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Eine Frage der Wahrnehmung

Seniors
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04.08.2001
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Eine Frage der Wahrnehmung

Das Haus von Doktor Varkhov stand stumm im Mondschein und von außen deutete nichts auf die Ereignisse in seinem Inneren. Die ausladende Buchenhecke hielt Blicke Fremder fern, und der Stil der Villa sowie das allgegenwärtige Efeu verliehen dem Gebäude einen Hauch von Vornehmheit und Eleganz, der an Snobismus grenzte.
In den Mauern selbst war es auf beiden oberirdischen Etagen bemerkenswert ruhig, Doktor Varkhov war der einzige Bewohner. Die Zimmer und Flure lagen verwaist, hier und da fiel gelbes Licht durch Fenster, und Staubflocken zelebrierten einen ungestörten Tanz.
Wandte man sich hingegen in den Keller des Hauses, so wurde man empfangen von aufgeregtem Gekreische und Gekrächz. Die Versuchstiere des Laboratoriums spürten Veränderungen, sie sprangen in ihren Käfigen umher, und das Chaos setzte sich fort von einem Tier auf das andere.
Im Arbeitszimmer, das sich direkt an die Tierräume anschloss, war der Lärm nicht zu vernehmen. Es war gut isoliert.
Der Doktor saß in dem schweren Lehnstuhl, der vor den Schreibtisch gerückt worden war. Seine Arme und Beine waren an Lehnen und Füßen des Stuhles gefesselt, und er war vollständig nackt. Bis auf einen seltsamen Drahtkäfig, der ihm über den Kopf gestülpt war, und dessen einzige Aufgabe darin bestand, die Augen des Gefangenen unnachgiebig geöffnet zu halten. Die Lider waren zu diesem Zweck von feinen Drähten durchbohrt worden, doch wenn er dem Drang zu blinzeln widerstand, hielt sich der Schmerz in Grenzen.
Am Schreibtisch stand ein Mann, bekleidet mit einer schmuddeligen Fleischerschürze über einem hellgrauen Leinenanzug, und widmete seine Aufmerksamkeit einem schwarzen Koffer, den er auf die Platte gestellt hatte.
„Doktor Varkhov“, murmelte er. „Ich bin Ihnen dankbar, dass Sie mit diesem Lamentieren aufgehört haben.“ Er fasste in die Tasche hinein und es klirrte wie Metall.
Varkhov antwortete nicht, er starrte nur stumm auf den Eindringling. Sein Profil hatte etwas von einem Habicht.
„Zumal“, fuhr der Mann in der Fleischerschürze fort. „Zumal Sie niemand hört.“ Er wandte sich lächelnd herum. „Nicht einmal die Affen und Vögel nebenan. Dafür haben Sie selbst mit der Schallisolierung dieses Zimmers gesorgt.“
Varkhovs linkes Auge zuckte, der natürliche Trieb zu zwinkern, das unwillkürliche Senken des Augenlides, um Flüssigkeit über den Augapfel zu verteilen, stellte sich wieder ein. Seine Logik, sein Verstand sagte ihm, dass die Bewegung des Auges Schmerzen zur Folge haben würde, das Lid würde einreißen, doch das ersehnte Herunterklappen würde nicht eintreten. Keine Belohnung für den Schmerz.
Und doch war der Drang größer.
Als Varkhov aufstöhnte, drehte der Mann sich wieder zu ihm um.
„Hören Sie“, sagte Varkhov. „Können Sie mir nicht dieses Ding abnehmen? Es ist sehr unangenehm.“
„Oh nein, Doktor. Das kann ich nicht zulassen. Ich habe nicht die ganze Mühe auf mich genommen, um sie jetzt davon zu entlasten. Es tut mir Leid, aber der Käfig bleibt drauf.“
Varkhov spürte das Brennen in den Augen und er war sich sicher, dass es mit der Zeit immer schlimmer würde.
„Was soll das Theater? Ich meine, wozu ist dieses Ding gut?“
„Es öffnet Ihnen die Augen, Doktor. Im Sinne des Wortes.“
Der Mann in der Fleischerschürze kicherte und wandte sich wieder dem Koffer zu. „Fangen wir also an“, sprach er zu sich und langte hinein. Dann hob er die Hand und zeigte Varkhov, was er hervorgeholt hatte.

Persson saß in dem kleinen, schmutzigen Büro und musste warten. Normalerweise gerieten die Leute in helle Aufregung, wenn er ihnen seine Dienstmarke zeigte. Doch die matronenhafte Oberschwester, die ihn wie einen Gefangenen hierher geführt hatte, schien kein bisschen beeindruckt zu sein. „Der Professor kommt gleich“, hatte sie geschnarrt und die Tür hinter ihm geschlossen.
Er fühlte sich unwohl hier, eingesperrt. Das lag sicher daran, dass ein Großteil der Insassen, die ihm begegnet waren, nie in ihrem Leben die Freiheit würden kosten dürfen. Doch er hatte nur die harmlosen Fälle zu Gesicht bekommen, die Freigänger sozusagen. Die Patienten, die ein Risiko darstellten, waren in einem Extratrakt untergebracht, isoliert von den anderen.
Die Tür ging und herein kam ein kleiner Glatzkopf im Kittel, der Persson vage an eine Comicfigur erinnerte, er kam nur nicht darauf, welche das war.
„Professor Griesson“, nuschelte er, streckte Persson die Hand hin und schaute angestrengt über ihn hinweg.
„Persson.“
Sie setzten sich, wobei der Professor sofort wieder aufsprang und im Zimmer umherlief.
„Er ist gefährlich, Persson. Das können Sie mir glauben; man sieht es ihm zwar nicht an, doch es ist so. Er versteht es wunderbar, einem das Bild von sich zu liefern, das man erwartet.“
Griesson dozierte, als hielte er einen Vortrag vor Studenten. Und lief dabei unentwegt hin und her.
„Er hat sich hier bei uns zwar nie etwas zuschulden kommen lassen...“
„Wie lange war er schon hier?“
Griesson unterbrach seinen Lauf und schaute Persson zum ersten Mal in die Augen. „Seit zweiunddreißig Jahren. Er kam als Sechzehnjähriger zu uns; er war völlig verwahrlost und abgemagert. Er hatte drei junge Frauen in seine Gewalt gebracht und hatte sich mit ihnen in einem Abbruchhaus verschanzt. Das war lange vor Ihrer Zeit. Der Polizei gelang damals der Zugriff. Als sie die Mädchen befreiten, war er gerade dabei, ihnen mit einem stumpfen Taschenmesser die Augen auszustechen. Bei lebendigem Leibe! Bei einer der drei schaffte er es, sie starb, nachdem sie eine Woche um ihr Leben gekämpft hatte.“
„Und die anderen beiden?“
„Sie überlebten. Aber Sie können sich vorstellen, was sie durchmachten. Sie waren dabei gewesen, als ihrer Freundin die Augen ausgeschält wurden. Man ist ein anderer Mensch, nachdem man so etwas mitgemacht hat.“
„Was wurde aus ihnen?“
„Ich weiß nicht. Sie sagten beim Prozess aus und danach verlor ich sie aus den Augen. Sie werden fortgezogen sein. Ich hätte es nicht anders gemacht.“
Persson fiel ein, an wen Griesson ihn erinnerte: Elmer Food, den verrückten Jäger. Genauso klein und glatzköpfig und ebenso aufgeregt.
„Warum hat er das getan? Hat er jemals seine Beweggründe genannt?“
Griesson ließ sich wieder in den Sessel fallen und atmete aus. „Nein“, sagte er. „Er hat nie über seine Verbrechen gesprochen. Es war, als hätte er sie nicht begangen, er verdrängte sie. Wissen Sie was? Es gab Kollegen, die hielten ihn für unschuldig.“
„Aber er ist doch rechtskräftig verurteilt worden.“
„Natürlich! An seiner Schuld besteht kein Zweifel. Er war auf frischer Tat ertappt worden.“
„Wie konnte er aus der Klinik entkommen?“
„Er hat einen unachtsamen Augenblick in der Kantine genutzt. Wissen Sie, wir bekommen das Essen von außerhalb. Jeden Morgen um elf kommt die Firma mit einem Fahrzeug durchs Tor und um eins fährt es wieder hinaus. Wir gehen davon aus, dass er sich in diesem Fahrzeug hat hinausfahren lassen. Wie gesagt, er ist außerordentlich intelligent.“
„Damit werden sich meine Kollegen noch beschäftigen. Hat er schon einmal Ausbruchsversuche unternommen?“
„Nein, nein. Er war mustergültig in seinem Verhalten, wie gesagt. Es gab keine Klagen.“
„Wie kamen Sie dann darauf, dass er gefährlich sei?“
„Er hat schwere seelische Persönlichkeitsstörungen. In diesem Mann brodelt es, Abgründe in seinem Inneren. Glauben Sie mir! Wenn ich mit ihm sprach, mit ihm in einem Raum war, dann spürte ich den Hass dieses Mannes, die Wut und Rage waren regelrecht zu greifen.“
„Wut worauf?“
„Das habe ich mich auch oft gefragt. Was macht diesen Menschen so wütend, welcher Plan treibt ihn, dass er so lange – über dreißig Jahre – darauf wartet, ihn zu verwirklichen?“
„Aber konkrete Anhaltspunkte dafür, dass er etwas plante, haben Sie nicht, oder?“
„Oh, was denken Sie! Ich bin nicht sein behandelnder Arzt, er ist nur untergebracht in meiner Klinik.“
„So, wer behandelt ihn denn?“
„Seit dem Tag an dem er eingewiesen wurde, kommt eine Ärztin aus der Stadt zu uns in die Klinik. Sie hat alle Unterlagen, sie ist vertraut mit seinem Fall. Sie ist Doktor der Psychologie und hat eine Praxis draußen.“
„Wer ist es? Wie heißt sie?“
„Ihr Name ist Olga Varkhov. Wie gesagt, sie ist bestens vertraut mit seinem Fall.“
„Doktor Varkhov, der Name scheint mir bekannt.“
„Ja, sicher. Ihr Bruder ist der berühmte Neuro-Wissenschaftler, hat mehrere Bücher zum Thema geschrieben. Recht fähige Kraft, er unterhält sein Privatlabor in Z..., dreihundert Kilometer von hier.“
„Weiß die Ärztin schon von dem Ausbruch?“
„Nein, ich glaube nicht. Wir haben sofort die Polizei benachrichtigt, sonst weiß niemand Bescheid.“
„Gut.“ Persson stemmte sich aus seinem Stuhl und auch Griesson sprang wieder auf. „Wo hat die Dame ihre Praxis? Ich werde ihr die Nachricht überbringen.“
Griesson öffnete die Tür, er war froh. „Im Sekretariat, vorn am Eingang können Sie die Adresse erfahren. Ich werde sofort anrufen. Noch ein Letztes...“ Er hielt den Polizisten zurück und blickte ihn mit ernsten Augen an. „Wir haben herausgefunden, dass er etwas gestohlen hat.“
„Er hat etwas mitgenommen auf seiner Flucht? Was?“
„Er stahl ein Operationsbesteck, in vollem Umfang.“

„Ich bin leider kein Arzt“, sagte der Mann in der Fleischerschürze, während er das chirurgische Besteck auf dem Schreibtisch ausbreitete. „Dabei ist es für mich weniger störend, dass mir die notwendigen Kenntnisse fehlen, als es für Sie sein wird, dass ich nicht sagen kann: Es wird nicht weh tun.“
Er ging zu dem wehrlosen Varkhov und beugte sich zu ihm herunter. „Wie steht es um Ihre Fachkenntnisse, Doktor Varkhov? Wissen Sie, was passieren wird?“
Varkhov hatte Mühe, sich zu beherrschen.
„Nur ein Idiot wüsste nicht, was ihn erwartet“, presste er hervor.
„In der Tat! Deshalb lassen Sie uns rasch beginnen.“ Ein Blick auf die Uhr. „Ich denke, dass meine Zeit bei Ihnen bemessen ist.“
Aus dem schwarzen Koffer holte er ein weiteres Utensil, das sich, nachdem er mehrere Teleskopstangen ausgefahren hatte, als Kamera mit dazugehörigem Stativ erwies.
„Was Sie mit mir vorhaben, kann ich mir denken, allein mir fehlt der Grund, das Motiv, weshalb Sie tun sollten, was Sie tun wollen.“
„Aber Doktor, ich dachte, das wissen Sie. Mich treibt nichts anderes als der Erkenntnisdrang. Jahrtausende haben Forscher das getan: Sie waren auf der Suche nach Wissen, nicht wahr. Und das Recht auf Wissensermittlung nehme ich mir jetzt auch: Ich werde ein Experiment durchführen und anhand der Ergebnisse werde ich eine These nachweisen.“
„Sie sind Wissenschaftler?“
„Nein“, strahlte der Mann. Er hatte die Kamera installiert und strich noch einmal zärtlich übers Gehäuse. „Eben nicht, deshalb suche ich ja Erkenntnisse.“
Mit tänzelndem Gang kam er um den Schreibtisch herum und stellte sich so, dass Varkhov jede Einzelheit mitbekommen musste. Während er sich über die medizinischen Instrumente beugte, fragte er beiläufig: „Was machen die Augen?“
Obwohl sie ihm schmerzten, antwortete Varkhov nicht.
Der Mann in der Fleischerschürze suchte nach Zögern ein Skalpell aus, das groß war und aufregend metallisch in der Hand lag.
„Wer sind Sie?“, fragte Varkhov, als der Mann sich einen Stuhl heranzog und sich ihm gegenüber setzte. Der Kunststoff der Schürze gab ein beunruhigendes Geräusch.
„Dazu kommen wir noch.“
Varkhov versuchte, den Kopf zu bewegen, um erkennen zu können, was der Mann mit dem Skalpell anrichtete. Er hatte Varkhovs Hand in seine genommen, soweit das wegen der Fessel möglich war.
„Was tun Sie?“
„Oh, schsch! Ganz ruhig! Weshalb zeigen Sie plötzlich Emotionen? Denken Sie daran, die Kamera läuft, wir zeichnen alles auf!“
Die beiden Männer saßen beieinander, einträchtig, wie eine Maniküre und ihr Gast, wären da nicht die Augen des Doktor Varkhov, unnatürlich weit aufgerissen wie die eines Pferdes in Todesfurcht.
Die Stimme des Anderen dagegen klang vollkommen ruhig: „Mich hat seit jeher die Theorie des Benjamin Libet fasziniert, wonach ein Reiz, dem Menschen von außen zugefügt, eine halbe Sekunde nachdem das Hirn ihn registriert hat, erst vom Bewusstsein wahrgenommen wird. Wir hinken der Realität, wie sie objektiv abläuft um sage und schreibe 0,5 Sekunden hinterher.“
Er tat einen Schnitt, und als mit leisem Ton der Finger zu Boden gefallen war, begann Varkhov zu brüllen.
„Was haben Sie getan?!“
Varkhov schrie und schüttelte sich, und der Mann sprang auf und lachte. Die Fesseln waren eisern; Varkhov bäumte sich auf, versuchte, sich zu befreien, doch es gelang ihm nicht.
Der Mann holte in Ruhe Verbandszeug aus seiner Tasche und versorgte Varkhovs linke Hand, während der seinen Widerstand allmählich aufgab.
„Also mir gefällt das Experiment. Ich könnte es noch etliche Male wiederholen. Was meinen Sie, Doktor?“
Er hob den Finger von der Erde auf und zeigte ihn Varkhov. Der versuchte wegzuschauen, doch er folgte mit dem Stumpf dem Blick. Varkhovs Augen tränten, er stöhnte, als gebe er sich auf.
„Gut“, sagte der Mann und warf den Finger in den Papierkorb. „Kommen wir also zur Hauptsache des Experimentes.“ Er ging zur Kamera, schaltete sie aus und nahm sie vom Stativ.
„Wie gut, dass Ihr Arbeitszimmer bestens ausgerüstet ist“, sagte er und schloss die Kamera an einen raumgreifenden Fernsehapparat an, den er schließlich samt Schrank so durchs Zimmer rollte, das er in Varkhovs Blickfeld lag.
„Schauen wir uns an, was es im Fernsehen gibt“, sagte er, rieb sich die Hände und setzte sich neben Varkhov, als wollten sie zusammen die Samstag-Abend-Show verfolgen.
Das Bild flackerte und dann war glasklar Varkhov zu erkennen, mit dem Drahtkäfig auf dem Kopf und unterdrückter Angst in den Augen.
"Sind Sie Wissenschaftler?" ,fragte der Varkhov auf dem Bildschirm.
„Nein.“
Der Mann nahm die Fernbedienung und spulte vor. Dann sah man ihn, wie er sich zu Varkhov setzte, seine Hand nahm und sagte: „Oh, schsch. Ganz ruhig. Weshalb zeigen Sie plötzlich Emotionen? Denken Sie dran, die Kamera läuft, wir zeichnen alles auf!“Varkhovs Zunge schoss zwischen den Lippen hervor, er versuchte, sich zu bewegen.
„Mich hat seit jeher die Theorie des Benjamin Libet fasziniert...“
„Schauen sie!“ Der Mann der Realität rutschte aufgeregt auf dem Stuhl hin und her. „Gleich, schauen Sie genau hin!“
Er nahm die Fernbedienung und plötzlich lief auf dem Bildschirm alles unglaublich langsam ab. Wie beiläufig schnitt er Varkhov den Finger ab, sofort schoss Blut aus der Wunde und die Hand zuckte zurück. Der Finger fiel zu Boden – unglaublich langsam, Bild für Bild – er drehte sich, bevor er aufkam, um seine Achse, und man konnte einen irren Augenblick erkennen, dass Schmutz unter dem Nagel war. Dann schlug er auf und Varkhov begann zu brüllen.
„Das ist unglaublich, haben Sie das gesehen? Unglaublich, die Theorie ist bestätigt! Schauen Sie hin, verdammt noch mal. Oder wollen Sie, dass ich Ihnen noch einen Finger abschneide?“
Varkhov wandte den Blick zum Fernseher ohne zu antworten. Der Mann spulte den Film zurück und ließ ihn vom Fingerschnitt ab laufen.
„Sehen Sie es? Haben Sie’s kapiert? Unsere Theorie ist bestätigt worden, nicht wahr.“
Als Varkhov noch immer nicht reagierte, ließ er den Film noch einmal laufen.
„Da, schauen Sie!“ Er war immer noch aufgeregt. „Ich schneide den Finger ab, bevor er hinunterfällt, zuckt Ihre Hand zurück. Das heißt, das Gehirn hat den Reiz wahrgenommen und den Befehl zum Zurückziehen gegeben. Und der Befehl ist schon ausgeführt worden. Faszinierend, schauen Sie sich Ihr Gesicht an. Sie ahnen noch gar nichts von der Pein. Sie schauen zwar immer noch ängstlich und versuchen herauszubekommen, was ich dort unten an Ihrer Hand mache, doch Sie sind ahnungslos.“
Er sah Varkhov an, der nicht mehr ganz so teilnahmslos zum Fernsehbild starrte.
„Und dann fällt der Finger. Schauen Sie, er kommt an und dann plötzlich kommt Ihnen zu Bewusstsein, was passiert ist, der Schmerz dringt vor bis zur Oberfläche. Eine tolle Studie. Munch hätte seine Freude.“
Der Mann war vollkommen ausgelassen. Während er tatsächlich durch das Büro sprang, tanzte und dabei lachte und in die Hände klatschte, flossen bei Varkhov die Tränen. Und obwohl er kaum in der Lage war, diese Szene ohne Schrei zu ertragen, so brachten doch zumindest die Tränen eine gewisse Erleichterung.
Ganz plötzlich, ohne Übergang, war die Freude vorbei und der Mann kam zurück zum Stuhl.
„So“, sagte er. „Kommen wir zum nächsten Experiment.“ Und Varkhov wurde unruhig.
„Es hat etwas mit Geschwindigkeit zu tun und wird Ihnen zumindest nicht körperlich weh tun.“
Er räumte die chirurgischen Gerätschaften in die Tasche zurück, die Kamera, das Stativ.
„Wir alle wissen, die Geschwindigkeit, mit der sich das Licht ausbreitet, sie ist endlich. Es dauert also eine gewisse Zeit, bis Licht von einer Quelle zum Auge gelangt ist. Das ist bei kleineren Entfernungen kaum messbar, aber nichtsdestotrotz ist es so. Man kann sich also nie sicher sein, ob die Rose, die man eben sieht, nicht schon längst verwelkt ist. Ebenso sollte es sich mit dieser Fotographie verhalten, die ich hier in der Hand halte. Das Bild, das ich hier halte ist in jedem Falle aktueller, als das welches sie sehen, Herr Doktor! Schauen Sie es sich an, ich habe dieses Polaroid-Foto selbst gemacht. Und zwar in der Wohnung Ihrer Schwester. Nun schauen Sie es sich schon an, es zeigt Ihre Schwester, wie ich sie verlassen habe.“

Er drückte zum zweiten Mal den Klingelknopf und automatisch rekapitulierte er, ob alles Notwendige veranlasst war.
Eine Gruppe Techniker beschäftigte sich mit dem Fluchtauto. Sie hatten über den Chef der kleinen Firma die Fahrer und den betreffenden Wagen ausfindig gemacht, und jetzt waren sie dabei, alles genau zu untersuchen. Den technischen Ablauf der Flucht würden sie bald kennen.
Seine Chefin war der Meinung, mit den Pressemitteilungen noch zu warten, sie hoffte, den Geistesgestörten zu finden, bevor er Unheil anrichten konnte.
Perssons Hoffnungen darauf waren nicht allzu groß, der Mann war immerhin seit über zehn Stunden auf freiem Fuß und es machte nicht den Eindruck, als sei er überstürzt geflohen.
Es rührte sich nichts hinter der Tür.
Frau Doktor Varkhov wohnte in einer gutbürgerlichen Gegend, die eine Ruhe ausstrahlte, die an einen Park im Winter erinnerte. Oder an einen Friedhof. Die schwere Haustüre war nicht abgeschlossen gewesen, die Schritte im Treppenhaus hörten sich besonders an und die Türklingel war exklusiv. Doch was nützte dies, wenn niemand öffnete.
Er sah sich um, und auch wenn er wusste, dass es ein vollkommenes Klischee war, drückte er trotzdem die Klinke herunter und war nicht einmal überrascht, dass die Türe offen war.
Er blickte sich um wie ein Dieb, und ihm war klar, dass er rein rechtlich nichts anderes war, wenn er tat, was er vorhatte.
Doch wenn er richtig lag in seinen Vermutungen, dann musste er hineingehen. Frau Doktor hatte nichts von sich hören lassen. In der Praxis war sie nur am Vormittag gewesen, als um 14.00Uhr die bestellten Patienten kamen, warteten sie vergeblich. Die Sprechstundenhilfe hatte versucht, sie anzurufen, doch ebenso wie Persson hatte sie damit keinen Erfolg gehabt. Jetzt war es Abend, und noch immer hatte sie sich nicht gemeldet.
„Doktor Varkhov?“
Als Antwort kam ihm schimpfend ein Kanarienvogel entgegen geflogen, hinaus auf den Flur.
„Ach du Scheiße!“ Den einzufangen würde eine Weile dauern, er konnte nur hoffen, dass das Tier allein in die Wohnung finden würde. Jetzt saß es in sicherer Höhe auf der Lampe und starrte ihn misstrauisch an. Sein Federkleid war grün-gelb, an einigen Stellen war es blutverschmiert. Persson glaubte nicht, dass das Blut von dem Tier stammte.
Die Wohnung roch penetrant nach Raumspray, Marke Flieder. Schwer folgte ihm der Duft von einem Zimmer ins andere.
Die Räume waren hoch, die Türen schwer und das Licht, das er in jedem Raum vorsichtig anschaltete, kroch ihm hinterher und umspülte die Designermöbel.
Die schneeweiße Auslegware, die den Schritt dämmte, war im Wohnzimmer nicht mehr ganz so weiß. Die Rollos waren herabgelassen, eine Stehlampe im hinteren Teil des Raumes spendete notdürftig Licht. Neben der Stehlampe ein schwerer Lehnstuhl, der vom Schreibtisch weggerückt und mit der Lehne an die Wand gestellt worden war. Eine Frau saß darauf, gefesselt an Händen und Füßen. Sie war Mitte Fünfzig, hatte Stoppelhaar und ein Gesicht wie ein Felsen.
Trotzdem ihre Augen weit aufgerissen waren, war es offensichtlich, dass sie nicht mehr lebte. Blut war ihr ausgetreten aus Augen und Ohren. Sie hatte geweint und die Tränen hatten sich mit dem Blut vermischt und auf ihrer Bluse verteilt.
Persson ging vorsichtig auf sie zu und ließ sie dabei nicht aus den Augen, als könnte sie aufspringen und flüchten.
Die Fingerkuppen waren blutig und ehemals pulsierendes Fleisch war zutage getreten. Alle zehn Finger machten den Eindruck, als sei ihnen die Haut abgezogen worden.
Als er sich vor sie hinhockte, entdeckte er, dass die Handinnenflächen ebenso blutig waren.
„Was ist das für ein Scheiß?“, flüsterte er tonlos, und als er aus der Tiefe in ihr Gesicht blickte, da schaute ihn Olga Varkhov von oben herab an. Und das Entsetzen und die Qualen in ihren Augen, die Offenbarung, die ihr in den letzten Momenten zuteil geworden war, ließ ihn aufstehen und eilig das Zimmer verlassen.

„Ich habe ihre Nervenenden freigelegt“, sagte fröhlich der Mann, während er mit der Fotografie wedelte. Varkhov stöhnte auf.
„Sie Schwein! Sie haben sie getötet!“
„Oh nein, Doktor! Da irren Sie sich. Sie hat sich selbst umgebracht. Das wissen Sie doch am besten. Nichts anderes ist der Inhalt der Forschungen, die Sie hier unten durchführen. Mit genau diesem Thema beschäftigen Sie sich: der Aufnahme des Reizes durch die Rezeptoren und seine Weiterleitung zum Gehirn. Sie arbeiten hier unten mit unschuldigen Tieren...“ Während seiner Rede nestelte er an dem Käfig auf Varkhovs Kopf herum. „...und ich habe mit einem schuldigen Menschen experimentiert.“ Er befreite die Augenlider von den Drähten und zog das Gestell vom Kopf. Varkhov stöhnte erneut.
„Sie sind ein gewissenloser Unmensch“, sagte er . „Ich kenne Sie nicht, aber das weiß ich schon von Ihnen: Sie sind ein Psychopath. Und Sie wissen ganz genau, was Sie tun!“
„Natürlich weiß ich, was ich tue. Was denken Sie? Ihre Schwester ist gestorben nach einer völligen Reizüberflutung. Ich habe die Rezeptoren an ihren Händen freigelegt und habe sie stimuliert. Ungefiltert sind die Reize in ihr Gehirn geströmt und haben dort ein Gewitter ausgelöst, einen Kurzschluss verursacht.“
„Hören Sie auf!“
„Ach kommen Sie! Sehen Sie es einfach so: Ihre Schwester hatte vor ihrem Tod einen richtig guten Trip.“
„Sie Schwein!“
Er holte eine Rolle Klebestreifen aus dem Koffer.
„Ursprünglich hatte ich vorgehabt, Ihre Augen mit dem Tesafilm geöffnet zu halten, doch es hätte nicht gehalten. Ich hab’s probiert, wir haben in der Klinik jede Menge Freiheiten. Es dauert höchstens zehn Minuten, dann hat man ihn gelöst. Doch jetzt werden Sie schön Ihre Augen geschlossen halten, und dabei hilft ihnen das Band hier.“
Varkhov widersetzte sich nicht, als der Mann ihm die Augen schloss und mit dem Klebeband versiegelte. Die Dunkelheit war perfekt, und er war dankbar dafür. Das Brennen seiner Augen ließ nach, er spürte, wie Tränen unter den Lidern hindurchflossen. Der kleine Finger der linken Hand schmerzte noch enorm, und er musste ständig dem Drang widerstehen, mit dem benachbarten Finger darüber zu streichen.
„Ich möchte Ihnen ein Geschichte erzählen, Doktor Varkhov.“ Den Geräuschen nach zog er den Stuhl wieder heran und setzte sich. „Und damit Sie sich konzentrieren können, ist es vorteilhaft, wenn Sie die Augen geschlossen halten.“
Ein Druck an den Händen, Varkhov versuchte seine zurückzuziehen, doch die Fessel hinderte ihn daran. Der Mann hatte wieder seine Hand genommen und hielt sie – die Linke!
„Stellen Sie sich einen Jungen vor, vielleicht 7, 8 Jahre. Verspielt, verträumt, kaum in dieser Welt zu Hause. Er lebt mit seinen Eltern in der Großstadt in einem schmutzigen Arbeiterviertel. Sein Vater wie auch seine Mutter arbeiten in der Fabrik, sie haben kaum Zeit für ihn. Doch dann nehmen sie alle Ersparnisse zusammen und machen Urlaub auf dem Land.
Jetzt kommen die beiden Geschwister ins Spiel. Sind Sie schon neugierig, Doktor? Ein Bruder, der ein knappes Jahr älter ist als seine Schwester. Sie sind wohl 12 oder 13, also für unseren Buben fast erwachsen. Sie leben zusammen mit ihrem Vater, einem Wissenschaftler auf einem Gutshof. Die Mutter ist tot oder hat die Familie verlassen, ich weiß es nicht. Ist auch nicht wichtig. Da der Vater wenig Geld verdient, vermietet er einen Teil der Villa an Besucher, so auch an unsere kleine Großstadtfamilie, die für drei Wochen hier einzieht.
Oh, dem Jungen gefällt es auf Anhieb, er hat so viele Tiere auf einmal noch nie gesehen. Er verbringt wundervolle Tage, seine Eltern haben mit sich zu tun, ich glaube, sie haben eine Ehekrise zu überwinden.“ Der Mann stockte, man hörte ihn schlucken.
„Claudio!“ Varkhov hatte sich nicht zurückhalten können. Es gab keinen Zweifel.
„Jedenfalls war der Junge auf sich allein gestellt, was er sehr zu schätzen wusste. Die beiden Kinder des Wissenschaftlers beachteten ihn nicht, zumindest glaubte er das. Dass sie ihn beobachteten und belauerten, das bemerkte er nicht. Er hatte ja seine Augen auf den Tieren des Hofes, in den Wäldern und auf den Feldern. Es waren die schönsten Ferien seines Lebens. Bis zu dem Zeitpunkt, an dem die Geschwister zuschlugen. Sie folgten ihm, als er in den Wald lief, sie überwältigten und verschleppten ihn. Sie brachten ihn noch tiefer in den Wald hinein, in ein Versteck, das sie eigens angelegt hatten. Und dort banden sie ihn und starrten ihn an. Dem Jungen wurde angst, natürlich. Er hatte noch nie erlebt, dass man ihn so behandelte. Doch die beiden saßen nur da, beobachteten ihn und flüsterten leise miteinander.
Was der Junge nicht wusste: Der Vater der Beiden, der Wissenschaftler, war Neurologe. Nicht wahr, Doktor, mit Neurologen haben wir’s. Es war kurz nach der Zeit, als Libet seine These formulierte. Sie erinnern sich, die halbe Sekunde. Zwölf, dreizehn, ein Alter, in dem man noch träumen kann. Man baut im Geist Luftschiffe und fliegt damit, um Amerika zu entdecken. Der Wissenschaftler war immer stolz auf die Wissbegierde seiner beiden Kinder, er war begeistert, als sie Fragen stellten. Als der Junge gefunden wurde – halbtot und ohne Bewusstsein, da musste er etwas geahnt haben, er muss! Doch er schwieg, er nahm seine Kinder beiseite und strich ihnen übers Haar, als der Krankenwagen mit dem Buben und seinen vollkommen aufgelösten Eltern davonfuhr.
Niemals wurde herausgefunden, was geschah. Das Kind litt an einer Amnesie, sicher. Der Schock ließ den Jungen vergessen.
Wir gehen mal hinein, Doktor. In die Höhle zu den Kindern, die da gehört hatten, dass der Mensch zwar zuckt, aber noch nichts weiß von dem Schmerz. Natürlich konnten sie keine Ergebnisse erzielen, das menschliche Auge ist träge und Hilfsmittel hatten sie keine.
Sie hatten sich Nadeln besorgt, in allen Größen. Sie stachen ihn damit in die Hände...“
Ein rasender Schmerz durchzuckte Varkhov.
„Sie zogen die Nadeln nicht heraus, sondern schoben immer neue und immer weiter hinein ins Fleisch...“
Der Schmerz ließ nicht nach, er wurde brennender.
„...begierig , eine andere Reaktion von dem Jungen zu erfahren als die fürchterlichen Schreie. Doch das Kind war nur noch dazu in der Lage. Er hatte keine Erklärung für diese Qualen, woher auch in seinem kurzen Leben. Und sie stachen immer weiter zu.“
Schmerzen.
„Sie schoben die Nadeln unter seine Fingernägel. Und nahmen sich andere Körperstellen vor.“
Noch mehr, von überall, und unvorhersehbar. Er musste noch etwas anderes benutzen, um zuzustechen, es tat höllisch weh. Varkhov stöhnte, er presste die Zähne aufeinander und war dann doch nicht in der Lage, die Schreie zu unterdrücken. Als Claudio ihm eine Nadel ins rechte Auge schob, da brüllte er und verlor jegliche Kontrolle über seinen Körper. Er hörte ein furchtbares Lachen, und kurz nachdem er auf den Stuhl urinierte, fiel er in eine rettende Ohnmacht.
„Dem Jungen ging es nie wieder gut, als er später in die Fußstapfen seiner Peiniger treten wollte, wurde er bei seiner Arbeit gestört und eingesperrt. Erst viel später, mein Lieber, ließ die Amnesie nach und er konnte den Schleier vor den Ereignissen beiseite zerren. Und die Ärztin, die ihn behandelte, die Jahr um Jahr ihre Einwilligung zu seiner Entlassung aus der Klinik verweigert hatte, erkannte er als eine der Peiniger. Herr Doktor! Und nun werden Sie sicher verstehen, dass ich Sie nicht leben lassen kann.“

Persson kam sich vor, als hinterließe er ständig Bombenkrater, wenn er weiterzog. Als er die Wohnung von Olga Varkhov verließ, war es kurz nach Mitternacht und die Kriminaltechniker wuselten noch immer durch die kühlen Räume.
Doch sie würden nichts herausbringen, was er nicht schon wusste. Offensichtlich hatte der Verrückte eine Art perverses Experiment mit seiner Ärztin durchgeführt, ein Experiment, bei dem es um Reizübertragung und Reizverarbeitung ging. Exakt die Themen, mit denen sich ihr Bruder, der Neurologe Doktor Ambrosius Varkhov beschäftigte. Das bestärkte Persson in dem Glauben, dass der Bruder extrem in Gefahr war. Er verständigte die Ortspolizei von Z... und beauftragte sie, das Haus des Wissenschaftlers unauffällig zu observieren und jede Person festzunehmen, die versuchte, das Gelände zu betreten.
Dann telefonierte er mit seiner Chefin, die schon auf dem Weg war. Sie wies ihn an, auf sie zu warten, er täuschte eine Empfangsstörung vor, sagte in den Hörer, er fahre jetzt zu Varkhov und legte auf. Offensichtlich hatte die Führung kalte Füße bekommen. Die hielten ihn für zu jung und hatten bemerkt, dass der Fall Kreise ziehen konnte.
Er startete den Wagen und fuhr mit Höchstgeschwindigkeit davon.

Claudio riss die Klebestreifen von Varkhovs Augen, das brachte den Doktor zurück in die Wirklichkeit.
„Sie können schauen“, lachte er. „Alles vorbereitet.“
Varkhov war kaum in der Lage, sich zu konzentrieren. Er schluckte schwer, das Blut lief ihm über das Gesicht, den Körper. Er hatte keine Schmerzen mehr, nur ein seltsames Gefühl der Unvollständigkeit machte sich in ihm breit. Ihm fiel auf, dass er nicht räumlich sehen konnte. Als er versuchte, das zweite Auge zu öffnen, kam ihm zu Bewusstsein, was Claudio ihm angetan hatte.
„Was wollen Sie denn noch?“, stöhnte er.
„Das Finale!“, sagte Claudio und legte die Fleischerschürze ab. „Das große Finale. Hören Sie, stört es Sie, wenn ich Sie einfach Zyklop nenne?“ Er lachte.
Varkhov spürte, dass schon wieder etwas an ihm befestigt war. Sein Hals war an der Stuhllehne fixiert und irgendetwas war daran angebracht. Er konnte es nicht erkennen. Ein Draht führte von ihm zu der Tür.
„Ich werde es Ihnen erklären“, sagte Claudio freundlich. „Was Sie an Ihrem Hals spüren, ist ein Skalpell. Es liegt Ihnen direkt an der Kehle an. Das Messer ist verbunden mit einem Federmechanismus, der wiederum mittels Drahtseiles mit der Tür Ihres Arbeitszimmers in Verbindung steht. Durch die Scheibe in der Tür ist von außen alles sehr gut erkennbar, finden Sie nicht? Wer auch immer die Tür von außen öffnet, wird sehen können, was er anrichtet. Was meinen Sie, was wird der clevere Polizist tun?“
Varkhov stöhnte und rollte mit seinem verbliebenen Auge. „Das wird Sie nicht schützen, Claudio. Dieses lächerliche...“ Die letzten Worte gingen in einem Blutschwall unter.

Persson fand das Haus auf Anhieb. Als er es sah, war sein Besitzer ihm schon unsympathisch. Er konnte nichts dagegen tun. Er ließ den Wagen etwas entfernt stehen und schlich durch die Dunkelheit. Das war es, was kleine Jungen unter Polizeiarbeit verstanden. Die Streife der Ortspolizei kam ihm entgegen, gebückt wie ein Pfadfinder und mit zusammengekniffenen Augen. Persson musste lächeln.
„Niemand zu sehen, wir vermuten, dass er schon drin ist“, meldete der Kollege, der nicht viel älter war als er selbst.
„Seit wann stehen Sie schon hier?“ Es war jetzt halb drei.
„Wir haben Posten bezogen, gleich nachdem Sie uns anriefen. Wir haben das Haus wohl seit zwei Stunden unter Beobachtung.“
„Und alles ist ruhig.“
Das Nicken war kaum wahrzunehmen.
„Dann gehen wir rein.“
„Ohne amtliche Genehmigung?“
Persson tat, als hätte er den Einwand nicht gehört.

„Wir warten“, schnarrte Claudio, doch Varkhov nahm ihn nur noch durch einen Schleier wahr. „Es wird nicht mehr lange dauern.“
Er stand auf und überprüfte noch einmal die Vorrichtung. Er wusste, dass es funktionieren würde, immerhin hatte er zehn Jahre an dem Plan gearbeitet. Doch es verschaffte ihm eine Befriedigung, den Ablauf durchzugehen.
„He, kommen Sie! Sie wollen doch wohl nicht das Beste verpassen. Bleiben Sie wach, gleich ist es soweit!“

Die Haustüre war nicht abgeschlossen und schon das hätte Persson zu denken geben müssen. Sie durchstreiften schnell und geräuschlos die beiden oberen Etagen und waren überrascht von der Stille. Als sie durch waren, schauten sich alle drei Polizisten ratlos an, doch Persson erinnerte sich an das Laboratorium, von dem er gehört hatte.
„Der Keller“, flüsterte er, und kurz darauf hatten sie den Eingang gefunden. Noch bevor sie die Treppe nahmen, hörten sie das Geschrei der Tiere. Die Aufregung steckte sie an und als sie hinunterliefen, achteten sie nicht mehr auf Geräusche, die sie verursachten.
Während seine Kollegen durch die Reihen der Käfige strichen, wütend begleitet vom Gekreische der Affen, zog es Persson zu einer Tür mit Glasteil am Ende des Raumes. Er konnte nicht erkennen, was dahinter lag, doch er wusste, es war wichtig. Er ging langsam auf die Tür zu und versuchte zu erkennen, was dahinter lag. Er sah eine Bewegung.

„Es geht los!“
Claudio stand auf und war selbst überrascht von der Erregung, die ihn zu übermannen drohte. Hinter der Scheibe erschien schemenhaft ein Mann, ein junger Mann. Sein Gesicht hatte noch weiche, unreife Züge. Fast tat es Claudio Leid, was er mit ihm vorhatte.
Der Blick des Polizisten glitt suchend durch das Arbeitszimmer und dann...

...hatte Persson Varkhov entdeckt. Er sah übel aus, doch er schien zu leben. Er saß nackt auf einem Stuhl gefesselt, voller Blut. Der Kopf war fixiert, sein Blick war trübe, doch glaubte Persson eine Hoffnung darin zu sehen.

Claudio sah das Entsetzen in die Augen des Polizisten fließen, Entsetzen und gleich darauf Hoffnung und Kampfeswille.

Dann sah er den Flüchtigen, den Patienten. Er stand in bester Sommerkleidung neben Varkhov, als sei er Akademiker auf einem Ausflug. Er blickte zur Tür und hatte Persson entdeckt. Der Schreck stand ihm ins Gesicht geschrieben.

Claudio tat entsetzt, als er den Polizisten erblickte.

Persson sah den Hauch einer Chance, Varkhov zu retten. Er stürzte an die Tür, um sie aufzureißen. Der Augenblick, in dem sein Gehirn seiner rechten Hand den Auftrag zum Herunterdrücken der Klinke gab, lag nur unmittelbar vor dem Moment, in dem Persson den Draht sah und erkannte, was er anrichten würde. Er begriff die Gefahr, noch bevor er sie ausgelöst hatte.

Claudio sah das Verstehen im Blick des Polizisten. Es kam von den Augen und breitete sich aus übers ganze Gesicht. Doch als es den Körper erfasst hatte, war es zu spät.

Ehe das Zerebrum den Befehl zur Rücknahme des vorigen Auftrages aussenden und dieser auch ausgeführt werden konnte, war die Order zum Niederpressen des Drückers schon ausgeführt.
Die Klinke sank und nahm den Draht mit.
Der Draht wurde gespannt und setzte den Federmechanismus in Gang.
Dieser Mechanismus schließlich setzte das Skalpell in Bewegung, welches in einem weichen, tiefen Schnitt Varkhovs Kehle durchtrennte.
Persson hatte alles vorausgesehen.

Claudio lachte und klatschte vor Begeisterung in die Hände. Varkhov gelang nicht einmal mehr ein Todesröcheln, aus seinem offen klaffenden Hals drang nur sanftes Blubbern. Die Blasen, die durch sein verzweifeltes Luftholen verursacht wurden, erstarben allmählich und sein Blick trübte sich ein. Dies waren die einzigen offensichtlichen Anzeichen seines Todes. Es wurde still im Raum. Selbst die Tiere nebenan schienen den Tod ihres Herrn zu spüren.

Er stieß die Tür mit aller Macht auf und wollte ins Zimmer stürzen, doch der Anblick des begeisterten Mannes, der die Inszenierung des Todes so feierte, ließ ihn zögern. Er hörte, wie seine Kollegen hinter ihm ins Zimmer kamen. Entsetztes Stöhnen, dann wurde der Mann im hellen Leinenanzug, der keinerlei Widerstand leistete, festgenommen.
Persson versuchte, Varkhov zu retten, rückgängig zu machen, was er angerichtet hatte. Doch der Wissenschaftler war tot, sein geschundener Körper hatte aufgehört zu arbeiten. Sein Gehirn hatte jede Tätigkeit abgebrochen.
Als Persson über die toten Augen strich, um sie zu schließen, dachte er an die kommenden Verfahren, in denen er sich rechtfertigen musste, sein Verhalten erklären und seine Motivation unter Beweis stellen. Es würde schwer werden, seine Fähigkeit zu beweisen, mit diesem Fall umzugehen. Er hatte gegen die Anweisung seiner Vorgesetzten gehandelt. Er war eigenmächtig vorgegangen und hatte sehr viel riskiert. Er hoffte, man würde ihn nicht opfern.
Als Claudio hinausgeführt wurde, meinte er, ein überlegenes Lächeln in dessen Gesicht zu erkennen. Er konnte sich aber auch getäuscht haben.

 

Hi Hanniball!

Wow! Ein klasse Geschichte! Durch und durch schaurig. Spannend vom Anfang bis zum Schluss.
Du hast die "verrückte Irrenhaus-Professor"-Atmosphäre fantastisch rübergebracht, ich fühlte mich mittendrin. Herrlich grausam und detailiert die Experimente - die Tierschützer werden sich freuen.

Hier ein paar Kleinigkeiten:

Wie gesagt, sie bestens vertraut mit seinem Fall.“
ist
Alle zehn Finger machten den Eindruck, als sein ihnen die Haut abgezogen worden.
seien
Her Doktor! Und nun werden Sie sicher verstehen, dass ich sie nicht leben lassen kann.“
Herr
Die Haustüre war nicht abgeschlossen und schon das hätte Persson zu denken geben müssen.
Haustür
Er stieß die Tür mit aller Macht auf und w
ollte...
Absatz

Nochmals: klasse Geschichte!

Tschüß
Roland

 

Hallo Hanniball!

Wie immer erst die Zitate, und anschließend ans Eingemachte:

Das lag sicher daran, dass ein Großteil der Insassen, die ihm begegnet waren, nie in ihrem Leben die Freiheit würden kosten dürfen. Doch er hatte nur die harmlosen Fälle zu Gesicht bekommen, die Freigänger sozusagen.

Lies dir diese Stelle immer wieder durch, und sag mir, was falsch daran ist.

Die Tür ging und herein kam ein kleiner Glatzkopf im Kittel,

Wohin ging die Tür denn?

Persson fiel ein, an wen Griesson ihn erinnerte: Elmer Food, den verrückten Jäger. Genauso klein und glatzköpfig und ebenso aufgeregt.

Schöne Charakterisierung.

„Das habe ich mich auch oft gefragt. Was macht diesen Menschen so wütend, welcher Plan treibt ihn, dass er so lange – über dreißig Jahre – darauf wartet, ihn zu verwirklichen?“

An für sich gut, aber das "über dreißig Jahre" muss nicht unbedingt.

„Ihr Name ist Olga Varkhov. Wie gesagt, sie bestens vertraut mit seinem Fall.“

sie IST bestens vertraut

Recht fähige Kraft, er unterhält sein Privatlabor in Z..., dreihundert Kilometer von hier.“

:D

„Gut.“ Persson stemmte sich aus seinem Stuhl und auch Griesson wieder sprang auf.

sprang wieder auf

Die Stimme des Anderen dagegen klang vollkommen ruhig: „Mich hat seit jeher die Theorie des Benjamin Libet fasziniert, wonach ein Reiz, dem Menschen von außen zugefügt, eine halbe Sekunde nachdem das Hirn ihn registriert hat, erst vom Bewusstsein wahrgenommen wird. Wir hinken der Realität, wie sie objektiv abläuft um sage und schreibe 0,5 Sekunden hinterher.“
Er tat einen Schnitt, und als mit leisem Ton der Finger zu Boden gefallen war, begann Varkhov zu brüllen.

Äußerst interessant.

Das heißt, der Gehirn hat den Reiz wahrgenommen und den Befehl zum Zurückziehen gegeben.

DAS Gehirn

„So“, sagte er. „Kommen wir zum nächsten Experiment.“ Und Varkhov wurde unruhig.

Schön.

Frau Doktor Varkhov wohnte in einer gutbürgerlichen Gegend, die eine Ruhe ausstrahlte, die an einen Park im Winter erinnerte. Oder an einen Friedhof.

Noch schöner.

Als Antwort kam ihm schimpfend ein Kanarienvogel entgegen geflogen, hinaus auf den Flur.
„Ach du Scheiße!“ Den einzufangen würde eine Weile dauern, er konnte nur hoffen, dass das Tier allein in die Wohnung finden würde. Jetzt saß es in sicherer Höhe auf der Lampe und starrte ihn misstrauisch an. Sein Federkleid war grün-gelb, an einigen Stellen war es blutverschmiert. Persson glaubte nicht, dass das Blut von dem Tier stammte.

Geradezu unglaublich schön.

Die Wohnung roch penetrant nach Raumspray, Marke Flieder. Schwer folgte ihm der Duft von einem Zimmer ins andere.
Die Räume waren hoch, die Türen schwer und das Licht, das er in jedem Raum vorsichtig anschaltete, kroch ihm hinterher und umspülte die Designermöbel.
Die schneeweiße Auslegware, die den Schritt dämmte, war im Wohnzimmer nicht mehr ganz so weiß. Die Rollos waren herabgelassen, eine Stehlampe im hinteren Teil des Raumes spendete notdürftig Licht. Neben der Stehlampe ein schwerer Lehnstuhl, der vom Schreibtisch weggerückt und mit der Lehne an die Wand gestellt worden war. Eine Frau saß darauf, gefesselt an Händen und Füßen. Sie war Mitte Fünfzig, hatte Stoppelhaar und ein Gesicht wie ein Felsen.
Trotzdem ihre Augen weit aufgerissen waren, war es offensichtlich, dass sie nicht mehr lebte. Blut war ihr ausgetreten aus Augen und Ohren. Sie hatte geweint und die Tränen hatten sich mit dem Blut vermischt und auf ihrer Bluse verteilt.

Habe ich schon erwähnt, wie schön deine Beschreibungen sind?
Wirkliche Meisterklasse, dieser Absatz.

Er sah sich um, und auch wenn er wusste, dass es ein vollkommenes Klischee war, drückte trotzdem die Klinke herunter

Da fehlt ein ER

Der kleine Finger der linken Hand schmerzte noch enorm, und er musste ständig dem Drang widerstehen, mit dem benachbarten Finger darüber zu streichen.

Ich liebe diese Beschreibungen von Schmerzen in nicht mehr vorhandenen Körperteilen. Wie wenig perfekt unser Gehirn doch ist.

„Ohne amtliche Genehmigung?“

Ein dickes Lob dafür, dass du nicht Durchsuchungsbefehl geschrieben hast.

achteten sie nicht mehr auf Geräusche, die sie verursachten.

DIE Geräusche

Er stieß die Tür mit aller Macht auf und w
ollte ins Zimmer stürzen,

Zeilenumbruch.


Okay, was haben wir hier?

Eine Rachegeschichte. Ein verstörter Prot., der das, was ihm als Kind angetan wurde, nicht verkraften konnte, und es somit selbst mal ausprobiert hat. Dabei wurde er erwischt, eingesperrt, und die behandelnde Ärztin ist rein zufällig einer der zwei Täter, die ihn in diese missliche Lage gebracht haben.
Besonders originell ist das nicht.
Um nicht zu sagen: Phantasielos.

Was dich teilweise rettet, ist:

A - Dein grandioser Stil. Die tollen Ortsbeschreibungen zum Beispiel, die verdammt plastisch sind, ohne dass du unnötigen Ballast mit einbringst.
B - Die guten Dialoge
C - Die durchweg gute Komposition der Geschichte.

Einen leichten Abstrich gibt es noch fürs letzte Drittel, dass du ziemlich abrupt abhandelst, und zudem auch noch einen wirklich unverzeihlichen Fehler begehst:
Der Polizist spricht am Ende nicht mehr, sondern "Ihm wurde mitgeteilt" - "Er täuschte vor" - "Man sagte ihm am Telefon".
Der Verzicht auf wörtliche Rede ist immer ein Zeichen von Faulheit. Hier merkt man deutlich, dass du fertig werden wolltest.

Verriss, denkst du jetzt.

Nein.

Was dich wundern wird: Mir hat die Geschichte sehr gut gefallen, was vor allem an dem äußerst interessanten Thema liegt.
Die Wahrnehmung des bewussten Ichs, das getrennt vom Körper arbeitet. Ein Thema, das ich persönlich liebe, und das du grandios in Szene gesetzt hast.
Schade eigentlich, dass du als Rahmengerüst "lediglich" eine banale Schockerstory gewählt hast. Die Idee selbst hätte mehr verdient, was dir aber ob der interessanten Befassung mit selbigem, verziehen sei.

Unterm Strich also eine Geschichte, die mir wirklich gefallen hat.

Aber! Mängel sind ganz unbestreitbar vorhanden, und davon nicht zu knapp.

Viele Grüße

Cerberus

 

Hallo Roland!

In einer Kleinstadt unweit meiner Heimat steht auf dem Marktplatz ein Roland, mir sein verziehen, dass ich mir dich als großen, stahlharten Kerl vorstelle. :D

Vielen Dank für die Mühe und die prompte Antwort, die ja geradezu wie aus der Pistole geschossen kam. Noch dazu eine solch positive. Die Fehler werden sofort ausgemerzt.

Du hast die "verrückte Irrenhaus-Professor"-Atmosphäre fantastisch rübergebracht

Die Atmosphäre hatte ich im Kopf, habe Wert drauf gelegt, nicht zu abgedroschene Beschreibungen zu liefern, es freut mich, dass es geklappt hat.

Herrlich grausam und detailiert die Experimente - die Tierschützer werden sich freuen.

Ich schreibe nur auf, wie's passiert ist. :cool:

Danke!


Hej, Cerberus!

Ich freue mich wirklich, deinen Geschmack getroffen zu haben. Du weißt, wenn man von jemandem schonungslos die Wahrheit um den Kopf geknallt kriegt, dann freut man sich umso mehr über eine positive Kritik.

Mir hat die Geschichte sehr gut gefallen, was vor allem an dem äußerst interessanten Thema liegt.

Ja, das Thema. Das ist momentan auch ein Renner bei mir, ich verschlinge geradezu Bücher dazu. Und sicher ist, das ist nicht die einzige Geschichte, die ich dazu schreiben werde.


Lies dir diese Stelle immer wieder durch, und sag mir, was falsch daran ist.

Sag du's mir! :D

Wohin ging die Tür denn?

Gibt's diesen Ausdruck nicht: Die Tür ging.? Oder irre ich mich?

Habe ich schon erwähnt, wie schön deine Beschreibungen sind?

Komm' her, Jung', lass' dich küssen!
Natürlich nur aus Dankbarkeit und nur auf die Backe. :cool:
Ich habe besonders großen Wert auf die Beschreibungen gelegt (keine Klischees und so, du weißt ja), es scheint geklappt zu haben. Schön, sehr schön!

Ein dickes Lob dafür, dass du nicht Durchsuchungsbefehl geschrieben hast.

Jawohl, Sir! Ich hätte mich auch mächtig Scheiße und durchsichtig gefühlt, wenn ich das geschrieben hätte.

Besonders originell ist das nicht.
Um nicht zu sagen:Phantasielos

Schuldig im Sinne der Anklage! Ich versuche mich zu bessern. Zu meiner Entschuldigung sei gesagt, dass ich das Pferd von der Szene aufgezäumt habe, in der jemand in die Wohnung eines anderen eindringt und ihn fesselt. Alles andere war drangehängt. Ich habe das Thema schon eine ganze Weile vor. Der "Cliffhanger" kam mir insofern Recht, als dass ich den zweiten Handlungsstrang bauen musste. Stimmt, altbekannt, und oft und besser gelesen.

Aber das ist mir egal! Denn worauf ich Wert gelegt habe(siehe oben), hast du in den meisten Fällen erwähnt, und somit hat es sich gelohnt.

Dein grandioser Stil. Die tollen Ortsbeschreibungen zum Beispiel, die verdammt plastisch sind, ohne dass du unnötigen Ballast mit einbringst

Ich musste mir das nochmal durchlesen. :D

Hier merkt man deutlich, dass du fertig werden wolltest.

Ist das so offensichtlich?

Ich freue mich über das Lob und ich werde mir die Kritik zu Herzen nehmen.
Die aufgezählten Fehlerchen werde ich killen.
Danke für die Mühe!

Viele Grüße von hier!

 

Oje, oje! Du bist aufjeden Fall schneller als ich, Blackwood! Sogar so schnell, dass ich dich fast übersehen habe. :D

Ich werde antworten, aber mir Zeit lassen damit. Denn ich glaube, die hat es verdient. Na, dann also, bis nachher!

 

Hallo Blackwood!

He-he, die Warnung galt eigentlich deiner Story, und sie steht noch!

Ich fand's sehr knapp in der Zeit, bin gewohnt, mich nicht so zu beeilen. Ich denke an der einen oder anderen Stelle merkt man das dieser Geschichte auch an. Sei's drum, so sind die Regeln.


Billige Vorschau, meines Erachtens.

Ich halte dies (...deutete nichts auf die Ereignisse im Inneren.) für ein legitimes Stilmittel, um, wenn nicht Spannung, so doch zumindest Unruhe zu erzeugen. Ob das hier in diesem Fall etwas subtiler hätte geschehen müssen, sei dahingestellt. Es hat aber nicht so sehr etwas mit Vorschau, eher etwas mit dem derzeitigen Zustand zu tun. Wenn du gestattest, lasse ich diesen Ausdruck erst mal stehen.

Die rein formalen Fehlerchen habe ich getilgt, danke für die Lektoratsmühen!

Okay, ich spreche auch oftmals recht gestelzt, aber wenn ich mit Drahtfäden in den Augenlidern wehrlos einem Verrückten gegnüber sitzen würde, hätte ich andere Worte auf Lager…

Ja, du... :D
War mir schon klar, dass das aneckt, sollte aber zur Charakterisierung der Person beitragen, ebenso

"Wer sind Sie?"...

Mit der Beschreibung

Sein Profil hatte etwas von einem Habicht.

hatte ich eigentlich die Absicht, Varkhov als etwas aristokratisch wirkend, zur Arroganz neigend und sich immer (na ja fast immer) unter Kontrolle habend zu besschreiben. Vielleicht bin ich zu weit vorgeprescht. Wenn nur mehr Zeit wäre...

So, kommen wir also zu Libet. Ich wusste, wenn die Story bei dir durchgeht, ist sie dicht. Aber sie hat natürlich ein Leck (zwei).
ERstmal:


Oh je. Ist dann doch um einiges komplizierter…

Vollkommen einer Meinung. Ich bin auch immer noch beim Einlesen, obwohl ich einiges verschlungen habe dazu. Herrje, man muss auch aufpassen, was man liest und wie alt das ist.

Mit den ungefilterten Reizen, an der unsere Olga stirbt, da hast du natürlich Recht, das ist reine Fantasie von mir, wollte eigentlich vorher drauf hinweisen, hätte dann aber irgenwie klugscheißerisch gewirkt.
Ich finde die Vorstellung aber faszinierend, dass man so etwas praktizieren kann, einfach Haut ab und schon kriegt man alles doppelt und dreifach mit, quasi Drogenrausch ohne Drogen.

Und natürlich ist die Theorie des Libet um einiges komplizierter, als dargestellt. Und wahrscheinlich ist sie auch ein bisschen mißverständlich dargelegt, ich glaube, (ich weiß) , mit den Reflexen ja ja. :D Ich denke schon seit deiner Antwort darüber nach, und ich fürchte, das geht genauso aus, wie die Dimensionen. Ich muss wieder zugeben, ....na ja, noch ist es nicht soweit.
Hast du Bücher zum Thema, die empfehlenswert sind?

Eigentlich ein schönes Bild, aber es ist nicht besonders glaubhaft, dass man das so sieht.

Wieder mal: Recht hast du, aber auch wenn das Bild unglaubhaft ist, das war mir egal, es erzeugt die passenden Bilder.

Im Schlusssatz klingt mir „Seven“ zu sehr durch, aber das wird nicht unbeabsichtigt sein.

Doch, ganz und gar unbeabsichtigt, ich wollte eigentlich nur nochmal die Wahrnehmung ins Spiel bringen:

Er konnte sich aber auch getäuscht haben.

Nur: wo bleiben Schildkröten und Spinnen, wo er doch einen gesamten Zoo im Keller hat?

He-he, ich wusste es, wewnn sie vorgekommen wären, hätte ich dafür Haue bekommen! :dozey:

So, das ist doch eine Kritik, mit der ich leben kann. Ich muss sagen, nach den letzten Geschihcten hätte ich nicht mehr dran geglaubt.

Viele Grüße von hier!

 

Hallo Hanniball,

so Leid es mir tut, ich konnte deine Geschichte nicht zu Ende lesen. als Dr. Varkhovs erster Finger abgeschnitten wurde, war es vorbei. Nicht, weil deine Geschichte schlecht geschrieben wäre, sondern weil das einfach meine persönliche Weicheischwelle überschritten hat.
Deine Geschichte ist bestimmt gut geschrieben, so gut, dass ich sie nicht aushalten konnte. Soweit ich gelesen habe, waren auch die Cliffhanger gut gesetzt.

Lieben Gruß, sim

 

Hi sim!

Es tut mir Leid, ich wollte wahrhaftig keine billige "Schockergeschichte" schreiben. Die Schockelemente sollten eigentlich nur angedeutet sein.

Tut mir wirklich Leid, trotzdem danke für deinen Mut! :D

Viele Grüße von hier!

 

Hallo Hanniball,

ich hatte auch nicht den Eindruck billiger Schockeffekte.
Eher hatte ich durch den Hinweis auf die Versuchstiere im schallisolierten Nebenraum den Eindruck, da wird jemandem das angetan, was er seinen Versuchstieren antut.
Den anderen Kritiken entnahm ich, dass der Täter selber früher Opfer solcher Versuche war. In beiden Fällen wäre aber ein Bezug zu denGrausamkeiten gegeben. Insofern ist es kein "billiger Effekt", sondern übersteigt halt nur meine persönliche Grenze.

Lieben gruß, sim

 

In der Tat, nichts ist gräßlicher, als unmotivierte Ekeleffekte, die sich nicht in die Handlung einfügen.


da wird jemandem das angetan, was er seinen Versuchstieren antut.

ich glaube, damit liegst du gar nicht so falsch. :D

Grüße!

 

Hallo Hannibal,
Die Geschichte ist grauenhaft, weil sie Grauen schafft. Nun ja, ich wußte worauf ich mich einließ, als ich sie anfing zu lesen. Und ich habe es auch bis zum Ende durchgehalten. Habe ich erwähnt, dass ich dabei gefrühstückt habe? :D

Also, die Idee mit der Zeitverzögerung bei den Nervenreizen fand ich gut. Ob die Geschichte jetzt insbesondere durch den Cliffhfhanger gewonnen hat, kann ich nicht sagen. Aber man hatte durch den Wechsel doch ab und zu eine Ruhepause, die dann wohltat.

Die Dreiecksbeziehung der Geschwister mit dem Psychopathen hast du zwar erwähnt, aber Leider blieb für meinen Geschmack der subtile Mechanismus, der das Handeln der drei steuerte zu sehr im Dunkeln, als das ich die Entwicklungsprozesse der Drei stimmig nachvollziehen konnte. Die Geschichte lebt von den Details der Beschreibung körperlichen Verstümmelung. Trotzdem hatte ich immer das diffuse Gefühl-in der Realität würde sich das nicht so abspielen. Mir kamen die Charaktere alle zu hartgekocht vor. Der einzige Protagonist, mit dem ich halbwegs nachfühlen konnte, war der Polizist. Ich hätte die Geschichte , um sie von den üblichen Horrorgeschichten, mit diesen deftigen Einlagen, abzugrenzen, um die Person des Polizisten herumgestrickt. Ansatzweise hast du es getan. Aber vielleicht hättest du den Aspekt, seiner Zweifel an der Polizeiarbeit, seine Zweifel zur Befähigung und Eignung, deutlicher herausarbeiten können. Dir wäre dann eine vielschichtige, realistische Erzählung gelungen, die den Horror glaubhafter macht und damit viel intensiver auf den Leser wirkt. (Nicht nur Ekel und Grauen hervorruft sondern verstört)

LG
Goldene Dame

 

Es ist so? Dieser Thread wird gleich geschlossen?

Danke an die Dame, und nochmals an Blackwood! Ich werde, soweit es notwendig ist, Stellung nehmen, später. Habe gerade Feierabend, trotzdem noch keine Zeit :D he-he!

Danke also und
Viele Grüße von hier!

 

Oha, die berühmte "Blutorgie" :D

Hallo Hanniball.

Ich ertappe mich immer dabei, wenn mir eine deiner Werke mal nicht so zusagt (was äußerst selten vorkommt), dass ich mich zumindest an deinem grandiosen Stil erfreue.

Und, sorry, letzteres war hier der Fall.
Der Plot war durchaus kein Reißer (hab ihn in einem challenge auch schon mal verwendet :shy: ), und dafür fand ich ihn viel zu lang.
Die dargestellte Theorie ist sicherlich für einen Laien wie mich interessant, aber das Drumherum dümpelte.
Aber, bitte, bitte, gib hier nix auf meine Meinung bezüglich Ekelstories.

Zitat Hanniball:
In der Tat, nichts ist gräßlicher, als unmotivierte Ekeleffekte, die sich nicht in die Handlung einfügen.
denn, du weißt ja: Hier kann ich nicht so recht zustimmen als Schreiber von Amputation 2 ... :D

So, genug gemeckert. Deine Geschichten helfen mir zumindest, selbs immer ein bisschen besser zu werden (hoffe ich!).
Die Beschreibungen der Lokation: einfach grandios. Ich glaube, das ist deine berühmte Kamera, die mit dem Leser gemeinsam durch die Geschichten fährt *immernochvorneiderblass*

Bezüglich der Cliffhanger: Nach dem ersten Abschnitt (als Claudio seine Tasche öffnet), war ich richtig gespannt, wie´s weitergeht. Super cut!
Die kurzen Abschnitte am Ende fand ich eher störend, obwohl ich die Sache mit dem Registrieren des Drahtes und doch nicht mehr stoppenkönnen des Bewegungsablaufs sehr interessant fand.

So, das war die bescheidene Meinung eines Trivialekelfetischisten ... :cool:

Gruß! Salem

 

Hallo Salem!

Nicht zugesagt? Ich weiß nicht, irgendwie hatte ich das im Urin. Zu dieser Geschichte gibt's wohl die ganze Bandbreite der Meinungen - und ich immer mittendrin. :D

Dass der Plot kein Reißer ist, das kam mir gar nicht so vor, Blackwood war der Einzige, der auf das halbwegs vernünftige Timing hinwies. Wenn man sich dranmacht, das Ganze ein wenig auseinanderzuklamüsern (Unwort des Jahres! :D ), dann greift so einiges, das greifen soll.
Unverständlich, na ja, ich habe mich vorher schon ein wenig hingesetzt und überlegt.
Wahrscheinlich hätte ich den Umstand, dass Claudio jahrzehntelang von seiner Peinigerin beurteilt wurde (was ja für sich genommen schon ein "Brüller" ist), besser verarbeiten sollen.
Aber, na ja. Vielleicht beim nächsten Mal besser.

Deine Geschichten helfen mir zumindest, selbs immer ein bisschen besser zu werden (hoffe ich!).

Geht mir genauso! :shy:

So, das war die bescheidene Meinung eines Trivialekelfetischisten ...

TEF- das muss ich mir merken!


Danke also für die prompte Antwort, und bis zum nächsten Mal!

Viele Grüße von hier!

 

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