Eine Zugfahrt, die ist ...
Gerade noch geschafft, obwohl auch er verspätet. Beim genervten Buschauffeur mit mühsamem Aufwand die alltäglichen Worte herausgepresst, den Fahrschein gelöst und auf eine freie Sitzgelegenheit spähend, bleibt mir wie jeden Früh-Morgen mich auf meinen zwei Beinen zu halten versuchen. Eine ziemlich schwierige Angelegenheit, bedenkt man, seit knapp zwanzig Minuten unter den Wachen, ohne Frühstück im Magen und in der Obhut eines noch immer und auch immer bleibenden, genervten Buschauffeurs, der mit aller Verzweiflung versucht, den doch zu straffen Fahrplan einzuhalten.
Doch wie schön ist die Welt des Busfahrens wieder, wenn man am Perron vor den leeren Geleisen steht, die dann von einem und dann noch zwei weiteren „Kollegen“ zuerst mit horrendem Tempo und dem dazugehörigen Windstoss unter die Räder genommen werden, bis dann er endlich kommt.
Was ist die Laune eines Buschauffeurs, wenn einem der beissende Gestank der Bremsklötze-Gummi-Metallmischung in alle nur erdenklichen Körperöffnungen steigt? Was stört mich eine fehlende Sitzgelegenheit, wenn die quietschenden Bremsen meinem Trommelfell an den Kragen wollen?
Autofahren, das muss die Lösung sein?! Doch wie, wenn mir Medien, Umfeld und mein Gewissen, oder ist es mein Verstand, einbläuen, öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen?
Heute scheint mein Glückstag zu sein; ein freier Sitzplatz ist in Sichtweite. Rasch noch den eilenden Konkurrenten gegenüber im Gang ausgestochen und schon finde ich mich auf der steifen Sitzbank wieder. Über die viel zu breiten Oberschenkel meiner Banknachbarin kann ich hinwegsehen. Auch die monotone Musik aus den Kopfhörern des Teenagers links vor mir lassen meine Nerven nicht reissen. Aber als die Person, weiblichen Geschlechts, dies erkenne ich übrigens ausschliesslich an den Tampons in ihrer weit geöffneten Handtasche, mich von gegenüber mit einem überwältigendem Mundgeruch auf meine aktuelle Schullektüre anspricht, ist zumindest der Morgen dieses Alltags gelaufen. Und weil mir Höflichkeit gelehrt worden ist, unterhalte ich mich Wohl oder Übel noch eine ganze Weile. Zwischendurch gelingt mir ein verstohlener Blick aus dem Fenster und ich sehe all die Autofahrer, mit einem fast spitzbübigen Lächeln.
03. Sep 03 lym