Einmal Streuselkuchen mit Salz
Eine gute Beschäftigung auf Dementenabteilungen ist das Kuchen backen. Demente Menschen können sich noch gut an Tätigkeiten erinnern die sie früher ausübten. Vielleicht bekommen sie, nicht immer als so gut hin. Merken sie das, sollten Demnte nicht unbedingt daran erinnert werden, dass früher alles besser lief! Sondern sie sollten für das gelobt werden, was sie im Moment noch hinkriegen. Kuchen backen ist mit sehr viel Bewegung verknüpft, ein Drang der viele Dementkranke kennen.
Es war also Kuchenback-Tag. Es gibt auf den Stationen Betreuerinnen die das ganze organisieren und leiten. Ein wichtiger Teil der Organisation ist das Beschaffen der Zutaten. Einen Teil davon, kann die Betreuerin über die hauseigene Küche bestellt werden, einen andern Teil muss die Betreuerin selber mitbringen. Das allerwichtigste ist, dass die Küche weiss, was überhaupt hergestellt wird.
Diesmal war ein Streuselkuchen geplant. Auf dem Rezept stand auch, für wieviele Menschen gebacken werden sollte. Alle Zutaten waren vorhanden, eigentlich ein glücklicher Tag, könnte man meinen. Die Menschen warteten ungeduldig den Zeitpunkt ab, wo sie zur Grossküche abgeholt werden sollten. Man begann mit Gesang und Fröhlichkeit und erklärte den Menschen was wir gedenken zu tun und das sie den Streuselkuchen danach selber essen dürfen. Die Freude war gross: man erkannte in den Gesichtern ein Strahlen und wie sie aus der anderen "dementen" Welt für einen Augenblick abgeholt wurden. Man las in ihren Augen: sie werden noch einmal für was gebraucht! Sie, die doch ihr Leben lang gearbeitet hatten, für andere einstanden, wurden nochmals für etwas eingesetzt!
Niemand bemerkte, dass die Küche eine wichtige Zutat verwechselte. Dies wurde erst am Schluss bemerkt, nämlich als es um die Geschmackprobe des Streuselkuchens ging. Wir wunderten uns, warum sich diese so fröhlichen Gesichter plötzlich in Grimassen und düsteres Aussehen verwandelten. Jeder stellte sein Kuchenstück zur Seite. Nun wagte sich auch die Betreuerin ein Stück zu genehmigen. Auch sie schob das Stück Streuselkuchen hastig zur Seite. Über ihre Lippen kam der Satz: "Pfui, da ist ja Salz und nicht Zucker drin!" - In Zukunft die die Betreuerin nicht blindlings die Zutaten der Küche ohne Kontrolle auf Gebrauch hinnehmen.