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Eine Tasse Tee

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07.07.2004
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Eine Tasse Tee

In einer viertel Stunde würde das Taxi kommen. Sie hatte also noch ausreichend Zeit für eine Tasse Tee.
Gedankenverloren füllte sie im Badezimmer den Wasserkocher. Hatte Sie auch nichts vergessen? Noch einmal ging sie die Liste durch, zum vierten Mal an diesem Morgen. Zahnbürste, Zahnpaste, Duschzeug, Klamotten für zehn Tage, das Handy. Wo war das Ladegerät?

Sie stellte den Wasserkocher auf den kleinen Nachttisch neben dem Bett und schaltete das Gerät an. Sie durfte nachher nicht vergessen, ihn in eine Tüte zu packen, sonst würde ihre Wäsche ganz nass werden.
Langsam fing das Wasser an zu kochen. Wo war sie gerade stehen geblieben? Ach ja, das Ladegerät. Irgendwo zwischen dem Mülleimer und dem Kleiderschrank hatte sie es am Abend noch gesehen. Als sie das Gerät endlich unter einem Stapel Socken fand, an den sie nicht gedacht hatte, kochte das Wasser bereits.

Aus einem Seitenfach ihrer Reisetasche kramte sie einen Teebeutel hervor. Ihre Mundwinkel verzogen sich zu einem ironisch, spöttischen Lächeln. Ein richtiger Tee wäre ihr lieber gewesen, nicht diese merkwürdigen Beutel, die nach nichts schmeckten.

Auf dem Nachttisch stand noch der Becher ihrer heißen Schokolade vom Vorabend. Eigentlich nutzte sie keinen Zimmerservice. Aber sie hatte sich allein gefühlt.

Sie ging ihre Liste weiter durch, während sie den Becher im Bad ausspülte. Schlafanzug, die Kamera, das Buch, die Präsente für die Kleinen. Die Socken lagen mit dem Ladegerät neben der Reisetasche auf dem Bett.

Sie legte den Teebeutel in den Becher und goss Wasser auf. Flüchtig sah sie sich ein letztes Mal nach Verschollenem um. Der Schrank war leer, das Bad geräumt, die Handtücher lagen auf dem Boden. Alles war eingesammelt, die restlichen Sachen lagen bereit. Sie nahm den durchweichten Beutel heraus und schmiss ihn weg.

Der einzige Stuhl im Zimmer war nicht besonders bequem, aber das Bett war „besetzt“. Vorsichtig schlürfte sie das heiße Wasser. Heute Mittag würde sie wieder bei ihrer Familie sein, in den Alltag zurückkehren. Vorbei war das Abenteuer, zehn Tage ohne sie durch die Welt zu gehen.
Sie trank ihren Tee aus, ließ den Becher auf dem Nachttisch stehen und packte die letzten Sachen in ihre Tasche. Das Taxi würde jeden Moment da sein. In der Tür blieb sie stehen und sah sich noch mal um. So sahen also zehn Tage Freiheit aus.

 

Hallo beff!

Eine Mutter/Ehefrau hat ohne ihre Familie Urlaub gemacht und packt nun ihre Siebensachen um nach Hause zu fahren. Das Resümee des Urlaubs ist, dass sie mit sich selbst nichts anfangen kann, wobei du darauf überhaupt nicht näher eingehst, sondern den Gedanken nur anreißt. Stattdessen schilderst du detailliert wie der Auszug aus dem Zimmer vonstatten geht. So liest sich der Text wie eine Anleitung zum korrekten Auszug aus einem Hotelzimmer. Die Protagonistin bleibt blass. Wieso sie diese Reise überhaupt angetreten hat, erfährt man nicht. War diese eine Art Flucht? Oder wollte die Frau zu sich selbst finden? Wieso weiß sie mit sich selbst nichts mehr anzufangen? All das wäre interessant, ist aber nicht zu lesen. Schade! So ist der Text für mich weder spannend noch hat er Tiefe.

Einen Satz habe ich nicht verstanden:

Der einzige Stuhl im Zimmer war nicht besonders bequem, aber das Bett war „besetzt“.
Wieso ist das Bett besetzt? Ist noch jemand mit im Zimmer? Wobei sie sich von dieser Person doch dann bestimmt verabschieden und nicht wortlos zur Türe gehen würde?

Viele Grüße bluebird

 

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