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Er
Sie lag neben meiner Brust und schlief.
So ruhig, als wenn nie was geschehen wäre und auf uns lag er: der Tiger.
Sein Gesicht war direkt vor mir, auch er schlief.
Seinem Gesicht nach schien es mir so, als wenn wir uns bereits vertraut sind, ich sah keinen Zweifel an ihm, dass er mir nicht vertrauen würde und es schien mir so, als wäre er glücklich.
Sie, meine, schlief tief. Sie schien Ihren Frieden gefunden zu haben.
Ich schaute auf das Gesicht vom Tiger und konnte mich nicht bewegen, zumindest habe ich es nicht versucht. Irgendwas in mir wollte einen Teil von ihm.
Ich schnitt ihm ein Stück Fleisch neben seinem Mund raus, ein kleines Dreieck, nicht groß. Ich tat ihm nicht weh, das wollte ich auch nicht. Ich schaute erneut auf sein Gesicht und starrte auf das kleine Loch, dass ich rausschnitt.
Plötzlich bewegte er sich, er schien aufzuwachen, das tat er ganz langsam, voller Frieden.
Als ich da jedoch so lag und ihn anschaute, fiel mir in einem Augenblick ein, dass ich den Tiger nicht kenne und er ein Raubtier ist. Ich starrte ihn weiter an und hielt das Skalpell bereit, nur falls.
Ein Auge öffnete sich und danach, das andere und er schaute mich kurz an, er schien mich zu kennen.
Er schien mir fremd, das muss er gemerkt haben, denn dann bemerkte er auch das Skalpell, dass in seine Richtung gezeigt hat.
Als er langsam, ein wenig den Kopf hob und mich wieder anstarrte, so wurde ich nervöser und ich konnte es selbst nicht sehen, aber ich fühlte ,dass meine Augen ihm nichts gutes sagen.
Als er erkannte, dass ich eine Gefahr sei, änderte sein Gesicht sich in nur einer Sekunde.
Seine Augen wurden groß und sein Mund öffnete sich leicht, doch man sah in seinen Augen nur einen kleinen weißen Punkt, umgeben voller Dunkelheit und seine Zähne schienen mir auf einmal so klein und schmal.
Als sei das was mir angst machen soll nicht seine Zähne, sondern seine Augen. Was mich nicht los lässt, war wie er mich angeschaut hat.
Als schien er selbst erschrocken, dass Ich, sowas tun würde.
Ihn verraten würde und ihn bedrohen würde.
Da hielt mein Atem an.
Ich wusste, dass das was geschehen wird, unvermeidbar ist.
Mein Herz raste und ich wusste plötzlich unter all diesem Stress, was zu tun war.
Ich schloss meine Augen und atmete durch.
Als ich sie öffnete, war Er verschwunden, und sie auch,
doch auch wenn ich Ihn nicht mehr sehe, weiß ich, dass er da ist.