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Eisblumen

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15.01.2002
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Eisblumen

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Wenn ich heimkomme, in diese kleine einsame Wohnung. Wenn es kalt ist. Draußen grau. Nass. Regen. Kälte, Wind da draußen. Zerbombte Häuser. Gerissene Straßen, aufgeplatzter Beton. So unebener Boden, überall Pfützen. Schlamm.

Ja die Winter in Russland sind kalt. Noch geht es. Noch gab es keinen Schnee. Aber nicht mehr lange. Dann kommt der Frost. Das Väterchen Frost, er kommt wie im Märchen. Genau wie im Märchen verändert sich die Welt.

Ich stelle mir vor, wie dieser zarte weiche Schnee all das zudeckt. Dann sehen die Ruinen wie Märchenschlösser aus. Mit Türmen, Erkern, Springbrunnen. Und die Straße ist ein Park, ein schöner gepflegter Park. Mit kurzem Rasen und Beeten. Niedrige Hecken, ja ich glaube, die Trümmersteine auf der Straße sehen unter Schnee wie kleine Hecken eines Parks aus. Ich stelle mir vor, wie die Sonne an dem eisig blauen Himmelszelt ihre Strahlen in diesem wunderschönen weißen Mantel bricht. Wie alles dann funkelt. Fast wie auf einem Ball. Der Glanz der 1000 schönen Kleider, dazu eine weiche Sinfonie. Sie schweben über den Boden, sie tanzen nur, doch es scheint, dass sie fliegen. Wie die Kerzen eines großen Saals, leuchten die alten Straßenlaternen. Ich stell mir vor, dass sie wieder leuchten. Und tatsächlich, sie strahlen als hätte sie jemand repariert.

Die Winter in Russland sind kalt. Doch unter sanftem Schnee gibt es Phantasie. Die Eisblumen am Fenster, wie schön, wie wunder wunder schön. Es sind Lilien, Lilien des Feldes, die Gott mit den schönsten Farben kleidet. Seh ich mit dem Auge ganz nah an der Scheibe, hinaus in diese weiße Märchenwelt, und werden die Farben all der verschlissenen Kleider, der abgenutzten Mäntel, der roten Nasen ein bunter Fleck hinter meinen Eisblumen, so scheint der Sommer noch einmal zu kommen. Ich träume von den großen Wiesen, den Gräsern, Halmen, Kornblumen, Ich träume von dem roten Mohn, Ein warmes lebendiges Rot, das wie Blut zur Erde fließt.

Mein Atem hat die Scheibe an einer Stelle freigetaut. Noch einmal der Blick, mein Märchenschloss. Ich brauche nichts, nur meine Phantasie. Die Winter in Russland sind kalt. Aber wenn auch alles stirbt, es bleibt doch ein zartes, hartes, kaltes und dennoch traumhaft schönes Wintermärchen.

[Beitrag editiert von: kangy am 15.01.2002 um 16:29]

 

Hallo kangy,

wenn deine Phantasie dir helfen kann, Misere und Unmut zu vergessen bzw. zu überdecken, warum sollte man nicht davon Gebrauch machen? :engel:

Schildert da jemand vielleicht einen Krieg oder den Nachkriegszustand? :eek1:

zartes, hartes, kaltes und dennoch traumhaft schönes Wintermärchen.
Deiner Antithese in Ehren, aber hier bist du doch etwas übers Ziel hinausgeschossen.
Erst zart <--> hartes; und dann noch zart<-->traumhaft schön als Widerspruch einzubauen, wo doch beide Adjektive am gleichen Strang ziehen... :confused: :dozey:


Gruß, Hendek

 

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