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Ernährung ist alles

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11.11.2004
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Ernährung ist alles

Der Topf mit dem Grünkohl ließ sich kaum schließen. Sie kochte ihn auf Vorrat, so dass er mindestens drei Tage vorhielt. Drei Tage – das hieß, drei Tage garantierte zuckende Wollust, wenn sich sein Schwanz in ihr hin und her wand wie eine Liane und Stellen fand, die sie selbst von außen nicht erreichen konnte und die sie in höchste Erregung versetzten.
Irgendwann war sie darauf gekommen, dass die Ernährung in ihrem Sexualleben eine große Rolle spielte. Nicht, was sie aß, was ihr Mann aß, war ausschlaggebend. Aß er ein Steak, war er im Bett stürmisch und aggressiv, seine Stöße waren so hart, dass sie es noch am nächsten Tag spürte; setzte sie ihm Eier vor, waren sie langsam und ruhig, so dass sie dachte, sie würde vergehen, würde schmelzen...
Nachdem sie den Zusammenhang entdeckt hatte, war sie nicht mehr zu halten. Je nachdem, wonach ihr der Sinn stand, fiel der Mittagstisch aus. Montags bekam er Hühnerfrikassee, entsprechend herzhaft und bodenständig war der Sex. Am Dienstag gab es Porreesuppe mit Fleischklößchen, er gab sich vergnügt und sprunghaft, war zu Scherzen aufgelegt, die darin gipfelten, dass er sie an den schönsten Stellen mit Baileys übergoss, um ihn dann wieder abzulecken.
Mittwoch bekam er als Hauptgericht Grießpudding mit Kirschsuppe – die Nacht begann mit Sekt und endete früh um fünf, sie empfand sie allerdings als etwas oberflächlich. Deswegen gab es am Donnerstag Weiße Bohnensuppe, kräftig gewürzt mit Chili (er zog während des Essens zwischendurch die Luft ein, sie hatte am Chili wahrlich nicht gespart): Es war eine scharfe Nacht. Erst gingen sie ins Kino, wo er im Dunkeln nicht die Hände von ihr lassen konnte – sie hatte dafür extra ein kurzes Kleid angezogen und die Unterwäsche weggelassen – um dann nachher zu Hause über sie herzufallen wie ein ausgehungerter Stier. Sie stöhnte vor Begeisterung und bot sich ihm willenlos dar.
Freitag sollte er sich erholen – sie nicht, ihr ging es gut –, deshalb bekam er an diesem Tag nur ein leichtes, ausgewogenes Menü: Chinesische Gemüsepfanne auf der Basis von Walnussöl und Sojasoße. Die Nacht verlief entsprechend ruhig, er schlief in ihren Armen ein.
Samstag war er wieder bei Kräften, sie waren zum Essen eingeladen, und sie füllte seinen Teller mehrmals mit Austern, flößte sie ihm ein mit einem schalkhaften Lachen, bis er so satt war, dass sie befürchtete, es wäre zu viel des Guten gewesen. Aber in der Nacht war er ausdauernd und triebhaft, konnte ewig nicht genug bekommen, so dass schon hell wurde, als sie endlich voneinander ließen. Der Vergleich mit einer Dampflok fiel ihr ein – beständig und zuverlässig.
Sonntag beschloss sie, dass er einfach stillhalten sollte, während sie auf ihm ritt und allein bestimmte. Also gab es Sauerkraut mit Würstchen, dazu Kartoffelpüree.
„Ich lieb dich“, sagte er eines Tages beim Frühstück und zwinkerte ihr zu. Und ihr war nicht klar, ob er wusste, warum.

 

Hallo Vizande!

Da ich erstens triebhafte und zweitens listige Frauen mag, habe ich deine kleine Geschichte schmunzelnd gelesen. Zwar ist die Idee mit der aphrodisierenden Wirkung verschiedener Nahrungsmittel nicht neu, aber du setzt sie unterhaltsam und stilistisch einwandfrei um. Nur kann ich bei den genannten Speisen den Zusammenhang mit ihrer erotischen Wirkung nicht nachvollziehen, aber das ist auch nicht wirklich nötig. Danke für das nette literarische Amuse geule.

Chica

 

Hallo Vizande!

so dass es schon hell wurde

Wenn man (wie Chica) davon ausgeht, dass bestimmte Nahrungsmittel bestimmte aphrodisierende Wirkungen haben, kommt man bei dieser schönen kleinen Geschichte nicht weit. Weder das Aussehen noch die Inhaltsstoffe, denen üblicherweise luststeigernde Wirkung nachgesagt wird, spielen hier eine Rolle, würde ich sagen. Die Prot hat einfach durch Experimente herausbekommen, welches Essen wie auf ihren Mann wirkt und nutzt dies nun aus. Also nicht nachmachen - bei anderen Männern wirkt diese Zusammensstellung vermutlich nicht.

Die einzige Stelle, an der ich zu meckern habe:

„Ich lieb dich“, sagte er eines Tages beim Frühstück und zwinkerte ihr zu. Und ihr war nicht klar, ob er wusste, warum.
Mir ist nicht klar, ob beide überhaupt beim gleichen Thema sind. Was will er mit diesen Worten ausdrücken und was versteht sie unter diesen Worten?

Wenn er meint "Wir haben ein ausgefülltes Sexualleben", dann steht allerdings die Farge im Raum, ob er überhaupt weiss, wiesehr sie dieses steuert (Obwohl ich mal vermute, dass der Zusammenhang zwischen Würstchen und Reiterstellung z.B. auch einem Mann irgendwann eigenartig vorkommt.

Aber wenn er 'Ich lieb dich' in der üblichen Aussage meint, dann hat das doch mit der Beköstigung kaum etas zu tun. Oder sorgen die Nahrungsmittel auch für Treue und Zuneigung?

Lieben Gruss

Jo

 

Hallo jobär,
ich denke schon, dass Liebe und Essen zusammengehört.
Würstchen und Reiterstellung: war mir noch gar nicht aufgefallen!
Vielleicht gehts dem Mann ja auch so? Er freut sich einfach, dass
er so gut versorgt wird, in welcher Form auch immer?
Kann schon sein, dass er mit "ich lieb dich" meint, "danke für deine
umfassende Fürsorge, wenn ich auch nicht ganz durchschaue, was
du da machst"... :D

Wenn sie jetzt fragt, warum liebst du mich, wofür? - hätte ich
Diskussionen in die Geschichte mit einbauen müssen; wahrscheinlich
hätten die beiden sich am Ende beim Frühstück noch gestritten.
Und das hätte kein schönes Storyende gegeben...
Und: ganz recht, bei jeder Beziehung sind spezifische Zutaten nötig,
die bei anderen nicht wirken würden. Egal, worum es sich handelt.
Deswegen fand ich es nicht nötig, sie einzeln aufzuzählen; sie sind
nicht entscheidend. Man sollte sie nur kennen.

Lieben Gruß
Vizande

 

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