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Entenbalett

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19.10.2008
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Entenbalett

Sonntagvormittag, schon eher Mittag. Zwar scheint die Sonne, trotzdem liegt die Stadt in einem dicken, unsichtbaren Nebel. Die vergangene Samstagnacht ist eher nur noch ein Schatten als eine echte Erinnerung. Allerdings hat nicht der Schlaf die Geschehnisse verwischt, sondern die wachen Stunden, von denen sich schon mehr als zwei Dutzend aneinander reihen. Der letzte Abend war von glitzernd bis fast erschreckend matt alles. Eins war er allerdings ganz ohne Zweifel – alkoholgeschwängert. Obwohl nur wenig Zeit vergangen ist hat man das Gefühl darin mehr Stationen durchlaufen zu haben als in einem zwei-Wochen-Abenteuerurlaub in Mittelamerika.
Zumindest kommt es mir so vor. Hinter meinem nicht mehr ganz frischen Make-up drehen die Gedanken ihre Runden, aber wie man schon am Rennsport erkennen kann ist chaotisches im Kreis Bewegen zwar vieles – produktiv aber sicher nicht!
Ein Frühstück habe ich innerlich schon abgehakt. Hätte ich gestern gewusst das ich in den nächsten 24 Stunden wieder nichts esse, hätte ich mich vielleicht dazu gezwungen. Habe ich schon mal erwähnt das ich “Was-wäre-wenn?“-Spiele für totalen Bockmist halte? Nein? ... ist jedenfalls so.
Ich ziehe meine angezogenen Knie noch ein Stück näher zu mir. Die Metallbank unter mir scheint gerade noch ein bisschen kälter geworden zu sein. Kurz schiele ich zu meiner Begleitung herüber, würde sagen er steht mir in müder Verwirrung in nichts nach. Während unsere Gespräche sich zwar sehr kreativ aber recht inhaltslos mit Entenballett beschäftigen, überlege ich was aus meinem “Date“ geworden ist.
In ein paar Stunden ist aus “eigentlich fast nicht“ “irgendwie fast alles“ geworden. Jetzt sitzen wir hier - Sonntag Mittag, schon fast Nachmittag – und starren parallel auf den kleinen Innenstadtteich. (Im übrigen ist es viel einfacher Entengeschnatter ins Deutsche zu übersetzten als man im Allgemeinen denken möchte.) Vor meinem inneren Auge lasse ich einen kleinen, ziemlich wild geschnittenen Kurzfilm ablaufen, als Inhalt zeigt sich mich und mein seltsames Verhalten der letzten Wochen. Ich muss lächeln. Wieder sehe ich zu meiner Begleitung rüber. Eigentlich hatte ich feste Pläne für das nächste Jahr, das Letzte steckt mir noch ganz schön in den Knochen. Auf der anderen Seite weiß ich dass sich mein Gefühl noch nie weder um meine Pläne, noch um Knochen geschert hat. Um Herrn Goldt ein wenig abgewandelt zu zitieren: `Die Gefühle sind eine dumme Pottsau`. Kluger Mann.
Ich weiß nicht wie viel Zeit schon vergangen ist; spielt das denn überhaupt eine Rolle? Ich friere von innen heraus, aber ich weiß dass ich es auf meine Übernächtigung schieben kann. Wir beobachten zwei Enten, sie sind schwarz/weiß, ein bisschen struppiger als die anderen und schwimmen ein bisschen abseits. Auch wenn wir es nicht sagen, gerade fühlen wir uns wie diese beiden Enten. Nein, wir sind diese Enten. Nur mit ein bisschen weniger Schwimmtalent ...
Auch wenn wir nicht über unsere gefiederte Zweitexistenz reden, so reden wir doch über viele andere Dinge. Allerdings jetzt, so wie wir beide schon fast völlig neben uns sitzen und dadurch bald zu viert sind, fällt mir eher das Schweigen als das Reden auf. Diese unangenehmen Momente in denen niemand etwas sagt kennt wohl jeder. Ein paar Sekunden zu viel und schon wird es peinlich. Gut das das heute weder ein normaler Tag noch eine normale Situation ist. Heute gibt es einen dezenten bis mittleren Kater, kein Frühstück, frisch gelaufene Blasen in meinen neuen Schuhen, jede Menge Federvieh aber bestimmt keine Peinlichkeiten.Wir hängen wohl beide unseren Gedanken nach. Wer zu Hölle baut eigentlich eckige Teichanlagen? Mag er mich so wie ich ihn? Warum kann ich nicht aufhören die Enten zu erwähnen?
Fahrig wische ich mir durch das Gesicht. Wasserfester Lidschatten ist auch nicht mehr das was er mal war. Muss wohl am Nebel liegen. Bald ist es an der Zeit eine Art Heimweg anzutreten, ich bekomme nicht mit wer von uns die Aufforderung dazu macht. Wir besprechen im Gehen die Pläne für den Tag. Werden wir uns heute wiedersehen, oder Morgen? Ich könnte mich daran gewöhnen, trotzdem trennen wir uns für diesen Moment. Während ich die Merkwürdigkeit des Augenblicks verlasse und mich auf eine Kopfschmerztablette freue beschließe ich etwas über den heutigen Tag aufzuschreiben. Irgendwann.

 

(Sorry wegen dem Doppelposting und Danke fürs Löschen, mein Pc hat eben so furchtbare Zicken gemacht das ich es nicht selbst geschafft habe.)


Danke für deinen Kommentar, ich werd morgen nochmal drüber schauen.

 

Hi candyflossgirl,

als Erstes muss ich leider auch sagen, dass mir der Text in normaler Schrift besser gefallen hätte bzw. besser zu lesen wäre.

In den ersten Abschnitt bin ich etwas schwer reingekommen.

alkoholgeschwängert
An dieser Stelle etwa finde ich den Ausdruck etwas unpassend.

Hinter meinem nicht mehr ganz frischen Make-up drehen die Gedanken ihre Runden,
Die Stelle mag ich,

aber wie man schon am Rennsport erkennen kann ist chaotisches im Kreis Bewegen zwar vieles – produktiv aber sicher nicht!
allerdings finde ich, dass der zweite Teil hier zu viel und zu lang ist. Zerstört das vorher aufgebaute Bild ein wenig.

Nach den ersten beiden Absätzen wird der Text flüssiger. Du entwickelst ein stimmiges, schönes Bild.

(Im übrigen ist es viel einfacher Entengeschnatter ins Deutsche zu übersetzten als man im Allgemeinen denken möchte.)
Hmm. Da weiß ich nicht so recht, was ich damit anfangen soll.

Wir beobachten zwei Enten, sie sind schwarz/weiß, ein bisschen struppiger als die anderen und schwimmen ein bisschen abseits.
Da will sich irgendwie kein richtiges Bild der Enten in meinem Kopf bilden. Vielleicht etwas zu speziell.

Ich finde der Text ist dir insgesamt gut gelungen. Man kann sich gut in die Stimmung der Protagonistin hineinversetzen. Ihre kurzen Abschweifungen und Kommentare runden das Erlebte insgesamt schön ab, auch wenn ich finde, dass es an manchen Stellen eben ein bisschen zu viel ist.

Gruß
Dan

 

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