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Ein ziemlich mieser Deal

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01.09.2004
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Ein ziemlich mieser Deal

Ich saß in meiner Lieblingsbar und vertrieb mir ein wenig die Zeit. Jeff, der Barmann erzählte mir von so ´nem großen Coup. Alles wasserdicht. ´Ne sichere Sache und so. Aber ich hörte nicht wirklich zu, denn ich beobachtete diesen Typen neben mir. Der Kerl hatte einen unglaublich riesigen Bart, sodass man darin ´ne ganze Flasche Whisky aus ´nem Supermarkt rausschmuggeln könnte. Ich mein´ ziemlich beeindruckend. Nach ´ner Weile kamen wir ins Gespräch, denn er schien Jeff ebenfalls zu kennen. Wir beide zischelten immer abwechselnd: „Hey Jeff, gib mir noch ein´ von dem..., na du weißt schon.“ Jeff hatte den florierensten illegalen Schnapshandel in der ganzen Stadt. Das edle Zeug brannte er zu Hauf unten in seinem Keller. Sogar die Jungs von der Wache kamen abends vorbei, um sich ein paar von den Dingern zu genehmigen.

Der Typ mit dem Bart fing auf jeden Fall an zu erzählen. Er hatte ´n gutes Bündel Storys parat. Das heißt, er war schon gut rum gekommen in der Welt. Als sich dann bei dem nächsten Drink ein paar Tropfen auf seinem Bart verirrten, traute ich meinen Augen nicht.
„Großer Gott! Was zum Teufel ist das“, brüllte ich drauf los und meine Kinnlade blieb unten. „Ach das, das ist mein Gesichtsgärtner. Er hält meinen Bart in Schuss. Er harkt, jätet das Unkraut und verteidigt ihn vor Ungeziefer. Dafür lasse ich ihn in meinem Bart eine geräumige Höhle bauen und wenn sich Essensreste verfangen holt er sie sich. Wir leben sozusagen in Symbiose.“

Ich sah wie sich der Zwerg, der ebenso hässlich war wie seine komplette Behausung, von Bartbüschel zu Bartbüschel hangelte und sich die Tropfen von den Drinks einverleibte. „Ich würd aufpassen, dass er dir nicht seine Bude voll kotzt.“ „Ach was, wir beide haben schon eine Menge durchgemacht. Dieser kleine Draufgänger hat mir schon mehr als einmal meinen Allerwertesten gerettet.“ Der Typ lachte, während er sich einen Weiteren von Jeffs Selbstgebrannten rein schüttete. Der Zwerg musste sich dabei gut festhalten und während dessen schrie er in fiepsiger Stimme: „Dieser Berserker stolpert von einer Bredouille in die Nächste. Ein Wunder, dass er noch am Leben ist." Mir schien, die beiden hatten sich im Laufe der Zeit gut arrangiert.

Na ja, die Drinks fraßen Stunden und die Stunden fraßen uns und irgendwann schrie mich der Zwerg erneut an, denn der Typ mit dem Bart schien irgendwie stumm geworden zu sein. „Hey, bei all meinem Klunker, den ich im Laufe der Jahre zusammen geklaubt habe, wetten du traust dich nicht diesen Berserker auf den Mund zu küssen?“ „Ach die Tour kenn´ ich. Ihr beiden seid irgend so ein verwunschenes Zweigespann und irgendjemand hat euch in derartiges verwandelt. Dabei seid ihr in Wahrheit Prinz und Prinzessin. Frag´ mich nur, wer von euch wer ist. So was ist mit mir nicht zu machen. Mit mir nicht, verstehst du?“ „Red´ kein dummes Zeug, daran glaubt doch kein Mensch mehr. Es ist ´ne einfache Wette. Wenn du es machst, trinkst du den Rest des Abends auf unsere Kosten.“ Daraufhin packte ich den Berserker und gab ihm einen Kuss direkt auf seine spröden ledernen Männerlippen und eh ich mich versah, verwandelte ich mich in ein Chamäleon. Verdammt, das durchtriebene Pack hatte mich an der Nase herumgeführt. Ich musste das schallende Gelächter vernehmen, das sich jetzt in meinen Ohren wie Planierraupen anhörte. „Har har, du elender Dummkopf! Du glaubst gar nicht, wie viele darauf schon reingefallen sind!“ Ich glaubte es sofort.

„Lass den Bastard nicht entkommen, sondern fang ihn mir“, krächzte es wieder mit piepsender Stimme aus dem Bart. „Wo bist du, du verdammtes Vieh. Zeig´ dich!“ Anscheinend hatte der Große seine Stimme wiedergefunden. Zum Glück bekam ich die Sache mit der Tarnung schnell auf die Reihe, sodass man nur vage erahnen konnte, wo ich mich befand. Kurz darauf schnellte eine alles zermalmende Faust unmittelbar neben mir auf den Tresen nieder. Alles schepperte, die Gläser, meine Knochen und der komplette verruchte Laden samt Insassen. Ich musste mich an einen sicheren Ort bringen, denn jetzt prasselte ein Hagel von Faustschlägen links und rechts neben mir ein. Ein stechender Schmerz peitschte meine Nervenbahnen entlang. Er hatte mich am Schwanz erwischt. Es fühlte sich wie ein Vorschlaghammer an. Allerdings war so kein Blumentopf zu gewinnen, oder besser gesagt, ihn wieder zurückzugewinnen. Ich ging erst mal auf Abstand, um Ruhe in den Laden zu bringen. Sollten sie denken, ich hätte mich aus dem Staub gemacht. Stattdessen pirschte ich mich aber behutsam, so nah es ging, an den Berserker heran, um in Position zu gehen. Meine Zunge war zum Abschuss bereit. Raketenartig schnellte der klebrige Klumpen auf den Zwerg zu und traf ihn, als er wieder einen von den edlen Tropfen aus dem Bart fischen wollte. Ich holte ein und verstaute meine Zunge samt den Zwerg in meinen Mund. Kein jämmerlicher Schrei, kein Winseln. Dafür ging alles viel zu schnell.

„Rück´ den Kleinen raus, oder du lernst mich kennen“, polterte der Bärtige. „Ich glaub´, ich kenn´ euch beiden jetzt zur Genüge. Besonders dein Kumpel hängt mir zum Hals raus. Also, was ist? Verwandle´ mich zurück, oder du siehst deinen Kumpel nie wieder," nuschelte ich. „Ja schon gut, aber spuck ihn verdammt noch mal aus.“ Ich tat was er sagte und zum Vorschein kam ein schleimiger, sichtlich irritierter Zwerg, der sofort wieder in seinen rettenden Bart zurück kletterte. Der Große brummelte etwas vor sich hin, worauf ich meine Menschengestalt wieder zurück erlangte. „Hey Jungs, eins kann ich euch sagen, die Sache mit der Tarnung hat mir ganz gut gefallen, aber jetzt schiebt mal ´n paar Drinks rüber, ihr seid mir was schuldig.“

 

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Bitte auf Kommasetzung prüfen, Absätze einfügen und am besten auch gleich sprachlich überarbeiten.
Beispiele für den Anfang:
"Nach ´ner Weile kamen wir ins Gespräch, denn er schien ebenfalls Jeff zu kennen." -> schien Jeff ebenfalls zu kennen
"Jeff hatte den florierernsten illegalen Schnapshandel in der ganzen Stadt, welchen er unten im Keller zu Hauf selbst brannte" -> falscher Bezug von "welchen" - er brannte den Schnapshandel? ;)
Über "florierernsten" bin ich übrigens gestolpert - vielleicht kannst Du ein anderes Wort finden.
"Der Typ lachte während er sich einen Weiteren von Jeffs Selbstgebrannten rein schüttete und der Zwerg musste sich dabei gut festhalten und während dessen schrie der Zwerg in fiebsiger Stimme" -> lies diesen Bandwurmsatz am besten mal laut...
Kurzer Kommentar zum Inhalt: ziemlich beliebig und unsinnig, oder es ist eine große Metapher, die ich nicht verstehe.

 

hallo uwe
sooo hab´s jetzt überarbeitet. aber eine frage: wann wird die geschichte denn wieder zurück verschoben. liegt das in deinem ermessen?

zum inhalt: woran machst du das attribut "beliebig" fest? über sinn und unsinn lässt sich streiten. was macht es für einen sinn, wenn alles einen sinn hat? ich habe spass an skurrilitäten und absurden sachen, da ist es meistens der gedanke an sich der zählt.

 
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Okay, nochmal zu der "Sinnfrage"...

über sinn und unsinn lässt sich streiten
Das ist ein beliebtes Allgemeinplätzchen... aber es rettet Dich nicht ;) Eine sinnvolle (=plausible, nachvollziehbare) Geschichte erschließt sich dem Leser. Eine unsinnige hinterlässt ihn unzufrieden, weil er für den Aufwand, den Text durchzulesen, keine ganzheitliche Gegenleistung bekommt. Es gibt nicht viele Leute, die in Bärten herumkletternde Zwerge begeistern können.

was macht es für einen sinn, wenn alles einen sinn hat?

Das ist doch auch so eine Worthülse. Sie ist genauso beliebig wie der Inhalt Deiner Erzählung und sagt genausowenig aus. Jedenfalls habe ich nicht den Eindruck, dass Du den Text als Metapher gedacht hast, die auf einer "höheren Ebene" eine Aussage bereithält. Mit anderen Worten: Ob ein Zwerg in einem Bart herum klettert oder ob eine sprechende Maus in der Nase wohnt, ist beliebig. Ob jemand in einen Frosch oder in einen Raben verwandelt wird - beliebig.

Wenn das Deine Aussage sein soll:

da ist es meistens der gedanke an sich der zählt.
Und noch ein Allgemeinplätzchen. Welcher Gedanke? Der Gedanke an Zwerge im Bart? Also bitte, was macht diesen Gedanken "zählender" als einer, sagen wir, an einen korrupten Politiker, einen Drogenabhängigen, einen klauenden Schüler? Nichts. Im Gegenteil. Nicht jeder Gedanke zählt. Manche sind schlauer als andere. Auf die meisten der zweiten Kategorie kann man ganz gut verzichten, sie bringen die Welt nicht weiter.

Beliebig aneinandergereihte Skurrilitäten bilden - selbst wenn sie für sich genommen noch so witzig sind, was ich im vorliegenden Fall verneinen würde - noch längst keine unterhaltsame, interessante, anregende oder gar spannende Kurzgeschichte.

Der Leser zuckt am Ende nur die Schultern und fragt sich, ob er in der gleichen Zeit nicht eine interessantere Geschichte hätte lesen sollen. Jetzt, da der Text zurück aus dem KC ist, findet sich vielleicht ein Hermeneutiker, der was mit diesem Unsinn anfangen kann. Ich jedenfalls kann es nicht.

 

nun, anscheinend backe ich gerne allgemeinplätzchen. die sind ja bekanntlich schwer verdaulich. verursachen bauchschmerzen und man hat vielleicht lange damit zu tun. kommt darauf an, ob der magen aus leder oder samt ist.

wenn du mit begriffen wie "allgemeinplätzchen" oder "worthülsen" handtierst, ist das nur eine flucht in die selbigen. klar kann nicht jeder etwas mit zwergen die in bärten wohnen etwas anfangen. das habe ich auch nicht beabsichtigt. wie langweilig wäre es wenn alle beifall klatschen würden. (wahrscheinlich eine worthülse, was)

worum es mir geht ist folgendes: wie absurd ist ereignisse überhaupt, die wir eigentlich als normal empfinden? das kann sich im alltäglichen niederschlagen oder in völlig "absurden" sachen (das ist dann der maßstab den wir anlegen)

es wohnt eben keine maus in einer nase, sondern ein zwerg in einem bart. natürlich ist das kontingent. warum gibt es die geschichte vom froschkönig? natürlich kann man sagen, da steckt eine aussage dahinter. aber interessant ist doch die art und weise, wie die geschichte erzählt wurde. warum ein frosch, warum keine ratte?
meine geschichte ist dann als persiflage anzusehen.

und selbst wenn es einen hermeneutiker gibt, der aus dem besagten "unsinn" für sich einen sinn herausfischt, dann besteht dieser doch gerade darin.

"Findet die Stellen in einem Buch, mit denen ihr etwas anfangen könnt. Wir lesen und schreiben nicht mehr in der herkömmlichen Weise. Es gibt keinen Tod des Buches, sondern eine neue Art zu des Lesens. In einem Buch gibt's nichts zu verstehen, aber viel, womit man etwas anfangen kann.
- Gilles Deleuze/Félix Guattari -

in diesem sinne
grüße
flip

 

Hallo Flip,

schnell erzählt und mit passender lakonischer Sprache. Finde es unterhaltend und fantasievoll, schließlich will man wissen, was noch passiert. Da ich keine weitere Aussage feststellen kann (schade), fände ich Humor als Rubrik besser, da geht es eher um reine Unterhaltung.

Gelungen finde ich z.B.:

Wir leben sozusagen in Symbiose.“

„Har har, du elender Dummkopf! Du glaubst gar nicht, wie viele darauf schon reingefallen sind!“ Ich glaubte es sofort.

Besonders dein Kumpel hängt mir zum Hals raus (fast wörtlich zu nehmen, vielleicht kannst Du noch erwähnen, dass ein Bein aus dem Maul schaut).

„Ja schon gut, aber spuck ihn verdammt noch mal aus.“ - Das hätte ich nicht geglaubt, dass er sich daran hält...

Änderungsvorschlag:

traute ich meinen Augen nicht. - nicht:
Ein stechender Schmerz peitschte meine Nervenbahnen entlang. Er hatte mich am Schwanz erwischt. - das „er“ hört sich an, als ob der Schmerz ihn erwischt hat, gemeint ist doch die Person?

Tschüß... Woltochinon

 

Tacho Flip

Nur kurz von mir:
abstruser Text, recht lakonisch erzählt, zwar nicht wirklich spannend aber doch wenigstens interessant.
Eine Botschaft wolltest du deinen oberen Postings nach wohl nicht rüberbringen. Hab auch keine rausgelesen.

Bei den besten Stellen kann ich mich Wolto nur anschließen, nicht aber bei der Einordnung.
"Humor" halte ich aufgrund mangelnden Witzes(oder is nich mein Geschmack) für ungeeignet. BEsser wäre wohl Fantasy (wegen des Zwergs und der Magie)

Grüße
Hagen

 

ja moin ihr beiden

danke für eure kommentare. das "er" bei dem schmerz hab ich jetzt deutlicher gemacht.

zur rubriken-frage: also, ich hab da auch keine passende antwort. der humor tritt nur stellenweise auf und ist eher beileufig, als dass es das hauptaugenmerk darauf ziehen sollte. bei fantasy rollen sich bei mir schon wegen dem wort die fussnägel auf. aber letztendlich egal

gruß
flip

 

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