- Zuletzt bearbeitet:
- Kommentare: 7
Ende Des Sturms
Ende des Sturms
Vater geht, er geht weg zum Meer. Er weiß um den Sturm, der tobt, er spürt ihn wohl nicht. Ganz gerade und stark geht er den kurzen Weg über die graßbewachsene Düne. Seine festen, großen Stiefel versinken tief in dem Sand, seine Schultern sind so breit und stark.Mutters Blick ist ganz starr, sie schaut ihm nach. Der Sturm treibt den Regen mit aller Gewalt in ihr Gesicht. Es glänzt wie ein Kristallglas, an dem das Wasser herunterläuft, es tropft von ihrer Nase und von ihrem Kinn. Der Sturm schlägt die Haustür hinter uns auf und zu, Mutter erschreckt sich nicht, sie schaut Vater nach.
Er ist fast am Wasser, die Wellen verlangen nach ihm, sie rufen seinen Namen.
Der Sturm nimmt zu und tausende nachtschwarzer Wolken schicken immer mehr Regen.Die erste Welle berührt Vaters breite Stiefel, Mutter greift nach meiner Hand, sie wendet ihren Blick nicht von Vater ab. Ich gebe ihr meine Hand, sie drückt ganz fest zu, sie kann Vaters Schmerz jetzt spüren, sie beißt die Zähne aufeinander.Vaters Knie sind nicht mehr zu sehen, das Meer hat sie genommen.Mutter schluckt und spricht zu mir:“ Eine Million tapfere Soldaten könnten deinen Vater nun nicht mehr vom Meer trennen, obwohl er doch der tapferste Kämpfer von allen ist“ Ich schaue wieder zu Vater, das Meer lässt uns nur noch seine starken Schultern und seinen Kopf.
Die Wolken finden zueinander, der Himmel wird schwarz, der Regen läuft Mutters Arm hinab bis zu meinem Ellenbogen und tropft dort herunter.
Mutter schluckt wieder:“ Sieh wie stolz er ist, er hebt seine Arme nicht,
um seinen Kopf ein wenig länger über Wasser zu halten, kein Stück hebt er seine Arme!“ Mutter zittert, ihre wunderschönen Lippen zittern, ich schaue Vater an. Sein Mund muss schon unter Wasser sein, seine Nase wohl auch. Mutter drückt meine Hand so fest sie kann, es tut nicht weh. Mutters Augen werden ganz groß, ich sehe Vater noch. Eine große Welle kommt über ihn, Mutter schließt die Augen und lässt meine Hand los.
Der Sturm lässt nach, Vater ist weg, das Meer hat ihn genommen.