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Eine unmögliche Begegnung
Als ich vor Kurzem nach der Arbeit noch zum Supermarkt ging, traute ich meinen Augen nicht. Gerade hatte ich Waschmittel sensitive aus dem Regal geholt und nach Gurken Ausschau gehalten, da erblickte ich an der Schlange vor der Kasse eine junge Frau. Ich erstarrte zur Salzsäule. Es war genau die, die mir schon dreißig Jahre lang nachts vor dem Einschlafen erschien.
Schnell, sonst war sie weg. Ich stellte mich an der anderen Kasse an. Den Rest des Einkaufszettels vergaß ich. Verflixt, das ging viel zu langsam. Endlich war ich draußen. Da sah ich sie ein älteres Fahrrad aufschließen. Ihren Einkauf hatte sie in einem Netz in ihrem Drahtkorb untergebracht. Beim Ausparken des Fahrrades drehte sie mir ihr Gesicht zu: Genau dieses Gesicht war es, nicht das fotografische Gesicht, sondern die Gesichtszüge, die ihr Wesen ausstrahlten, das ich wieder erkannte. Sie war keine Schönheit, kein Modelltyp und erst recht kein Girly. Sie war genau das Wesen, das ich seit langem kannte und vermisste.
Jetzt fuhr sie weg. „Sollte ich mit dem Auto nach fahren? Aber das geht doch nicht, nachlaufen ebenso wenig. Außerdem ändert sich dann mein gesamtes bisheriges, ruhiges Leben total.” Bis ich überlegt habe war sie um die nächste Ecke verschwunden. Ein Augenblick des ewigen Schicksalsfensters war kurze Zeit offen und ist nun wieder zu.
Völlig verwirrt fuhr ich nach Hause. Normalerweise hätte ich einen Autounfall machen müssen, aber es ging gut.
Allein zu Hause entstand ihr Bild wieder in meinen Gedanken: Körperlich gerade recht für mich, nicht zu groß, die Haare kurz, T-Shirt und kurze Hose normal, ihr Gesicht, ja ihr Gesicht, wie soll ich das beschreiben? Darin sah ich nicht ihre weiblichen Züge sondern ihre liebe Wesensart. Sie passte zu mir wie ein Puzzlestück in die Lücke, die man schon lange zu schließen versucht hat. Und plötzlich sieht man das Stück liegen. Man braucht gar nicht probieren, man erkennt mit einem überfallartigen Glücksgefühl, das Puzzlestück passt. So erschien mir ihr Wesen im Gesicht. Ich und sie, das wäre ein perfekter Mensch gewesen, eine niemals zuvor erreichte Einheit. Alle Unzulänglichkeiten des menschlichen Daseins wären ungültig. ...........