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Ein Sommertagstraum

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12.10.2001
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Ein Sommertagstraum

Es war alles nicht so schlimm. Die Sonne ließ das trübe Wasser des Teiches golden aufleuchten, und die Enten plätscherten geradezu lebensfroh durch das Gewässer.
'Man sieht nicht einmal die Entenscheiße bei dieser Sonneneinstrahlung', dachte sich der junge Mann, der auf einer Bank am Ufer sein Gesicht in die Sonne streckte. Er schmunzelte ein wenig, sie er es in den letzten Monaten immer öfter getan hatte. Er selbst wusste um die Bedeutung dieses Geschehnisses, wusste, wie viel Ehrlichkeit in dieser Art von Fröhlichkeit steckte.

Zwei Enten landeten direkt vor seiner Nase in dem braunen Wasser und erzeugten kleine Wellensysteme, die wunderbar mit der Sonne harmonierten und so zu einem kleinem Leuchtspielspektakel wurden, welches nur zu logisch und zu berechnend schien, als das an diesem Tag hätte etwas schief laufen können und gerade das war für den Jungen die Ironie der Sache.

Er schaute weg von dem Gegacker dieser durchaus essbaren Wesen und wendete sich den Menschen zu, die sich auf der Wiese des Parkes tummelten. Jetzt bemerkte er wieder den Geruch von Gegrilltem, was natürlich bei solchem Wetter nicht verwunderlich war, so roch es hier an solch perfekten Tagen immer. Die Leute stopften sich die Mägen voll mit Würstchen und anderem Fleisch, manch einer aber auch mit heißen Kartoffeln oder einem gesunden Salat.
Ein Mann zog sich sein T-Shirt aus und entblößte einen zu durchtrainierten Körper.
'Selbstzufriedener Spack. Ekelhafter Poser', schwirrte es in seinem Kopf und verschwand so geschwind, wie es aufgelodert war, denn er erblickte zwei Mädchen anno 20, die ihr Glück beim Volleyballspiel versuchten. Beide waren modisch angezogen, eine trug einen engen Top, wie es sich zu einer modernen Frau gehört, die anderen einen Bikini, beide enge Höschen, die dicht unter den Arschbacken abrupt ihr Ende fanden.

'Ich werde hier sicherlich nicht anfangen von moralischem Verfall zu reden, selbst wenn die Brüste des größeren Mädchens bei jeder Bewegung drohen aus ihren knappen Halterungen rauszuflutschen. Ich werde mich auch nicht über dieses schwule Bauchpearcing aufregen, denn dies hat einfach nichts mit Moral zu tun. Schon immer haben sich die Dummen unter den Menschen, und das sind ja bekanntlich nicht wenige, die meisten wissen nicht, dass es fast alle sind, wie Tiere benommen. Dazu gehört es nun mal sich gegenseitig durch optische Reize anzuziehen. Dadurch wird ja schließlich die natürliche Auslese beim Menschen verbessert, so wie beim Pavian. Der mit dem größten und schönstem Schwanz..', er musste dümmlich grinsen '..kriegt immer alle ab.' Jetzt musste er wieder an den Frisbeespieler denken und kicherte.
Insgesamt war es sehr angenehm im Park, die Stimmung war durch Bier und das perfekte Wetter, warm aber nicht zu heiß oder schwül, gelockert und auch ihn streifte dieser Hauch von Fröhlichkeit.

Eine Gruppe Jugendlicher spielte etwas weiter die schwache Steigung hinauf Fußball und er kam ins schwärmen. 'Einfach die animalischen Instinkte walten lassen und einem kugelförmigen Ding hinterher rennen, hrrr. Ach ne, in der Schule spielte man ja auch Fußdose mit, womit sonst, einer Dose. Die war, genauso wenig wie das Ei, der Football, kugelförmig.'
Er ließ die Gedanken baumeln wie sie kamen, bis er eine Power-Walkerin erblickte.
'Ein prächtiges Exemplar, was für eine Tonne! Lächerlich! Wahrscheinlich ist die Grundvoraussetzung für diesen Sport ein Körpergewicht, welches dem 2fachen des bei der Größe durchschnittlichen Gewichts einer mitteleuropäischen Frau entspricht. Das ist doch kein Sport!'
Tatsächlich brauchte die Frau relativ lange um aus seinem Blickfeld hinauszugeraten, so starrte er sie also noch länger an, lachte sie aus, grinste über ihre Achselnässe, die bei dem grauen T-Shirt nur allzu deutlich sichtbar wurde.
'Und das bei einer Geschwindigkeit eines halben Kilometers pro 3600 Sekunden...'

Gerade als sein Desinteresse an den Geschehnissen größer wurde, setzte sich bloß 20 Meter von ihm entfernt ein sehr hübsches, dezent gekleidetes Mädchen ans Ufer und schaute betrübt in das Wasser. Gerne hätte er gewusst, was dieses Mädchen dachte.
'Vielleicht gibt es ja doch dieses weibliche Wesen, das sich nicht ganz so offensichtlich benimmt wie ein Tier, sondern auch ab und an einen tiefgründigen Gedanken erlebt', dachte er in seiner Frauen gegenüber distanzierten Haltung.
Sie schaut rüber, er wurde nervös, obwohl er wusste, dass er für soziale Kontakte gerade jetzt nicht mehr empfänglich sein durfte.
'Süßlich wie der Honig und tatsächlich eine interessante Ausstrahlung.'
So saß er also noch etwa fünf Minuten, schaute ab und zu zu dem Mädchen, welches verlegen zu ihm blickte und machte sich die Gedanken, die er sich nicht machen wollte. Etwas in ihm, die gewisse Flamme, die eigentlich schon aus war, wollte wieder angehen. Ja, sie war sogar bereit wieder lichterloh zu brennen, wenn man sie ließe.
Doch dann stand das Mädchen einfach auf und als sie hinter ihm den Weg entlang entschwand, war auch sein Moment der Besinnung verflogen.
Der junge Mann stand also auch auf, ging in die andere Richtung durch den Park.
'Ab nach Hause'
Als er das dachte, grinste er wieder dabei, aber jetzt lächelten die Augen gar nicht mit, nein, es verbarg sich etwas ungesundes hinter diesem Blick. Das Grinsen wurde immer größer und er strengte sich an nicht loszulachen.
Er schlenderte mit gesenktem Kopf über den sandigen Weg, schaute ab und zu hoch in die Gesichter der Menschen, die ihm entgegenkamen, blickte aber sofort weg, sobald jemand in seine Augen schaute.
Er kämpfte, und erst in seinem Treppenhaus ließ er den Tränen freien Lauf, stieg trüben Blickes in die sechste Etage, wo er die Tür hinter sich zuriss. Er wusste dennoch, was er zu tun hatte.

Er ging zu seinem Schreibtisch, der sehr aufgeräumt war, was sonst nie der Fall war, nur drei Umschläge schmückten die Oberfläche, schnappte sich Taschentücher aus dem Rollcontainer und schniefte das erste voll, mit dem zweiten trocknete er sich die Augen. Er warf sie in den Mülleimer, zog eine Flasche Schnaps unter dem Schreibtisch hervor und setzte an. Als er wieder absetzte war die zuvor noch volle Flasche halbleer. Er schrieb auf jeden der drei Umschläge einen Namen.
Die Schrotflinte hatte er schon vor seiner Abschiedstour ordentlich fixiert, so dass sie von unter dem Schreibtisch in seine Richtung zeigte. Er nahm die Schnur, die neben der Waffe auf dem Boden lag, streckte sich den doppelten Lauf in den Mund.
'Au revoir'.

 

Hi Existence,

ich bin dir sehr dankbar für diese lange Analyse! Hat mich gefreut, dass sich jemand tatsächlich mit der Geschichte beschäftigt hat. Hast alles bestens verstanden und viele Fehler gefunden, finde ich sehr lobenswert. Wede mir auch mal eine Geschichte von dir zu Gemüte führen, aber nicht mehr heute, keine Zeit.

Gut fand ich den:
"Schon immer haben sich die dummen unter den Menschen und"
-die Dummen
-Menschen, und

Na ja, ganz schön dumm...

Gruß -=°galvos°=-

 

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