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Eine schrecklich nette Familienpackung

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04.11.2003
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Eine schrecklich nette Familienpackung

Langsam steigen die Temperaturen, der Frühling kommt und nicht mehr lange, dann ist auch der Sommer da. Erinnerungen an knappe Bikinis lassen mir jetzt schon den Schweiß auf die Stirn treten. Rituelle Grillabende im Garten, am Strand oder neben dem im Stau stehenden Auto lassen jetzt schon meinen Magen knurren. Wie freue ich mich auf diese Aussichten.
Aber der Hit eines jeden Sommers ist immer noch ein Samstag auf dem heimischen Balkon. Ich liege auf der zu diesem Zwecke aufgestellten Liege. Die Temperatur nähert sich unaufhaltsam der Marke bei der der Besuch einer Sauna Kühlung ist.
Ich träume von einem weißen Strand, ich höre sogar schon das Branden des Meeres an demselben.
Mit einem "Schatz, die Toilettenspülung klemmt irgendwie" aus meinen Illusionen gerissen blinzele ich vorsichtig meine Freundin an.
"Kümmere ich mich drum, wenn's kühler geworden ist", murmele ich eine Antwort, um kurz danach wieder auf Hawaii zu sein. Dieses Mal bin ich gerade dabei die Schönste der Strandschönheiten mit Hilfe eines Pürierstabes vor einem Hai zu retten, als ich wieder brutal aus meinen Phantasien gerissen wurde.
"Magst du auch so gerne Eiskaffee?"
Es ist der erste Sommer mit meiner neuen Flamme.
"Mach mir auch einen", kommt meine für dieses Wetter überraschend logische Antwort.
"Du hast kein Vanilleeis"
Ich weiß zwar nicht, woher sie das nun weiß, aber ich habe auch nicht genug Energie um ihr zu widersprechen. Zu mal ich sowieso nie genau weiss, was sich in meinem Kühlschrank befindet.
Ich werfe einen Blick auf meine Freundin, die selbigen mit einem erwidert, der mir eine glückliche Nacht verspricht. Im Anbetracht der Tatsache, dass zurzeit nachts sowieso nicht an schlafen zu denken ist, weiß ich was ich zu tun habe.
"Ich kann ja mal kurz los welches holen", sage ich.
Sie lächelt mich noch glücklicher an und gibt mir sofort entsprechende Hinweise. Frauen sind ja so praktisch orientiert.
"Dann nehm' aber nicht das von Schöller, das schmeckt nich'. Die haben doch noch nie Vanille gesehen. Und auch nicht diese ganz billigen Sachen. Kaufe 'ne Packung von Dr. Oetker. Aber die mit Bourbonvanille. Bekomms' du beim Marktkauf. Aber nicht den im Gewerbegebiet Süd. Die ham so unfreundliche Verkäuferinnen. Fahr' zu den am Stadion, du weißt schon, den am Ende der Fußgängerzone, bei Salamander. Findst du ganz einfach. Du gehst rein, immer geradeaus, biegst bei der Marmelade links ab, kommst denn bei der Butter raus, hältst dich nochmal links und denn siehst das schon. Und kauf' 'ne große Packung. Die ham so Familienpackungen. Die sind viel billiger. Die musst du nehm'. Voll lecker"
Birgit kauft immer große Packungen, Hauptsache sie sind günstig. Ich habe jetzt eine Fünf-Liter-Jumbo-Flasche Sonnencreme im Badezimmer, der Teufel mag wissen, wo sie die gekauft hat. Vermutlich hat sie das Zeug sogar bei ihm gekauft. Das macht angesichts der Temperaturverhältnisse die da unten herrschen durchaus Sinn. Sie meint es eben gut mit mir, also werde ich ihr den Gefallen tun und eine Familienpackung kaufen.
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"Ist es nicht ein tolles Auto, was ich mir da gekauft habe?!", denke ich als ich zum Parkplatz vor dem Haus komme. Es hat einen CD-Wechsler, so viele Airbags, dass ein Polizist nach einem Unfall mit diesem Auto als Opfer das Michelin-Männchen in seinen Bericht schreiben würde und schwarze Ledersitze hat das Auto natürlich auch. Als ich den Wagen öffne bekomme ich einen ersten Eindruck, was für eine Tortur es für Birgit gewesen sein muss, eine große Flasche Sonnencreme in einer Abteilung zu kaufen, in die kein Fahrstuhl hinunterfährt.
"Ein wenig Wasser könnte jetzt helfen", denke ich. Mein zweiter Gedanke: "In den paar Minuten von hier bis in meine Wohnung und mit einem Eimer Wasser zurück wird schon niemand das Auto klauen" Also drehe ich alle Scheiben runter und mache mich auf den Weg zurück in die Wohnung.
Tatsächlich, als ich zwei Minuten später mit dem Wasser unten ankomme steht das Auto noch so da, wie ich es zurückgelassen habe. Glücklich lächelnd tröpfele ich kühlendes Wasser auf den Fahrersitz. Die ersten Tropen verdampfen zischend. Nach ein paar weiteren Spülungen bleibt das Wasser auf dem Sitz zurück ohne sofort zu verdunsten. Todesmutig, einen peinlichen Besuch beim Urologen in Kauf nehmend, setze ich mich ins Auto.
Ich setze mich bequem hin, starte den Boliden und muss feststellen, dass mein CD-Wechsler doch nicht so diebstahlsicher ist, wie er in der Werbung angepriesen. Da das HiFi-Gerät nur einen Bruchteil des Autos gekostet hat, sehe ich mich als klaren Punktsieger.
Mein mittlerweile halb vertrocknetes Hirn darüber zermaternd, welchen Supermarkt ich noch aufsuchen soll, fahre ich los. Nicht, dass Birgit herausfinden kann bei welchem ich war, aber wenn ich mit dem falschen Eis zurückkomme, dann wird die Nacht für mich darin bestehen auf dem Balkon Mücken erschlagend zu versuchen in den Schlaf zu kommen.
Ein Telefonat und zweiundzwanzig Fliegen auf der Windschutzscheibe später weiss ich es wieder: Marktkauf bei der Fussgängerzone, Dr. Oetker, Familienpackung.
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Dort angekommen lasse ich mir von einer Verkäuferin den Weg zur Tiefkühltruhe erklären. Nachdem ich noch zwei ältere Hausfrauen gefragt habe - eine empfiehlt mir den Rosenkohl im Sonderangebot, von der anderen weiß ich jetzt, dass sie undankbare Kinder hat - finde ich tatsächlich die Tiefkühlabteilung.
Ich schreite an der Truhe entlang, vorbei an original italienischer, in Deutschland produzierter Pizza und an toten Meeresbewohnern in geometrischen Formen und komme schließlich beim Eis an. Dieser Bereich ist von Horden quengelnder Kinder und deren entnervten Müttern umlagert, ein Durchkommen scheint unmöglich. Der Satz "Ist das da hinten nicht der neue 3-Kanal-TV-Kanalykasator?" lässt die Sprösslinge erst aufhorchen und dann, einem summenden Bienenschwarm auf Pollen-Trip gleich, in den Technikbereich entschwinden. Stolz auf meine spontane Eingebung nähere ich mich dem Objekt meiner Begierde und finde sämtliche heimischen und südländischen Fruchtsorten in Eisform vor. Kurz schießt mir die Vorstellung eines Pfirsich-Maracuja-Baumes in den Sinn.
Aber habe ich wirklich erwartet Vanille vorzufinden? Erwartet schon. Am Ende meiner mentalen und körperlichen Kräfte angelangt habe ich definitiv keine Motivation noch einen Einkaufstempel zu betreten, dann nehme ich schon lieber eine Nacht auf dem Balkon und eine am Morgen danach nötig werdende Bluttransfusion in Kauf.
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Um zwei Liter Körperflüssigkeit in Form von Schweiß erleichtert komme ich wieder zu Hause an … und finde Birgit gut erholt und zufrieden mit einem Glas Eiskaffee auf dem Balkon vor.
Ich schnappe sowohl nach Luft als auch nach dem kühlen Getränk und nehme einen kräftigen Schluck. Tatsächlich, Vanille.
"Du doch noch Vanille gefunden?", kommt meine Frage.
"Naja, du hast so lange gebraucht, da bin ich halt zum Kiosk und hab' ein paar Magnums gekauft und geschält"
Ich habe die Nacht nicht auf dem Balkon geschlafen. Birgit auch nicht. Dafür gibt es weniger Mücken und kühler ist es auch noch … im Keller. Und die paar Spinnen werden sie schon nicht auffressen.

 

Hi Lemmi,

ich fand deine Geschichte sehr witzig und ja, Frauen sind manchmal so :-)
Am Anfang hat sich das ein wenig holprig gelesen, bis du ins Thema reingekommen bist. Auch waren einige Komma und Schreibfehler drin, aber das ist doch egal, denn das kann Word ausbessern :-)

Inhaltlich habe ich noch ein paar Fragen, wie z.B.
- Was für ein Eis hast du denn jetzt gekauft?
- Spricht deine Freundin wirklich so?
- Macht Wasser auf dem Sitz nicht einen nassen A****?
- Wieso kaufst du nicht die Billigmarke vom "MiniMal", die ist superlecker?

Aber das wars dann auch schon.

Hang on. Beste Grüße,
Ralf

 

Moin Lemmi,

Ja, das hat mir gut gefallen. Viele lustige Stellen waren drin, leider auch ein paar kleine Holperer, aber insgesamt echt witzig.
Gut gefallen hat mir auch die Umgangssprache der Freundin, dadurch wirkt die Figur lebendig - vor allem während ihren Kaufanweisungen.

Ich werfe einen Blick auf meine Freundin, die selbigen mit einem erwidert, der mir eine glückliche Nacht verspricht.
Das "selbigen" finde ich an dieser Stelle zu gestelz. Vorschlag: "Meine Freundin wirft mir einen Blick zu, der mir deutlich macht, was die Nacht noch für mich bringen wird"
der Teufel mag wissen, wo sie die gekauft hat. Die Vorstellung sie könnte sie genau bei diesem erworben haben,
Klingt für mich leicht holprig. Vorschlag: "Vermutlich hat sie das Zeug sogar bei ihm gekauft. Das würde angesichts der Temperaturverhältnisse (...)"
Sie meint es eben gut mit mir, also tu ich ihr doch den Gefallen und kaufe eine Familienpackung.
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"Ist es nicht ein tolles Auto, was ich mir da gekauft habe?!", denke ich als ich zum Parkplatz vor dem Haus komme.
Da habe ich den Faden verloren. Da der erste Satz in der selben Zeitform geschrieben ist, wie der restliche Text, dachte ich beim ersten Lesen, er hätte das Eis schon gekauft, als er wieder zum Wagen kam. Besser vielleicht: "Also werde ich ihr wohl den Gefallen tun und eine Familienpackung kaufen."
Auch das mit dem Wassereimer habe ich auf Anhieb nicht verstanden (was auch daran liegen kann, daß ich kein Auto habe und dieses Problem mir fremd ist).
Nachdem ich noch zwei ältere Hausfrauen gefragt habe - eine empfiehlt mir den Rosenkohl im Sonderangebot
Die Stelle hat mir am besten gefallen. Großartig.

Was noch offen bleibt, wäre die Frage, warum die beiden die Nacht im Keller verbringen werden...
Insgesamt aber eine wirklich gute, weil lustige Geschichte.

 

Danke ihr zwei für die doch sehr positiven Bewertungen :) Und ihr habt Recht, am Anfang hatte ich wirklich ein wenig Probleme in die Geschichte zu kommen, das gefällt mir auch nicht so 100%ig

@yofresh
Ich hab garkein Eis gekauft, gab ja nur diese blöden Südfrüchte ;)
Ich habe keine Freundin (@gnoebel ... und ein Auto habe ich auch nicht)
Das tut Wasser ab und an, ja, aber: :whocares: im Hochsommer?
Weil meine Freundin (in der Geschichte) keine Billigmarken will

@gnoebel
Danke für deine Tipps, ich habe sie mir gleich zu Herzen genommen und eingebaut. Was das Ende betrifft, ich wollte Rachen nehmen und nur Birgit muss in den Keller. Kommt nicht so deutlich raus, ich denke mir da noch eine bessere Formulierung zu aus

Bis zum nächsten Mal ... ich werde jetzt einen Eiskaffee trinken gehen :D
LEMMI

 

Salut Lemmi,

deine Geschichte hatte einige wirklich amüsante stellen. Die Sätze am Anfang waren etwas holprig zu lesen, was glaube ich daran liegt, das du ein paar Kommas zu wenig gesetzt hast. Wenn du da nochmal drüber schaust und die Kommas ersetzt, würde das das Lesen erleichtern. Das Ende war mir im ersten Moment nicht so ganz ersichtlich ^^, aber so im Nachhinein wird es klarer, dass er Rache nehmen will. Hehe.

Die Stellen fand ich besonders gelungen:

Dieses Mal bin ich gerade dabei die Schönste der Strandschönheiten mit Hilfe eines Pürierstabes vor einem Hai zu retten
und
Nachdem ich noch zwei ältere Hausfrauen gefragt habe - eine empfiehlt mir den Rosenkohl im Sonderangebot, von der anderen weiß ich jetzt, dass sie undankbare Kinder hat

Gruß,
Thorn :D

 

Ich habe das Ende ein wenig geändert, ich hoffe ich habe es damit klarer gemacht ;)

 

Hallo Lemmi
Tolle Geschichte. Aber eine Frage: Warum hat dein so tolles Auto keine Klimaanlage ?

Gruß Babylon

 

Hi Babylon,

danke für's Ausgraben und Gutfinden!

Das Auto hat keine Klimaanlage, weil...äääh...es hat eine, aber der Gute will ja möglichst schnell zum Einkaufen.

Gruß
Lemmi

 

Hallo Babylon,

hey, du hast noch einen Fehler gefunden ;) Danke! Ändere ich sofort in "Die mußt du nehm'".

Gruß
Lemmi

 

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