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Eine unmögliche Begegnung

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31.01.2008
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Eine unmögliche Begegnung

Eine unmögliche Begegnung​

Als ich vor Kurzem nach der Arbeit noch zum Supermarkt ging, traute ich meinen Augen nicht. Gerade hatte ich Waschmittel sensitive aus dem Regal geholt und nach Gurken Ausschau gehalten, da erblickte ich an der Schlange vor der Kasse eine junge Frau. Ich erstarrte zur Salzsäule. Es war genau die, die mir schon dreißig Jahre lang nachts vor dem Einschlafen erschien.
Schnell, sonst war sie weg. Ich stellte mich an der anderen Kasse an. Den Rest des Einkaufszettels vergaß ich. Verflixt, das ging viel zu langsam. Endlich war ich draußen. Da sah ich sie ein älteres Fahrrad aufschließen. Ihren Einkauf hatte sie in einem Netz in ihrem Drahtkorb untergebracht. Beim Ausparken des Fahrrades drehte sie mir ihr Gesicht zu: Genau dieses Gesicht war es, nicht das fotografische Gesicht, sondern die Gesichtszüge, die ihr Wesen ausstrahlten, das ich wieder erkannte. Sie war keine Schönheit, kein Modelltyp und erst recht kein Girly. Sie war genau das Wesen, das ich seit langem kannte und vermisste.
Jetzt fuhr sie weg. „Sollte ich mit dem Auto nach fahren? Aber das geht doch nicht, nachlaufen ebenso wenig. Außerdem ändert sich dann mein gesamtes bisheriges, ruhiges Leben total.” Bis ich überlegt habe war sie um die nächste Ecke verschwunden. Ein Augenblick des ewigen Schicksalsfensters war kurze Zeit offen und ist nun wieder zu.
Völlig verwirrt fuhr ich nach Hause. Normalerweise hätte ich einen Autounfall machen müssen, aber es ging gut.

Allein zu Hause entstand ihr Bild wieder in meinen Gedanken: Körperlich gerade recht für mich, nicht zu groß, die Haare kurz, T-Shirt und kurze Hose normal, ihr Gesicht, ja ihr Gesicht, wie soll ich das beschreiben? Darin sah ich nicht ihre weiblichen Züge sondern ihre liebe Wesensart. Sie passte zu mir wie ein Puzzlestück in die Lücke, die man schon lange zu schließen versucht hat. Und plötzlich sieht man das Stück liegen. Man braucht gar nicht probieren, man erkennt mit einem überfallartigen Glücksgefühl, das Puzzlestück passt. So erschien mir ihr Wesen im Gesicht. Ich und sie, das wäre ein perfekter Mensch gewesen, eine niemals zuvor erreichte Einheit. Alle Unzulänglichkeiten des menschlichen Daseins wären ungültig. ...........

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Helmut Held und willkommen,

wäre schöner gewesen, könnte ich dir auch was nettes zur Geschichte sagen. Stattdessen bin ich ehrlich – heutzutage ist das ja auch ein Kompliment - und sage: Diese Geschichte ist grottenschlecht!

Begründung?

Inhalt: Typ trifft im Supermarkt die Frau seiner Träume. Das ist sooo klischeehaft und alt, dass man nicht mal mehr Witze darüber machen kann – langweilig!

Form: Die Form kann manchen Inhalt retten, ist bei dir leider nicht der Fall. Sätze, Formulierungen, schief entstehende Bilder, einfallslose Sprache, die ab und zu besonders sein möchte und dann aufgesetzt wirkt – Alles in Einem ist das höchstens ein Schulaufsatz und … nicht mal ein guter.

Um das mal konkret zu machen:

Als ich vor Kurzem nach der Arbeit noch zum Supermarkt ging, traute ich meinen Augen nicht.
Gerade hatte ich Waschmittel sensitive aus dem Regal geholt und nach Gurken Ausschau gehalten, da erblickte ich an der Schlange vor der Kasse eine junge Frau. Ich erstarrte zur Salzsäule.
Ich dachte beim Lesen, es wird eine witzige Geschichte! „Waschmittel sensitive“, „nach Gurken Ausschau halten“ und „Salzsäule“? Da denkt man, die Frau wird ihn kaufen, sie hat bestimmt nach Salz gesucht.

Genau dieses Gesicht war es, nicht das fotografische Gesicht, sondern die Gesichtszüge, die ihr Wesen ausstrahlten, das ich wieder erkannte.
Ungelenker Satz! Und was ist ein fotografisches Gesicht? Hat ein solches keine Züge?

Jetzt fuhr sie weg. „Sollte ich mit dem Auto nach fahren? Aber das geht doch nicht, nachlaufen ebenso wenig. Außerdem ändert sich dann mein gesamtes bisheriges, ruhiges Leben total.
Na, dann ist es besser ihr nicht zu folgen!

Ein Augenblick des ewigen Schicksalsfensters war kurze Zeit offen und ist nun wieder zu.
Ein ewiges Schicksalfenster? Was soll das sein? Eine ewige Möglichkeit, die manchmal nicht möglich ist? Eine Möglichkeit, die möglicherweise ewig unmöglich ist? Das ewige Schicksal ist nicht vorbestimmt, man macht es selbst, aber das ist unmöglich? Du siehst: Die Metapher hinkt nicht nur, sie ist unsinnig!

Völlig verwirrt fuhr ich nach Hause. Normalerweise hätte ich einen Autounfall machen müssen, aber es ging gut.
„Autounfall machen müssen“ – was für eine Formulierung! Und stimmt, normalerweise muss jeder einen Unfall bauen, der seiner Traumfrau begegnet, sonst bekommt man (vom Schicksal?) einen Strafzettel. Oder der Erzähler macht einen Autounfall täglich, da hat er’s diesmal vergessen, aber es ging gut, weil es niemandem auffiel.

Allein zu Hause entstand ihr Bild wieder in meinen Gedanken: Körperlich gerade recht für mich, nicht zu groß, die Haare kurz, T-Shirt und kurze Hose normal, ihr Gesicht, ja ihr Gesicht, wie soll ich das beschreiben?
Da kann man die Verliebtheit so gut herauslesen! 60 Kilo Traumfrau bitte, 1,70m, schmal in der Taillie, dafür’n bissl mehr Brust und Arsch. Ach ja, die Haare bitte kurz. Verpacken Sie sie bitte in T-Shirt und Hose, ich hole sie, wenn ich fertig bin. Ich freue mich schon so…

Ja, dann kommt noch die alte Geschichte mit dem Puzzlestück und den zwei Teilen, die zu einem werden usw. und zum Schluss noch ein gaaaanz besonderer Satz.


Tja, sorry.
Gruß

Kasimir

 

Hallo und herzlich willkommen im Reich der unerbittlich gnadenlosen Kritik! (Wie schon Kasimirs Beitrag beweist... :D)

Na, so grausam schlecht fand ich's nicht.
Aber es stimmt: Die Sprache ist recht einfallslos (siehe die Salzsäule - die Metapher ist echt tot) und du hältst dich, für meinen Geschmack, zu lang mit Oberflächlichkeiten auf: Da wird das Fahrrad beschrieben, der Drahtkorb angesprochen, aber als du dann auf die Frau selbst eingehst, gelingt es dir nicht, die Verliebtheit in die Beschreibung mit hinein zu retten.
Was ich meine: Es ist doch egal, ob die Frau ein T-Shirt an hat oder wie groß sie jetzt genau ist. Wenn du ein so verehrtes Wesen beschreibst, dann sollten die Ausführungen über das Äußere hauptsächlich dazu dienen, die Gefühle, die der Protagonist ihr entgegen bringt, dem Leser zu vermitteln. Darauf eben verzichtest du.
Auch sonst würde ich mir mehr Gefühl und weniger Präzision bei unbedeutenden Details wünschen:

Es war genau die, die mir schon dreißig Jahre lang nachts vor dem Einschlafen erschien.
Schnell, sonst war sie weg.
Hinter dem Absatz, da fehlt was: Wie erscheint sie ihm im Traum, wovon träumt er genau? Was fühlt er dabei? ...

Das Grundmotiv der einen verpassten Gelegenheit ist für mich ein faszinierendes. Aber diese Thematik streifst du hier leider nur, du dringst nicht in sie ein.

Ach ja, das hier ist ein bisschen verunglückt:

Ein Augenblick des ewigen Schicksalsfensters war kurze Zeit offen und ist nun wieder zu.
Richtig müsste es wohl heißen: "Für einen kurzen Augenblick war das ewige Schicksalsfenster offen gewesen, doch nun war es wieder zu." Schließlich ist ja das Fenster offen und nicht der Augenblick, da ist bei dir der Bezug verrutscht.

Ansonsten noch viel Spaß hier und bloß nicht entmutigen lassen! ;)


Gruß,
Abdul

 

Hallo Helmut,
ich muss mich leider den beiden ersten Kommentatoren anschließen, der Überflieger ist die Geschichte nicht.
Ich will aber auch nicht weiter darauf einhacken, schließlich hab ich auf dieser Plattform selbst noch nichts großartiges gerissen ;)

Daher vielleicht zwei Tipps:
- Längere Sätze! Abgesehen von der bereits angesprochenen "Ungelenkheit" einiger Formulierungen, täte es dem Lesefluss ganz gut, wenn nicht nach jedem dritten Wort ein Punkt käme.

- Wenn du bereits aus den Gedanken deines Protagonisten heraus schreibst, brauchst du "wörtliche" Gedanken eigentlich nicht extra in Anführungszeichen setzen (z.B. bei "Sollte ich mit dem Auto nachfahren? [...]"). Zumindest empfinde ich die an der Stelle persönlich als störend...

Ansonsten nur noch eins, auch eine Geschichte mit klischeehaftem und altbekanntem Inhalt, kann mit ein wenig Phantasie und Witz doch auch lesenswert sein. Also lass dich nicht abschrecken, dass etwas schon mal da war, heißt noch nicht, dass es nicht trotzdem neu sein kann.

Gruß, H.D.

 

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