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Eine Geschichte über kleine und große Unfälle

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08.06.2004
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Eine Geschichte über kleine und große Unfälle

Mühsam schiebt sich der Lastwagen der Mittagssonne entgegen. Hier, kurz vor der Hügelkuppe, schafft er nicht mehr als fünfzig Stundenkilometer. Der Motor ist alt und die offene Ladefläche voller Getränkekisten. In den Linkskurven schaukeln sich die gelben Türme gefährlich auf, glücklicherweise beruhigen sie sich in den Rechtskurven wieder etwas. Anscheinend ist die Federung auf dieser Seite nicht so abgenutzt wie auf der anderen.
Die Schlange hinter dem Lastwagen wird von Minute zu Minute länger. Im ersten Wagen – einem beigefarbenen Opel – sitzt Anton Kutscher. Schweiß läuft über sein rundes Gesicht, denn es ist ein ausgesprochen warmer Tag. Anfangs versucht Anton noch, den Lastwagen zu überholen, doch die Landstraße ist zu kurvig, zu schlecht einsehbar durch die dichten Baumgruppen am Wegesrand und der Gegenverkehr zu häufig. Eine Zeit lang verflucht Anton die Wagen, die links an ihm vorbeiziehen, immer wenn er selbst die Möglichkeit verpasst hat. Irgendwann lockert er seine Krawatte und findet sich mit seinem Schicksal ab.
Die Verhandlungen am Vormittag sind nicht gut gelaufen. Ich habe es einfach nicht geschafft, die Initiative zu ergreifen, denkt Anton und seine fleischige Hand klatscht auf das Lenkrad. Immer einen Schritt voraus sein, ermahnt er sich mit erhobenem Zeigefinger.
Die Verträge in dem Aktenkoffer sind unterschrieben, jedoch zu schlechteren Bedingungen. Es waren die ersten großen Verhandlungen, die Anton übertragen wurden und wahrscheinlich auch die letzten, denkt er und stiert auf den alten, klapprigen Lastwagen vor sich, der unüberwindbar scheint und so gut zu diesem Tag – zu diesem Leben, ergänzt sich Anton – passt.
Das Tempo ist gemächlich, die Hitze brütend und so verliert sich Anton mehr und mehr in seinen Gedanken, überlegt, was er später zu seiner Verteidigung vorbringen könnte. Deshalb sieht er nicht, warum der Lastwagen in der langgezogenen Linkskurve plötzlich bremst – vielleicht ist ein Tier auf die Straße gelaufen, wird Anton kurz darauf denken – doch in diesem Augenblick drückt er nur das rechte Knie durch und sieht die Bremslichter auf sich zufliegen. Schweiß läuft in seine Augen, er blinzelt, die Welt verschwimmt, nur das Kreischen der Bremsen bleibt. Dann steht Anton, vor ihm der Lastwagen halb auf der Gegenspur, auf der Straße liegen die gelben Getränkekisten und dazwischen grüne Glasscherben. Als das Kreischen verstummt, weil das letzte Auto in der Schlange zum Stehen gekommen ist, steigt Anton aus. Das Meer aus Scherben funkelt in der flirrenden Hitze.
„Verdammte Scheiße“, sagt der Lastwagenfahrer, ein kleiner Mann mit dunklem Haar und Schnauzbart. „So eine verdammte Scheiße.“ Er schüttelt den Kopf.
„Was ist denn passiert?“, fragt Anton, um irgendetwas zu sagen.
Der Lastwagenfahrer schaut auf.
„Eine Katze“, sagt er. Und nach einer Weile: „Ich hätte einfach weiterfahren sollen.“
Einige aus der Schlange steigen jetzt ebenfalls aus. Ratlos stehen sie bei ihren Wagen und schauen zu Anton und dem Lastwagenfahrer hinüber.
„Alles in Ordnung da vorne?“, ruft einer.
Anton wartet darauf, dass der Lastwagenfahrer etwas sagt, doch der kleine Mann mit dem Schnauzbart macht keine Anstalten zu antworten und starrt nur kopfschüttelnd auf den Boden. Schließlich ruft Anton: „Ja, danke, ist nichts passiert. Nur die Kisten sind runter gefallen.“
Mehr gibt es leider nicht zu sagen und so steht auch Anton ratlos in der Mittagssonne.
„Haben Sie ein Warndreieck?“, fragt der Lastwagenfahrer irgendwann.
Anton nickt. „Natürlich.“
„Stellen Sie es am Ende der Kurve auf? Dann kann ich die Scherben zusammen fegen.“
„Natürlich“, sagt Anton wieder und er ist glücklich eine Aufgabe bekommen zu haben.
Das Warndreieck ist schnell gefunden und Anton beeilt sich, es am Ende der besagten Linkskurve aufzustellen. Die ersten Meter läuft er sogar, angetrieben von der Angst, ein entgegenkommendes Fahrzeug könnte ungebremst in die Unfallstelle rasen, doch bald reicht die Luft nicht mehr und er verlangsamt das Tempo. Zum Glück ist seine Sorge unbegründet.
Während Anton zurück trottet, überholen ihn die ersten Autos und als der Lastwagen in Sichtweite kommt, hat sich auf der Gegenspur eine zweite Schlange gebildet.
„Was ist denn da los?“, fragt ein Mann, dessen Wagen etwas weiter hinten in der Kurve steht, als Anton an ihm vorbei kommt.
„Es gab einen Unfall, aber es ist niemand verletzt.“
Weiter vorne fegt der Fahrer die Scherben zu kleinen Haufen zusammen und befördert sie anschließend mit einem kräftigen Stoß an den Straßenrand. Er wirkt dabei sehr konzentriert, findet Anton und bewundert die trockene Stirn des kleinen Mannes, während er sich über die eigene klitschnasse fährt.
Die blonde Frau in dem Sommerkleid bemerkt er erst, als sie neben ihm steht.
„Entschuldigen Sie ...“, sagt sie und schaut zwischen Anton und dem Lastwagenfahrer hin und her.
„Ja?“, sagt Anton schnell, denn er findet es unhöflich, eine hübsche Frau warten zu lassen, und der Fahrer reagiert auch dieses Mal nicht.
„Ich habe einen wirklich wichtigen Termin in der Stadt“, die blonde Frau nimmt ihre Sonnenbrille ab und Anton findet, dass sie unglaublich schöne blaue Augen hat, “meinen Sie, dass die Straße bald wieder frei ist?“
„Ja, bestimmt ...“, sagt Anton und verliert sich in den blauen Augen. „Ist schon fast alles weggefegt und dann geht es bestimmt auch gleich ...“
„Dauert noch“, unterbricht ihn der Lastwagenfahrer. „Der linke Hinterreifen verliert Luft, bin wohl durch die Scherben gefahren.“
„Aber ...“, setzt die blonde Frau an.
„Tut mir leid, gute Frau, das muss ich mir vorher angucken. Aber sie können gleich vorbei fahren, wenn die Scherben weg sind.“
Die Frau nickt und geht zurück zu ihrem Auto. Anton schaut ihr nach, bewundert ihren Gang und denkt an die Worte, die er hätte sagen wollen, wenn der Lastwagenfahrer ihn nicht unterbrochen hätte. Die Initiative ergreifen, mahnt Anton und als der letzte Haufen Scherben an den Straßenrand befördert wurde, steht er immer noch da, den Mund leicht geöffnet, und die ersten Autofahrer hupen, damit er den Weg frei gibt. Etwas verwirrt noch seinem Tagtraum nachhängend stellt er sich neben den Lastwagen und winkt die Wagen durch.
Es ist nicht viel Platz zum Vorbeifahren, doch es reicht gerade, und schon nach wenigen Minuten ist der Autostrom versiegt.
Anton schaut nach links und entdeckt die blonde Frau. Schnell vergewissert er sich, dass die Gegenspur wirklich frei ist und winkt der Frau zu. Sie reagiert sofort, anscheinend hat sie bereits auf ein Zeichen gewartet, und startet den Motor ihres schwarzen Cabrios. Als sie an Anton vorbei rauscht, meint er, ein Lächeln in ihrem Gesicht zu erkennen. Dann sind ihre wehenden blonden Haare hinter den Bäumen verschwunden.
Auch die anderen Fahrer steigen jetzt in ihre Fahrzeuge, beflügelt von der Hoffnung, doch noch rechtzeitig zum Kaffeetrinken in der Stadt zu sein.
Anton geht an den Straßenrand, um weiter in die Kurve hinein sehen zu können. Dann ruft er: „Ist frei.“ Einzel winkt er die Wagen durch, manche Fahrer bedanken sich durch ein Handzeichen, andere Hupen, bis wieder Gegenverkehr kommt und Anton dem nächsten Wagen in der Schlange bedeutet zu warten.
Nach zwanzig weiteren Autos läuft Anton der Schweiß in Strömen, das Hemd klebt an seinem Körper wie eine zweite Haut. Immer wieder muss er hin und her laufen, um sicher zu sein, dass die Kurve frei ist und danach den Wartenden Bescheid zu geben. In einem kurzen Moment der Ruhe schaut Anton sich nach dem Lastwagenfahrer um – vielleicht kann er mich kurz ablösen, denkt er – aber kann den kleinen Mann mit dem Schnauzbart nirgends entdecken.
Auch mit diesem Schicksal findet sich Anton schnell ab. Nach und nach gewinnt er eine gewisse Routine, seine Bewegungen werden zackiger – er ahmt die Handzeichen eines Verkehrspolizisten nach – und langsam findet er auch Gefallen an seiner Aufgabe, an seiner Verantwortung. Wie ein Dirigent, denkt Anton, wie ein Dirigent.
Die Schlange ist fast zu Ende, als das Unglück geschieht. Anton wird später sagen, dass ihm Schweiß in die Augen gelaufen sei, ihm die Sicht genommen hätte. Der Staatsanwalt wird ihn beschuldigen, den roten Sportwagen mit Absicht zum Vorbeifahren aufgefordert zu haben, als der Reisbus aus der Kurve kam. Der Richter wird entscheiden, dass es eine fahrlässige Unachtsamkeit war. Und die Wahrheit wird irgendwo dazwischen liegen.
Doch davon ahnt Anton noch nichts, als er in seinen Opel springt und Gas gibt, und der dumpfe Knall immer noch in seinen Ohren dröhnt. Später wird er sich nicht an die Fahrt erinnern können, nur an das komische Geräusch, so ein Flappen, wird Anton zu Protokoll geben, und man wird ihm sagen, dass zwei Reifen geplatzt seien, wahrscheinlich durch die Scherben am Wegesrand.
Jetzt in diesem Augenblick weiß Anton noch nichts von den Verhören und Verhandlungen. Jetzt liegt er auf einer Wiese und schaut in den strahlend blauen Himmel. Der kühle Wind trocknet sein Gesicht, in der Ferne sind Polizeisirenen zu hören.

 

Hi Don Jorgo,

bei dieser Geschichte bin ich unentschlossen. Zum Teil gefällt sie mir gut, zum Teil habe ich gerade beim Ende nicht das Gefühl, die Chronologie dessen, was passiert zu verstehen.
Also Anton winkt die Autos an dem Laster vorbei, dabei kommt es zu einem zweiten Unfall zischen Reisebus und Sportwagen, dann steigt er ins Auto und es kommt zu Unfall Numero 3?
Irgendwie wird es zum Verfahren kommen, dessen Ausgang zwar in sofern nicht ungewiss ist, dass der Richter einen Schuldspruch tätigt, das Strafmaß bleibt jedoch unbekannt.
Du hast die Geschichte in Gesellschaft gepostet, also suche ich natürlich nach einer gesellschaftlichen Aussage.
Die könnte in diesem Wechsel aus Unachtsamkeit, wirklicher und zugewiesener Schuld liegen oder vor allem darin, dass jemand der hilft dafür auch noch zur Rechenschaft gezogen wird, während alle anderen ihr Leben weiter leben können.
Wäre zum Beispiel auch so, wenn ein Ersthelfer einen lebensrettenden Luftröhrenschnitt durchführt und dafür wegen Körperverletzung angezeigt wird.

Details:

einem beigen Opel
bei Farben wie beige, rosa oder orange würde ich immer "beigefarbenen" schreiben. Das liest sich irgendwie richtiger und angenehmer.
denn es ist ein aufgesprochen warmer Tag
*g* sowas übersehe ich bei mir auch immer. Man weiß zu genau, was da stehen sollte.
Ich habe es einfach nicht geschafft, die Initiative zu ergreifen, denkt Anton
Irgendwie eine schöne Analogie zu seinem Verhalten im Straßenverkehr.
Es waren die ersten großen Verhandlungen, die Anton übertragen wurden und wahrscheinlich auch die letzten, denkt er und stiert auf den alten, klapprigen Lastwagen vor ihm, der unüberwindbar scheint
eigentlich nur zwei kleine Fehler, aber ich finde sie störend. Zum einen wechselst du die Satzperspektive ohne es anzuzeigen. Sonst hätte ich nichts über fehlende Anführungszeichen gesagt. Da Anton ja aber nur den zweiten Teil denk, müsste es anders gegliedert werden.
Zum zweiten bist du ihn der Perspektive ja bei Anton. Der Laster ist zwar vor ihm, er hat ihn aber vor sich. (ihm geht an dieser Stelle auch, beide Perspektiven sind möglich, da du sie aber schon einmal gewechselt hast, wäre es vielleicht ein bisschen viel. Für mich las es sich jedenfalls erst ungewohnt)
Zum dritten: Wie du siehst, habe ich die Analogie schon früh entdeckt. Der Hinweis darauf, dass der Lastwagen so sehr zu diesem Tag und zum Leben passt, ist mE also an dieser Stelle zu deutlich und auch unnötig. Du kannst den Satz auch nach "scheint" beenden.

Ich persönlich empfinde die Geschichte als ein bisschen unentschlossen, was vielleicht auch daran liegt, dass ich die Verbindung des "Initiative ergreifen, immer einen Schritt voraus sein" zum Ende nicht hinbekomme, selbst, wenn Anton da ja mal Initiative gezeigt hat.

Lieben Gruß, sim

 

Hi Don!

Ich bin bei der Geschichte hier viel entschlossener als sim, sie gefällt mir sehr gut, besser auf jeden Fall, als die andere, die mit den Flügeln.

Wenn man sie als das nimmt, was sie sein will, kann sie eigentlich nur gefallen. Ich sehe sie als melancholische, leicht verträumte Episodengeschichte aus dem Leben des Anton, keinen Grund dazu, kein Ziel, einfach nur erzählt, mit vielen netten Details. Natürlich will Anton endlich die Initiative ergreifen, findet Spaß daran und - letztendlich scheitert? er.
Aber das ist für mich nebensächlich, ich war wirklich verzaubert von der Atmosphäre, den kleinen Episödchen am Rande (die Frau, der LKW-fahrer), und wegen mir hätte das alles noch weiter gehen können (meine Mittagspause war noch nicht zu Ende:D )

Allerdings:

Die Schlange hinter dem Lastwagen wird von Minute zu Minute länger.

Das ist ein einprägsames Bild. Ich (du weißt, was ich sagen will) hätte diesen Satz zu Anfang genommen und die Szenerie darum herum aufgebaut.

Irgendwann findet er sich mit seinem Schicksal ab und lockert seine Krawatte.

Ich fänds besser, wenn er erst seine Krawatte lockerte und sich dann mit seinem Schicksal abfände.

Nur das Kreischen der Bremsen ist noch da

das finde ich eine sehr unglückliche Formulierung, da lässt sich besseres finden

sagt der Lastwagenfahrer, ein kleiner Mann mit dunklem Haar und Schnauzbart.

das ist mir zu dürftig für eine Charakterisierung. du beschreibst zwar, aber du zeigst nicht den Menschen. Vergleiche sind angesagt - südländische Herkunft vielleicht? muss man natürlich einbauen und halbwegs intelligent formulieren. jedenfalls ist mir der kleine Mann mit Schnauzer einfach zu billig,


Ich bin noch ein wenig im Hader mit dem Schluss, ich hätte mir gewünscht, ein Bild zu sehen. Ansatzweise ist es vorhanden, der Wind, der sein Gesicht kühlt. Wenn ich überlege, vielleicht ist das sogar in Einklang mit der Zurückhaltung der Geschichte. Aber Verhöre und Verhandlungen? - ist das nicht ein wenig übertrieben?

Sei es drum, mir hat sie sehr gut gefallen, ein schönes Stück Phantasie!

Viele Grüße von meiner (sonnigen) Seite!

 

Moin sim!

Ja, ich bin mir auch noch nicht hundertprozentig sicher, ob die Geschichte in dieser Rubrik richtig ist. Natürlich beinhaltet sie gesellschaftliche Inhalte, allerdings sind diese nicht so beherrschend, wie beispielsweise in "Mit den Flügeln schlagen". Oder besser gesagt, die Inhalte, in diesem Fall die Verantwortung des Individuums für die Gesellschaft und die Last derselbigen, sind lange nicht so konsequent zu Ende geführt.

Die könnte in diesem Wechsel aus Unachtsamkeit, wirklicher und zugewiesener Schuld liegen oder vor allem darin, dass jemand der hilft dafür auch noch zur Rechenschaft gezogen wird, während alle anderen ihr Leben weiter leben können.
Deine Interpretation gefällt mir und ich empfinde sie auch als passend, allerdings muss ich ehrlicherweise zugeben, dass die Geschichte keine wirklichen Aussagen in Bezug auf die gesellschaftliche Thematik trifft. Sollte ich sie vielleicht doch lieber verschieben lassen?

Im Vordergrund steht Anton, seine Geschichte und der auktoriale Erzähler. Ich befürchte, dass der Plot an sich nicht so tief ist, wie du vermutet hast. Vielleicht resultiert auch daraus deine Unentschlossenheit. Das Ganze ist zu einem gewissen Teil ein Versuch, vor allem was den Erzähler und die Art des Erzählens angeht. Du hast Recht, gewissermaßen ist die Geschichte noch ein bisschen "unentschlossen".

Danke auch für die Textanmerkungen, sim. Die Kleinigkeiten habe ich gleich ausgemerzt, über den Perspektivwechsel grübele ich noch nach.

Also, sim, vielen Dank.


Moin Hanniball!

Dass die Geschichte deinen Geschmack trifft, überrascht mich etwas, freut mich aber umso mehr. Ich hätte eher erwartet, dass die stilistischen und erzählerischen Spielereien dich zu einem Verriss hinreißen würden. Aber muss auch nicht sein, wirklich nicht.

Ich sehe sie als melancholische, leicht verträumte Episodengeschichte aus dem Leben des Anton, keinen Grund dazu, kein Ziel, einfach nur erzählt, mit vielen netten Details.
Das trifft meine Intention wirklich gut, weshalb ich auch eine Verschiebung nach "Alltag" ernsthaft in Erwägung ziehe.
Die Geschichte beruht zu einem großen Teil auf einer erlebten Begebenheit. Den verunglückten Lastwagen in der langgezogenen Linkskurve, die Glassplitter auf der Fahrbahn und den verschwitzten Mann im Oberhemd, der den Verkehr regelt, habe ich wirklich gesehen. Um genau zu sein auf der Landstraße zwischen Wien und dem tschechischen Brno. Der Rest, allem voran das Versagen Antons, entspringt unterschiedlichen Gedankengängen, wobei der "was-wäre-wenn" Gedanke gewissermaßen dominiert, z.B.
"Was wäre, wenn ich im Juweliergeschäft einfach in die geöffnete Vitrine greife und abhaue?",
"Was wäre, wenn ich dem Typen, der vor mir am Bahnsteig steht, einen kräftigen Schubs gebe, wenn die U-Bahn einfährt? Und vor allem, was wenn der Typ hinter mir das Selbe denkt?"
um es mal ganz bildlich und profan darzustellen.
Aber wie gesagt, die Geschichte ist eine Mixtur aus verschiedenen Ereignissen und Gedanken. Wahrscheinlich leidet darunter auch die inhaltliche Stringenz oder um genau zu sein, die gesellschaftliche Aussage.
Sei es drum, mir hat sie sehr gut gefallen, ein schönes Stück Phantasie!
Das freut mich sehr. Anscheinend hat die Art des Erzählens bzw. der auktoriale („allwissend“, zumindest was Anton betrifft) Erzähler seine Aufgabe erfüllt. Freut mich wirklich.

Danke auch dir für die Textarbeit, Hanniball. Ein, zwei Sachen habe ich gleich geändert, bei dem kleinen Mann mit dem Schnauzbart brauche ich noch ein paar Tage, um darüber nachzudenken.

Danke fürs Lesen und Gutfinden.

J

 

Hi Don Jorgo

Ich verstehe nicht, was die Frau in der Geschichte yu suchen hat, da sie am Ende nicht mehr mitspielt. Sie wird nur eingeworfen und man hat den Eindruck, dass es in dieser Geschichte noch etwas mit ihr passieren wird.
Sicherlich ist sie ein weiterer Faktor, der zur Unkonzentriertheit des Prots hinzukommt. Aber so ist das nicht gut.

Auch ist mir die Geschichte zu schlicht. Das einzige, was mir gefaelt, ist, dass
man nicht so recht weiss, ob man nun Mitleid mit dem Prot haben soll oder nicht. Denn er scheint ja recht zufrieden auf der Wiese zu liegen.

besten Gruss

*irgendwie sind an meiner Tastatur manche Tasten anders. Wenn ich zb ein z tippen will, wird ein y getippt und andersrum. Darum muss ich mich grad mal k[mmern. ue also auch nicht. und auch keine klammer. shit!!!!

 

Moin Aris!

Ich verstehe nicht, was die Frau in der Geschichte yu suchen hat, da sie am Ende nicht mehr mitspielt.
Die blonde Frau fungiert, rein handlungstechnisch betrachtet, nur als Initiatorin dafür, dass Anton beginnt, den Verkehr zu regeln. Dafür, dass er diese Aufgabe und die damit verbundene Verantwortung mehr oder weniger freiwillig übernimmt.
Natürlich begründen noch andere Faktoren ihr Auftreten, wie z.B. die indirekte Charakterisierung Antons, allerdings bildet wohl der Handlungsaspekt die Grundlage der ganzen Szene.
Auch ist mir die Geschichte zu schlicht.
Das kann ich nachvollziehen. Es ist auch eine schlichte Geschichte.

Schade, dass dir meine Geschichte nicht so gut gefallen hat. Trotzdem natürlich vielen Dank für dein Kommentar.

J

 

Hallo don jorgo,

mir hat Deine Geschichte ganz gut gefallen. Sie hat sich schön flüssig lesen lassen und es ist mir nicht langweilig geworden, obwohl es ja zunächst erstmal eine eher schlichte und langweilige Situation ist.

Den Einwurf mit der jungen blonden blauäugigen schöngängigen Frau fand ich nicht so gut, weil er häufig zu finden ist und dadurch platt und abgedroschen wirkt. Aber als Aufhänger für seine freiwillige Tätigkeit ist es gut.

Den Schluss fand ich zu schnell abgehandelt. Hier hätte man noch mehr rausholen können. Die Gefühle beim Leser noch viel mehr fordern können. Jetzt hast du mich schon soweit mitgenommen und mir Anton Kutscher sympathisch gemacht, jetzt laß mich doch auch noch etwas mehr leiden. Ich hätte gern ein beklemmendes Gefühl, daß einen den Kloß in den Hals treibt.:)

Schöne Grüße
Prangenberg

 

Moin Prangenberg!

Den Einwurf mit der jungen blonden blauäugigen schöngängigen Frau fand ich nicht so gut, weil er häufig zu finden ist und dadurch platt und abgedroschen wirkt.
Die Geschichte ist, im Gegensatz zu meiner normalen Arbeitsweise, sehr intuitiv geschrieben. Einzig die blonde Frau ist wirklich konstruiert, aus den bereits genannten Gründen. Vielleicht fällt diese Figur deshalb aus dem Rahmen.
Aber auch so ist deine Kritik berechtigt, sonderlich innovativ ist die Szene nicht.
Ich schaue mal, was mir dazu alternativ noch einfällt.
Momentan bin ein bisschen aus der Geschichte raus, aber früher oder später nehme ich sie mir natürlich noch einmal vor.
Den Schluss fand ich zu schnell abgehandelt.
Kann ich gut nachvollziehen, schließlich ist die Erzählzeit am Ende wesentlich kürzer als die erzählte Zeit, vor allem in der Vorausschau.
Zu nah sollte der Leser Anton aber auch eigentlich gar nicht kommen. Durch den Erzähler sollte schon eine gewisse Distanz zwischen Leser und Prot entstehen.
Vielleicht ist das für das Lesevergnügen nicht unbedingt von Vorteil, ist aber bei dieser Geschichte meine Intention.

Diese Geschichte ist einfach auf einigen Ebenen ein Experiment. Und wie so oft, wenn man etwas Neues ausprobiert, gibt es noch viel zu lernen und zu verbessern.
Deshalb vielen Dank, Prangenberg, für deine Kritik und Anmerkungen. Und natürlich freut es mich, dass dir meine Geschichte gefallen hat.

J

 

Hi Don Jorgo,

ich setzte mich eben an den Komp. und dein Nick kam mir in den Sinn:)
Also suchte ich mir eine KG von dir aus (hab ja noch nicht so viel von dir gelesen, muss ich unbedingt mal nachholen)

Zu deiner Geschichte: Anton erscheint mir, als kleine tragische Gestalt. Er versucht sein Leben positiv zu gestalten. Seine Aufgaben gut zu lösen. Doch es fehlt ihm der Biss, das Selbstvertrauen. Er weiß darum, doch mehr, als es zu bedauern, gelingt ihm nicht. Vielleicht ist er auch ein Träumer oder gar Flechmatiker?
Du schilderst eine Episode aus seinem Leben. Es ist so, als hätte der "brave" Anton es selber geschrieben, vielleicht in sein Tagebuch.
Und da Anton, so ist, wie er ist, kann aus der Geschichte auch kein "Reisser" werden. Er kennt keine großen Emotionen. Sein Leben könnte noch so aufregend sein, es fehlt ihm die Fantsie, ein Abenteuer daraus zu machen.
Ein anderer Karakter, z.B. ein Mann Namens Mark, hätte das Gleiche erleben können und dem Leser wäre bei seiner Erzählung, der Atem vor Spannung weggeblieben.
Doch gerade, weil du Anton und nicht Mark als Protagonisten auserwählt hast, gefällt mir deine Geschichte.:)
Sie ist still, wie ein ruhiger See, der nur durch einen hineingeworfenen Stein, kurz seine Oberfläche verändert.

ganz lieben Gruß, coleratio

 

Moin Coleratio!

Hab lange nichts von dir gelesen. Umso mehr freue ich mich über dein Kommentar und natürlich auch darüber, dass dir die Geschichte gefallen hat.

Und da Anton, so ist, wie er ist, kann aus der Geschichte auch kein "Reisser" werden. Er kennt keine großen Emotionen. Sein Leben könnte noch so aufregend sein, es fehlt ihm die Fantsie, ein Abenteuer daraus zu machen.
Ziemlich genau das war der Grund, warum ich diesen sehr nüchternen, "erzählenden" Erzähler gewählt habe. Ich habe gehofft, dass dadurch die Emotionslosigkeit, dieses "Geschehen-lassen" des Prots ebenfalls durch die Form transportiert wird.
Freut mich sehr, dass das auch in dieser Art bei dir angekommen ist.
Sie ist still, wie ein ruhiger See, der nur durch einen hineingeworfenen Stein, kurz seine Oberfläche verändert.
Eine schöne Umschreibung, gefällt mir.
Sollte es mal einen Buchdeckel zu dieser Geschichte geben, wäre das ein schönes Zitat.

Vielen Dank, Coleratio.

J

 

Hallo Don Jorgo,

die vorangehenden Kommentare waren ausführlich, und enthielten ein Teil meiner Kritik.Deshalb halte ich es kurz.

Im gesamten hat mir die Geschichte gefallen.Bei der Frau hatte ich gedacht, da kommt noch mehr.
Der Schluß kam mir zu schnell.
Und das mit den Verträgen war wohl nur Nebensache,obwohl es wichtig klang.Ich habe mich auch gefragt , ob es wirklich am Unfallort so höflich zugeht.Diesen Mittelteil würde ich nochmal überarbeiten und mehr Spannung reinbringen. Ist mir jetzt beim mehrmaligen Lesen einfach zu nett.

Ich freue mich auf deinen weiteren Geschichten.

Agimar

 

Moin Agimar!

Danke für deine Kritik.

Der Schluß kam mir zu schnell.
Ja, stimmt.
Das ist mir beim erneuten Lesen ebenfalls aufgefallen. Der Punkt steht auf meiner Überarbeitungsliste.
Und das mit den Verträgen war wohl nur Nebensache,obwohl es wichtig klang.
Na ja, es ist insofern wichtig, als dass sich diese "mangelnde Initiative" wie ein roter Faden durch Antons Leben zieht.
Diesen Mittelteil würde ich nochmal überarbeiten und mehr Spannung reinbringen. Ist mir jetzt beim mehrmaligen Lesen einfach zu nett.
Jein.
Coleratio hat es ganz schön in Worte gefasst: "Und da Anton so ist, wie er ist, kann aus der Geschichte auch kein "Reißer" werden."
Aus diesem Grund ist die Geschichte so "nett", vielleicht auch "zu nett" im Sinne von unspektakulär, erzählt.
Trotzdem: Den Überarbeitunsghinweis nehme ich mir natürlich zu Herzen.

J

 

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