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Eines Rauchers Suchtverhalten
Schon seit Jahren bin ich ein starker Raucher. Es gibt kaum eine Minute, die ich ohne Inhalation von Giftstoffen wie Benzol, Kohlenmonooxid und Teer bestehen kann. Experten reden hier von Sucht.
Meine Wenigkeit nennt es Gewohnheit.
Aus den Medien erfährt man vermehrt, welche Schäden zu starkes Rauchen mit sich bringt: Raucher sterben an Lungenkrebs, Verengung der Herzkranzgefäße oder anderen schrecklichen Krankheiten, welche die Folgen sind, wenn man regelmäßig qualmt.
Ich nenne das unglückliche Nebenwirkungen.
Mein Chef kam neulich zu mir ins Büro, um mir mitzuteilen, dass zukünftig Angestellte, die rauchen, weniger Lohn erhalten, da sie für ihre Pausen doppelt so lange brauchen wie Nichtraucher. Er nannte es eine Selbstverständlichkeit.
Ich sagte ihm, es sei eine Frechheit.
Nach der Arbeit fahre ich gewöhnlich mit der U-Bahn nach Hause. Neuerdings ist das Rauchen am Bahnsteig verboten, was ich nicht wusste. Sie schmeckte, meine Zigarette. Doch schon kam ein Ordnungshüter auf mich zu. Er verlangte 20 €, die ich sofort zahlen musste. Der Ordnungshüter bezeichnete es als Strafe.
Ich blieb bei meiner Meinung, es sei eine Unverschämtheit.
Während der Fahrt überdachte ich meine Gewohnheit. Eigentlich führt ein Raucher ein sehr armes Leben. ‚Die Sucht lässt ihn nicht los’ sagt der Psychologe über den Raucher. Um seiner Sucht nachgehen zu können zahlt er jeden Preis, geht Gesundheitsrisiken ein und ärgert sich über Benachteiligungen im ganzen Leben. Für mich aber ist das keine Sucht sondern eine eigene Lebensweise. Außerdem sind die Fakten maßlos übertrieben. Wie man sieht, lebe ich trotz all der Strafen, Benachteiligungen und dem Gift in der Lunge. Sterben werde ich so schnell nicht.
An der nächsten Station stieg ich aus. Da meine Packung schon wieder leer war, nahm ich einen Zigarettenautomaten ins Visier, der mit Schubladen funktionierte. Ich warf meine vier Euro ein, in der Hoffnung dafür 20 mal 5 Minuten vollen Genuss zu erhalten. Die Schublade jedoch verweigerte mir mein Glück: sie ging nicht auf. Mit aller Gewalt zog ich daran, bis ich sie in der Hand hatte. Mit ihr lag ich nun unbequem auf den Gleisen und wurde von einer U-Bahn überrollt. Die Polizei nannte es einen tragischen Unfall. ‚Die Folge der Sucht eines Rauchers’ schrieb die Zeitung.
Mein kläglicher Rest nannte es einen dämlichen Zufall.