen.
Das kleine Wörtchen "um" ist eine Infinitivkonjunktion und Konjunktionen leiten Nebensätze ein.
Weil es so heiß ist, sind keine Menschen auf den Straßen, es ist wie ausgestorben, nur die Geräusche des Stadtzentrums sind zu hören, doch hier, in den äußeren Bezirken ist nichts zu hören bis auf das heisere Gebell einiger ängstlicher Hunde.
Ja, wie nun, was? Hören sie die Geräusche aus dem Zentrum oder nicht? Wenn ja, hören sie mehr, als dass Gebell der Hunde. Wenn nicht, ergibt die Zentrums-Sentenz keinen Sinn.
Ein heißer Wind wirbelt gelben Staub auf. Die Männer atmen ihn ein, er hinterlässt einen Geschmack nach Metall und Erde auf der Zunge.
Nun, Erde sollte normal sein. Aber Metall? Welches? Diese Verbindung aus Erde und Metall scheint dir wichtig zu sein. Wenn es so ist, dann ginge es bestimmt auch etwas präziser.
Die vier Soldaten und ihr Sprachmittler kommen auf einen Platz, der aus zersplitterten Pflastersteinen besteht. Geschäfte grenzen an den Platz an, doch sie sind alle dunkel, es ist zu heiß, um zu arbeiten, niemand ist zu sehen.
1. Kommaregeln pauken! 2. Ich verstehe es nicht: Mal brummt das Leben, Baumaschinen dröhnen und dann ist es wieder zu heiß, um zu arbeiten. Man hört nichts und dann doch wieder was. Ehrlich, das sind Logikfehler, die du bereinigen musst!
Der Gruppenführer geht weiter, er gibt die Richtung an.
Man könnte meinen, dass das "Richtung vorgeben" seine Aufgabe ist.
Man geht in eine kleine Gasse, die steil nach unten Richtung Stadtzentrum führt. Kaum jemand hört, als der Sprachmittler etwas flüstert: „Bombengasse...“.
Ohne es zu wissen[,] gehen die jungen Soldaten in die sogenannte Bombengasse.
Hier kann ein Komma gesetzt werden, muss aber nicht. Was aber auf jeden Fall klar sein muss, ist, was die Jungs nicht wissen. Wissen sie nur nicht, dass es sich hier um die "sogenannte Bombengasse" handelt oder wissen sie etwa nicht, dass sie "gehen". Ich weiß, das klingt nach Haarspalterei. Aber letzten Endes möchtest du doch etwas Bestimmtes ausdrücken, oder?
Schnell bemerken sie die Veränderungen um sich herum, links und rechts stehen nur noch Ruinen, die Häuser sind zerbombt, zerstört und verlassen.
Wie lautet die Definition von "Ruine" gleich noch mal? Ach ja, "zerfallen[d]es Bauwerk, Trümmer". Ja, ja, ich weiß! Aber da müssen wir jetzt durch, auch wenn's schwerfällt.
Es scheint keine Hoffnung mehr zu geben in dieser Straße und dieser Glaube färbt auf die Männer ab, sie werden still, kehren in sich.
Stopp! Scheinbare Hoffnungslosigkeit ist ein Glaube? Wie nennt man die Gläubigen? "Desperationisten"? Guter Mann, das ist Unfug!
Auf der linken Seite steht ein Haus, aus dessen ehemaligem Eingang ein überwucherter Schuttberg herausragt, es gibt keine Fenster mehr, das Dach ist eingestürzt und die Mauern sind rissig und zerfallen mit jedem Tag mehr, der vergeht.
Ruinen, Ruinen, Ruinen.
Etwas weiter die Strasse hinunter sieht man einen ausgebrannten Dachstuhl, die Balken sind noch vorhanden, doch sie sind völlig schwarz vom Feuer, welches an ihnen genagt hat.
Bitte keinen Plusquamperfekt, wenn du eine Geschichte im Präsens schreibst.
In dieser Strasse lebt nichts und niemand mehr. Es ist noch stiller als vorher und irgend ein Unheil scheint in der Luft zu liegen und sich auf die Männer zu senken.
Ruinen, Ruinen, ... "Noch stiller als vorher"? Also, das mit den Geräuschen hast du irgendwie nicht im Griff.
Sie werden nervös, blicken um sich, als erwarteten sie irgend etwas Schreckliches.
Zeichensetzung, Groß- und Kleinschreibung. Come on!
Ohne es zu merken[,] gehen sie näher zu einander, schauen sich an, als ob es das letzte Mal ist, es wird nicht mehr gesprochen, nur noch leise geseufzt und tief geatmet.
Sie sprechen also nicht mehr? Hm. Um aber nicht
mehr zu sprechen, muss man zuvor wenigstens
ein Wort gesprochen haben.
Und dann an diesem Punkt ohne Hoffnung hören sie es, ein fernes Gemurmel, wie das Plätschern eines munteren Bächleins.
So richtig hoffnungslos erschienen mir die Jungs bis jetzt gar nicht. Eher ängstlich und nervös.
Sie wissen nicht, was dieses Geräusch ist, gehen weiter, ein jeder sucht nach dem Ursprung des Geräusches.
Tja, was ist ein Geräusch? Darüber ließe sich lange streiten. Aber das wollen wir den Philosophen überlassen und uns hier damit begnügen,
wer das Geräusch
verursacht. Ja?
Es wird lauter und man kann es jetzt erkennen, es ist das Lachen von Kindern, die irgend ein Spiel spielen.
Nun, es wird natürlich nur lauter, wenn die Soldaten
näher heran kommen. Was du dementsprechend auch mitteilen solltest.
Die Soldaten blicken um sich, suchen die spielenden Kinder und dann erblicken sie die Kinder. Sie spielen Fangen in der Ruine eines Hauses, wo nur noch die Aussenmauern stehen.
Jap, deutsche Soldaten sind hervorragend geschult. Besonders in der Technik des Röntgenblicks.
Im Innenhof des Hauses ist in den vergangenen Jahren kräftiges grünes Gras gewachsen, wo einst der Schutt und Asche war. Und auf diesem grünen Teppich, der so verloren aussieht inmitten der Steinwüste, spielen die Kinder barfuß, sie lachen und kichern, haben rote Wangen.
Das ist aber schon ziemlich nett vom Gras, dass es Schutt und Asche beseite räumt und sich dann, einem Teppich gleich, ausbreitet. Nein, doch, wirklich nett.
Die Haare der kleinen Mädchen und Jungen glitzern in den Sonnenstrahlen, die durch die Risse und Lücken im Mauerwerk fallen.
Ein schönes Bild.
Die Kinder wissen nichts vom Krieg und den Dingen die an diesem Ort geschahen, sie sind zu jung.
Sind sie das wirklich? Oder behauptest du das nur?
Völlig vergessen von der Welt um sie herum, zufrieden mit einem Spielplatz aus Steinen, sind sie glücklich mit dem, was sie haben.
Meinst du jetzt, die Welt hat diese Kinder vergessen? Oder haben die Kinder, wie es typisch für Kinder ist, die Welt um sie herum vergessen? Und was machen eigentlich die Steine auf dem grünen Teppich?
Der Mut der Soldaten steigt wieder, die Last dieser Straße liegt nicht mehr so schwer auf ihren Schultern, auch wenn es keiner von ihnen laut ausspricht, sind sie sich doch alle einig.
Es wäre vielleicht angebracht, im Zusammenhang mit Mut von
heben zu sprechen. Und das mit der "Last der Straße" klingt irgendwie unfreiwillig komisch. Ich stelle mir nämlich gerade vor, wie vier Soldaten eine Straße schultern.
Die Hoffnung lebt, sie kann nicht sterben, denn sie spielt dort hinten auf grünem Gras, das aus dem Schutt und der Asche gewachsen ist, welche von den Menschen auf diese Welt gebracht wurden.
Es ist schon immer eine Krux mit dem Ende einer Geschichte. Man will irgendwas sagen und weiß nicht wie und sucht nach den richtigen Sätzen und Wörtern und dann merkt man, Verflucht, alles blöd!
Was du sagen willst, ist angekommen. Ehrlich. Aber diese Metapher ist, meines Erachtens, gründlich in die Hose gegangen. Dass die Hoffnung nicht stirbt, wird oft kolportiert, ohne dass dafür je ein Beweis erbracht wurde. Außerdem ist Hoffnung immer zielgerichtet; sprich: man hofft auf etwas, was auch immer es sein mag. Wenn dort also auf grünem Gras etwas spielt, dann ist es nicht die Hoffnung an sich, auch nicht die der Kinder, denn sie sind ja zufrieden, mit dem, was sie haben. Dann kann es nur die Hoffnung der Soldaten sein, die vielleicht hoffen, dass ihr Einsatz irgendeinen Sinn ergibt, dass sie am Leben bleiben, dass sie, einmal nach Hause zurückgekehrt, keine psychischen Wracks sein werden. Nur, wenn dem so ist, muss es klar werden!
Anmk.: Dies ist so passiert, ich musste jedoch einige Dinge anpassen, sowie Ortsnamen streichen, da ich diese hier nicht schreiben darf.
Wenn du das alles wirklich erlebt hast, genießt du meinen vollen Respekt; und ich ergreife gern die Gelegenheit, dir für deinen Dienst an der Gesellschaft, zumal der afghanischen, wie ich vermute, zu danken.
Was jedoch die Verarbeitung des Erlebten in dieser Geschichte angeht, muss ich dir leider gestehen, dass es bis auf ein oder zwei gute Momente ein völliger Fehlschuss ist. Eine Platzpatrone, wenn man so will, jedenfalls kein 7,62mm-Stahlmantelgeschoss.
In diesem Sinne,
Ta!
AZ