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Eine gerechte Strafe
Nach einer wahren Geschichte
Jens klaute für sein Leben gerne Autos. Einmal hatte er einen Chevy 69er erobert, ein ziemliches Prachtexemplar. Leider verschrottete er ihn bei einem Auffahrunfall, als er in den Geschäftswagen des Besitzers des Chevys, Chuck Norris, krachte. Jens hatte Glück dass er in all dem Rauch und Nebel flüchten konnte, kurz bevor eine gewaltige Explosion den Chevy zerriss und ein paar andere Autos in Brand setzte. Chuck jedoch verfolgte Jens noch ein paar Kilometer zu Fuss durch die Stadt, bevor Jens ihn schliesslich in den Nebengassen abhängen konnte. Er kannte die Stadt besser als seine eigenen Hosentaschen. Das musste man als professioneller Autodieb.
Nach diesem missglücktem Klau wollte Jens aus dem Geschäft aussteigen. Sein Boss, Vito, war davon allerdings gar nicht begeistert. Er wollte Jens in einen Hinterhalt locken, um ihn dann mit einem kurzen und lautlosen Kopfschuss beseitigen zu lassen. Dazu stellte er einen Clown an, der Jens in eine Nebengasse ködern sollte, wo zwei Angestellte des Bosses mit ihren schallgedämpften Berettas warteten. Selbstverständlich trugen diese einen schwarzen Anzug und Sonnenbrillen. Schliesslich wollten sie nicht auffallen, so dass Jens keinen Verdacht schöpfen konnte. Die Aktion ging allerdings nach hinten los, da Jens überhaupt nicht auf Clowns stand und ihm nur ein bisschen Kleingeld vor die Füsse warf. Der Boss machte sich seitdem den Vorwurf, seine Mitarbeiter einfach nicht gut genug zu kennen. In Zukunft sollten neue Angestellte einen Fragebogen ausfüllen mit Angaben zu ihren Hobbies, Lieblingsfilmen und –Getränken etc.
Jens war also weiterhin am Leben. Doch wie? Wovon sollte er jetzt, nach dem Ausstieg, leben? Er hatte zwar nur eine kleine Wohnung am East Side Rollercoaster 52 (die Geschichte spielt selbstverständlich in den USA!), doch auch diese war nicht umsonst, und die sieben Garagen, welche er zusätzlich mietete, waren auch nicht ohne. So entschloss sich Jens, trotz allem einen legalen Job anzunehmen und meldete sich erst mal im MC Donalds an. Ohne ein Vorstellungsgespräch wurde er sofort in einer Filiale in seiner Nähe eingestellt und war seitdem für die Bestellungsaufnahme an der Theke zuständig.
Nun geschah aber ein sehr, sehr dummer Zufall. Big V, wie ihn die anderen Gangs in der Stadt auch nannten, beschloss eines Tages, Lust auf einen Big Mac zu haben. Mit ein paar Angestellten betrat er an diesem verhängnisvollen 23. Juli den MC Donalds an der Park Avenue 32. Mit langsamen Schritten schritten sie zu viert durch den Laden bis sie an der Theke ankamen. Niemand war dort, also schossen die Angestellten ein paar mal in die Luft. Sofort flüchteten einige Gäste samt ihren Burgern, und an der Theke erschien ein freundlich lächelnder Herr. Und dieser Herr war niemand anders als der Besitzer des vor kurzem von Jens gestohlenen Chevy. Dies wusste Vito natürlich nicht, also bestellte er sich drei Big Macs und noch ein paar andere fettige Sachen und setzte sich mit seinen Bodyguards an einen Tisch. Dann ass er und die Leibwächter schauten ihm dabei zu.
Währenddessen im MC Donalds an der Park Avenue 37. Jens nahm gerade eine Bestellung für den Herrenvegetarierclub entgegen. Dieser feierte sein dreimonatiges Bestehen und wollte dies jetzt in einem feinem Restaurant feiern. Nachdem sich einige Minuten später alle entschieden hatten, rief Jens „Vierundzwanzig mal Vegi-Mac!“, nach hinten, und sofort ging die Produktion los. Hinten in der „Küche“ stand ein kleiner Ghettoblaster, aus dem ständig fetzige produktionsanregende Musik dröhnte. Natürlich nur so laut, dass es die Friteusen und den Hamburgerrost nicht übertönte, aber die Mitarbeiter es noch immer hören konnten. Die Kunden vorne an der Theke sollten selbstverständlich nur die Bratgeräusche und zwischendurch ein paar unverständliche Rufe hören, als herrsche hinter der Theke Höchstbetrieb. Tatsächlich wurde aber schon seit Jahren alles von Maschinen erledigt, welche mithilfe der heutigen Technik so schnell waren, dass die bestellten Burger stets innerhalb spätestens einer Minute fertig waren, auch wenn eine gesamte Basketballmannschaft vier Big Tastys pro Spieler bestellen würde. Lediglich die Wartung der Roboter übernahmen zwei Angestellte. Diese sassen den ganzen Tag auf ihren Sesseln und lasen Zeitung, nur alle paar Stunden spritzen sie etwas Öl in die Getriebe der Maschinen und Rollbänder. Aus dem Ghettoblaster ertönten zusätzlich alle paar Sekunden hektische und unverständliche Rufgeräusche, damit vorne niemand Verdacht schöpfen konnte.
„So, vierundzwanzig Vegi-Mac, sieben Sprite, neun Cola und acht Eistee. Einen guten Appetit wünsche ich.“, lächelte Jens freundlich und übergab dem Vereinsleiter die beiden randvoll gefüllten Papiersäcke. Die Gruppe machte sich auf zum City Park, da die Tierfreunde ihr Essen lieber in der freien Natur geniessen wollten.
Der Tag ging langsam zu Ende, und um 18 Uhr streifte Jens sein MC-Donalds Hemd ab und zog sich sein Tupac T-Shirt wieder an. Er war eben schon ein kleiner Gangster, unser Jens.
Zur selben Zeit an einem anderen Ort. Chuck Norris, der ehemalige Besitzer des Chevys, zog sich seine dunkelgrüne Jacke über und verliess dann den MC Donalds.
Und nun passierte es: Zeitlgleich verliessen Vito und seine Gang den Laden, und nur einige Schritte hinter Chuck Norris gingen die vier in Richtung Parkplatz. Jens wohnte in der entgegengesetzten Richtung und schlenderte daher in dieselbe. Nach zehn Metern bog Vitos Gang nach links ab um in die schwarze Limousine zu steigen. Zum selben Zeitpunkt begegneten sich Jens und Chuck! Doch da beide müde auf den Boden starrten, erkannten sie einander nicht und gingen aneinander vorbei. Fünf Sekunden später befand sich Jens exakt auf der Höhe der Parkplatzausfahrt, als auf einmal eine schwarze Limousine hinter der Hecke hervorschoss. Jens sah sie zu spät und wurde vom Bentley erfasst und tödlich verletzt. Sofort sprangen die Mafiosi aus dem Wagen und zogen Jens unter dem Auto hervor. Vito hatte wegen seines Gewichts etwas länger und sah erst wenige Sekunden später die Leiche. „Jens... So trifft man sich wieder!“, grinste er schelmisch. „Na wenn das mal nicht Schicksal ist, Jungs! Kicher!“
Die drei Angestellten kicherten mit ihm, um ihn nicht wütend zu machen. Sie kannten ihn schon lange und wussten dass man sich ihm besser anpassen sollte. „Hihi! Ja Boss, so voll Schicksal!“, maulte Holger.
„Ok, in den Kofferraum mit ihm, dann werfen wir ihn heute Nacht ins Wasser.“
Und so erhielt Jens doch noch seine gerechte Strafe dafür, dass er sich so unfair gegenüber seinem Arbeitgeber verhalten und seinen Job bei Vito einfach so hingeschmissen hatte.
Und wenn wir schon von Gerechtigkeit sprechen, müssen wir auch erwähnen dass Chuck Norris wenig später bei einem Gewinnspiel einen nagelneuen Chevy 69er gewann.
Ende gut, alles gut.