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Einsames Licht
Es war eine regnerische und kalte Nacht. Die Straßen waren wie leergefegt, einzig und allein Nadine lief in den verwinkelten Gassen umher. Sie schaute nach oben, wo dicke Tropfen vom dunklem Himmel niederprassten. Sie kniff die Augen zusammen, wischte sich mit ihrer linken Hand das Gesicht, so gut es ging trocken und schaute in Richtung Boden. Nadine fühlte sich nicht besonders wohl in dieser Gegend. Es schien ihr alles so groß, wenn sie alleine hier stand. Sie kannte diesen Ort nicht und sie hatte furchtbare Gedanken. Hier und dort hörte sie Geräusche, ein Knarren in der einen Ecke, ein Klopfen in der anderen. Sie sah in einer kleinen Ecke eine Überdachung, dort konnte sie sich unterstellen. Sie fühlte sich zwar immer noch unsicher, aber zumindestens wurde sie nicht mehr nass. Hier in der Ecke war es dunkel wie die Nacht, nur in der Ferne konnte sie eine flackernde Straßenlaterne ausmachen. Sie schaute auf ihre Uhr, doch sie konnte natürlich nichts sehen. Ach, wenn Mama ihr doch die neue Uhr zum Geburtstag geschenkt hätte, diejenige die leuchtet, wenn man auf einen Knopf drückt, aber sie hatte wieder mal einen kleinen Stoffbären bekommen, der konnte ihr jetzt auch nicht helfen. Nadine hockte in der Ecke au dem Boden. Sie verschränkte ihre Arme, denn ihr war kalt, und Tränen liefen ihr die Wangen hinunter. So traurig hatte sie sich noch nie gefühlt, mit dieser unheimlichen Leere in ihrem Herzen. Sie schaute langsam auf und bemerkte, dass der Regen langsam wieder nachließ. Sie stand auf und fasste all ihren Mut zusammen. Sie machte sich nun auf den Weg zur flackernden Straßenlaterne. Genau wie diese Laterne fühlte sich auch Nadine, mal hatte sie den Mut gefassr weiterzugehen, und im nächsten Moment war da wieder diese Leere. So ein Gefühl hatte sie noch nie erlebt, diese Einsamkeit, diese Stille, die ab und zu durch ein kratzen und pochen unterdrückt wurde. Sie hatte das Gefühl, als ob sie jemand oder etwas verfolgt. Sie kam der Laterne immer näher, aber sie schien noch immer so weit weg. Inzwischen hat es ganz aufgehört zu regnen und das Feuer, dass früher in ihrem Herzen so stark loderte, kam nur langsam und begrenzt wieder zurück. Sie war nun der Laterne sehr nahe und konnte die Mücken sehen, wie sie schon beinahe im Licht tanzten, so sah es jedenfalls für Nadine aus. Vor der Laterne war ein Maschendrahtzaun errichtet, der zwischen zwei Mauern gespannt war. An diesem Zaun hing ein Schld, aber die Schrift, die auf dem Schild zu sehen war, kmonnte sie nicht lesen, sie hatte diese Schrift noch nie in ihrem Leben zuvor gesehen. Als sie wieder vom Schild aufblickte und durch den Zaun sah, erkannte sie einen blassen Schatten der um die Ecke verschwand. Obwohl es nur ein Schatten war, waren die Bewegungen so anmutig. Nadine wollte diesem Etwas folgen und kletterte unüberhörbar über den Maschendrahtzaun. Sie landete etwas unsanft auf der anderen Seite, aber das war ihr in diesem Moment egal. Sie näherte sich langsam der Ecke, wo der Schatten verschwand. Ihr stockte der Atem, sie bekam immer weniger Luft, je näher sie sich der Ecke näherte. Sie blieb kurz davor stehen, gleich würde sie sehen, wie der Körper zu dem geheimnisvollen Schatten aussieht. Sie drehte langsam den Kopf um die Ecke, mit nur einem offenem Auge, wahrscheinlich um sie schneller schließen zu können, falls dort Gefahr lauerte. Ihr Kopf war nun ganz um die Ecke geneigt, aber sie sah nichts, sie machte das zweite Auge auf, aber sie sah immer noch nichts, es war einzig und allein dunkel. Obwohl nur ein paar Meter entfernt eine Laterne stand, war es duster. Nadine atmete auf, hatte sie doch mit schlimmeren gerechnet, an die Dunkelheit hatte sie sich irgendwie gewöhnt. Trotzdem, sie machte sich Sorgen, sie fragte sich, ob das alles nur eine Einbildung war, es sah doch so real aus. Nadine begriff das alles nicht, was machte sie hier, warum war sie allein, keine anderen Personen, nur Schatten, die sie sich wahrscheinlich auch noch einbildete, das ergab alles keinen Sinn. Sie ging ersteinmal weiter und stieß im dunkeln gegen irgendetwas. Sie fühlte und erkannte es. Es war eine Bank. Sie setzte sich drauf und ordnete ihre Gedanken. Sie wusste noch, dass sie etwas farbiges gesehen hatte und auf einmal war alles schwarz, danach lag sie im Regen und im dunkelnn auf der Straße. Als Nadine auf der Bank ihre Gedanken machte, hörte sie wieder ein lautes Kratzen, aber bevor sie sich in die Richtung drehen konnte, aus dem das Geräusch kam, wurde wieder alles schwarz, sie glaubte irgendetwas hätte sie auf den Boden gerissen, aber als sie die Augen öffnete, lag sie schweißgebadet in einem Bett, in ihrem Bett. Sofort überkam sie ein Glücksgefühl, die Wärme sprudelte aus ihrem Herzen, es war alles nur ein Alptraum, das alles war nicht geschehen. Sie schaute sich in ihrem Zimmer um, und da wusste sie auch, was das farbige war, woran sie sich noch erinnern konnte. Es war ihre Nachttischlampe mit dem roten, orangenen und gelben Schirm, die kräftig leuchtete. Sie wollte so etwas nie wieder durchmachen und deshalb versuchte sie, wenn auch krampfhaft, den Rest der Nacht aufzubleiben.