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Ein wahrer Held
Taschenlampen- Abenteuer
Ich saß in meinem Zimmer vor dem Computer. Alles normal- langweilig. Der ganze Tag war langweilig gewesen- meine Eltern waren unten im Wohnzimmer, meine Schwester spielte mit ihrer Freundin in ihrem Zimmer.
Es war der zweite Weihnachtsfeiertag. Meine Freunde waren alle nicht da; waren bei Verwandten oder im Skiurlaub.
Es war Abend, draußen war es dunkel und der Wind pfiff.
Nur ich und mein PC...
Ich surfte im Internet, spielte hier und schrieb da meine Meinung, las die neuesten Nachrichten. Nichts Besonderes. Ich gähnte, rappelte mich auf, um die Rolladen runter zu lassen. Ich setzte mich wieder auf meinen Schreibtischstuhl, um weiter zu surfen.
Plötzlich klickte es. Meine große Stehlampe, die das ganze Zimmer erhellte, erlosch.
Mein PC fiel aus, die Schreibtischlampe war dunkel. In meinem Zimmer war es von einem Moment auf den anderen so dunkel, dass ich die Hand vor Augen nicht mehr sah.
Ich blieb den Bruchteil einer Sekunde sitzen und begriff nichts.
Dann reagierte ich, oder vielmehr mein Körper- ich drehte mich hastig herum, riss an den Rolladen, um das bisschen Licht von draußen zu nutzen. Meine Schwester kreischte. Ich tastete mich am Schreibtisch entlang- fühlte den kühlen Türrahmens, wo ich ihn auch vermutete und stand im Flur.
Hier war es nicht mehr ganz so dunkel, ich ertastete die Türklinke, die in das Zimmer meiner Schwester führte. Meine Mutter rief von unten: „Kommt alle ins Wohnzimmer, bis es wieder hell ist.“ „Wir kommen gleich.“, rief ich zurück.
Leichter gesagt als getan, die Treppe war kaum zu erkennen und meine Schwester und ihre Freundin warteten auf ihre Rettung. Ich stieß die Tür zu ihrem Zimmer auf und tastete blind in das Dunkel hinein. „Kati? Jenny?“ Ein Schniefen zu meiner Rechten: „Dähnnnis?“
„Ja ich bin hier, wo seid ihr denn?“
„Hiiiieeer...“
Ich machte eine kleine Gestalt zu meiner Rechten aus und streckte meine Hand aus- grabsch- das erste der beiden Mädels hatte ich.
„Kati- wo ist Jenny?“
„Hier“ -`Schnief´- „neben mir.“
Ich zog meine Schwester zu mir und erkannte, dass sich ihre Freundin an ihr festklammerte.
Ich versuchte, möglichst beruhigend zu sprechen, denn während Kati schniefte bemerkte ich, dass Jenny sogar zitterte: „So- jetzt ist ja alles gut. Wir gehen jetzt zusammen die Treppe runter zu Mama- ok?“ „Was ist denn lohoos?“ Achja- vielleicht sollte ich ihnen erst mal erklären, was überhaupt passiert war.
„Das ist nur ein Stromausfall! Keine Panik- wir gehen jetzt runter... Haltet euch am Geländer fest!“ Wie Küken hinter ihrer Mama-Ente tapsten die beiden Mädchen hinter mir die Treppe hinunter.
Im Wohnzimmer war dann meine Mutter schon ohne Anstrengungen zu erkennen; sie war damit beschäftigt, möglichst viele Kerzen anzustecken.
„Ah- danke, dass du die Kleinen runtergebracht hast.“
„Ist Papa beim Sicherungskasten?“
„Ne- der sucht erst mal eine funktionsfähige Taschenlampe.“
Da die Kleinen ja jetzt abgeliefert waren und meine Mutter sich um sie kümmerte, machte ich mich auf die Suche nach meinem Vater.
Nachdem ich einige Zeit lang im warsten Sinne des Wortes im Dunkel getappt hatte, blendete mich auf einmal ein eklig heller Strahl- die Taschenlampe mit meinem Vater.
„Ich geh` jetzt in den Keller, nach den Sicherungen sehen- such du mal noch ´n paar Taschenlampen!“
Jawohl, Sir!
„Ok.“
Mit einer Kerze aus dem Wohnzimmer ging ich zurück in mein Zimmer. Ich riss die Schranktür auf, hinter der ich meine Taschenlampe vermutete. Keine Batterien. War ja klar. Ich lief in das Zimmer meiner großen Schwester, das direkt nebenan lag.
Mein suchender Blick fiel auf die Digitalcamera von meinem Schwesterchen, die ich eigentlich noch nicht einmal schief ansehen durfte- na ja was soll´s?
In null komma nichts hatte ich die Batterien in die Taschenlampe gesteckt, die es mir mit einem vollen, weißen Strahl dankte. Ich fuchtelte stolz mit der Taschenlampe umher. Tataaa- der mutige Held hatte eine Waffe zurüück... Na gut- da ging wohl etwas mit mir durch.
Mit meiner Beute flog ich förmlich zurück ins Wohnzimmer. „Hier hab ne Taschenlampe!“ Wenn das keinen Applaus wert war. Ich war auf alles vorbereitet, mit meiner Taschenlampe; hatte ich die Macht alles zu tun, was ich wollte. Oder zumindest die Möglichkeit, hinzugehen, wo ich wollte.
Klick.
Das Licht ging wieder an. Alles war so hell wie gewohnt.
„Hab den Fehler gefunden, es lag wohl am Kühlschrank hier unten....“, erschallte die Stimme meines Vaters aus dem Keller. „Ist alles wieder in Ordnung.“
Schade eigentlich.