Ein umgestürzter Tisch
Ein Tisch, völlig ohne Streit mit seinen Stühlen gehabt zu haben, beschloss von ihnen getrennt zu leben als Eremit auf dem Dachboden. In seiner einsamen Einsiedelei gefiel sich der Tisch eine Weile, zumal er nicht völlig allein war unter dem Dach und ihm der Wind unter den Ziegeln Elegien sang, die er aber meistens überhörte, weil er nach Faltern lauschte und Spinnen und Ratten; denn er bekam es mit der Angst zu tun, obwohl er aus ziemlich zähem Zedernholz bestand und zuweilen Katzen auf seinem Rücken lauerten, was wiederum die Ratten ängstigte und davon abhielt, an seinen Beinen zu nagen oder seine Tischplatte anzuknabbern. Der Tisch wurde über die Jahre staubig - und unzufrieden mit sich selbst. Er konnte es auch beim besten Willen nicht genießen, dass Schleiereulen ihm Gewölle entgegen spieen und die Sterne ihn blendeten, als auch einige Schieferplättchen ihre traurigen, aber zugleich beruhigenden Lieder ausgesungen hatten und all seine Unschuld ihn mit dem Tau verließ, der seine morschen Beine hinabrann.
Der Tisch blieb aber geduldig in seiner Versenkung, denn er hatte vor langer Zeit Gelegenheit gehabt, Epikur zu studieren, und er hörte in seinen letzten Nächten erstaunt die Grillen auswendig rezitieren, was ihm als jungem Möbelstück besonders gut gefallen hatte. Da sie sehr sprachgewandt waren und glaubhaft, hörte er ihnen aufmerksam zu, und es war dem Tisch gleichgültig, dass ein Mensch kam und ihn umwarf, seine Beine zertrat und ihn zersägte.