Eintauchen
Sex... Sie wollte nur Sex. Nichts weiter, nur Sex. Ich sitze nun hier. Einsam, Verlassen. Vollkommen nutzlos. Und doch...
Es begann wie jeden Freitag. Es war spät. Meine Freunde und ich saßen, geschafft von der Disconacht in unserer Kneipe. Jonny ließ uns anschreiben und so konnten wir trinken bis zum Unfallen. Wir kannten jeden in unserem kleinem Stammlokal und jeder kannte uns. Also erwartete ich nicht das irgendetwas besonderes an jenem Abend passieren sollte. Aber wie schnell kann man sich doch irren.
Ich war gerade in einem Gespräch mit Alex vertieft, als plötzlich die mir so bekannte Glocke erklang. Ich drehte meinen Kopf zur Tür und meine Erwartungen, Leute die ich jahrelang kannte, zu sehen, zerschellten wie Wellen am Strand. Vor mir standen drei wunderschöne Frauen, die ich vorher noch nie in unserer kleinen Stadt gesehen hab. Alex lachte sofort verschmitzt auf und stupste mich an. Auch Jonny schien überrascht über die drei schönen Fremden zu sein. Sie schauten sich kurz um, und ihre Kleider passten eindeutig nicht in das Flair dieses kleinen verruchten Schuppens und ich schätzte, dass sie jeden Moment das Gesicht angeekelt verziehen würden und so plötzlich wie sie die Bar betraten, auch wieder verlassen würden. Sie taten das Gegenteil.
Sie setzten sich freudestrahlend, als ob sie ihr einstiges zuhause wiederfanden, zu uns an die Bar. Es dauerte nicht lange und wir unterhielten uns prächtig mit ihnen. Was heißt wir... Vielmehr Jonny und Alex führten das Gespräch. Sie unterhielten sich prächtig. Über dies und Jenes. Über Gott und die Welt. Tina, Charlotte und Andrea. Gewöhnliche Namen, für solch schöne Frauen. Doch es störte mich nicht.
Stunden vergingen und ich hielt mich zurück. Ich schwieg. Alkohol strömte, Kippen wurden geraucht und mit jeder Minute wurde der Laden leerer. Alex machte einen Witz und die Mädchen hielten sich vor Lachen ihre Hand vor das Gesicht. Ich war neidisch auf Jonny. Keine Frage. Es hat mich auch nicht verwundert, als er plötzlich mit Tina knutschend von dannen zog und uns eine gute Nacht wünschte. So saßen wir nur noch zu viert da und es fiel mir auf, wie stockend das Gespräch plötzlich wurde. Ich musste reden. Ob ich wollte oder nicht. Charlotte schaute mich immer wieder fragend an, als wollte sie das ich etwas über mich erzähle. Aber was sollte ich denn schon erzählen.
Ich versuchte es trotzdem und nach einiger Zeit, begann etwas in mir zu wachsen. Hier ein Lachen, da ein eine leichte Berührung von Charlotte und mein Selbstvertrauen nahm zu. Es war unglaublich(schön). Es begann wie Wasser aus einem Brunnen in mir aufzusteigen und das Gefühl wichtig und interessant zu sein, gab mir etwas Einzigartigkeit, was ich seid meiner Trennung von Karla vermisst hatte. Aber als ich in die Augen von Charlotte sah, fühlte ich mich wohl. Jonny und Andrea wurden zunehmend unwichtiger. Um ehrlich zu sein bemerkte ich sie gar nicht mehr.
Nach einer kurzen Zeit fragte Charlotte mich ohne auch noch den Ansatz einer Überlegung in ihrem Gesicht zu zeigen, ob wir zu mir gehen wollte.
Mein Herz pochte. Es pochte immer schneller.
Es beruhigte sich nicht einmal, als wir bei mir im Zimmer waren.
Es schlug immer schneller und härter.
Ich schwitzte.
Erst ein warmer Kuss ihrer sanften Lippen brachte mich wieder langsam zur Beruhigung. Die Nacht war schön. Die Gefühle, die mich die ganze, kurze Zeit beherrschten und von oben bis unten durchschüttelten, waren unbeschreiblich. Erst als ich einschlief, kam langsam wirklich Ruhe in mir zum Vorschein. Und Freude. Freude vor dem Aufwachen. Denn ich wollte Charlotte sehen. Sie berühren. Mich zu hause fühlen.
Doch sie hatte mich nur benutzt. Sie wollte nur Sex. Und nun sitze ich hier. Einsam. Verlassen. Und doch lache ich. Ich lache, weil eine Nacht etwas in mir geweckt hatte, von dem ich nicht mal wusste, das ich es noch habe. Selbstbewusstsein.
Sie wollte nur Sex. Ich brauchte nur Sex.