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Ein Traum vielleicht ...
Als ich und meine Gitarre das Gestrüpp verließen und auf den vom Mondlicht erhellten Ozean blickten, stellte ich mir nicht die Frage, ob das alles ein Traum war oder nicht. Ich war einfach nur da. Der warme Wind streifte meine Knie und alles was sich offenbarte schien weder echt noch unecht. Unbeteiligt und fasziniert zugleich folgte ich meinen Füßen den verlassenen Strand entlang. Die rauschende Stille der Wellen trug mich in dieser Nacht weit weg von allen Problemen dieser Welt. Da war nur ich, meine Gitarre und das unendliche Meer.
Nach einer Weile gelangte ich zu einer kleinen Gruppe von Menschen, bestehend aus einem Afrikaner, zwei älteren Damen und ein Mann in meinem Alter, die vergnügt um ein Lagerfeuer saßen und sich alte Geschichten erzählten. Ich wurde wie ein guter Freund begrüßt und machte mir es gleich am wohltuenden Feuer bequem. Nachdem sich meine Hände ein bisschen aufgewärmt hatten, baten sie um eine kleine Kostprobe meiner Musikalität.
Ich spannte die durch den feuchten Wind verstimmten Seiten, legte das Knüppelbrot beiseite, welches mir gleich nach der Begrüßung überreicht worden war und begann zu spielen.
Bilder erschienen wie weiche Wolken am sternenklaren Himmel und manche Momente, die ich fast vergessen glaubte, ließen mich wie eine Möwe durch die Nacht gleiten. Dort gab es kein Ringen und kein Bangen; kein Hoffen auf den nächsten Augenblick; kein Greifen nach der Zukunft. Nur warme Gegenwart, die sich selbst genügte. Als das Lied zuende ging und ich mich vor der Gruppe verbeugte, fiel mir auf, wie schwer meine Beine geworden waren. Ich spürte wie sich eine ungeheuerliche Trägheit in meinen Körper ausbreitete, der ich mich nicht gewachsen fühlte.
*
Die Kraft reißt mich davon; weg von den netten Leuten; weg vom stillen Rauschen der Wellen, in eine Welt, die nicht kenne. In eine Welt, die ich nicht kennen will. Die U-Bahn stoppt. Ich erhebe mich von meinem Platz und bahne mir ein Weg durch das überfüllte Abteil.