Eine verdammt lange Geschichte…
„... willst Du mir erzählen? Nein, danke!“
Da ist er also wieder. Steht neben mir, wirft mir Novellen an den Kopf und fragt sich, warum ich ihn nicht leiden kann. Was glaubt dieser Mensch überhaupt, wer er sei? Woher nimmt er sich das Recht, mein Gehirn in all den schönen Trancen, die ich eigentlich geniessen möchte, so überzustrapazieren? Gut, wir sind Freunde alter Schule, lernten uns in Kiffer-Lounges, Fixer-Stübchen und Saufkantinen kennen und haben lange Zeit über viel zusammen unternommen, jedoch scheint es, als käme dieses unvernünftige Individuum gar nicht mehr aus dieser Drogenwelt heraus. Da steht er, hier geht er, dort liegt er,… warum muss da, hier und dort immer in meiner Nähe sein?
„Ich habe sie aber extra für Dich verfasst!“, spricht er gereizt. Sein Körper wirkt irgendwie fahl, totengleich. „Muss das sein?“, frage ich.
„Müssen tut natürlich nichts, was mich aber nicht davon abbringt.“
Ich hasse diesen Spruch, vielleicht deshalb weil ich ihn oft selbst als Rüstung für meine Ideen trage.
„Mhmpf..“, gebe ich von mir und widme meine Aufmerksamkeit dem bisschen Schnee, das geformt als Linie auf dem Tisch liegt. Er beginnt mich zu pieksen, zu stupsen. Diesmal versuche ich nicht zu reagieren, denn dies würde nur wieder zu endlosen Diskussionen darüber führen, ob „Allein-Gelassen-Werden“ nun etwas ist, das man sich erkämpfen muss oder zu den bereits gegebenen Grundbedürfnissen gehört. Diskutieren? Das schlimmste daran ist ja noch, dass wir gar nicht diskutieren können, er und ich. Vermutlich deshalb, weil wir ewig und immer, worum es sich auch handelt, der gleichen Meinung sind.
„Okay, okay! Vielleicht ist die Geschichte doch nicht so lang.“
Ah, er möchte verhandeln. Warum ist dieser Mensch nur so stur und akzeptiert kein ‚Nein’?
„Diesmal nicht, ja? Lass mich wenigstens diesen Abend in Ruhe. Du bist jedes Mal bei mir, wenn ich mich entspannen möchte. Du gönnst mir keine Zeit für mich…“
Ich hasse diesen Typen. Wie kann man nur so stur sein? Wie kann man nicht akzeptieren, was ist. Er stochert weiter auf mich ein…
„Worum geht es diesmal?“ Ich resigniere schlussendlich. Kraftlos, nach zwei Minuten.
„Es ist eine vielleicht doch nicht so verdammt lange Geschichte darüber, wie ich einmal meinen Vorgesetzten angeschossen habe!“
Wie immer ein Erlebnis, das mir so vertraut vorkommt. Wieso erinnere ich an eine solche Situtuation? Ich glaube, wir schauen dieselben Filme.
„Mh, wir versuchen noch einmal die Levomepromazin-Dosis zu erhöhen, bevor wir auf Butyrophenone umsteigen, oder?“