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Eine schnelle Bewegung

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21.04.2005
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Eine schnelle Bewegung

Ich lasse mir ein heißes Bad ein, in den Wasserstrahl gieße ich Badeschaum, Fichte. Ich liebe diesen Geruch. Schon als Kind hatte ich immer in einem Meer von Fichtenwasser gebadet. So kann ich mich richtig entspannen. Ich ziehe mich aus und lege mich in die Wanne. Die Musik dringt laut aus dem Wohnzimmer. Phantom der Oper, mein Lieblingsmusical, ich kann bei nahezu allen Liedern mitsingen. Das tue ich auch lauthals. Mit geschlossenen Augen bin ich völlig in die Musik vertieft. Ich denke an nichts und niemanden
Nach einiger Zeit ziehe ich den Stöpsel. Ich bleibe sitzen bis das Wasser völlig abgelaufen ist und nur noch ein klein wenig Schaum meinen Körper bedeckt. Der Schaum hat einen roten Stich von dem Blut. In meinen blauen Bademantel eingewickelt, lege ich mich in mein Bett. Ich bin erschöpft und schlafe sofort ein.

Ich öffne ein Auge, dann das andere. Es ist schon sehr hell, ich muss lange geschlafen haben. Immer noch im Bademantel gehe ich zu Türe. Ich öffne. „Hey, hast du mich vergessen? Wir wollten doch zusammen frühstücken. Naja, jetzt bin ich ja hier und wir essen einfach bei dir. Hier, ich hab sogar Brötchen mitgebracht. Da sagst du nichts mehr, was?“ Er gibt mir einen Kuss auf die Wange und eilt in meine Küche. Ich fühle mich völlig überfahren. Am besten ich setze mich einfach an den Küchentisch, um richtig wach zu werden. Carlo setzt Kaffee auf, stellt die Brötchen in einem Korb auf den Tisch, Marmelade, Butter, Käse, setzt sich zu mir. „Na, hast wohl ziemlich lang gemacht gestern, so wie du aussiehst…“ Ich brumme nur etwas Unverständliches vor mich hin. „Ja ja, ich weiß. Du magst es nicht, wenn man so viel redet am frühen Morgen und wenn man dir dann noch so nette Komplimente macht, streikst du sowieso.“ Wie Recht er doch hat. Er kennt mich eben.
Ich habe solche Kopfschmerzen, warum kann er nicht wieder gehen? Ich gebe mir doch alle Mühe unausstehlich zu sein und habe noch nicht ein Wort seit seiner Ankunft gesprochen. Er erzählt mir von seinem Job, dem ganzen Stress dort, seinem Fußballspiel am nächsten Wochenende, obwohl er doch weiß, dass ich Fußball nicht leiden kann. Von dem Ferienhaus in Norwegen, er will mit mir dorthin fahren. „Ich freue mich schon wahnsinnig. Wir zwei alleine in dieser wunderbaren Landschaft, das wird der Urlaub meines Lebens, unsres Lebens. Oder?“ Ich lächle ihn an. Das heißt, ich ziehe meine Mundwinkel nach oben. Seine Augen leuchten. Er liebt mich. Er liebt mich tatsächlich.
Er berichtet mir von Norwegen, ich war noch nie dort. Er schon. Die Wälder, die Elche, das Meer, wunderschön. Es folgen einige Reiseberichte aus früheren Jahren. Ich weiß nicht genau. Reisen mit seinem besten Freund, Reisen mit seinen Eltern in der Kindheit, Reisen mit seiner Frau. Dieses Schlagwort reißt mich aus meinen Gedanken, weckt mich schlagartig. „Mir ist übel, sei mir nicht böse.“ Ich schließe mich im Badezimmer ein. Carlo ist im ersten Moment so verdutzt, dass er sitzen bleibt.
Ich setze mich an den Badewannenrand. Habe ich geträumt? Sie steht vor mir, in meiner Wohnung, schreit mich an. Er liebe nur sie und ich sei nur ein billiges Flittchen, bald kommt ein neues, aber sein Herz gehöre nur ihr. Sie wirft mir abscheuliche Dinge an den Kopf, die mir die Tränen in die Augen treiben. Sie schreit, ich schreie und weine. Was fällt ihr ein? Warum verletzt sie mich so? Das Recht hat sie nicht! Aber was, wenn es stimmt? Was, wenn er mich nur ausnutzt und mich nicht liebt? „Er braucht Abwechslung, aber mehr ist da nicht, verlass dich drauf. Er wird dich schneller abservieren, als du schauen kannst. Nur weil er in dein Bett gehüpft ist, wird er nicht sein Leben mit dir verbringen!“ Verzweiflung macht sich breit in mir. Ich kann die Tränen nicht mehr zurückhalten. Durch einen Schleier erkenne ich ihre Gestalt, wild gestikulierend beschimpft sie mich. Sie soll doch still sein! Kann sie nicht ihren Mund halten? Sei einfach still! Ich gehe in die Küche, weg hier, damit ich sie nicht mehr anhören muss. Ich lasse mich nicht provozieren und eine Person wie sie verletzt mich auch nicht. Sie geht mir nach, schimpft weiter, schreit. Der Messerblock vor mir, ich ziehe ein Messer. Sie dreht sich gerade weg von mir und bekommt es nicht mit. Ich hebe meine Hand und lasse sie fallen, mit aller Kraft. Ich spüre den Widerstand. Ich lasse das Messer los. Sie dreht ihr Gesicht zu mir, möchte schreien, die Augen blicken mich erschrocken an, sie fällt zu Boden, ein Blutsee auf meinen Fliesen.
Mein Magen rebelliert. Ich beuge mich über die Toilettenschüssel. „Ist alles in Ordnung bei dir, mein Schatz?“ Carlo steht vor der Badezimmertüre. „Ja. Bitte geh jetzt.“ „Ich melde mich morgen wieder bei dir, wenn’s dir besser geht, ja?“ Er geht und zieht die Wohnungstüre hinter sich zu.
Der Blutsee auf den Fliesen. Gut, dass es nur Fliesen sind, lässt sich alles wieder säubern, mein Teppich wäre ruiniert. Ich bringe ihren Körper weg, in den Keller. Ich tue es ohne nachzudenken und wie in Trance. Meine Fliesen sind wieder sauber. Sie hat es verdient, sie tut mir auch nicht leid. Ich habe zwar nicht geplant, dass es so ausgeht, aber wenn es eben sein muss.
Ich gehe mit viel Mühe ins Schlafzimmer und lege mich in mein Bett. Ich schlafe bis morgen durch und dann werde ich Carlo anrufen. „Pack deine Sachen, wir fahren nach Norwegen. Sofort.“

 

Hallo Maia,

eine seichte kleine Geschichte, ohne wirklichen Spannungsbogen. Leider. Bei deinem Schreibstil hatte ich mir inhaltlich mehr erhofft und auch wenn ich eigentlich ein Freund von eher kurzen Geschichten bin, fand ich es schade, dass deine Geschichte so schnell wieder vorbei war.

Am Stil gibt es eigentlich nicht viel zu mäkeln. Kleinigkeiten.

Ich denke an nichts und niemanden
Hier zum Beispiel am Ende einen Punkt vergessen.
Ansonsten gibt es ein paar Sätze aus denen man gerne zwei machen kann.


Wichtiger ist mir der Inhalt.
Sehr schön fand ich die beiläufige Einstreuung des Blutes in der Badewanne. Das machte neugierig und ließ die Vermutung erst in Richtung Selbstmord tendieren.
Dazu passte auch der verschnörkelte, leicht verträumte Satzbau.
Dann die plötzliche Wende (für mich plötzlich) hin zu deiner Hauptfigur als brutale Mörderin.
Aber alles bleibt sehr dünn und schemenhaft. Die Chars schwer greifbar. Wirklich nah gehen sie mir nicht und damit auch ihr Schicksal nicht.
Die Handlung zieht mich auch nicht weiter rein. Nach dem gut gelungenen ersten Absatz kommt nur noch die grob umrissene Frühstücksszene und die Flucht ins Bad.
Da fehlt mir einfach viel zu viel. Zum Beispiel könntest du deine Protagonistin wesentlich mehr beschreiben. Vielleicht hat sie psychische Probleme. Vielleicht hat sie eine grausame Vergangenheit. Das muss nicht alles explizit geschildert werden, aber es würde zum einen erklären, warum sie sich so an den Kerl hängt und andererseits, weshalb sie gleich zum Messer greift.
Wie hat die Ehefrau das eigentlich rausgekriegt?

So etwas muss nicht zwingend in diese Geschichte hinein, aber etwas mehr Spannung hätte ich mir schon erhofft.

Es wäre übrigens ganz generell prima, wenn du noch einige Absätze einfügst. Das erleichtert das Lesen ungemein, hilft bei einem Gespräch herauszufinden wer gerade spricht, etc.

Liebe Grüße,
:zensiert:

 

ich wollte gerade deine geschichte lesen, aber da du dich auch nicht um die anderen kümmerst, lass ich es mal.
hier heißt es: lesen und gelesen werden!

 

Erst einmal danke, Zensur fürs Lesen.
Ich werde deinen Kommentar in Ruhe noch einmal durchgehen und sehen, was sich davon umsetzen lässt. Momentan habe ich sehr wenig Zeit.

Und an Dreimeier:
Ich war nun 2 Jahre nicht mehr aktiv - hier und auch beim Schreiben - und wollte mich nun mal wieder ein bisschen reinfinden.
Du hast natürlich Recht, dass das hier nur laufen kann, wenn es ein Geben und Nehmen, ein Lesen und Gelesenwerden ist. Allerdings hätte ich mir das jetzt auch in einem weniger barchen Ton vorstellen können. Tut hier aber nichts zur Sache.
Jedenfalls habe ich hier durchaus Geschichten gelesen, tue mir aber immer schwer, eine Kritik dazu zu schreiben. Ich weiß nicht so genau, ob ich "weit" genug bin mit meinen paar Geschichten und meinem Hobbyschreiben, dass ich das tue.
Aber wie gesagt, du hast Recht und wenn ich bald die Zeit finde, dann werde ich das auch mal tun.

 

Hallo Maia,
der Tom war eigentlich nur sachlich ...gemeint ....
Letztlich nervt es aber, wenn man ständig auf Leute trifft die sich so verhalten und letztlich ja nur von anderen verlangen und nichts selber geben.
Deine Einstellung mag tatsächlich eine andere sein, nun hat es Dich aber mal getroffen.
Denn: ... Kritisieren kann jeder, ohne Fachmannn/frau zu sein.
Ich kann dem Dachdecker auch sagen, dass er Mist gebaut hat, ohne mir anhören zu müssen: Mach es doch selber besser. Nein, das muss ich gar nicht. So ist es im Handwerk, Wirtschaft Politik und auch in der Kunst. Jeder der etwas erwartet, sei es Geld oder Beachtung muss mit der Resonanz leben.
Also, Du musst Dich nicht zurückhalten. Du hast eine Meinung und besser können brauchst Du es auch nicht!
Friedliche Grüße
3

 

Tag, Maia.
Mir geht es da ähnlich Zensur: Nett geschrieben, interessanter Beginn, aber leider bar jeglicher Spannung. Die Geliebte ersticht im Affekt die Ehefrau - das alleine ist doch ziemlich dürftig. Nun fordere ich nicht von jeder Geschichte eine überraschende Pointe, aber nach dem Lesen deiner Geschichte blieb ein Gefühl von Leere zurück: Ja, okay, ein Mord, und?
Nachdem du weder auf ein Whodunit, noch eine Pointe gesetzt hast, bliebe aus meiner Sicht nur noch übrig, die Folgen der Tat zu beleuchten: Wird die Mörderin von Gewissensbissen geplagt? Findet es ihr Geliebter heraus und wie reagiert er? etc.
Leider herrscht auch in diesem Punkt Fehlanzeige. Da fehlt einfach das gewisse Extra, um aus einer lesbaren eine interessante, spannende Geschichte zu machen.
Ist natürlich wie immer nur meine Meinung.

 

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