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Entdeckung eines Hirsches

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11.05.2010
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Entdeckung eines Hirsches

Als die Sonne aufging waren die Beiden bereits seit Stunden auf dem Hochsitz. Die langsam verblassende Nacht ließ auch die Taubheit aus ihren Köpfen und Körpern weichen. Sie hatten die ganze Zeit nichts gesagt, außer Begrüßungsfloskeln. Trotz dessen sie die Sonne schon 526 mal aufgehen gesehen haben, war es jedes mal schön, wahrscheinlich, weil sie jedes Mal gemeinsam gesehen hatten und es so zu ihrem speziellen Moment wurde. Ein Fixpunkt für zwei Leben.
„Ich habe dort, bei der Baumgruppe, einen kapitalen Hirsch gesehen.“
Die Worte durchbrachen den Moment nicht, jediglich die Luft schwang. Nach einer kurzen Pause, die er brauchte, um zu begreifen, dass es die Möglichkeit der Sprache gab antwortete er: “Warum hast du mir nichts davon erzählt? Der hätte sicher gut in unsere Sammlung gepasst.“
Langsam gab der Wald die Vogelstimmen und sich selbst preis. Ein Bach, ungefähr zweihundert Meter vom Hochstand entfernt, floss im Morgenblau und brach sich an verschiedenen Wurzeln, die die Bäume fest hielten, so dass sie erreichen konnten was sie mussten, um nicht nur Holz zu sein.
„Ich weiß auch nicht genau. Du hast gerade kurz geschlafen und ich habe schon lange Zeit keinen Hirsch mehr gesehen - außer den Trophäen im Wohnzimmer. Aber wenn so ein Ding dann wirklich auftaucht, ist es ganz anders. Das hatte ich vergessen.“
Ganz in der Erinnerung versunken, sah er dorthin, wo der Hirsch gestanden hatte.
„Jetzt tu´ doch nicht so, ein Hirsch ist ein Hirsch, anlegen und schießen. Wenn er erst mal tot ist, ist es doch egal, wie lang du keinen mehr gesehen hast. Er hängt ja dann im Wohnzimmer und erinnert dich an sich.“
Er wusste nicht genau, was er gesagt hatte und hoffte, dass es wahr war.
„Ja, ich weiß, es war sogar ein Zwölfender irgendwie...war es...ich konnte einfach nicht. Ich hatte keine Patronen im Gewehr.“
„Keine Patronen? Was bist du denn für ein Jäger?
Eine Lücke entstand.
„Yeah man. Aber, du weißt doch selbst genau, dass hier selten was vorbei kommt. Wenn wir ehrlich sind sitzen wir hier meist nur zum Spaß rum.“
„Ja, und um die Natur zu genießen....“
„Du weißt, dass es anders ist“
Sie saßen nun, jeweils mit dem Rücken zu den Wänden des Hochstandes, allerdings so, dass sie sich nicht direkt ansahen. Die aufsteigende Sonne beleuchtete ihre müden Gesichter und zwang sie, die Augen zusammenkneifen.
„Wenn es mitten in der Nacht ist und du ganz allein einen so majestätischen Hirsch siehst, dann ist das so, na ja, ich weiß nicht...auch wenn du weißt, dass es für lange Zeit das letzte mal sein wird, dann willst du ihn irgendwie nicht als Trophäe im Wohnzimmer haben...man scheiße...und ich will ein Jäger sein. - Auf jeden Fall ..mmmmh.. ist es dir wichtiger, dass der Hirsch lebt. Yeah, genau allein zu wissen, dass so ein Tier existiert, und dass du es hättest töten können ist dann irgendwie besser.“
Der eine machte sich eine Zigarette an, nahm einen tiefen Zug und sah seinen Freund durchdringend an.
„Du willst also sagen, dass es dir besser gefällt einen Zwölfender vor der Flinte gehabt zu haben und nun zu wissen, dass er fröhlich und glücklich im Wald rumläuft, ist dir wichtiger, als eine einmalige Trophäe im Wohnzimmer zu haben? Dort wo du den Hirsch immer sehen kannst, wo er dein Hirsch ist. Außerdem wird der Hirsch sowieso von irgendjemand geschossen oder stirbt. So ist das nun mal, egal was du denkst.“
„Ja ja, genau dass er glücklich und fröhlich rumspaziert ist mir eben wichtiger und auch wenn er stirbt lebt in meiner Welt glücklich weiter.“
„Aber, dass es als Jäger deine Aufgabe ist, Tiere zu schießen, ihr Fleisch mit anderen zu teilen und die Trophäe zu haben, ist dir schon klar, ja? Ich meine, dass ist ja nicht nur für dich, alle müssen essen. Du bist praktisch für die Menschheit verantwortlich, für ihren Fortbestand.“
Die Worte trafen den Freund hart, ihm wurde bewusst, dass er in seiner Aufgabe versagt hatte. Auf dem Bach spiegelte sich nun die Morgensonne und alles war in rot getaucht. Das taunasse Gras bildete kleine Regenbögen und eine Lerche flog auf während eine Eule ihren letzten Ruf aussendete.
„Eigentlich hast du recht, aber ich glaube: da ist noch mehr.“

 

Hey Mückenberg und herzlich willkommen auf kg.de!

Eigentlich greifst du da ein Spannendes Thema auf, und ich finde es schön, wie du versuchst, eine Geschichte daraus zu machen, aber es ist noch nicht ganz so rund. Was mir gefallen hat, ist die Situation von diesen beiden Freunden, die da auf dem Hochsitz harren und dann doch noch ins Gespräch kommen.

Das Gespräch ist leider der Punkt, an dem du noch arbeiten solltest, es wirkt ein bisschen konstruiert. Man merkt schnell die beiden Positionen, die sie haben, und es geht nur noch darum, die eine Position zu festigen, aber es fehlt der natürliche Fluss irgendwie.

„Aber, dass es als Jäger deine Aufgabe ist, Tiere zu schießen, ihr Fleisch mit anderen zu teilen und die Trophäe zu haben, ist dir schon klar, ja? Ich meine, dass ist ja nicht nur für dich, alle müssen essen. Du bist praktisch für die Menschheit verantwortlich, für ihren Fortbestand.“
Das hat mich jetzt sehr verwirrt. Ich hatte den Eindruck, dass es sich um Jäger in der heutigen Zeit handelt. Vielleicht irre ich mich ja, und du hast die Geschichte in grauer Vorzeit spielen lassen, wo der Jäger tatsächlich für das Fleisch auf dem Teller verantwortlich war. Moderne Jäger sind ja eigentlich mehr Wildhüter, sorgen dafür, dass der Wildbestand im Rahmen bleibt (als Ersatz für die ausgerotteten Raubtiere) etc. ... Fleisch und Trophäen sind da eher nebensächlich.

Die Worte trafen den Freund hart, ihm wurde bewusst, dass er in seiner Aufgabe versagt hatte.
Welche Aufgabe?

Ich glaube, du müsstest deiner Geschichte noch ein bisschen mehr Klarheit in der Aussage verleihen und dabei die zwei Freunde etwas natürlicher wirken lassen. Ich kann mir auch vorstellen, dass es hilfreich ist, wenn die Hauptfiguren noch einen Namen kriegen, ist aber kein muss.

Liebe Grüsse,
sirwen

 

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