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Ein Tag im Sommer

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18.09.2005
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Ein Tag im Sommer

Sommer, ein Wald, zwei Menschen. Ein Junge, Anthony und ein Mädchen. Sein Mädchen. Ihr Körper hängt schlaff von seinen Armen, er lächelt sie an.
Von weiten hört Anthony Polizeisirenen, die er ignoriert. Er legt sie ins Gras nieder und setzt sich neben sie. Anthony schaut sie liebevoll an, streicht mit seiner Hand über ihre Haare.
„Es war klar, dass es so enden würde.
Es war klar, es war sowas von klar.
Du hättest mich nie verlassen dürfen.
Aber jetzt wird alles gut, keine Sorge.
Ich bin jetzt für dich da!“
Anthony beugte sich über den Körper des Mädchens und lächelt sie an.
„Wie wunderschön du aussiehst. Deine blasse Haut, deine meeresblauen Augen, deine roten Lippen, deine schwarzen Locken die sich um deine Schultern schlängeln. Dein rot gesprenkeltes Kleid schmiegt sich an deinem Körper, es ist nass. Weisst du noch, als wir es gekauft haben?! In diesem kleinen Laden in der Schillinggasse. Es war das letzte, das sie hatten. Deine sonnengebräunte Haut sah wunderschön aus in dem strahlendem Weiß. Das strahlende Weiß strahlt jetzt nicht mehr. Die roten Sprenkel haben das Strahlenaufgesogen. Diese roten Sprenkel, die die Farbe deiner Lippen haben. Diese Lippen, die so oft gelacht haben. Diese Lippen, die mir so oft gesagt haben, dass sie mich lieben. Diese Lippen, warum bewegen sie sich nicht mehr? Deine Augen starren leer und gedankenlos in den blauen Himmel. Wie oft lagen wir schon auf dieser Wiese und haben uns die ewige Liebe geschworen, du hast gesagt, du wärst die Frau für mein Leben. Wie oft lag ich schon neben dir auf dieser Wiese, lachend, dich küssend. Doch jetzt schweigen wir beide. Ich liebe es, dich anzuschauen. Ich liebe dich. Ich verstehe immernoch nicht, warum du ihn mochtest, er war so... so anders als ich. Aber keine Sorge, ich verzeihe dir. Wir beide sind jetzt wieder zusammen, keiner wird uns mehr auseinander bringen. Ich wusste, dass du mich noch liebst. Ich wusste es, weil wir füreinander bestimmt sind. Es ging mir dreckig, als du mich verlassen hast. Ich weiss, dass du es nicht wolltest, bestimmt wolltest du es nicht. Dafür waren wir viel zu perfekt. Dafür liebte ich dich zu sehr. Kannst du dich noch erinnern, als wir letztes Jahr hier lagen?! Die Sonne schien, wie heute. Du hast mich umarmt und deine Augen haben vor Glück gestrahlt. Jetzt strahlen deine Augen nicht mehr. Warum umarmst du mich nicht?!
Ich liebe es, mich an dich zu kuscheln, es hat so etwas vertrautes. Willst du mich heiraten? Du brauchst nichts zu sagen, ich kenne deine Antwort. Du liebst mich. Natürlich willst du mich heiraten. Dieser andere Kerl hat dich auch gefragt, du hast ja gesagt. Aber keine Sorge, du musst ihn nicht mehr heiraten. Du bist jetzt wieder mit mir zusammen. Ich bin so froh, dass wir wieder beisammen sind. Ich wünschte, dieser Moment würde nie vorüber gehen. Ich kann mir kaum vorstellen, wie glücklich du gewesen sein musst, als ich heute morgen bei dir aufgetaucht bin. Der Dreckskerl ist tot. Er hat sich selbst erschossen nachdem du mich vor seinen Augen geküsst und mir deine Liebe geschworen hast. Jetzt können wir glücklich werden, nichts hält uns mehr auf mein Schatz. Komm, gib mir einen Kuss. Ach, du bist zu schwach? Ok, dann gebe ich dir einen Kuss. Deine Lippen sind kalt. Sehr kalt. Frierst du, mein Schatz? Es wird langsam dunkel, aber wir bleiben hier, ja?! Wir bleiben zusammen, für immer und ewig.
Schau, meine Hände sind rot. Rot wie deine Lippen.“
Das Mädchen heisst Maia.
„Du wirst ein weißes Kleid bei der Hochzeit tragen, eines wie aus den Modezeitschriften, die du immer so gerne liest. Unsere Freunde haben sich von mir abgewandt. Sie haben gesagt, dass ich verrückt sei und dass du mich nicht mehr liebst. Aber ich wusste, dass du mich noch liebst. Und wir brauchen keine Freunde, wir haben uns!“
Anthony schaut sie verliebt an und streichelt über ihre weiße Haut.
„Ich war mir immer sicher, dass du mich liebst!“
Anthony haucht einen Kuss auf Maias steife Lippen. Maia ist tot.
„Ich war mir immer sicher, dass du mich heiraten würdest!“
Maia ist tot und ihr Verlobter, Chuck, ist auch tot
„Du weisst gar nicht wie glücklich ich bin!“
Anthony kuschelt sich neben Maia und schläft ein. Maia ist tot.

Sommer, eine Wohnung, zwei Menschen. Ein Junge, Chuck und ein Mädchen. Sein Mädchen. Sie heisst Maia.
Die beiden blättern in einer Modezeitschrift. Bei jedem Bild auf dem eine Braut zu erkennen ist, schreit Maia entzückt auf und gibt Chuck einen Kuss. Die beiden werden bald heiraten. Und sie kriegen ein Kind.
Es klingelt. Maia geht zur Tür und schaut auf den Bildschirm von der Überwachungskamera. Es ist Anthony, ihr Ex-Freund. Seitdem sie ihn verlassen hat, scheint er verrückt zu werden, verfolgt sie.
Genervt drückt sie auf die Sprechanlage.
„Was willst du, Anth?“
„Ich habe gehört, dass du diesen Tuck, oder wie auch immer er heisst, heiraten willst...“
Anthony wartet auf eine Antwort. Doch Maia antwortet nicht.
„Stimmt das denn? Maia, willst du diesen Kerl wirklich heiraten?“
„Anth, halt dich aus meinem Leben raus, das geht dich nämlich einen Scheissdreck an!“
„Warte, nein, Maia, ich bin eigentlich gekommen, um euch zu gratulieren. Ich habe sogar Blumen dabei!“
Stolz zeigt Anthony der Kamera den Blumenstrauß. Maia ist zwar misstrauisch, doch drückt sie den Türsummer und Anthony tritt ein.
Er hastet die Treppen hoch und kommt dann an dem Appartement von Chuck und Maia an. Appartement von Cuck und Maia..nein, Anthony und Maia.... denkt er sich und geht hinein. Er umarmt Maia, dann Chuck.
„Herzlichen Glückwunsch, ihr Beiden!“
Er gibt Maia den Blumenstrauß und sie geht in die Küche um eine Vase zu holen. Sie ist überrascht, dass Anthony ihnen wirklich gratulierte. Vielleicht hat sie sich ja doch in ihm getäuscht, vielleicht hat er sich geändert. Doch Anthony hat sich nicht geändert.
Als Maia wieder zu den beiden ins Wohnzimmer zurückkommz, hält Anthony eine Pistole in der Hand. Chuck versucht ihn zu beruhigen.
„Hey, ruhig Blut, Alter. Reg dich ab und leg die verdammte Pistole weg!“
Doch Anthony reagiert nicht.
Maia schreit ihn an.
„Anthony, du bist ein krankes Arschloch, aber doch keins, dass Leute erschiesst!“
Anthony lächelt sie an.
„Mein Schatz, du kanntest mich schon immer besser als jeder andere. Aber, weisst du, wenn Chuck erfährt, dass du mich immernoch liebst, dann wünscht er sich tot zu sein.“
Chuck schaut Maia ungläubig an. Diese kann nicht fassen, dass Anthony so verrückt geworden war.
„Anthony, verdammt nochmal, ich liebe dich NICHT! Ich liebe Chuck, und nur Chuck!“
Anthony ignoriert sie. Er lächelt sie an. Seine Lippen formen ein „Du liebst mich“.
Dann drückt er ab. Und nochmal, und nochmal, und nochmal, und nochmal, und nochmal, und nochmal.
Er hebt Maia hoch und nimmt sie auf den Arm. Ihr weißes Kleid hat rote Sprenkel.
„Komm mein Schatz, wir gehen!“

Sommer, eine Wohnung, ein Mensch. Ein Junge, Chuck ohne ein Mädchen. Ohne sein Mädchen. Chuck ist tot und seine Verlobte, Maia, ist auch tot.

Sommer, ein Wald, zwei Menschen. Ein Junge, Anthony und ein Mädchen. Das Mädchen heisst Maia und sie ist tot. Ihr Körper hängt schlaff von seinen Armen, er lächelt sie an.
Von weiten hört Anthony Polizeisirenen, die er ignoriert. Er legt sie ins Gras nieder und setzt sich neben sie. Anthony schaut sie liebevoll an, streicht mit seiner Hand über ihre Haare.
„Es war klar, dass es so enden würde.
Es war klar, es war sowas von klar.
Du hättest mich nie verlassen dürfen.
Aber jetzt wird alles gut, keine Sorge.
Ich bin jetzt für dich da!“

 

Das ist das erste Mal, dass ich hier eine Kurzgeschichte hinschreibe.
Ich wusste nicht genau, in welche Rubrik ich sie einordnen sollte.
Ich hoffe, es sind nicht zu viel Fehler drin, hab mein Bestes gegeben...
Liebe Grüße,

Bibs

 

Hallo Bibs,

erst mal willkommen auf kg.de und dann gleich zum Text. Dass dieser von einer Teenagerin geschrieben wurde, merkt man ihm deutlich an. Das beginnt bei den englischen Namen der männlichen Hauptfiguren (ist ein Phänomen für mich: in allen mir bekannten Texten von Mädchen deiner Altersgruppe ist es so) und endet damit, dass sich fast der ganze (viel zu lange) erste Teil wie ein kitschiger Liebesbrief liest (den 99% der Leser einfach überspringen). Dazwischen zeigt sich allerdings, dass du durchaus gut schreiben kannst. Der abgehackte Stil stört zwar ein wenig und es gibt anfangs die eine oder andere bemühte Formulierung, mit der Zeit werden die Sätze aber flüssiger. Im zweiten Teil sind die Figuren dank ihrer "lebensnahen" Dialogen sogar glaubwürdig und die Idee mit den (fast) identischen Anfängen der Abschnitte ist zwar nicht neu, aber gut umgesetzt. Dasselbe gilt für die Handlung, sie ist vorhersehbar (nach zehn Zeilen ahnt man mit etwas kg.de-Erfahrung, wie's ausgeht), aber zumindest konsequent und geschickt aus Anthonys Sicht erzählt.
Insgesamt würde ich sagen, vom Stil her fürs Alter gut, aber inhaltlich "nur" eine typische Mädchengeschichte, die etwas zu viel will. Mein Tipp: Versuch im nächsten Text auf die künstlerischen Passagen (vor allem im Teil eins) zu verzichten und investiere dafür mehr Zeit in lebendige Charakteren. Anthony wirkt dank seiner Sprache schon genug verrückt, die anderen beiden sind nur Kulisse und dabei sollte man sich als Leser doch vor allem um sie Sorgen machen. Gib ihnen eine Geschichte, erzähl, wovor sie Angst haben oder was sie träumen - egal, jedes Detail (insbesondere Details!) kann dazu beitragen, dass eine literarische Person für den Leser lebendig wird. Ah ja, und gib den Figuren deutsche Namen (ok, mir ist grad aufgefallen, wo du im Moment lebst, aber trotzdem)!

Zur Rechtschreibung noch ein Hinweis:
"etwas vertrautes." - Vertrautes gross (nach etwas immer: etwas Grünes, etwas Sinnloses, ...)

So, und falls die Kritik jetzt total wirr geworden ist, tut's mir leid - ist auch schon spät. Viele Grüsse,

Sorontur

 

Danke für die Kritik, werds mir zu Herzen nehmen und das nächste Mal beachten. Und zu den Namen... das sind Namen, die ich hier aufgeschnappt hab und die ich passend fand.
Naja, jedenfalls danke nochmal. Werd mich mal direkt an die nächste Geschichte machen, die dann hoffentlich nicht nach einer Teenager-Autorin schreit...

Liebe Grüße, Bibs

 

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