Was ist neu

Eine Taxivision

Mitglied
Beitritt
06.12.2001
Beiträge
61

Eine Taxivision

Aus dem alptraumhaften Taxi wieder heraus lichteten sich die Schleier meiner Sinne. Ich konnte klar denken und schritt durch einen dunklen Wald mit vielen kleinen Geschöpfen, die mich sanft ankicherten und umgarnten. Ich ignorierte sie, denn meinem Bewußtsein war nicht nach Zärtlichkeit, ich fühlte etwas tief in mir brodeln und brennen. Es verlangte danach aus mir auszubrechen, es wollte an die Luft, es wollte saubere, klare und freie Luft atmen. Es wollte das lebenswerte Leben leben .
Ich vernahm einen höllischen Knall, der mit einem grellen Blitz einherging und mir tief in die Seele schnitt. Plötzlich war die Stadt wieder um mich herum aufgetaucht und ich merkte, daß ich wieder zu Hause war. Geborgenheit machte sich in mir breit und ich beschloß mir einen kühlen, erfrischenden Drink zu genehmigen.
Ich ergriff die Tür mit der Absicht sie zu öffnen und sie fühlte sich pelzig an, ich wußte sie waren wieder da. Aber es sollte mir egal sein, ich konnte die Gestalten überall herumhuschen sehen und ich konnte ihre Gedanken förmlich riechen, dennoch betrat ich das Lokal, oder was es auch immer sein mochte. Ich setzte mich auf einen roten, übelriechenden Stinkmorchel an der Theke, an der eine häßliche Zwergenfrau mit vielen eiternden Geschwülsten im Gesicht die Neuankömmlinge begrüßte. Ich bestellte einen Drachentöter, oder hörte ich mich Rachentöter sagen? Ich bekam aber trotzdem das was ich bestellt hatte, was unter den gegebenen Umständen ein recht ungewöhnlicher Umstand war. Die Zwergenfrau verstand ihr Handwerk und das sagte ich ihr auch. Sie grunzte nur, was soviel bedeuten sollte, daß sie mich gern hatte, interpretierte ich. Ich hatte bis dato keine andere Zwergin getroffen. Das Gefühl tief in mir drin tauchte wieder auf und verschaffte sich gebührenden Respekt, denn es war nun körperlich spürbar. In meinem Mund machten sich Fluten selbstständig und ich wußte es war einer ihrer Angiffe. Mein Mund bewegte sich ohne mein Zutun und sprach mit fremden Zungen. Das Meer brach aus mir heraus und ich war froh und entzückt die Zwergin mit frischem Meerwasser versorgen zu können. Aber leider mögen Zwerge das Wasser nicht und meiden es sogar, das war auch der Grund dafür, daß mich die Zwergin von Golems, das sind riesige Monster, aus ihrem Heim schmeißen ließ. Ich befreite mich aber an der pelzigen Tür, denn sie war meine Freundin geblieben und breitete meinen engelsgleichen Flügel aus und flog davon. Ich muß wohl einen gute halbe Stunde geflogen sein, als ich merkte, daß meine Flügel verschwunden waren und ich abzustürzen begann. Der Boden kam mir unendlich schnell entgegen, doch zum Glück konnte ich den Sturz mit meinem Kopf so geschickt abfangen, daß ich den Rest meines Körpers nicht verletzte. Die Golems konnte ich noch von Weitem ihr gräßliches Lachen lachen hören, sie mußten meine Flügel auf irgendeine Weise entfernt haben. Gerissene Kerle, diese Golems. Nun war es aber an der Zeit zu fliehen und ich nahm die Beine in die Hand.
Ich rannte sicher zwei Tage und als ich wieder anhielt quoll das Meerwasser wieder aus meinem wunden Mund. Ich wußte, ich brauchte etwas zu trinken, denn Meerwasser entzieht bekanntlich Flüssigkeit. Ich hatte wieder eine Mission, seit langem hatte ich darauf gewartet. Der Elf, der tief im Wald lebte hatte viel von dem was ich brauchte und ich wußte intuitiv, daß er mir etwas von seinen Sustanzen abtreten würde. Aber wo war der Wald geblieben, in dieser Stadt kannte ich mich nicht aus. Der Feind war immer dann zu Stelle wenn man ihn nicht brauchte. Doch ich würde es auch so schaffen, ich war damals in der Blüte meiner Jugend und mir standen für einen normal Sterblichen ungewöhnliche Mittel zur Verfügung mit denen ich den Verlauf der Dinge kontrollieren konnte. Ich zog einen merkwürdigen Gegenstand aus meiner Tasche und zauberte mir damit im Nu ein Taxi herbei.
Doch der Feind schläft nicht und aus dem Taxi lachte mich ein vertrautes Gesicht an. Der Taxifahrer war weiter mutiert und ich erkannte ihn kaum noch wieder . Er war nur noch ein Häufchen Schleim, der widerlich stank. Aber ich konnte ihn erretten, mit einem wunderlichen kleinen Papierfetzen, den ich ihm auf die Stirn klebte, verwandelte er sich wieder in einen Menschen. Danach wies er mich einzusteigen und behielt den braunen fetzen Papier als Andenken an mich, was ich ihm nicht übel nahm, denn ich war dieser Zaubereien etwas überdrüssig geworden. Es können wohl keine Sekunden vergangen sein , denn als ich die Augen wieder aufschlug stand der Elf mit einer braunen Flüssigkeit vor mir und rettete mein jämmerliches Leben. Da Elfen Dankbarkeit verabscheuen, stand ich einfach auf und ging als der Elf sich an seine Arbeit machte die Neuigkeiten seiner Welt abzuhören. Ich schritt auf die Straße und hörte eine göttliche Sirene singen. Ich versuchte den Ursprung des Gesangs auszumachen und entdeckte, daß es sich um eine Himmelskutsche handelte, die gekommen war mich nach Hause zu bringen. Es machte auch nichts aus , daß sie sich sehr schnell und laut nährte, denn von so etwas hatte man schon gehört, die Götter machen sich manchmal etwas wichtiger als sie in Wahrheit sind. Doch ich unterschätzte die Kutsche, sie kam nicht um mich zu holen, denn sie hielt nicht an und ich stand im Wege. Zum weglaufen war es zu spät, ich mußte beamen, doch Captain Kirk war nirgends zu entdecken. Scotty hatte frei, das wußte ich. Noch ein Meter, laute Geräusche, die Sirene jaulte nun und sang , verdammt , immer die besoffenen Kutscher. Ein halber Meter, was nun ? Ich schloß die Augen streckte die arme aus und war auf der Titanic. Ich war frei. Ich war befreit von den Zwängen des Lebens und lebte nur noch hier auf dem Schiff auch liebevoll von den Passagieren Hindenburg genannt.
Und bald wurde es dunkel.
Ich glaube in fünfzig Zentimetern...

[Beitrag editiert von: francofranch am 17.01.2002 um 14:21]

 

Hallo Franco!

Danke, Du hast mir meinen Tag erheitert!

Freue mich schon auf die nächste Taxi-Geschichte....
(Kommt doch hoffentlich noch eine, oder?

Alles liebe
Susi

 

Hi Häferl,

das freut mich. Ich glaube das war es aber vorerst. Der Charakter steht ja kurz vor dem Tod, ihn noch zu retten, habe ich eigentlich nicht vor.

Gruss Franco

 

Wie kurz vor dem Ende klang schon die vorige. Drum staunte ich, als ich den Titel las....

Alles liebe
Susi

 

@Häferl:

Da hast du eigentlich recht, aber irgendwie bin ich nicht in der richtigen Stimmung dazu und das Feedback läßt auch zu wünschen übrig, was eventuell auf die Qualität der Geschichte hinweist(schnief).
Aber man soll niemals nie sagen.

Alles Liebe Franco

 

Hallo Franco!

Zitat: "das Feedback läßt auch zu wünschen übrig"

- Sie ist doch erst zwei Tage da. :)

Alles liebe
Susi

[Beitrag editiert von: Häferl am 13.01.2002 um 00:13]

 

Hi Häferl,

jetzt mittlerweile schon sehr lang.
Und ich fand sie so gut...

Gruss franco

 

Hallo Franco,

wirklich gelungene Geschichte.

Ich werde auf jeden Fall in nächster Zeit auf Taxi Fahrten verzichten...

Allerdings weiß ich nicht ob
vielleicht die öffentlichen Verkehrsmittel nicht noch alptraumhafter sind :-)

Nicht den Kopf hängen lassen wenn nur wenige (oder gar keiner) Antwortet. Immer weiterschreiben und weiterposten...

Lieber Gruß - Grasi

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom