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Einer Morgens wachte ich auf und stellte überrascht fest, dass...
Eines Morgens wachte ich auf und stellte überrascht fest, dass...
Eines Morgens wachte ich auf und stellte fest, dass ich schweißgebadet war und nur mit meiner Unterwäsche bekleidet. Meinen Körper durchfuhren Schmerzen und ich hatte das Gefühl das ich meine rechtes Bein nicht mehr lange unter Kontrolle haben würde. Ich drehte mich zu Simon und versuchte ihn Wachzukriegen, was aber nicht möglich schien. Als ich sah das er ein Auge öffnete flüsterte ich ihm zu das er mir einen Schuss setzten sollte aber er drehte mir nur seinen Rücken zu und murmelte, ich sollte das selbst erledigen.
Mit zitternder Hand griff ich nach einem Gummiband das auf dem Nachtkästchen lag. Ich band damit so gut es ging meinen linken Arm ab und machte meine Faust immer wieder auf und zu. Ich versuchte meine andere Hand so ruhig wie möglich zu halten um mit der Spritze, die ebenfalls leicht erreichbar auf dem Nachtkästchen lag, die schöne Ader die ich fand, nicht zu verfehlen. Nachdem ich auch den letzten Tropfen meines tödlichen Liebhabers in meinen Körper gespritzt hatte verspürte ich eine mir schon bekannte Wärme und Leichtigkeit und auch mein Zittern ging von Sekunde zu Sekunde zurück. Wieder drehte ich mich zu Simon und küsste seinen Rücken, ich liebte seinen Duft allerdings kann ich nicht sagen wonach er roch, es war einfach der Duft von Simon. Simon drehte sich zu mir so dass ich seine Smartaktgrünen Augen sehen konnte.
Als ich Simon vor drei Jahren kennen lernte hatte nannte er sich noch Patrick und er was der vollkommenste Mann den ich je gesehen hatte. Damals trug er seine schwarzen Haare schulterlang, und er hatte wunderschöne Lippen die manchmal nach Bananen schmeckten.
Alles was ich heute bin habe ich ihm zu verdanken. Ich weiß nicht ob ich ihm dankbar sein sollte aber ich weiß dass ich ihn liebe. Wenn es auf dieser Welt liebe gab dann war es das was ich für Patrick und inzwischen auch für Simon empfinde. Ich strich Simon übers Gesicht und fühlte nicht die Babyglatte Haut von früher sondern stoppelige und an manchen Stellen vernarbte Haut. Er hatte tiefe Augenringe die ihn müde wirken ließen. Als er meine musternden Blicke sah sagte er mit dem Lächeln, dass ich so liebte, dass ich auch nicht viel besser aussehen würde. Er gab mir einen flüchtigen Kuss auf die Stirn und ging in ein verdrecktes Zimmer dass er Küche nannte.
Nach 15 Minuten kam er mit Kaffee und ein paar Scheiben Toastbrot zurück. Da wir beide nichts Wichtiges zutun hatten konnten wir jeden Morgen zusammen frühstücken.
Manchmal ging ich danach zur Schule aber das kam nicht allzu oft vor. Ich konnte es nicht leiden wie mich die Leute in der U-Bahn ansehen und sich von mir wegsetzten oder mich Junkiebraut nennen. Die Schule war mir sowieso egal solange ich Simon hatte. Simons Meinung zur Schule kannte ich nicht, er redete nicht viel über seine Vergangenheit. Wenn ich darüber nachdenke fällt mir auf dass ich nicht besonders viel über ihn wusste, auch wusste ich nicht warum er seinen Namen änderte oder warum er nie lange in einer Wohnung blieb.
Dieser Tag war wieder so ein seltener Schultag. Nach dem Frühstück zog ich mich an und versuchte meine Haare einigermaßen gepflegt erscheinen zu lassen was mir aber nicht gelang. Aus Frust über mein Aussehen, meine Haare, mein Leben und meine Zukunft fing ich an zu weinen und sank auf den Boden nieder. Simon kam zu mir streichelte mich und flüsterte mir zu das ich heute zum letzten Mal leiden müsste. In diesem Moment verstand ich nicht was er meinte. Er küsste meinen Hinterkopf und sagte ich bräuchte mir keine Sorgen zu machen und fing an dann an zu singen.“ My baby will grow up. My baby will leave me tomorrow, but i will love her forever. Oh baby tell me how is the life out of my head. I know one day you will come back to me...”
Jedes Mal wenn es mir schlecht ging sang er dieses Lied obwohl der Text etwas Melankolisch ist beruhigt er mich, weil ich wusste dass dieser Song von uns handelte.
Ja... und er hatte recht sein Baby wird erwachsen und sieht die Welt anders als er aber ich werde immer zu ihm zurückkehren und das wusste er. Ich wollte nicht mehr zur Schule sondern hier auf dem Boden in seinen Armen bleiben aber er sagte ich sollte zur Schule gehen und nie vergessen das er alles tun würde damit ich glücklich bin. Er küsste mich und sagte das egal was jemand anderer sagen würde ich sollte wissen dass er mich immer lieben würde, er drehte sich um und ging zum Fenster. Ich wusste dass ich jetzt gehen muss aber ich hatte Angst was passieren würde wenn er alleine war. Während der ganzen Zeit in der Schule saß musste ich die ganze Zeit daran denken was er zu mir sagte, er hatte noch nie zuvor gesagt das er mich liebte. Nach vier Stunden lief ich so schnell ich konnte zu seiner Wohnung, ich öffnete die Tür und auf dem Weg zum Bett zog ich mich bis auf die Unterwäsche aus. Als ich im Schlafzimmer ankam sah ich Simon nackt auf dem Bett liegen.
Er war tot er hatte sich den berüchtigten „Goldenen Schuss“ gesetzt. Jetzt verstand ich seine Worte von heute Morgen...
30 Jahre später: Ich habe mein Leben selbst in die Hand genommen und bin inzwischen Teilhaberin einer Anwaltskanzlei und weiß jetzt dass ich Simon bis auf eine Sache nicht dankbar zu sein brauchte. Das einzige was mir ermöglichte eine Zukunft zu haben war, so grausam es auch klingt war, sein Tot. Ich weiß dass mein Rendezvous mit dem Sensenmann immer näher rückt und ich meinen Liebsten dann wieder sehen werde.
... I know one day you will come back to me...
ENDE