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Einkaufen mit der Freundin

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20.11.2006
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Einkaufen mit der Freundin

Einkaufen mit der Freundin
Oder
Warum ein kaputtes Auto die reinste Goldgrube ist

Es begann alles in einer unruhigen Freitagnacht. Der Wind heulte wie ein einsamer Schlosshund und wurde nur ab und an von dem Prasseln eines kleinen Regenschauers verdrängt. Es war Anfang Oktober und es lohnte sich durchaus jetzt schon den Keller mit genügend Brennholz einzudecken. Ich lag so in meinem frisch bezogenen Bettchen und starrte ängstlich an die Decke. Mit schweißperlen auf der Stirn blickte ich zur Seite. Meine Freundin lag neben mir. Sie schlief tief und fest. Noch umgab sie ein angenehm ruhiger Frieden. Wahrscheinlich träumte sie schon von einer wundervollen Prinzessin. In wundervollen Farben schimmernd, ein Glanz von einer Frau. Diese Frau war zweifelslos sie.
Ja, morgen ist es so weit. Ich hab mich zum shoppen breit schlagen lassen. Ich Idiot hab ihr gesagt, dass ich den Samstag frei habe und deswegen meine Schwester besuchen wolle. Auf dem Weg wollte ich mir dann noch ein paar neue Fußballschuhe kaufen. Auf das Wort „Kaufen“ reagierte sie prompt- wie ein Adler der eine fette Maus gesichtet hat. „Oh fein! Kann ich mit kommen?“ hat sie gefragt. Ich hätte am liebsten geantwortet: „ Ich hab mich vertan, ich hab morgen nicht frei oder am besten noch, hey watte mal, ich hab gar keine Schwester!“ Aber als ich in ihre hoffnungsvollen Augen blickte schmolz ich dahin wie ein Pfund Butter in der Sonne. Mein Pech, ich habe mich schon nach dem letzten Mal 3Wochen lang in eine Selbsthilfegruppe begeben müssen. Wie würde es mir wohl morgen er, er, gäääähhn- miap miap! Langsam unsicher viel ich in einen unruhigen Schlaf, in dem ich einen merkwürdigen Traum hatte. Ich hang an einem Haken in meinem Kleiderschrank. Vor und hinter mir hangen andere Männer. Dann sah ich meine Freundin, wie sie mit zwei anderen vor dem Spiegel stand und vor sich hin murmelte: „Hhm, heute zur Beerdigung nehm ich mal den schwarzen mit!“----YARGH!!!----
Ich schreckte auf, mein Rücken war nass geschwitzt. Meine Freundin drehte sich im Schlaf zu mir und streckte ihren Arm aus. Instinktiv zuckte ich zurück. „Nun mal langsam Junge, das ist deine Perle und kein Zombie!“ redete mein Gewissen beruhigend auf mich ein. „Du hast die Hosen an“ mit diesen Worten schlummerte ich wieder ein und schlief diesmal tief und fest. Zumindest für den Augenblick!
Pünktlich zwei Stunde zu früh, um genau 9,00Uhr, stach mir die gelbe Sau die Augen auf. „...Wrrarrr...Mach die Schalosien wieder runter!“ murrte ich in das trübe Grau vor meinen kleinen Äuglein. „Oh, is mein kleiner Brummbär etwa noch müde?“ sagte sie während sie sich neben mich setzte und mir mit dem Finger auf die Nase stupste. „Ja isser!“ antwortete ich drehte mich zur Wand und wickelte mich in kalte Luft ein. Als ich merkte dass sie mir die Decke weg gerissen hatte, stand ich auf und taumelte zum Badezimmer. Als ich die Tür öffnete boxte mich schon der erste Parfümschwall aus den Socken. Mit einem letzten Aufbäumen riss ich mir die Boxershorts von den Lenden und hechtete unter die Dusche. Ich drehte den roten Hebel ganz auf und den blauen nur ein ganz kleines Stückchen. Was folgte war alles andere als angenehm. Kaltes klares Wasser! Ich bekam Gänsehaut, zitterte und Mr. Freudenspender verzog sich tief unter seinem Rollkragenpullover.
Bibbernd suchte ich nach dem Grund der Misere und fand ihn auch. Ich sah noch Schaumreste in der Badewanne. Oh mein Gott! Wie schafft man es eigentlich so früh morgens zu baden, fragte ich mich empört. Ich fror wie ein Affe auf na Eisscholle.
Nachdem ich den Körper flüchtig mit Seife konfrontiert hatte sprang ich aus der Dusche- wach wie nie! Am Radio lief gerade „I am Beliver“ und mein Zimmer kam mir nach der Dusche angenehm warm vor. Meine Freude verflog jedoch schnell als mein Blick auf Lisa fiel. Lisa= fertig angezogen. Sie hatte diese Handtasche um. Diese eine Handtasche. Diese Handtasche, die sie nur zum Einkaufen trug.
Ach verdammt! Das Beste verdängt man auch immer zum Schluss!
„Hi Schatz, ich wär dann soweit“ sagte sie und gab mir einen Kuss auf die Backe. Meine Gedanken stürzten ins Bodenlose.
Nach fünf Minuten rollte unser Auto bereits die Einfahrt runter. Mit finsterer Miene saß ich im Auto und hörte RAMMSTEIN! Ich versuchte mich zu entspannen. „Och Schatz! Ich finds ja so prima das wir mal zusammen weg fahrn, das sollten wir öfter mal machen!...Is irgendetwas?“ nahm ich düster von der Beifahrerseite war. Im Geiste mischte ich meinen eigenen Song zusammen:
Ich fahre jetzt einkaufen, meine Freundin kommt mit!
Ich verdiene das Geld, sie gibt es aus!
Ich mach die Kinder, sie lässt sie raus!
Ich sitze hinterm Lenker, holts der Henker!
I am going down, down, down…

“So, da wären wir.“ kommentierte ich das Einparken meines Wagens in der Tiefgarage des Sterncenters. „Na, endlich!“ erleichterte sich meine Angebetete, packte mich am Arm und drängelte los! Zwölf Sekunden später stand sie in der ersten Umkleidekabine und zwang sich in ein ihr viel zu enge Jeans. Man hörte den Stoff der Hose gequält aufschreien als sie ihre zu breite Hüfte hinein zwang( Lisa verzeih mir!). „Kerr! So ein Mist. Die fällt aber klein aus!“ fluchte sie während sie versuchte den Knopf ins Loch zu pressen. „Die Größe passt mir doch sonst immer. Ich muss da rein passen!“ sagte sie, bis die Zähne zusammen, hielt die Luft an und konzentrierte ihre gesamte verbliebene Kraft auf diesen einen Vorgang. Und Geschafft! Der Knopf war drin und pppppppppffffffffffffffttttttttttt!!!!!!!!!!!!!!--- zischte er an mir vorbei. Ein Verkäufer stand grad etwas weiter hinter mir und guckte mich ausdruckslos an. Ja, er starrte förmlich. Nein, er erstarrte. „Entschuldigung, das tut mir leid, äh, ich meine meiner Freundin tut es, äh, uns tut es leid, sehr..“ begann ich, doch mir stockte der Atem als ich es sah. Aus seinem Bauch fiel ein feiner Lichtstrahl auf den Teppich. Oh mein Gott. Es war grausam. Etwas Rot sickerte noch das Weiß des Hemdes hinab bevor er kerzengrade vorne rüber kippte und auf dem Boden knallte.
„Na toll jetzt ist er tot!“ herrschte ich Lisa an. „Ja, aber dafür hab ich jetzt einen neuen Schal! Na, komm schon. Ich brauch noch ne neue Hose, die hier fallen viel zu eng aus.“ sagte sie und stolzierte über den Kadaver. Und da soll noch mal einer sagen wir Verkäufer hättens leicht. Und meine Freundin geht beim Shoppen wirklich über Leichen!!!!!

Weiter ging es dann bei New Yorker. Sie probierte mindestens eine Stunde fünf verschiedene Hosen an, bevor sie sich für die erste entschied. Preis= 80€( Kassenbon immer verwaren- Vater bezahlt!). Ich hingegen probierte eine Hose an. Sie war bequem, mehr Ansprüche stell ich gar nicht. Preis= 29,95( selbst dabei musste ich mich überwinden) Zum Tathergang: Das war folgender Maßen. Lisa nahm sich, nach langem Stöbern im Regal, endlich eine Hose in ihrer (Wunsch-) Größe. Dann ging sie in die Umkleide. Als sie raus kam ging sie vor den Spiegel musterte sich kritisch und stellte dann die alles vernichtende Frage: „Na, was meinst du?“ Ich antwortete: „Sieht gut aus!“
Lisa: “Wirklich?“
Ich: „Ja klar- wirklich!“
Lisa: „Kannst ruhig sagen, wenn sie dir nicht gefällt.“
Ich: „Sie gefällt mir aber, echt sie passt zu dir!“
Lisa: „Wieso denn ausgerechnet zu mir? Meinst du etwa ich bin dicker geworden?“
Ich: „Nein, natürlich nicht!“
Lisa: „Auch nicht nur ein kleines Bisschen?“
Ich: „Jetzt mach dich doch nicht verrückt.“
Lisa: „Ja, aber komm schon, so ein kleines Bisschen am Bauch.“
Weil ich ihr als höfflicher und zuvorkommender Gentelman nicht wider sprechen wollte schaufelte ich mir mein eigenes Grab mit den Worten: „Ja okay, vielleicht ein kleines Bisschen.“
In dem Moment verfinsterte sich der Himmel und ein grauer Schleier aus Schwefeldämpfen umhüllte meine kleine Seele. Lisa bekam rote Augen und schoss zu einem riesigen Monster heran. Ich stand auf dem Rande eines riesigen Kochtopfes, in dem Lava blubberte und brodelte. Flammen schlugen überall um mich herum auf. Die Herrin der Fliegen schaute scharf auf mich herab und ihre basslastige Stimme dröhnte auf mich nieder. „Du hast deine Mitmenschen zu tiefst beleidigt. Dafür wirst du büßen in der Suppe der quälenden Schande!“
Sie schleuderte die Mistgabel nach mir. Ich duckte mich zwar rechtzeitig doch verlor ich das Gleichgewicht und stürzte hinab. Die Suppe zerbrannte meine Haut und fraß mir die Seele aus dem Leib.
Okay, ich gebe es zu. Sie war beleidigt und hat mich fünf Minuten böse angeguckt und nicht mehr mit mir geredet.

Als wir dann bei New Yorker raus waren begaben wir uns in Richtung Deichmann. Aber leider blieben wir an dem Schaufenster von Orsay hängen. „Hey, schau doch mal. Die Handschuhe mit den Bären drauf. Die sind aber süß. Und die kosten nur 5€!“ Alles klar- Rein! Als wir raus kamen fühlte ich mich gut. Echt gut. Wir hatten wirklich nur die Handschuhe gekauft, mehr nicht. Dann allerdings passierte etwas ähnliches vor Nanu Nana. Ich traf einen Kollegen vom Fußball und verwickelte mich in ein Gespräch über die verschiedensten Dinge. Lisa sagte: „Ich geh mal kurz rein. Vielleicht find ich ja noch ne Kleinigkeit für irgend einen Geburtstag.“
Sie ging rein. Endlich reine Luft. „Sag mal, ist deine Frau auch so schlimm beim Einkaufen wie meine?“ beugte ich mich ein wenig flüsternd zu Silvio hinüber. Er blickte in die Luft und wirkte dabei doch recht gefasst. „Weißt du...“ fing er an und nahm mich beiseite. „...das ist bei Frauen ganz normal, ich glaube das liegt an den Genen. Wir Männer haben Fußball- Gene und Frauen haben Einkauf- Gene. Wir müssen nur damit umgehen können.“ Er schaute mir jetzt in die Augen und wurde plötzlich tot ernst. „Das wird mit dem Alter sogar noch schlimmer! Meine Frau, die führt ja bei uns den Haushalt. Tja, und da wird’s auch schon mal langweilig wenn man den ganzen lieben langen Tag in der Bude hockt. Und ab einem gewissen Punkt schaltet sich dann der Teil im Hirn, der die Finanzen überwacht, aus. Dann fährt sie los und kauft, mal hier, mal da, immer solche Kleinigkeiten. Das läppert sich. Das hab ich jetzt daran gesehen als ihr Auto kaputt war. Da bin ich mit meinem Auto morgens zur Arbeit gefahren und erst Abends nach Hause gekommen. Bestimmt 3 Wochen lang. Mit der Reparatur hab ich Geld gespart. Überleg doch mal. Kein Sprit. Keine Kleinigkeiten. Kein Einkaufen.“ Ich verstand worauf er hinaus wollte. Wir sahen das Lisa bereits bis zur Kasse vorgedrungen war. Also redeten wir jetzt leiser. Ich fragte ihn: „Ist es wirklich so schlimm?“
Er zögerte, dann packte er mich am Arm und flüsterte mir ins Ohr: „Manchmal mach ich die Motorhaube auf und rupfe ein paar Kabel raus.“ Ich war mir jetzt bewusst wie ernst die Lage war. Also nickte ich ihm zu und wir trennten uns. Da kam sie auch schon aus dem Laden. Sie trug eine große prall gefüllt Plastiktüte. „Na, fertig gelästert?“ Sie sprach wahr. „Ähm, geht so, wo? Was hasse dir geholt?“
„Ach, nur mal so ein Bisschen Zeug, was man immer Mal gebrauchen kann.“
Kurz= Der Kassenbon war zwei Meter lang umfasste keinen Artikel über 7,50€ und die Endsumme war 73,64€.
Nach dem Gespräch mit Silvio war mir irgendwie mulmig zumute. Ich verhandelte mit Lisa und wir brachen das Einkaufen an dieser Stelle ab. Schließlich war es schon spät und ich musste noch zu meiner Schwester.
Den weiteren Tag verbrachten wir dann auch dort.
Als der Tag dem Ende zuging war ich endlich wieder im Land der Träume. Ich träumte von einer besseren Welt, in der das Tischlein immer gedeckt ist und das Glück auf Bäumen wächst.
Frohen Mutes fuhr ich zum Sportplatz, wo ich dann gleich auf der Bank Platz nehmen durfte weil ich keine vernünftigen Schuhe dabei hatte.

 

Hi! Cool, vielen Dank für die Meinungsäußerung. Ich find`s gut das man auch backfeet gibt wenns eim nicht so gefällt.
Hab die Geschichte vor 6Jahren geschrieben und hatte keine Lust sie zu ändern. Find sie selber aber ganz gut-basiert auf einem Kabinengespräch nach dem Training bei der ersten Mannschaft.
Also, ich hoffe das hält dich nicht davon ab weitere Geschichten von mir auszuprobieren. Schreib jetzt eher emo oder melo...

 

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