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Er war so ein lebenslustiger Mensch.....

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19.03.2005
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Er war so ein lebenslustiger Mensch.....

Nils Peters

Als Romina Lindner am Montag aus der Schule nach hause kam, war ihr Vater bereits da. „Pa!... Was machst du denn hier?“, rief sie erstaunt. „Ich bleibe nicht lange. Muss gleich weiter... es gab einen Mord im Ahornweg“ „Einen Mord?“ Er nickte. „Aber... in der Straße wohnt Nils! Welche Hausnummer?“ „Das kann ich dir nicht sagen, Schätzchen. So, und jetzt muss ich los. Bis heute Abend. Es kann spät werden!“ Er gab ihr ein Küsschen auf die Wange und ließ die verwirrte Romina zurück.
Einen Mord! Und dann in Nils’ Straße! Sie zögerte nicht lange, sondern rief Chiara an.
„Stell dir vor, in Nils’ Straße wurde jemand umgebracht“
„Nils Peters?“
„Ja. Wollen wir hin?“
„Natürlich!“
Eigentlich eine dumme Frage. Chiara würde mit zum Nordpol kommen, wenn das Reiseziel mit Nils Peters im Zusammenhang stand. Wie lange sie schon in Nils verknallt war? Romina wusste es nicht.
Sie trafen sich an der Ecke Buchenweg/Ahornweg. Chiara fummelte an ihren Haaren herum. „Soll ich nicht doch lieber einen Zopf machen?“ „Chiara, du weißt doch gar nicht, ob er überhaupt zuhause ist!“ „Warum sind wir dann hier?“ „Weil mich das interessiert“ Chiara verzog das Gesicht. „Du bist ja auch die Tochter eines Kommissaren“, sagte sie, „ich bin einfach ein ganz gewöhnlicher Teenager“ „Du bist ein verliebter Teenager“, verbesserte Romina und lachte, „Komm, vielleicht hast du ja Glück!“

Als sie um die Ecke bogen, sahen sie, wie Polizisten die Straße vor dem Haus Nummer 17 absperrte. Romina konnte ihren Vater sehen, der sich mit einer Polizistin unterhielt. „Also, Peters wohnen in Nummer 8“, sagte Chiara. Romina brauchte gar nicht erst fragen, woher sie das wusste. „Und seine Telefonnummer?“ Chiara sagte sie ihr. „Mensch, Chiara, du weißt sogar seine Telefonnummer auswendig?“ Sie wurde rot. „Aber wer in Nummer 17 wohnt, weißt du nicht, oder?“ „Quatsch! Warum sollte ich?“ „Gegenfrage: Warum solltest du Nils’ Nummer können?“

Sie beobachteten die Szene eine Weile, dann fragte Chiara: „Meinst du nicht, wir können mal ein bisschen weiter ran gehen?“ „Du meinst: Können wir an Nils’ Haus vorbeigehen?“ „Ja, dann eben das! Vielleicht guckt er ja auch aus dem Fenster....“ Romina zuckte die Achseln. „Ich will nur nicht, dass mein Vater mich sieht“, sagte sie. „Kein Problem, der geht grade mit dieser Polizistin ins Haus!“ „Na gut, aber lass uns die Räder hier lassen“
Sie schlossen die Räder fest und spazierten weiter; Romina versuchte, einen Blick in das abgesperrte Haus zu erhaschen, Chiara suchte Nils’ Haus mit den Augen ab. „Nichts zu sehen“, murmelte Romina enttäuscht. „Dito“, seufzte Chiara, „er ist wohl nicht da!“
„Ich werde meinen Vater heute Abend ausquetschen“, erklärte Romina später, als sie zurück radelten. „Ein bisschen was wird er mir doch erzählen können!“ „Und wenn Nils etwas damit zu tun hat...“ „Was soll er denn damit zu tun haben, Chiara? Glaubst du, Nils Peters ist der Hauptverdächtige?“ Das war ein Witz gewesen.

„Romina“, sagte ihr Vater am Abend, „du sagtest doch, du kennst jemanden im Ahornweg?“ Romina blickte von ihrer Zeitschrift auf. „Ja, wieso?“ Sie hatte überlegt, wie sie an den Namen der Bewohner von Nummer 17 kommen könnte, doch ihr war nichts eingefallen. Im Telefonbuch war ja alles nach Namen geordnet. „Ähm.... wie war doch gleich sein Name?“ „Nils“, sagte sie gespielt gleichgültig und tat, als sie sie noch immer in ihre Zeitschrift vertieft, „wieso, Pa?“ „Und der Nachname?“ Ihr Herz klopfte. Was hatte Nils mit allem zu tun? „Er heißt Nils Peters“, berichtete sie und legte die Zeitschrift doch weg. Das Gesicht ihres Vaters nahm ungläubige Züge an. „Adresse?“, fragte er, als wollte er sicher gehen. „Ahornweg 8“ Dank Chiara wusste sie es jetzt ja. „Pa, warum?“ „Woher kennst du diesen Jungen?“ „Aus der Schule!“ „Was weißt du über ihn?“ „Er ist doch nicht... ich meine, er hat doch nicht etwas mit dem Mord zu tun? Kannte er das Opfer?“ Ihr Vater schwieg. „Pa! Jetzt erzähl schon!“, drängelte sie. Nachher sofort Chiara anrufen!, dachte sie. „In der Straße wurde ein älterer Herr umgebracht“, erzählte er endlich, „Franz Joseph Kerner. Er wohnte im Ahornweg 17. Und Nils Peters steht unter dringendem Tatverdacht!“ „Nils?“, sie vergaß das Atmen. „Ja, allerdings Nils Peters Senior. Sein Sohn hat wohl denselben Namen wie er“ „Nils’ Vater soll seinen Nachbarn umgebracht haben?“ „Ich weiß es nicht, Schätzchen. Es ist nur ein Verdacht“ „Aber... warum?“ „Das geht nun wirklich zu weit. Eigentlich hätte ich dir das alles nicht erzählen dürfen! Aber die Presse wird morgen sowieso so einiges schreiben... besser, du weißt die Wahrheit“ Damit erhob er sich.

***​

Am nächsten Morgen war Romina mit einem Schlag hellwach. Sie zog sich an und ging zum Frühstück. „Wo ist Pa?“, fragte sie ihre Mutter. „Er musste schon ganz früh morgens los“, sagte sie und widmete sich wieder ihrer Zeitung. „Hier ist er nirgends erwähnt“, murmelte sie. „Pa? Wo? Ist das der Artikel über... Darf ich mal?“ Erstaunt sah sie, dass die Zeitung dem Mord-Artikel fast die ganze erste Seite des Lokalteils überlassen hatte:
„ER WAR SO EIN LEBENSLUSTIGER MENSCH!“
Rentner im eigenen Haus ermordet
Der Rentner Franz K. wurde am Montag in seinem Haus im Stadtteil Hagen von der Haushälterin Monika S. tot aufgefunden. Er wurde in der Nacht zum Montag von Unbekannten mit einer Stehlampe aus seinem Wohnzimmer erschlagen. Die Polizei ermittelt.
Bekannte nennen den Rentner einen „freundlichen und hilfsbereiten Menschen“, er sei „sozial und nachbarschaftlich“ gewesen. Umso mehr schockiert die Tatsache, dass der Täter in derselben Straße gewohnt hat. Die Polizei verhaftete den 48-jährigen Nils P., der mit seiner Frau und seinem Sohn nur einige Häuser von dem Mordopfer entfernt wohnt. Seine Familie stand nicht für Fragen offen. Dafür konnten wir uns bei den übrigen Nachbarn umhören. Frederike M. berichtet von einem Streit zwischen P. und K. auf der Straßenversammlung vor zwei Jahren.
Jetzt kam ein ausführlicher Bericht über den Streit, außerdem andere Äußerungen von Anwohnern und Bekannten. Romina hatte es nicht anders erwartet: Die Presse stürzte sich auf dieses Ereignis. Ein Mord, in ihrer friedlichen Stadt, wie konnte das sein? Und je weniger Informationen sie hatten, desto mehr dichteten sie eben dazu. Wie musste Nils sich jetzt fühlen! Und würden die Leute aus der Schule bemerken, dass mit dem Nils P. aus dem Hagen Nils’ Vater gemeint war? Romina nahm die Zeitung mit und eilte zur Schule.
Sie war schon früher da, ebenso wie Chiara. „Hast du das gelesen?“, rief sie aufgeregt, „was die schreiben?“ Romina war froh, dass sie ihre Freundin gestern Abend noch vorgewarnt hatte. „Hör mal, er ist nur ein Tatverdächtiger, kein Täter!“, versuchte sie die aufgebrachte Chiara zu trösten. „Aber wir kennen ihn doch“, sagte sie, „er kann es einfach nicht sein!“ „Natürlich nicht“, lenkte Romina ein, „die Polizei irrt sich!“ Letzten Sommer waren Romina und sie auf einer Gartenparty bei Peters gewesen. Nils hatte eine Menge Leute eingeladen. Mit seinem Vater hatten sie zwar eigentlich nichts zu tun gehabt (seine Eltern waren kurz nach ihrer Ankunft Essen gegangen) aber er hatte einen sympathischen Eindruck gemacht. Romina konnte nicht glauben, dass er einen Menschen auf dem Gewissen haben sollte.
„Wie kommt die Polizei bloß darauf?“, fragte Chiara fassungslos. Romina zuckte die Schultern, ihr Vater hatte ja nichts sagen wollen. Ihr wurde langsam erst bewusst, was die Polizei, ihr Vater da behauptete: Der Vater von einem aus ihrer Schule war vielleicht ein Mörder! Und die Presse strich das „vielleicht“ einfach weg und behauptete dreist: So war es! Ihr war klar, dass ihr Interesse durch die Tatsache, dass sie den mutmaßlichen Mörder ein bisschen kannte, gestiegen war.
Nach und nach kamen die anderen aus ihrer Klasse. Sie alle redeten über den Mord, aber nicht alle wussten, wer hinter dem Kürzel Nils P. steckte. Die meisten kamen aber dann doch dahinter, und spätestens nach der ersten großen Pause, in der viele mit den Leuten aus der 10. (Nils’ Klassenstufe) redeten, wussten es alle.
Nils selbst war an diesem Tag nicht in der Schule. Seine Freunde verteidigten ihn.

Nach der Schule – Die Mädchen konnten es kaum erwarten, dass Schluss war – radelten Romina und Chiara in den Ahornweg. Sie wussten selber nicht genau, was sie hier wollten, aber einfach nach hause fahren und abwarten, was die Polizei herausfand? Nein, das wollten sie nicht!
Chiaras Interesse an dem Fall war, seit sie wusste, dass Nils irgendwie indirekt darin verwickelt war, extrem gestiegen. Das war für Romina nichts Neues; als Nils bei dem Französisch-Wettbewerb ihrer Schule mitgemacht hatte, hatte sie sich kurzerhand auch angemeldet. Und sogar auf das Stadtfest, über das sie sonst immer abgelästert hatte, war sie gegangen, in der Hoffnung, ihn zu treffen.
Rominas Vater entdeckte die Mädchen sofort. „Was zum Teufel macht ihr hier?“, fuhr er seine Tochter an, „ihr habt hier nichts zu suchen!“ Romina ging nicht darauf ein. „Warum glaubt ihr, dass es Herr Peters war, Pa?“, fragte sie. Er schüttelte bloß den Kopf. „Du weißt genau, dass ich dir das nicht sagen darf“ „Das stört dich doch sonst auch nicht!“ „Sonst reicht es dir ja auch, mich abends auszuquetschen. Jetzt treibst du dich plötzlich am Tatort herum!“ Chiara mischte sich ein: „Sie irren sich bestimmt, Herr Lindner! Es kann einfach nicht Nils’ Vater gewesen sein!“ „Romina, ich möchte, dass ihr sofort hier verschwindet!“
Sie wären tatsächlich gegangen, wenn sie nicht Arne gesehen hätten. Arne war einer von Nils’ Freunden und wollte ihn wohl grade besuchen. Romina und Chiara liefen zu ihm.
„Was macht ihr denn hier?“, fragte er erstaunt. Die Mädchen zuckten die Achseln. „Weißt du, warum sie Nils’ Vater verdächtigen?“, fragte Romina. „Er hat kein Alibi. Und er hatte Streit mit diesem Opa. Und irgendeiner von den Nachbarn will eine Person gesehen haben, die zum Haus von diesem Typen gegangen ist. Na ja, und das könnte Nils sein. Senior, mein ich“ „Und dieser Kerner....“ „Woher wisst ihr seinen Namen?“ Chiara verzog das Gesicht. „Ihr Vater ist Kommissar“, sagte sie, „wusstest du das nicht?“ Arne sah Romina erstaunt an. „Dein Vater....?“, fragte er sie. „Ja“ „Oh.“ „Hör mal, ich kann nichts dafür, dass alle glauben, Nils’ Vater sei ein Mörder! Mein Vater macht das ja auch nicht mit Absicht. Und ich glaube nicht, dass er es war.“ Er zuckte die Achseln. „Also...“ er wollte wohl gehen. „Grüß Nils von uns!“, sagte Chiara und tauchte hinter Rominas Rücken, weil sie rosa wurde. „Ja, klar. Also, ciao!“ Arne verschwand. Chiara sah ihm rührselig nach. Romina war klar, dass sie am liebsten mitgekommen wäre.
„Sie reden da drinnen jetzt über uns!“, seufzte Chiara. „Ja, und ich weiß nicht, ob sie positiv reden“, brummte Romina. Chiara sah sie bestürzt an. „Na ja, mein Vater ist Kommissar, wie du weißt. Und wie Arne weiß. Und wie folglich auch Nils bald wissen wird. Ich würde es verstehen, wenn Nils jetzt ziemlich sauer auf meine Familie wird. Schließlich ist es indirekt die Schuld meines Vaters, dass die ganze Stadt in der Zeitung gelesen hat: Nils Peters Senior ist ein Mörder!“ Chiara war entsetzt.

***​

Am nächsten Morgen in der Schule: Romina musterte ihre Freundin. „Sag mal, was hast du mit deinen Haaren gemacht?“ Chiara trug über dem weißen Shirt einen rosa Blazer, ihren Lieblings-Kombi, und die Haare hatte sie irgendwie hochgesteckt. Romina musste zugeben, dass das echt süß aussah. „Wir fahren doch nach der Schule wieder in den Ahornweg...?“, fragte Chiara als sei damit alles klar. War es ja auch.

Also nahmen sie nach der Schule ihre Räder und fuhren in den Hagen. Zuhause hatten sie ihr Wegbleiben bereits angekündigt; im Gegensatz zu Chiaras Mutter wussten Rominas Eltern allerdings, wo genau sich die Mädchen herumtrieben.
„Ich weiß gar nicht, was wir hier genau wollen“, sagte Romina, als sie ihre Räder wie gewohnt an der Ecke zum Ahornweg anketteten. „Das sagst ausgerechnet du?“ „Ja. Ich meine, was bringt es, immer wieder herzukommen? Was sollen wir denn schon herausfinden?“ „Ich weiß nicht. Aber vielleicht treffen wir Nils“
Diesmal befand sich Rominas Vater nicht in der Straße. Die Mädchen standen eine Weile vor Nummer 17 herum, Chiara zu Nils’ Haus schielend. Dann hatte Romina eine Idee: „Arne sagte doch, ein Nachbar wollte Nils’ Vater erkannt haben! Wir müssen nur herausfinden, wo dieser Nachbar wohnt und dann können wir uns mit ihr unterhalten“ „Und wie sollen wir die Hausnummer herausfinden?“ Dass Nils nicht zu sehen war, und das drei Tage in Folge, missfiel Chiara. „Wir fragen!“ „Wen? Deinen Vater?“ „Nein, Nils!“ Chiara war sofort hellwach.
„Bist du bescheuert? Was machst du da? Du willst doch nicht wirklich...? Oh nein, das kannst du nicht tun! Romina, bitte!“, jammerte Chiara, als Romina auf die Haustür zuging. „Was denn? Fragen kann man doch mal!“ „Das ist unhöflich!!“ „Auf meine Gefahr!“
Frau Peters guckte verständlicher Weise extrem unfreundlich, als sie den Mädchen die Tür öffnete. Überrascht sah sie sie an. „Ja?“ „Entschuldigen Sie die Störung, Frau Peters! Wir wollen zu Nils, falls er da ist...“ Romina hatte das Reden unternommen, während Chiara sich hinter ihrem Rücken versteckte. „Wer seid ihr denn?“ „Romina Lindner und Chiara Schütt. Wir waren mal bei Nils Gartenparty, letzten Sommer. Wir kennen uns ein bisschen aus der Schule“ Sie bedachte die Mädchen mit einem langen, sehr misstrauischen Blick. „Na gut“, sagte sie dann und rief ihren Sohn.
Er kam die Treppe hinunter und guckte erstaunt. „Kennst du diese Mädchen?“ „Äh... ja“ „Na dann“ seine Mutter verschwand und sie standen alleine da. „Ähm... hallo“, sagte er verwundert. Die Mädchen erwiderten das hallo verlegen. „Was gibt’s denn?“ Romina gab sich einen Ruck. „Wir wollen mit dir sprechen“, sagte sie selbstbewusst. Er ließ sie herein, mit einer Mischung aus Verwunderung und Neugier.
Sein Zimmer war nicht riesig, aber auch nicht klein. Es beinhaltete ein Bett, einen Schreibtisch, einen Schrank, Regale an den Wänden und ein Sofa, auf dem sich die Mädchen jetzt niederließen, während Nils mit dem Schreibtischstuhl vorlieb nahm. „Also?“
„Ja. Es geht um die Sache... mit deinem Vater“ Romina vermutete, dass Nils spätestens jetzt über ihren Vater nachdachte. „Na ja“, fuhr sie fort, „eigentlich geht es ja bei dem Mord gar nicht um deinen Vater. Jedenfalls können wir das nicht glauben, Chiara und ich.“ Damit hatte sie ihre Freundin, die die ganze Zeit noch nichts gesagt hatte, in das Gespräch eingebunden. „Arne hat dir doch wahrscheinlich erzählt, dass wir gestern kurz geredet haben?“, fragte diese jetzt. Ein bestätigendes Nicken. War ja klar. „Na ja“, nahm Romina Chiaras Faden auf, „und er meinte etwas von einem Nachbarn, der deinen Vater erkannt haben will. Kannst du uns die Hausnummer sagen?“ „Warum? Wollt ihr jetzt auf eigene Faust ermitteln?“ Die letzten Worte hatte er spöttisch ausgesprochen. Chiara wurde rot. „Allerdings, das wollen wir!“, antwortete Romina trotzig und das unausgesprochene „was dagegen?“ hing in der Luft.
„Also ich weiß ja nicht, ob das was bringt, aber versuchen könnt ihr es ja mal“, räumte Nils ein und Romina grinste breit. „Frau Carl, Ahornweg 15“ „Neben Kerner?“ „Ja“

Wieder auf der Straße war Chiara kaum ansprechbar. „Erde an Chiara, wir werden jetzt diese Frau Carl besuchen!“ „Du willst schon wieder bei Irgendjemanden klingeln?“ „Diese Frau beschuldigt deinen Schwiegervater in spe, ein Mörder zu sein, Chiara! Was ist, wenn er zu Nils’ und deiner Hochzeit nicht kommen kann, weil er lebenslänglich im Knast sitzt?“ „Haha“

„Was wollt ihr?“ Warum waren in dieser Straße alle so misstrauisch?
„Guten Tag, Frau Carl. Wir würden uns gerne mit ihnen unterhalten!“
„Worüber? Wer seid ihr?“ Die Frau war Ende 40, schätzte Romina. Sie hatte leicht ergraute Haare und ein knochiges Gesicht.
„Oh Entschuldigung! Mein Name ist Sarah Kerner und das hier ist meine Schwester Kim!“
„Kerner?“
„Ja, wir sind verwand mit....“ Rominas Stimme brach ab.
„mit Franz Joseph Kerner“, beendete Chiara.
„Oh. Mein Beileid!“
„Wir sind sehr schockiert...“
„Das ist ja auch verständlich!“
„.. Und deswegen würden wir gerne mit Ihnen reden. Der Kommissar hat uns Ihre Anschrift gegeben, weil sie den Mörder von... den Mann erkannt haben“
„Das muss sehr schwer für Sie sein“ Frau Carl find an, sie zu siezen. „Wenn Sie sich unterhalten möchten, kommen Sie doch herein!“
Romina grinste zufrieden in sich hinein. Ihr Trick, Chiaras geniale Idee, hatte funktioniert!

Als erstens mussten sie sich einen Vortrag über den verstorbenen Herrn Kerner anhören, mussten nicken und heulen. Chiara spielte ihre Rolle wirklich gut, schniefend fragte sie nach Taschentüchern und Frau Carl stand sofort auf um sie zu holen.
Dann mussten sie ihre genaue Verwandtschaft erklären. „Ich weiß ja, Herr Kerner hatte eine große Familie und hatte ja auch sehr viel Besuch, so ein sozialer und sicher auch sehr familiärer Mensch, der er war. Aber an Sie kann ich mich nicht erinnern“ „Wir waren lange nicht mehr hier“, fing Romina an, „das letzte Mal waren wir noch ganz klein“ „Wir wohnen nämlich jetzt in Luxemburg“, fiel Chiara ein, „unser Vater musste aus beruflichen Gründen umziehen. Deswegen haben wir Franz... wann haben wir ihn das letzte Mal gesehen, (fast hätte sie Romina gesagt), Sarah?“ Aber „Sarah“ fing wieder an zu schluchzen.
Endlich kamen sie auf den Mord zu sprechen. „Ja, ich habe einen Mann gesehen“, berichtete Frau Carl stolz. „Etwa ein Meter neunzig groß, relativ schlank, dunkle Haare hatte er, ja das habe ich erkannt, obwohl es dunkel war! Er sah aus wie Herr Peters. Das haben Sie ja sicher mitbekommen, es stand ja in allen Zeitungen, Herr Peters wohnt in dieser Straße, Nummer 8!“ „Sind Sie sicher?“, wimmerte Chiara. „Ja!“ „Kim, die Polizei hat ihn doch schon festgenommen!“, spielte Romina die belehrende ältere Schwester. Frau Carl widersprach nicht, obwohl Herr Peters nur vorläufig festgenommen war und in U-Haft saß. „Und ein Alibi hat er auch nicht?“, fragte Kim alias Chiara. „Nein, zu der Zeit behauptet er alleine zuhause gewesen zu sein“, berichtete Frau Carl, „und außerdem... also er hatte ja schon lange Streit mit Herrn Kerner. Ich kann Ihnen sagen...“ Wieder kam ein Bericht über die Auseinandersetzung der beiden, wie er schon in der Zeitung gestanden hatte, nur wesentlich ausführlicher. Es ging um das Schneefegen auf dem gemeinsamen Parkplatz aller Anwohner. „Wo haben Sie diesen Mann denn gesehen?“, fragte Chiara. „Er war schon auf Herrn Kerners Grundstück und ging zielstrebig auf sein Haus zu“
„Oh, ich bin ja so froh wenn der Mörder verurteilt ist!“, stieß Romina hervor. Die Nachbarin nickte mit verständnisvoller Miene.
Schließlich verabschiedeten sie sich und Frau Carl stellte sich für Nachfragen zur Verfügung.
Es war später Nachmittag. Vor sechs würden sie sicher nicht zuhause sein.

Außer Sichtweite mussten die Mädchen erst einmal lachen. Sie wiederholten Teile des Gespräches. Den ganzen Nachhauseweg verbrachten sie in vergnügter und munterer Stimmung, bis Chiara feststellte: „Viel Neues wissen wir über Mord aber nicht!“

Romina sagte zuhause nicht, wo sie die ganze Zeit gewesen war, behauptete einfach, sie wären nach der Schule zu Chiara gefahren, weil das Herumlungern im Ahornweg ja doch nichts brachte. Ihr Vater war zufrieden und erzählte, dass die Tatwaffe eine Stehlampe gewesen war. „Herr Kerner wurde erschlagen. Die Lampe traf seinen Kopf unglücklich. Er ist dann verblutet“ „Und außer Herrn Peters gibt es noch keine Spur?“ „Nein“

***​

„Wieso sollte Nils’ Vater so wütend auf seinen Nachbarn sein, dass er ihn erschlägt?“, regte sich Chiara auf am Donnerstag in der Schule auf, „es ging bei ihrem Streit doch nur ums Schneefegen!“ „Schon klar, reg dich ab. Tatsache ist, dass wir uns nach dem Besuch bei dieser Frau Carl zwar genausten ins Kerners Familie auskennen, aber weiter sind wir auch nicht gekommen!“ „Doch, wir wissen: Der Täter ist eins neunzig groß, hat dunkle Haare...“ „Falls es der Täter war. Mir ist da ein Einfall gekommen, Chiara! Was, wenn dieser Kerl, den Frau Carl gesehen hat, gar nicht der Mörder war?“ „Hör auf! Wer sollte sich denn sonst abends auf seinem Grundstück herumgetrieben haben?“ „Na gut. Also, heute noch mal Ahornweg?“ „Du weißt doch: Da bin ich immer dabei!“

Romina war recht mutlos. Dass sie heute eine Mathearbeit geschrieben hatten, auf die sie sich nicht vorbereitet hatte, weil sie Nachforschungen zum Mord angestellt hatte, verschlechterte ihre Laune zusätzlich. Chiara war dagegen fröhlich, sie stellte auf dem Weg munter die verrücktesten Vermutungen auf, warum jemand Herrn Kerner umgebracht haben könnte.
Als sie im Ahornweg ankamen, brachte Nils grade den Müll raus. Er winkte den Mädchen zu, die die Straße lang geschlendert kamen. „Na, was herausgefunden?“ Er schien auch gutgelaunt. „Ja, wir kennen jetzt Kerners Familienstammbaum auswendig!“, lachte Chiara und erzählte ein bisschen von ihrem Besuch bei Nils’ Nachbarin. Er musste auch lachen. „Das habt ihr Tatsächlich gemacht?“ „Ja, aber viel gebracht hat es uns ja nicht“, warf Romina ein. „Außer... wie groß, würdet ihr schätzen, ist dieser Typ da?“ Die anderen folgten Rominas Blick, die einen jungen Mann auf der anderen Straßenseite visualisierte. „Du meinst....“ „Also der Typ wohnt schon mal nicht hier“, stellte Nils fest, „das wüsste ich!“ „Autokennzeichen RZ“, las Chiara vor. „Das ist Ratzeburg“, wusste Nils. Die Mädchen sahen sich an. „Ratzeburg, da wohnt Franz Kerners Neffe“ „Er heißt Hugo“, grinste Romina, „bescheuerter Name!“ „Aber du meinst doch nicht, dass er...? Romina, du spinnst!“ „Erinnerst du dich nicht mehr, was Frau Carl meinte: Franz Kerner hatte Streit... ach nein, das war ja nicht mit Hugo“ Sie klang fast ein bisschen enttäuscht. Chiara dachte nach. „Nein, er hatte Streit mit Theodor, Hugos Vater, seinem Bruder. Es ging um das Erbe der Eltern“ Nils sah die beiden erstaunt an. Dann fing er an zu lachen. „Mein Gott, das hat die alte Carl euch alles erzählt?“ „Meinst du, das ist wirklich Hugo Kerner?“, fragte Romina. „Ich weiß nicht, wir können ja mal fragen!“ Das war nicht wirklich ernst gemeint. Chiara hätte sich auf die Zunge beißen können, als sie die Augen ihrer Freundin glitzern sah. „Oh nein!“

„Entschuldigen Sie“, sprach Romina den fremden Mann an. Sie hielt einen Kugelschreiber und einen Block in der Hand. „Mein Name ist Karina Bussmann und ich komme von der Tageszeitung“ „Du?“, der junge Mann sah sie mit gerunzelter Stirn an. „Ich mache dort grade mein Praktikum“, berichtete Romina. „Sind Sie ein verwandter des Verstorbenen?“ „Muss ich darauf antworten?“ „Heißt das ja? Ach bitte, ich möchte doch einen guten Artikel schreiben!“ „Zum Teufel ja, er war mein Onkel!“ „Und Ihr Name?“ „Was geht dich das an? Oder irgendjemanden in diesem Kaff?“ Er hatte eindeutig keine gute Laune. „Sagen Sie mir nur den Anfangsbuchstaben!“ „H“ „H wie Heinz, Hans, Hugo?“ Er stutzte vielleicht eine Sekunde. Vielleicht war es aber auch nur Einbildung. „Woher kommen Sie?“ „Ratzeburg“ „Wie lange sind Sie schon hier?“ „Seit heute“ „Wohnen Sie im Hotel?“ „Ja!“ „Was hatten Sie für ein Verhältnis zu Herrn K.? Ein gutes? Ein gestörtes?“ „Verdammt noch mal, wie das eben so ist mit einem Onkel!“ „Wie ist das, Ihre Mutter war seine Schwester?“ „Nein, mein Vater war sein Bruder“, er schien entnervt den Widerstand aufgegeben zu haben. „Was heißt ‚war’? Lebt er nicht mehr?“, stellte Romina sich dumm. „Doch, aber mein Onkel ist tot, wie du wissen solltest!“ „Und das Verhältnis der beiden Brüder?“ „Doch, gut“ „Gab es Probleme in der Familie?“ „Willst du etwa seine Familie verdächtigen, du dummes Kind? Der Täter ist doch schon längst gefasst!“ „Nein, natürlich nicht. Ich möchte nur einen Eindruck von dem Verstorbenen bekommen, etwas über den familiären Hintergrund wissen! Leben die Eltern noch?“ „Franz’? Nein, die sind vor etwa einem Jahr gestorben, beide“ „Auch Mord?“ „Nein, ein Unfall. Reicht das jetzt?“ Er war gereizt. „Ja. Danke für das Interview, Herr Kerner!“ „Ich heiße Berger“ „Dann eben Herr Berger“

„Und?“ Neugierig erwarteten Nils und Chiara Rominas Bericht. „Er heißt H. Berger, und ist der Neffe. Sein Vater war Franz’ Bruder, beide Eltern tot, bei einem Unfall vor einem Jahr gestorben. Wenn das nicht Hugo ist, weiß ich auch nicht! Jetzt hört euch meine Theorie an: Theodor und Franz, die beiden Brüder stritten sich um das Erbe der Eltern. Das meinte Frau Carl. Jetzt, nach einem Jahr, reicht es Theodor. Er schickt seinen Sohn, Hugo, um seinen Bruder umzubringen! Na, was sagt ihr?“ „Wieso bekommt er denn Hugos Anteil, wenn er ihn umbringt?“, fragte Nils, „wenn die beiden zerstritten waren, und die Familie so riesig war, hat Kerner seinen Bruder bestimmt nicht als Erben eingesetzt!“ Romina hatte eine Erklärung: „Vielleicht war das Testament der Eltern so unklar, dass das Geld noch gar nicht auf die Brüder verteilt wurde. Wenn die Eltern ihre beiden Söhne als einzige Erben eingesetzt haben, und einer stirbt...“ „...bekommt der andere bestimmt alles!“, ergänzte Chiara und klatschte vergnügt in die Hände. „Wenn Herr Berger seinen Bruder wirklich umgebracht hat“, überlegte Nils, „muss er sich ja schon länger in der Stadt befinden. Wir müssen also bloß in allen Hotels nachfragen!“ „Das ist doch bestimmt Datenschutz!“ Chiara fiel etwas ein: „Warte mal... Romina, macht Steffis Schwester nicht ihre Ausbildung in der ‚Stadtperle’?“ „Wer ist Steffi?“ „Ach ja, du kennst sie ja gar nicht. Ich kenne sie auch nicht gut. Sie ist eine Freundin von der Freundin von Karina“ „Gar nicht kompliziert“, stöhnte Romina. „Soll ich sie anrufen?“ „Du hast ihre Nummer?“ Chiara grinste und holte ihr Handy aus dem Rucksack.

„Es geht doch nichts über Connections“, jubelte Chiara nach dem Telefonat. Sie saßen in Peters’ Wohnzimmer. Nils hatte natürlich das Telefon zur Verfügung gestellt, schließlich war das Telefonieren vom Festnetzanschluss wesentlich billiger als vom Handy. „Was ist nun?“, fragte Romina gespannt. „Ich habe mit Steffis Schwester Jana gesprochen. Sie macht wirklich ihre Ausbildung zur Hotelfachfrau in der ‚Stadtperle’ und will morgen nachsehen, ob ein Herr Berger dort wohnt und wenn ja, wie lange!“ „Cool“ „Sie ruft mich morgen nach der Arbeit gleich an!“ „Andere Möglichkeiten als die ‚Stadtperle’ gibt es doch auch kaum“, stellte Nils fest, „wer in unserer Stadt ein Hotelzimmer nimmt, geht doch zur ‚Stadtperle’!“ „Können wir nicht einmal kurz in eure gelben Seiten gucken?“, schlug Romina vor. Er holte das Telefonbuch und zu dritt beugten sie sich darüber. Chiara las vor: „Übernachtung auf dem Reiterhof... na das wird dieser Berger bestimmt machen! Dann die ‚Residenz’... ach nein, das entspricht bestimmt nicht seinen Ansprüchen! Oder der ‚Dorfkrug’, aber der liegt ja viel zu weit außerhalb. Also ist die ‚Stadtperle’ das wahrscheinlichste!“ „Sehr klug kombiniert!“, grinste Nils.

***​

Am nächsten Tag, Freitag, in der Schule, piepte im Matheunterricht plötzlich Chiaras Handy. Sie wurde rot, entschuldigte sich und tauchte unter den Tisch um die SMS, die sie bekommen hatte, zu lesen. „Nils fragt, ob wir nach der Schule wieder zu ihm kommen!“, zischte sie Romina zu, die vor ihr saß. Die freute sich offensichtlich für ihre Freundin: „Mensch, das ist doch super! Er hat dir geschrieben!“ Von Chiara kam nur ein lang gezogenes „Jaaah“

„Du warst eine Ewigkeit in ihn verliebt, und jetzt, wo wir ihn endlich näher kennen lernen stellst du fest, dass du nichts mehr von ihm willst?“, rief Romina in der Pause erstaunt. „Pssst! Schrei nicht so! Ich weiß es ja selbst nicht...“ „Na wenn das keine gute Nachricht ist...!“

Als sie in den Ahornweg einbogen (diesmal mit Fahrrädern) kam ihnen Herr Lindner, Rominas Vater, entgegen. „Nein!“, rief er ärgerlich, „nicht ihr schon wieder! Was wollt ihr hier?“ „Reg dich nicht auf, Pa“, beruhigte Romina ihn, „wir besuchen einen Freund von uns, der hier in der Straße wohnt“ Er sah sie misstrauisch an. „Diesen Nils Peters? Wollt ihr ihn über den Fall ausquetschen?“ „Nein“, triumphierte Chiara, „er hat uns zu sich nach hause eingeladen!“ Oder was war die SMS sonst gewesen? „Na gut, ich glaub euch mal! Aber, Romina, wehe ihr mischt euch in meine Arbeit ein!“
„Wir haben nicht gelogen“, stellte Romina fest, „und wenn unsere Theorie stimmt und Hugo Berger der Täter ist, wird er noch froh sein, dass wir uns eingemischt haben!“ „Himmel, Romina, weiß du was das heißt? Das heißt, dass wir dann einen Mordfall aufgeklärt haben!“ Was für eine Vorstellung!

Nils begrüßte sie freudig. „Hi, kommt rein!“ Sie unterhielten sie sich in Nils Zimmer. „Wenn das wirklich alles stimmt...“, überlegte er, „dann wäre klar, dass mein Vater unschuldig ist!“ In diesem Moment klingelte Chiaras Handy. Vier Augen richteten sich auf Chiara, die zögernd abnahm. „Hallo?“, hauchte sie. „Hi Jana!“ Sie lauschte während Nils und Romina sie wie blöd anstarrten. „Wirklich? Seit Sonntag? Und du bist dir sicher? Genau, Hugo Berger!“ Atemlose Stille. „Warte einen Moment, Jana“ Chiara sah ihre Freunde an: „Seit Sonntag wohnt ein gewisser Hugo Berger in der ‚Stadtperle’!“ „Oh mein Gott!“, quietschte Romina. „Jana? Du glaubst nicht, was für einen großen Gefallen du uns damit getan hast!“, erklärte Chiara, „wirklich! Ja, ich weiß, du dürftest uns das gar nicht sagen.... Ja.... Schon klar....Ja, bis dann... Und danke noch mal!“

„Er war es“, flüsterte Romina, „er war es ganz bestimmt!“ „Und jetzt?“, fragte Chiara. „Ich rufe meinen Vater an! Sofort!“ „Nein, warte mal“, wandte Nils ein, „willst du das nicht vielleicht heute Abend machen, in Ruhe?“ Romina wollte nicht. Sie war viel zu aufgeregt und ungeduldig. Aber Chiara tröstete sie: „Komm, heute ist Freitag, da macht er ja vielleicht eher Schluss...“ Sie zuckte die Achseln.
Tatsächlich kam ihr Vater schon um sieben nach hause. „Wir kommen in diesem Fall einfach nicht weiter“, jammerte er, „Herr Peters bestreitet noch immer, etwas mit dem Mord zu tun zu haben und andere Hinweise haben wir nicht!“ „Pa“, sagte Romina und wählte ihre Worte sorgfältig, „was ist mit seiner Familie?“ Er winkte ab. „Was ist mit seinem Bruder, Theodor?“ Er sah wütend aus. „Woher weißt du das? Hast du etwa doch herumgeschnüffelt?“ „Warte, Pa, hör dir erstmal unsere Theorie an!“ Er atmete tief durch als müsse er sich beherrschen, nicht auszuflippen. Romina nutze die Chance, einfach zu erzählen: „Franz Joseph Kerners Eltern sind vor einem Jahr bei einem Unfall gestorben. Sein Bruder Theodor und er streiten um das Erbe, seit einem Jahr. Theodor reißt der Geduldsfaden, er schickt seinen Sohn Hugo, vielleicht nur, um Kerner zu drohen. Vielleicht kam es zum Streit und es war ein Versehen, vielleicht war es auch so geplant. Jedenfalls schlägt Hugo seinen Onkel mit dessen Stehlampe, dieser fällt hin und verblutet. Am Donnerstag zeigt sich Hugo Berger im Ahornweg und behauptet erst an diesem Tag angekommen zu sein. In Wirklichkeit aber hat er schon seit Sonntag ein Hotelzimmer in der ‚Stadtperle’!“ nach ihrem Vortrag sah sie ihren Vater gespannt an: „Was sagst du?“ Dieser war noch total baff. „Woher wisst ihr das alles?“, fragte er schwach. „Och, ein Gespräch mit dieser Frau Carl, die den Täter gesehen hat und eine äußerst geschwätzige Frau ist, eins mit Hugo Berger und eins mit einer Bekannten, die in der ‚Stadtperle’ ihre Ausbildung macht....“ „Jetzt noch mal von vorn und mit allen Einzelheiten!“ Und Romina begann....

***​

Sonntagnachmittag und es war warm. Gutgelaunt radelten Romina und Chiara in den Ahornweg. Sie machten sich einen Spaß daraus, möglichst auffällig an Frau Carls Haus vorbeizufahren, aber die war anscheinend nicht zuhause. Schade eigentlich! Wenn sie sehen könnte, wie vergnügt „Sarah“ und „Kim“ waren! Die klingelten jetzt bei Peters. Nils öffnete die Tür. „Hi!“, rief er erfreut, „was macht ihr denn hier? Kommt rein! Wisst ihr was Neues?“
Romina grinste. „Hugo Berger ist vorläufig festgenommen. Wegen dringenden Tatverdachts! Und sein Vater dürfte auch Besuch von der Polizei bekommen haben. Eigentlich müssen sie deinen Vater wegen mangelnden Beweisen wieder freilassen!“ „Wirklich?“ Er umarmte vor Freude erst Romina, dann Chiara und strahlte übers ganze Gesicht. Dann setzten sie sich mit Sekt in den Garten und stießen an. „Es ist doch jetzt nur noch eine Frage der Zeit, bis Berger überführt wird, oder?“, fragte Nils. „Na klar. Das überlassen wir einfach mal der Polizei und hoffen, dass es nicht schon wieder den Falschen trifft....“
Romina musste zugeben, dass sie selten so glücklich gewesen war wie an diesem Sonntagnachmittag, zusammen mit Chiara bei wunderbarem Wetter in Nils’ Garten sitzend, ein Glas Sekt in der Hand, und über den Mordfall plaudernd, den sie soeben aufgeklärt hatten – in einer Woche!

 

:sad: Ok, irgendwie n scheiß Titel.....
Kann man den noch ändern????

 

Hallo snoopy,

ich muss gestehen, dass ich deine Geschichte nicht bis zum Ende gelesen habe. Der Grund dafür liegt in der Art, wie du sie erzählst. Du ratterst deine Erzählung wie am Fließband runter, dementsprechend wirken auch die Dialoge lieblos. Deine Prot ist allein. In der nächsten Zeile ist die Freundin da. Nur ein paar Wörter weiter sind sie schon unterwegs. Plötzlich fahren sie Fahrrad...Unterbrochen von eben jenen Dialogen. Diese Vorgehensweise nimmt der Geschichte jegliches Leben. Lass ein paar Sachen einfließen. Beschreibe die Umgebung. Beschreibe deine Protagonisten. Vor allem gib ihnen ein Eigenleben. Zudem solltest du die Gesprächsfetzen nicht einfach aneinanderhängen. Das Zauberwort hier heißt: Zeilenumbrüche. Unterlege die wörtliche Rede mit ein paar Gesten. Beschreibe die Mimik der Sprechenden. So habe ich den Eindruck eines Schulaufsatzes.
Vielleicht hat deine kg auch nur zu Beginn diese Schwächen und ich tue der gesamten Geschichte unrecht, dann bitte ich um Aufklärung. Aber dennoch solltest du dir dann wenigstens den Anfang vornehmen.

Einen lieben Gruß...
morti

 

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