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Eine Geschichte, mal so und mal anders
Eine Geschichte, mal so und mal anders
Eine Straße, sehr unruhig, viel Verkehr, viele Passanten, in einer großen Stadt. Ein kleines Mädchen, vielleicht 5 Jahre alt, steht an einer Ampel einer sehr stark belebten Kreuzung. Es weint! Bitterlich! Ein älterer netter Herr kommt des Weges, bemerkt das Kind und fragt: „Ey, du Kleine, was hast Du denn?“
„Ich habe mich verlaufen, ich will nach Hause!“ Besorgt nimmt der Herr das kleine Mädchen an die Hand und fragt behutsam nach ihrer Adresse. Nach langen Hin und Her, ziemlich ungenauen Angaben und viel Geschluchze findet er heraus, dass die Kleine mit ihrer Mutter in den Zoo wollte. Beim Aussteigen aus der Straßenbahn haben sich Mutter und Tochter in einem Menschengewühl aus den Augen verloren. Gemeinsam gehen sie in Richtung Tierzoo. Am Haupteingang steht eine ganz traurige Frau. Das Mädchen lässt die Hand des Herrn schnell los und rennt auf diese Frau zu. Eine freudige Umarmung! Mutter und Tochter haben sich wieder gefunden. Und, der ältere Herr hat mit wenig Aufwand zwei Menschen glücklich gemacht.
Wieder eine Straße, sehr stark befahren von Autos, viele Fußgänger, eine belebte Ortschaft. Ein winziges Mädchen, noch keine 6 Jahre alt, hält sich an einer Signalanlage auf. Eine belebte Ecke. Es wimmert fürchterlich! Keiner der umherlaufenden Personen schenkt ihm Beachtung. Die Zeit vergeht. Das Mädchen versucht die Straße zu überqueren, wird dabei von einem Pkw erfasst und durch die Luft geschleudert. Großer Menschenauflauf. Der Krankenwagen kommt. Trotz lebensrettender Maßnahmen schaffen es die Sanitäter nicht, das Kind zu retten. Es stirbt.
Drei Tage später, auf dem Hauptfriedhof der Ortschaft wird ein kleiner Sarg in die Erde gelassen. Viele Trauernde stehen da. Vorne weg die Mutter. „Dabei wollten wir doch nur in den Zoo gehen!“, denkt sie, einem Zusammenbruch nahe. Viele Menschen sind traurig.
Erneut und wieder: Eine gepflasterte Fahrbahn, auf ihr viele Automobile, viele Menschen, eine extreme Ansammlung von Häusern. Eine freche, aber winzige Göre steht an einem „Traffic-light“. Ungeniert und Kaugummi kauend schlendert sie, ohne das Grün für Fußgänger abzuwarten über die Quere. Reifen quietschen. Ein überraschter Autofahrer weicht dem frechen Ding aus und rast in ein Schaufenster. Scheiben zerklirren. Eine nachkommende
Autofahrerin fährt ungebremst gegen einen Laternenpfahl, ein weiterer Fahrer kracht ihr auf das Heck, ein Linienbusfahrer bremst scharf, die Insassen des Busses werden im Innenraum durcheinander geschleudert. Alle Unbeteiligten erleben einen großen Schock. Ein zufällig
anwesender Zeitungsreporter sieht schon seine Schlagzeilen auf der Titelseite seiner Zeitung: „Massenunfall in ….“.
Einer ist gelassen. Die Göre schlendert schon drei Häuserblock weiter in Richtung Zoo. „Immer die ollen Familientage“, denkt sie frustriert. „Den doofen Zoo kenne ich doch schon in und auswendig.“
Unmengen von Menschen sind traurig. Ein Mensch ist gelangweilt.
Zu guter Letzt: Lang, der Feldweg! Pferde ziehen Kutschen auf ihm. Bauern und Bäuerinnen haben es sich darauf bequem gemacht. Rechts und links des Weges stehen riesige Bäume.
Ein kleines Zigeunermädchen pflückt Gänseblümchen auf der angrenzenden Wiese. Gerne würde sie auch auf der anderen Seite die blauen Glockenblumen pflücken.
Ein Kutscher erkennt den Wunsch und hält seine Pferde zum Anhalten an. Per Handzeichen deutet er dem Zigeunermädchen an, dass sie übergehen kann.
Freudig springt diese über den Weg und pflückt beglückt weiter.
Einen Zoo gibt es in dieser Zeit nicht.
Die Menschen sind zufrieden. Ein Zigeunermädchen ist glücklich.