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Eine Geschichte ohne Ende

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20.02.2010
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Eine Geschichte ohne Ende

Es war einmal ein "Es war einmal...", das nichts rechtes gelernt hatte. Daher wusste "Es war einmal..." auch nur wenig mit sich und seiner Zukunft anzufangen, als sich der bedrohliche Zustand der Volljährigkeit einstellte. Die Suche nach einer ein- und erträglichen Möglichkeit des Broterwerbs wurde zwar intensiv durchgeführt, jedoch, als ungelernte Einführungsfloskel blieben die klassischen Märchen leider verwehrt, da diese schon von erfahrenen "Es war einmal..."s besetzt wurden (oder von jenen mit guten Beziehungen in die Märchenchefetage). Diese Anstellung kam in jenen Tagen einem Beamtenstatus gleich und es war nicht davon auszugehen, dass demnächst eine Stelle frei werden würde. Alles was "Es war einmal..." ergatterte, war ein schlecht bezahlter Posten in einem wirklich miesen Gedicht, bei dem es drei Positionen, bezahlt wurde allerdings nur eine, übernehmen musste. Das Gedicht ging folgendermaßen:

Es war einmal ein Königsfrosch
Den die Prinzessin gern verdrosch

Es war einmal ein doofer Zwerg
Der lebte einsam auf nem Berg

Es ist schon wirklich eine Qual
Jeder Satz "Es war einmal...".

Schon bald hatte es genug von der erniedrigenden Stelle in einem suboptimal gedichteten Geschreibsel, kündigte und versuchte in der Werbebranche Fuß zu fassen, wobei schon der erste Auftrag bedauerlicherweise in einem Fiasko endete. Vor allen Dingen muss die Ursache für diesen erneuten Rückschlag in "Es war einmal..."s Leben im Teamwork mit dem Verb "klappte" gesehen werden. Ihre Zusammenarbeit brachte ein "Es klappte einmal..." hervor, was dem Kunden, der Hersteller eines vermeintlichen Wundermittels, welches die Erlangung grenzenloser Potenz versprach, zu Wutanfällen veranlasste, widersprach dieser Slogan doch GRUNDLEGEND der Produktphilosophie. "Klappte" hatte später bahnbrechenden Erfolg, als es sich mit "immer" zusamentat.

"Es war einmal..." konnte nur wenig Trost daraus ziehen. Zwar von gutmütiger Natur und "klappte" den Erfolg durchaus gönnend, blieb die Situation (insbesondere die finanzielle) äußerst angespannt für "Es war einmal...". Um sich überhaupt notdürftig über Wasser halten zu können blieben als Ausweg nur billige und enfallslose Zweizeiler:

Es war einmal ein Geck
Der kriegte einen Riesenschreck!

"Es war einmal..." war am Ende, tiefer konnte man eigentlich nur sinken wenn man sich auf den Grund des Ozeans begeben würde. Aber eines Tages klopfte das Glück auch an die Tür unseres Helden. "Es war einmal..." bekam eine einleitende Funktion und wenn es nicht verblasst ist, dann steht es dort noch heute. Die Geschichte ging so:

Es war einmal ein "Es war einmal...", das nichts rechtes... (bitte am Beginn weiterlesen, danke).

 

Ich hab das Bedürfnis "Tätää Tätää Tätää" unter den Text zu schreiben.

Es ist aus meiner Sicht solide geschrieben, das bedient aber einen Humor auf eine solche Weise, dass man das alles schon kennt. Und über einen Witz, den man schon kennt, lacht man nicht. Man kann hier auch zum Schreiberischen, zum Handwerklichen, wenig sagen, es fehlt der Geist, der Esprit, bei diesem Text, der Zungenschlag, der die Thematik über den bekannten "Witz", etwas Abstraktes zu versachlichen, hinausträgt. Es müsste sich dann noch - fast irrwitzig - steigern, den Leser überraschen - und auch dann ist das ein Text, wie man ihn einer launigen Geburtstagsschrift finden könnte.

Dem Text fehlt Persönlichkeit, eine Individualität, etwas, das ihn auszeichnet und von der Masse abhebt. Da geht die Kritik also tatsächlich eher in den Inspirations/Kreativitäts-Aspekt des Schreibens hinein und nicht ins Handwerkliche.

Gruß
Quinn

 

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